Ich schenke euch ein neues Herz -  Jürgen Werth

Ich schenke euch ein neues Herz (eBook)

Das Buch zur Jahreslosung
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
144 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22858-8 (ISBN)
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Jedes Jahr begleitet die Jahreslosung Christen aller Konfessionen auf der ganzen Welt. Der bekannte Autor und Liedermacher Jürgen Werth schreibt über das Wort für 2017, 'Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch' (Hesekiel 36,26), und zeigt dem Leser, welche Schätze darin verborgen liegen. Er untersucht den biblischen Zusammenhang des Verses, erzählt aus seinem eigenen Leben und zeigt dabei ganz praktisch, was dieser Vers heute bedeuten kann.

Jürgen Werth war bis 2014 Vorstandsvorsitzender bei 'ERF Medien' und ist als Liedermacher, Moderator und Autor unterwegs. Viele seiner Lieder haben sich zu Klassikern entwickelt. Und auch im Geschichtenerzählen hat er es zur Meisterschaft gebracht. Jürgen Werth ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Jürgen Werth war bis 2014 Vorstandsvorsitzender bei "ERF Medien" und ist als Liedermacher, Moderator und Autor unterwegs. Viele seiner Lieder haben sich zu Klassikern entwickelt. Und auch im Geschichtenerzählen hat er es zur Meisterschaft gebracht. Jürgen Werth ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

4  Und wer bin ich?


Wir wohnten im 3. Stock, damals, als ich 15 oder 16 war und meine Füße noch unter Papas Tisch streckte. Unsere Wohnung heizten wir mit Kohleöfen. Die Kohlen waren im Keller, also vier Stockwerke unter uns. Es gab natürlich mehrere Kohleöfen und ihr Hunger schien unersättlich. Sah ich ein oder zwei leere Kohlenschütten vor der Wohnungstür stehen, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte. Manchmal versuchte ich mich dann heimlich nach oben zu schleichen. Oben, also im 4. Stock, war meine Bude. Irgendwann dann aber drang die Stimme meiner Mutter durch die Musik der Beatles und der Kinks, die ich vorsorglich schon ein bisschen lauter gestellt hatte. „Holste bitte mal Kohlen rauf?“ Ein paar Minuten versuchte ich, diese unangenehme Aufforderung zu überhören. Schließlich aber stand sie in meiner Bude. „Hörst du nicht?“

Natürlich hatte ich gehört, aber ich wollte nicht hören. „Kann das nicht mal jemand anders machen?“, maulte ich. Aber wer außer mir hätte das schon machen können? Mein Bruder war zu klein, mein Vater im Büro und meine Mutter – na ja, so ein bisschen was von einem Kavalier hatte man mir denn doch anerzogen.

So ließ ich mich also erweichen, nahm die beiden leeren Kohlenschütten, stiefelte vier Stockwerke runter in den kalten und ein bisschen unheimlichen Keller, füllte die Kohlenschütten auf, machte mir dabei Finger und Hemd schmutzig und schleppte das Ganze missmutig wieder nach oben. Unterwegs traf ich meinen Vater. Der kam gerade vom Büro zurück. Ich setzte ein Gesicht auf, das ihm deutlich machen sollte, welch unwürdige Tätigkeit ich hier wieder mal zum Wohl der Familie verrichtete. Zur Verstärkung murmelte ich noch ein ärgerliches: „Immer muss ich die blöden Kohlen aus dem Keller holen.“ Manchmal lächelte mein Vater dazu. Manchmal ärgerte er sich. Und einmal sagte er den Satz, der mich die nächsten Wochen immer wieder mal beschäftigen sollte, nämlich:

„Und du willst Christ sein!“

Das saß. Ich ging zum CVJM, war dort Mitarbeiter. Ich ging sonntags zur Kirche. Ich beschäftigte mich mit der Bibel. Ich betete. Das alles war meinen Eltern damals noch ein bisschen fremd. Ihr Sohn war Christ, okay. Aber wenn das schon so war, dann sollte er sich bitte schön auch entsprechend benehmen und die Kohlen aus dem Keller holen, ohne eine Fleppe zu ziehen.

„Und du willst Christ sein!“

Den Satz bekam ich immer wieder mal um die Ohren gehauen, auch von Klassenkameraden. Komisch, dachte ich zuweilen, jeder scheint ganz genau zu wissen, was ein Christ ist, wie er sich zu benehmen hat, was er zu tun und zu lassen hat. Ein Christ – das war für sie offensichtlich einer, der immer gut gelaunt war, hilfsbereit und engagiert, ehrlich und anständig. Einer ohne egoistische Hintergedanken, mit einem durch und durch reinen Herzen. Und mit einer sauberen Weste. Ein Gutmensch ohne Fehl und Tadel. Winnetou, Old Shatterhand und Mutter Teresa in einer Person.

Dabei kannte ich mein Herz.

Manchmal, ich geb’s ja zu, durchzuckte mich der Gedanke: Ich will kein Christ mehr sein. Ich schaff das nicht. Die Erwartungen sind zu groß. Die Erwartungen der anderen und meine eigenen Erwartungen. Von den Erwartungen Gottes ganz zu schweigen.

Ich habe es nicht gelassen damals, bis heute nicht gelassen, nicht zuletzt deswegen, weil mir irgendwann klar wurde, dass das Christsein im Grunde etwas ganz anderes ist, als ein guter Mensch sein zu wollen. Einer meiner Freunde hat mir damals einen Satz gesagt, der alles auf den Kopf stellte, nämlich: „Christen sind nicht besser, Christen haben es besser.“ Oder: Christen haben kein reines Herz. So wenig wie andere Leute. Aber sie kriegen eins. Immer wieder.

Wie David. Zum Beispiel. Das Alte Testament erzählt von ihm. David war der Sohn eines Viehzüchters, aber er sollte der zweite König des Volkes Israel werden. David war ein Liederdichter. Viele der Psalmen stammen aus seiner Feder. Ein Politiker also und ein Künstler. Eine eigenwillige Kombination.

Als König residierte David in Jerusalem, der Hauptstadt seines Reiches. Er hatte alles, was man als König zu haben hat: Macht, Reichtum und Menschen, über die er verfügen konnte. David hatte schon eine Frau. Eines Tages aber beobachtete er vom Dach seines Palastes die rituelle Waschung einer schönen jungen Frau. David war wie vom Blitz getroffen. Die muss ich haben, schoss es durch seinen Kopf. Kein Problem. Er war der König. Die Frau hatte zu kommen, und er schlief mit ihr. Die Frau wurde schwanger. Auch das wäre kein Problem gewesen, wenn, ja, wenn die Frau nicht auch verheiratet gewesen wäre. David hatte Ehebruch begangen und den hatte der Gott, an den David glaubte, verboten.

Was tun? David dachte sich eine List aus. Der Mann seiner Geliebten war Soldat und gerade in einen Krieg verwickelt mit einem der Nachbarvölker. David, ganz der großzügige König, gewährte ihm ein Wochenende Heimaturlaub – für besondere Verdienste sozusagen. Der gehörnte Ehemann kam. Trotzdem ging die Rechnung nicht auf. „Ich kann nicht bei meiner Frau schlafen, wenn meine Kameraden im Staub lieben“, sagte er und übernachtete im Freien, worauf David einen Schritt weiter ging. Er versetzte den Soldaten in die erste Kampfreihe – ein beinahe sicheres Todesurteil. Diesmal ging der Plan auf. Der Soldat wurde erschlagen. Die Frau gehörte endgültig ihm. Niemand würde etwas merken.

Das ging gut, solange es gut ging. Eines Tages nämlich kam ein weiser Mann zu David, ein Prophet. Gott hatte ihn geschickt. Dieser Prophet erzählte dem König eine typisch orientalische Geschichte. Ein reicher Mann kam in dieser Geschichte vor, einer, der eine große Herde besaß, und ein armer Mann, der nur ein einziges Schaf besaß. Nun, so erzählte der weise Mann, bekam der Reiche eines Tages Besuch. Dem hatte er einen ordentlichen Braten vorzusetzen. Die Tiere seiner eigenen Herde aber wollte er dafür nicht antasten, so ließ er das einzige Schaf des armen Mannes holen. Als reicher Mann hatte er das Recht dazu. Dieses Schaf ließ er schlachten, zubereiten und servieren, worauf der arme Mann vor Kummer starb. Ende der Geschichte.

Im Musical „David – ein Sänger, ein König“5, das ich mit Johannes Nitsch geschrieben habe, klingt diese Geschichte so:

In einer Stadt, nicht weit von hier,
da lebte er allein.

Ein kleines Schaf war sein Pläsier,
genug zum Glücklichsein.

Ein armer Mann, war jedem klar,
der seine Hütte sah.

Doch er war nicht mal undankbar,
fand sein Schicksal annehmbar.

Ein andrer Mann in dieser Stadt
war ausgesprochen reich.

Was jener in der Einzahl hat,
hatte der zu tausend gleich.

Man grüßte ihn, sah man ihn an
mit Achtung und Respekt.

Er war dem Leben zugetan
und hat es nicht versteckt.

Der Reiche nun bekam Besuch.

Was sollte er servieren?

Denn hatte er auch Fleisch genug,
er wollte nichts verlieren.

Da hörte er von jenem Mann,
vom Schaf, das der besaß.

Das ließ er holen, ließ er schlachten,
hatte seinen Spaß.

Den Armen hat das umgebracht,
den Reichen nicht gerührt.

Im Stillen hat er noch gelacht,
als er davon gehört.

Das alles, König, ist passiert
in deinem Staat und Reich.

Denk nach, was jenem Mann gebührt,
und sprich dein Urteil gleich.

David war außer sich vor Zorn. Sollte das in seinem Reich passiert sein, dann wüsste er, was er mit dem reichen Mann zu tun hätte. Als König war er auch der oberste Richter. Eine solch bodenlose Gemeinheit konnte er nicht dulden. „Sag mir den Namen des Mannes, Prophet!“, tobte er. Nach einer kleinen Pause kam die Antwort:

„Du bist der Mann.“

Davids Verteidigungswälle brachen augenblicklich zusammen, denn er wusste, dass das nicht nur das Wort eines Menschen war, sondern das Wort Gottes. Seine Schuld, die er monatelang versteckt hatte, vor sich selbst, vor anderen Menschen und vor Gott, diese Schuld war brutal ans Tageslicht gezerrt worden. Es gab keine Ausrede mehr, keine Entschuldigung.

David hatte über sich selbst das Urteil gefällt.

In dieser Gemütsverfassung schreibt er einen Psalm. Die Bibel führt ihn als Psalm 51 auf. Ein paar Sätze daraus:

„Gott, sei mir gnädig um deiner Gnade willen und vergib mir meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Schuld und reinige mich von meiner Sünde. Denn ich bekenne meine Sünde, die mich Tag und Nacht verfolgt. Gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was in deinen Augen böse ist. Darum wirst du recht behalten mit dem, was du sagst, und dein Urteil über mich ist gerecht. Denn ich war ein Sünder – von dem Augenblick an, da meine Mutter mich empfing. Dir gefällt ein Herz, das wahrhaftig ist; und im Verborgenen lehrst du mich deine Weisheit. Wasche von mir ab meine Sünden, und ich werde ganz rein werden; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. Gib mir meine Freude zurück und lass mich wieder fröhlich werden, denn du hast mich zerbrochen. Sieh meine Sünde nicht mehr an und vergib mir meine Schuld. Gott, erschaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen, aufrichtigen Geist. Verstoße mich nicht aus deiner Gegenwart und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Lass mich durch deine Hilfe wieder Freude erfahren und mach mich bereit, dir zu gehorchen.“
(Verse 3-14; NLB)

In unserem David-Musical klingt das so:

Gott, sei mir gnädig,
vergib mir meine Schuld!

Lass deine Gnade siegen
und sprich wieder mit mir!

Wasch die Sünde...

Erscheint lt. Verlag 5.9.2016
Reihe/Serie Jahreslosung
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte 2017 • 26 • Alltag • Bibelvers • Brüdergemeine • Christlicher Glaube • ERF • Ermutigung • Glaube • Herrnhut • Hesekiel 36 • Jahreswechsel • Losungen • Nachfolge • Neujahr
ISBN-10 3-417-22858-1 / 3417228581
ISBN-13 978-3-417-22858-8 / 9783417228588
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