Gryphony, Band 4 - Der Fluch der Drachenritter (eBook)
256 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47753-1 (ISBN)
Michael Peinkofer wurde 1969 geboren. Er liebt es, sich fantastische Geschichten auszudenken, und hat bereits über 100 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben, darunter die 'Sternenritter'-Abenteuer, die 'Orks'-Saga und die 'Gryphony'-Reihe. Mit einer Gesamtauflage von über 3,5 Mio. Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Michael Peinkofer lebt mit seiner Frau und seiner Tochter im Allgäu.
Michael Peinkofer wurde 1969 geboren. Er liebt es, sich fantastische Geschichten auszudenken, und hat bereits über 100 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben, darunter die "Sternenritter"-Abenteuer, die "Orks"-Saga und die "Gryphony"-Reihe. Mit einer Gesamtauflage von über 3,5 Mio. Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Michael Peinkofer lebt mit seiner Frau und seiner Tochter im Allgäu.
Im Schlaf
Ihr Picknick hatte nicht lang gedauert.
Der heftige Ostwind hatte dafür gesorgt, dass sich die Wolken verdichteten. Bald war dann auch kräftiger Regen niedergegangen, der Melody und Roddy vom Aussichtspunkt vertrieben hatte. Melody hatte das nichts ausgemacht – sie hätte ohnehin keine Ruhe mehr gefunden.
Den Abend verbrachte sie damit, Granny Fay beim Sortieren von Rechnungen zu helfen. Obwohl diese Arbeit Konzentration erforderte, war Melody nicht mit den Gedanken dabei. Mehrfach lochte sie Blätter auf der falschen Seite oder brachte die Buchstaben des Alphabets durcheinander.
„Was ist denn heute los mit dir, Kindchen?“, erkundigte sich Granny Fay und sah Melody über die Ränder ihrer Lesebrille hinweg an. „Nur damit das klar ist – ich bin die Ältere von uns beiden. Wenn einer von uns zerstreut sein darf, dann bin ich das.“
„Ich weiß.“ Melody nickte. „Bitte entschuldige.“
„Aber nicht doch – ich muss mich entschuldigen. Rechnungen für die Steuererklärung zusammenzusuchen ist schließlich keine angemessene Beschäftigung für einen Geburtstag!“
„Nein, das ist völlig in Ordnung“, versicherte Melody. „Ich helfe dir doch gerne, Granny. Nur …“
„… nicht gerade heute“, brachte ihre Großmutter den Satz zu Ende und nickte entschieden. „Das kann ich gut verstehen. Warum bist du nicht mit Roddy zusammen?“
„War ich doch schon heute Nachmittag“, erwiderte sie. „Außerdem wollte er unbedingt nach Hause an seine Spielkonsole und den zweiten Teil von Zombie Samba zocken.“
„Und was ist mit den anderen Kids aus der Schule?“
„Kids?“ Melody hob die Brauen.
„Sagt ihr jungen Leute das denn nicht so?“
„Eigentlich nicht.“
„Na ja, du weißt, was ich meine. Seit diese schreckliche Pute Ashley McLusky nicht mehr an eurer Schule ist, ist doch alles viel besser geworden, oder nicht?“
Melody nickte – das stimmte allerdings. Nachdem Ashleys Vater ins Gefängnis gekommen war, war das McLusky-Anwesen verkauft worden. Ashley und ihre Mutter waren zu Verwandten aufs Festland gezogen. Ashleys Clique, die Melody so zu schaffen gemacht hatte, hatte sich daraufhin aufgelöst. Und sogar Monique und Kimberley, die früher immer als Ashleys Klone durch die Gegend gelaufen waren, wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben.
„Nur weil sie mir nicht mehr das Leben zur Hölle machen, heißt das nicht, dass ich mit ihnen meinen Geburtstag feiern möchte“, erklärte Melody.
„Und Colin?“, fragte Granny Fay.
Melody spürte einen Stich im Herzen.
„Was soll mit ihm sein?“
„Wäre es anders, wenn er noch hier wäre?“
„Nein“, sagte Melody rasch und entschieden. Es stimmte schon, dass Colin Lefay, der junge Franzose, der im vergangenen Jahr neu in ihre Klasse gekommen war, ihr außerordentlich gut gefallen hatte. Sie hatte sich sogar ein bisschen in ihn verguckt. Was Granny Fay nicht wusste, war, dass Colin in Wahrheit zum Drachenorden gehört und Melody die ganze Zeit über nur etwas vorgemacht hatte. Wie sollte Granny Fay das auch ahnen? Sie wusste ja nichts von Greifen und Drachen und von der schrecklichen Bedrohung, die über der Menschheit geschwebt hatte.
„Und doch ist es schade, dass er so mir nichts, dir nichts verschwunden ist“, meinte Granny und seufzte versonnen. „Er war so ein gut aussehender junger …“
„Wenn ich es mir recht überlege, bin ich doch schon ziemlich müde“, meinte Melody. Sie gähnte und streckte sich demonstrativ. „Ich glaube, ich gehe heute lieber zeitig zu Bett, damit ich morgen in der Schule gut ausgeruht bin.“
„Gut ausgeruht in der Schule?“ Granny Fays Blick wechselte von amüsiert zu prüfend.
„Warum nicht?“, meinte Melody achselzuckend, während sie sich erhob. „Schließlich bin ich ein Jahr älter und vernünftiger geworden, oder etwa nicht?“
„Das … stimmt wohl“, meinte ihre Omi verblüfft.
Melody umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die rosige Wange. Dabei sog sie den Duft von Pfefferminz und Lavendel ein, der ihre Granny stets umgab und den sie so an ihr liebte. Dann wünschte sie ihrer Großmutter eine gute Nacht und ging nach oben in ihr Zimmer.
In ihrem Inneren herrschte Chaos.
Nicht wegen Colin – dass Morgana le Fayes Sohn sie getäuscht und verraten hatte, ärgerte sie zwar noch immer, aber es tat nicht mehr weh. Die seltsame Begebenheit vom Nachmittag hingegen wollte ihr nicht aus dem Kopf.
Es war, als hätte der stürmische Ostwind ihr eine Botschaft von Agravain zugetragen. Doch es war eine Nachricht, deren Bedeutung sie nicht verstand. Sie war so beunruhigt. Dass sie mit Agravain keinen Kontakt aufnehmen konnte, brachte sie fast um den Verstand.
Beim Zähneputzen blickte ihr im Spiegel ein blasses, sommersprossiges Gesicht ratlos entgegen. Und als sie sich schließlich im Bett unter die Decke wühlte, war das seltsame Gefühl noch immer da. Melody lauschte dem Wind, der heulend um das Stone Inn strich, und dem Regen, der gegen das Fenster prasselte, und schlief irgendwann ein.
Als sie die Augen wieder aufschlug, erlebte sie eine Überraschung. Denn sie lag weder in ihrem Bett noch war sie in ihrem Zimmer. Stattdessen stand sie in ihrem Schlafanzug aus kariertem Flanell inmitten eines Kreises hoch aufragender Steine, über dem sich ein glitzerndes Sternenzelt spannte.
Melody erkannte den Ort sofort wieder: Es war der Steinkreis, der sich unweit des Stone Inn am Waldrand befand – eine Hinterlassenschaft aus grauer Vorzeit. Schon die keltischen Druiden hatten hier ihre Rituale abgehalten. Und dies war auch der Ort, an dem Melody das Ei gefunden hatte, aus dem später Agravain geschlüpft war.
„Melody?“
Als sie die Stimme des Greifen in ihrem Kopf hörte, fuhr Melody unwillkürlich herum.
Da stand er. Der Anblick seiner majestätischen Gestalt verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Agravain war nicht mehr gewachsen seit ihrer letzten Begegnung. Trotzdem wirkte er eindrucksvoller und Ehrfurcht gebietender als je zuvor. Die Schwingen hatte er eng an seinen Körper gelegt, das Haupt mit dem furchterregenden Schnabel war hoch erhoben. Aus seinen Augen jedoch sprachen Freundschaft und Zuneigung.
„Agravain!“
Melody konnte nicht anders, als die Arme um seinen Hals zu schlingen und sich an das weiche Gefieder zu schmiegen. Der Greif senkte den Kopf und gab ein leises, freundliches Gurren von sich.
„Hallo, Melly.“
„Wie … wie ist das möglich?“, fragte Melody. Sie löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück und sah ihn staunend an. „Wie kannst du plötzlich hier sein?“, fügte sie hinzu. „Und wie komme ich überhaupt hierher? Bin ich etwa schlafgewandelt oder so was?“
„Keine Sorge“, versicherte er. „Du bist nicht wirklich hier. Ebenso wenig wie ich. Es ist …“
„… Greifenzauber“, sagte sie.
Agravain nickte. Melody war seine Reiterin und ihre Seelen waren miteinander verbunden. So wie jetzt waren sie einander allerdings noch nie begegnet – gewissermaßen im Schlaf …
„Verzeih, liebe Freundin, ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Hast du nicht“, versicherte sie lächelnd. „Ich bin froh, dich zu sehen.“
„Ich bin auch froh, dich zu sehen – und doch wünschte ich, es müsste nicht sein.“
„Wieso? Was ist?“ Melody fühlte Furcht in sich aufsteigen. Plötzlich dachte sie wieder an den zurückliegenden Nachmittag, an die unheilvolle Ahnung, die der Wind herangetragen hatte.
„Gwynneth“, sagte Agravain nur.
„Was ist mir ihr?“, fragte Melody erschrocken. „Geht es deiner Gefährtin nicht gut?“
„Ein neues Leben ist in ihr erwacht“, erwiderte der Greif.
„Sie …?“ Melody brauchte einen Moment, um zu begreifen, was das bedeutete. „Ihr bekommt ein Baby?“
„Ein Ei“, verbesserte Agravain nickend.
„Natürlich, entschuldige. Aber das … das ist ja großartig!“, rief Melody und wollte den Freund abermals umarmen. Doch seltsamerweise schien sich Agravain keineswegs zu freuen.
„Das sind doch gute Nachrichten, oder?“, fragte sie verunsichert.
„Ja und nein“, gab der Greif zu, und in diesem Moment konnte sie ganz deutlich spüren, was er empfand. Es war dasselbe Gefühl, das sie auch schon am Nachmittag verspürt hatte, als der Windstoß sie getroffen hatte. Nur dass es diesmal noch sehr viel heftiger war.
Agravain hatte Angst!
„Was ist los?“, fragte Melody einfühlsam und streckte die Hand aus, um Agravain sanft zu streicheln.
„Irgendetwas stimmt nicht“, erwiderte der Greif ernst.
„Mit Gwynny und dem Baby?“, fragte Melody. „Ich meine, mit dem Ei“, verbesserte sie sich rasch. Das alles war ein bisschen verwirrend …
„Auch“, antwortete Agravain. „Aber das allein ist es nicht. Es droht Gefahr, Melody. Uns allen: Gwynneth und mir – und auch euch Menschen.“
„Wie kann das sein?“ Melody legte die Stirn in Falten.
„Ich weiß es nicht.“
„Aber du bist dir ganz sicher?“
„Allerdings, liebe Freundin“, erwiderte Agravain. Er senkte das Haupt und sah Melody durchdringend an.
„Verzeih“, sagte sie. „Das war eine blöde Frage. Natürlich bist du dir sicher, sonst wärst du ja nicht...
Erscheint lt. Verlag | 21.9.2016 |
---|---|
Reihe/Serie | Gryphony |
Gryphony | |
Illustrationen | Helge Vogt |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | ab 10 Jahre • Abenteuer • Action-reich • Buch • Bücher • Drachen • Fantasie • fantastisch • Fantasy-Abenteuer • Fluch • Freundschaft • Freundschaftsgeschichte • Geschenk • Geschenkidee • Greif • Greifen • Held-in • Kinder-Buch • Legende der Wächter • Lesen • Literatur • Mädchen • Mädchen-und-Jugen • Magie • Reihe • Ritter • Serie • spannend • Spaß am Lesen • Tier • Tier-Fantasy • Vorlesen |
ISBN-10 | 3-473-47753-2 / 3473477532 |
ISBN-13 | 978-3-473-47753-1 / 9783473477531 |
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