Krone des Schicksals (eBook)

. Historischer Roman
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2016 | 1. Auflage
560 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-2954-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Krone des Schicksals -  Richard Dübell
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Orphanus, der Einzigartige. Der bedeutendste Edelstein in der Reichskrone. Um kein anderes Juwel ranken sich so viele Legenden. Aus dem Blut und den Tränen der Jungfrau Maria soll er entstanden sein. Ein Zeichen göttlicher Legitimation soll er sein. Kaiser stehen und fallen mit diesem Stein. Und im Jahr 1208 verschwindet er ...

Als junger Mann stahl Walther von der Vogelweide einst den sagenumwobenen Edelstein Orphanus für seinen König Philipp von Schwaben. Er dichtete eines der bekanntesten Lieder über das Juwel und erklärte es darin zum Leitstern aller Fürsten. All das sollte dazu dienen, Philipps Herrschaft zu stabilisieren. Stattdessen endete sie in einer Katastrophe. Zwanzig Jahre später ist es Kaiser Friedrich, der den Stein für seine Zwecke nutzen will. Er zwingt Walther, sich auf die Suche zu machen. Eine hektische Jagd beginnt, deren Ausgang über das Schicksal des ganzen Reiches entscheiden könnte ...

Ein aufregender Abenteuerroman rund um die Machtkämpfe der Staufer und den berühmtesten Dichter des Mittelalters



Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Niederbayern und ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren Historischer Romane. Seine Bücher standen auf der Bestsellerliste des Spiegels und wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Mehr Informationen über den Autor finden Sie auf seiner Homepage: www.duebell.de

Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Niederbayern und ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut. Er zählt zu den beliebtesten deutschsprachigen Autoren Historischer Romane. Seine Bücher standen auf der Bestsellerliste des Spiegels und wurden in vierzehn Sprachen übersetzt. Mehr Informationen über den Autor finden Sie auf seiner Homepage: www.duebell.de

2.


Vier schwer bewaffnete Männer huschten durch den Bukoleon-Palast.

»Bist du sicher, dass er hier ist?«, fragte der erste.

»Der Spion war sich sicher«, erwiderte der zweite.

»Hauptsache, irgendwer ist sich sicher«, knurrte der dritte.

»Jedenfalls ist es nicht sicher, hier länger zu bleiben als unbedingt nötig!« Die Stimme des vierten Mannes klang ein wenig dumpf, als käme sie unter einem Eimer hervor.

Vor wenigen Minuten hatten sich hier im Palast zwei Kaiserinnen den französischen Soldaten ergeben und um ihr Leben und das ihres Hofstaates gefleht. Jetzt waren die Plünderer am Werk, rissen seidene Wandvorhänge herunter, schlugen silberne und goldene Leuchter in Stücke, zerrissen Bücher und schnitten die Edelsteine aus ihren Buchdeckeln. Statuen aus Alabaster zersprangen auf dem Boden, kunstvoll bemalte Wandschirme lagen in Fetzen, Mobiliar mit Intarsien aus Elfenbein und Ebenholz wurde zerschmettert. Draußen erklang das Geheul des entfesselten Mobs – der französischen und venezianischen Soldaten, die die Stadt vergewaltigten.

Dies war ein Kreuzzug, ein heiliger Krieg gegen die Dekadenz des byzantinischen Imperiums, das sich eingebildet hatte, die Nachfolge Roms anzutreten. In einem Kreuzzug standen die Guten und Bösen von vornherein fest. Die Bösen waren die anderen. Man musste sich das vor Augen halten, wenn man Zeuge wurde, wie die Guten all das schändeten, was schön und edel war, draußen in den Gassen Frauen, Kinder und Greise erschlugen und die Nonnen in den Klöstern quälten.

Die Gesichter der vier Männer waren grimmig. Sie wichen den Plünderern aus und bahnten sich ihren Weg durch Seitengänge des Palastes. Die Fensteröffnungen ließen den Feuerschein der brennenden Stadt herein. Im roten Licht zuckten die Schatten. Hier und da lagen ganz stille Schatten; wenn man an ihnen vorbeilief, klebten die Stiefelsohlen in erstarrenden Pfützen fest. Trümmerstücke lagen herum, enthauptete Heiligenfiguren, zerbrochene Schmuckwaffen. An den Wänden klebten stinkende braune Schmierstreifen.

Der erste der vier Männer trug ein Schwert an der Seite, einen Dolch und eine Axt im Gürtel. Er war barhäuptig. In einer Hand hielt er statt eines Schildes seinen Helm. Die Kapuze des Panzerhemdes bauschte sich um seinen Hals. Er bog um eine Ecke, prallte zurück, hielt die anderen drei Männer auf und presste sich einen Finger auf die Lippen.

»Was ist?«, hauchte der zweite. Er war drahtig wie ein Windhund und ebenfalls mit einem Schwert bewaffnet. Auf seinem Waffenrock prangte ein golden eingesticktes Kreuz, um seinen Hals hing ein ebenfalls goldenes Kruzifix, und sein Haar war kurz geschnitten wie das eines Geistlichen. In den Knauf seines Schwerts war ein Edelstein eingearbeitet.

»Venezianer«, erklärte der erste Mann. Sein Name war Heinrich von Kalden. Eine Menge Menschen in seiner Heimat wären verblüfft gewesen, hätten sie gewusst, dass er hier war. Heinrich von Kalden war der Hofmarschall des deutschen Königs.

Der zweite Mann hieß Gerold von Waldeck und war Domherr in Freisingen. Er war der Einzige, der so etwas wie ein Wappen auf seiner Tunika trug: das goldene Kreuz. Auf den Kitteln der anderen drei Männer konnte man die fehlfarbenen Stellen sehen, wo sie ihre aufgenähten Wappenzeichen entfernt hatten. Niemand sollte wissen, wer sie waren.

»Der Teufel soll die Venezianer holen«, flüsterte Domherr Gerold.

Nicht nur Soldaten streiften auf Beutesuche durch Konstantinopel. Die Lagunenrepublik hatte ihre ganz eigenen Agenten auf den Kreuzzug mitgeschickt. Sie waren unbewaffnet, weil sie ein halbes Dutzend Elitesoldaten um sich hatten, die sie schützten, und weil sie die Hände frei haben mussten für die Listen, die sie mit sich schleppten.

Diese Venezianer waren Aasgeier. Sie waren von der Serenissima abkommandiert worden, um inmitten der ziellosen Plünderung jene Dinge an sich zu bringen, die auf den Listen verzeichnet waren. Die Listen stammten von Spionen in Konstantinopel und waren bereits vor Monaten nach Venedig gemeldet worden, als Konstantinopel noch geglaubt hatte, mit dem Rest der Christenheit gut Freund zu sein. Die Venezianer hatten die Erlaubnis, jedes beliebige Beutestück zu konfiszieren, wenn es sich auf einer Liste fand. Es war Teil der Abmachung mit den Anführern des Kreuzzugs, einer Vereinbarung, die dazu geführt hatte, dass die Kreuzritter bequem auf venezianischen Schiffen hierher gekommen und dass ihre Reihen durch die gut ausgebildeten venezianischen Soldaten verstärkt worden waren.

Für den Fall, dass ein siegestrunkener Plünderer ein Beutestück nicht hergeben wollte, waren die Elitesoldaten zur Stelle. Wer sich hartnäckig weigerte, musste die Erfahrung machen, dass man bei der Plünderung einer Stadt auch dann zu Tode kommen konnte, wenn der Widerstand des Gegners längst erloschen war und man eigentlich geglaubt hatte, es mit Verbündeten zu tun zu haben.

Auf den Listen standen die Dinge, die wirklich wertvoll waren – antike Schätze, Kunstgegenstände, Reliquien, Besitzdokumente, Handelsverträge. Der größte Schatz von allen stand nicht darauf, weil der venezianische Spion, der ihn entdeckt hatte, seine Information an jemanden weitergegeben hatte, der noch besser zahlte als die Serenissima.

Die vier Männer hatten den Auftrag, sich diesen Schatz zu holen. Ihrem Auftraggeber ging es dabei nicht um Vermögen. Der Schatz besaß die Macht, ein zerfallendes Reich zu retten.

Heinrich von Kalden, der Anführer der vier, raunte: »Wir müssen uns beeilen, sonst findet am Ende noch jemand anderer das verdammte Teil. Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich die Einzigen sind, die darüber Bescheid wissen.«

Seine Begleiter nickten. Der dritte Mann trug langes dunkelblondes Haar. Er hatte sich wie der Hofmarschall die Panzerkapuze abgestreift. Die Hitze der brennenden Stadt ließ einem den Schweiß in Strömen in die Augen rinnen; unter einem Helm wäre man halb erstickt. Das hinderte den vierten Mann nicht daran, trotzdem voll gerüstet zu sein, mit übergestreifter Panzerkapuze, Panzerfäustlingen an den Händen, einem blanken Schild in der einen Hand und einem Streitkolben in der anderen. Er hatte sich einen Topfhelm übergestülpt, hinter dessen Sehschlitzen seine Augen funkelten.

»Was sagt er?«, klang seine Stimme dumpf unter dem Helm hervor.

Der dritte Mann neigte sich ihm zu und zischte: »Nimm endlich das Ding ab, Saladin, bevor du noch umfällst!«

»Ich fühle mich ausgezeichnet unter diesem Helm«, sagte der Mann namens Saladin würdevoll. Sein eigentlicher Name war Otto von Herneberch, Graf von Botenloube. Die meisten seiner Besitztümer lagen im Heiligen Land, was ihm den Spottnamen eingetragen hatte. Nur vier Menschen war es erlaubt, ihn damit aufzuziehen: Heinrich von Kalden, Gerold von Waldeck, dem amtierenden deutschen König Philipp von Schwaben und Walther von der Vogelweide, dem bekannten Sänger. Auch Otto von Herneberch hatte sich als Sänger einen Namen gemacht. Ungewöhnlicherweise hatte dies der Freundschaft zwischen ihm und Walther keinen Abbruch getan; sie war über den üblichen Kollegenneid erhaben.

Walther von der Vogelweide war der dritte Mann der kleinen Gruppe.

Sie schlichen auf Zehenspitzen an dem Raum vorbei, in dem einer der venezianischen Aasgeier mit seiner Eskorte stand und seine Liste studierte. Schließlich erreichten sie eine Kapelle in einem Seitenflügel des Palastes. Die Plünderer waren auch hier gewesen. Sie hatten selbst vor den drei Sarkophagen nicht haltgemacht, die an einer Seite standen. Mumifizierte Leichenteile lagen verstreut herum, zwei Heiligenfiguren fehlten die Hände, in denen sie wahrscheinlich vergoldete Symbole ihres Patronats gehalten hatten. Nur eine Ikone der Muttergottes war verschont worden. Sie war kunstlos gemalt, statt Blattgold hatte der Künstler ein dumpfes Gelb verwendet, das wuchtige Holzbrett, welches das Bild trug, war wurmstichig und verzogen. Der Maler hatte der heiligen Maria eine Träne auf die Wange gemalt; es war das einzige Detail, welches erahnen ließ, dass der Erschaffer dieses Kunstwerks etwas von seinem Handwerk verstanden hatte.

Der Domherr bekreuzigte sich.

Heinrich von Kalden streckte sich und nahm das Gemälde von der Wand. Hinter dem Bild fand sich eine Mauernische, und in der Nische stand ein Schmuckkästchen. Heinrich brachte es an sich.

»Donnerwetter!«, sagte Walther.

»Jesus sei Dank!«, sagte Domherr Gerold.

»Habt ihr was gefunden?«, fragte der Graf von Botenloube, der in die falsche Richtung schaute. Walther drehte seinen behelmten Kopf ungeduldig herum. »Oha!«

Heinrich wirkte unsicher. »Soll ich’s aufmachen?«

»Willst du es erst zu Hause öffnen und dann feststellen, dass ein vergammelter Fingernagel von einem x-beliebigen Leichnam drinliegt, den irgendein Betrüger als eine Reliquie des heiligen Nikolaus verkauft hat?«, fragte Gerold.

»Als Domherr solltest du nicht so despektierlich sprechen, Hochwürden.«

»Ich hab schon jede Menge Reliquien eingekauft, ich weiß, wovon ich rede.«

»Was hat er gesagt?«, fragte Otto von Herneberch. »Es ist nur ein Fingernagel drin?«

»Ich schwöre, ich nagle ihm den Helm auf den Schädel, wenn das so weitergeht!«, rief Walther.

Heinrich von Kalden öffnete das Kästchen. Es war nicht verschlossen gewesen. Sie beugten sich alle darüber. Otto von Herneberch stieß mit Walther von der Vogelweide zusammen und zerrte sich endlich auch den Helm vom Kopf. Er rutschte ihm aus den mit Schild und Streitkolben bewehrten Händen und schepperte auf den Boden. Otto beachtete ihn nicht. Er zog den Atem...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerroman • Deutschland • Epischer historischer Roman • Geheimorden • Heiliges Römisches Reich • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Kaiser • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • König • Kreuzzüge • Krone • Mittelalter • Mittelalter (8.-15. Jh.) • Rebecca Gable • Tanja Kinkel • Walther von der Vogelweide • Warringham
ISBN-10 3-7325-2954-1 / 3732529541
ISBN-13 978-3-7325-2954-4 / 9783732529544
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