Teufelsgold (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
511 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-2951-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Teufelsgold - Andreas Eschbach
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Auf der Jagd nach dem Stein der Weisen - Wer sind die Alchemisten unserer heutigen Zeit?

Nach dem Ende der Kreuzzüge taucht er das erste mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott verflucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit.

Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur: Er ist ein Schlüssel - ein Schlüssel, der unser aller Leben zum Guten hin verändern könnte.

Oder öffnet er die Pforten der Hölle?

'Teufelsgold' - der spannende Thriller von Bestsellerautor Andreas Eschbach!

2.


Allerhand, dachte Hendrik und klappte das Buch zu, um es einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Es handelte sich um ein ausgesprochen schmales Bändchen, in festen, leinenbezogenen Karton gebunden, mit einer Art Wappen mit einem schlichten Kreuz auf der Vorderseite und der Ziffer 1 auf dem Rücken, in Gold geprägt, das allerdings schon reichlich abgegriffen wirkte. Auf der Rückseite Reste eines Aufklebers: Collec … Ott … ließ sich noch entziffern. Auf dem Deckblatt stand unter dem Titel Band 1, weiter unten Gedruckt 1880, sonst nichts – kein Verlag, kein Autor, keine anderen Informationen. In der rechten unteren Ecke fand sich ein uralt aussehender handschriftlicher Vermerk, zwei Zahlen: 21/20.

Das war nicht der Preis, oder?

Hendrik schob sich an zwei staubigen Kartons vorbei und machte sich auf die Suche nach dem Antiquar.

Der stand an dem Schreibtisch im vorderen Teil des Ladens und telefonierte gerade, in einem Schwyzerdütsch, von dem Hendrik kein Wort verstand. Er war ein gutes Stück jünger als Hendrik, Mitte zwanzig vielleicht, trug ein klein kariertes, blassrosa Hemd mit einem abgewetzten Kragen, der ihm zu eng war, und hatte Pickel.

Endlich beendete er das Gespräch, knallte den schwarzen Hörer auf das ebenfalls äußerst antiquarisch wirkende Telefon und fragte barsch: »Ja?«

»Das hier«, sagte Hendrik und reichte ihm das Büchlein. »Was soll das kosten?«

»Das steht immer auf dem –« Er hielt inne, das Buch in Händen, bekam auf einmal große Augen. »Woher haben Sie das?«

»Das lag da hinten auf –«

»Das ist nicht zu verkaufen«, schnappte der Antiquar. »Das ist bereits für einen Kunden reserviert.« Er drückte das Buch an sich, als befürchte er, Hendrik könne es ihm entreißen, und machte eine ausholende Geste mit der freien Hand. »Bei den anderen Büchern steht der Preis auf dem Deckblatt. Rechts oben, mit Bleistift.«

Damit ließ er Hendrik stehen und marschierte, das Buch an der Brust gesichert, zurück in den hinteren Ladenraum. Dort stand noch ein Schreibtisch, ein wurmstichiger Sekretär, über und über mit betagten Druckwerken vollgestapelt wie jede freie Fläche in diesem Antiquariat. Hendrik folgte ihm, sah verdattert zu, wie der Mann aus einer überquellenden Schublade einen wattierten Briefumschlag zerrte, in den er das Buch hineinstopfte.

In dem Moment klingelte erneut das Telefon. Der Antiquar gab einen Laut von sich, der wie »Chogä!« klang, klatschte den Umschlag auf einen der Stapel und hastete wieder nach vorne.

Hendrik wandte sich den Regalen zu. Schade, er hätte zu gerne gewusst, wie die Geschichte weiterging. Er spähte aus dem Fenster des im Souterrain gelegenen Antiquariats, sah dann auf seine Armbanduhr. Der Regenschauer, der ihn hereingetrieben hatte, schien vorüber zu sein, doch sein Zimmer im Hotel war bestimmt immer noch nicht bezugsbereit.

Die Müdigkeit, die ihm in den Knochen saß, hatte einen Punkt erreicht, an dem sie ihn spürbar aggressiv machte. Das würde hoffentlich bis zum Beginn des Seminars vergehen, aber jetzt gerade hätte er seinen Chef auf den Mond schießen können. Um halb vier Uhr morgens war er aufgestanden, um den ersten Flug nach Zürich zu erwischen, und einzig aus dem Grund, weil das der billigste war!

Hendrik zog aufs Geratewohl weitere Bücher aus den Regalen, las die Titel, um sich abzulenken. Böhmische Sagen und Märchen. Baltische Schicksale im Spiegel der Geschichte einer kurländischen Familie 1756 bis 1919. Friedrich Förster, Ausführliches Handbuch der Geschichte, Geographie und Statistik des Preußischen Reichs – zweihundert Franken sollte das alte Buch kosten, allerhand! Oder hier: Ernst Willkomm, Wanderungen an der Nord- und Ostsee, aus dem Jahre 1850, aber erstaunlich gut erhalten.

Hendrik schob den Band zurück ins Regal, atmete tief durch. Es roch nach Staub und vergilbtem Papier und von draußen nach feuchtem Asphalt. Er hörte die eiligen Schritte von Passanten, Motorengeräusch, das Gurgeln von Wasser in Gullis.

Und den Antiquar, der immer noch telefonierte.

Hendrik sah den Briefumschlag an, der auf dem Sekretär lag. Unverschlossen.

Auf einmal fand er den Gedanken, dass er nie im Leben erfahren sollte, wie die Geschichte um den Angelsachsen und dessen geheimnisvollen Stein weiterging, unerträglich. Geradezu empörend. Infam. Eine Ungerechtigkeit des Schicksals, die zum Himmel schrie.

Das Telefonat wurde auf Französisch geführt, Hendrik verstand kein Wort. Aber es klang irgendwie, als würde es noch eine Weile dauern.

Hendrik ging das Regal ab, zog ein Buch heraus, das dem im Umschlag in Größe und Farbe ähnelte: Braune, Gotische Grammatik stand auf dem Rücken. Auch in Gold geprägt. Gedruckt in Halle, 1887. Harter, dunkelbrauner Leineneinband.

Nicht identisch, aber ähnlich genug.

Es waren nur drei rasche Schritte bis zum Schreibtisch. Nur eine kühne Bewegung, das eine Buch herauszuziehen und in die Regenjacke zu stecken, das andere an seiner Stelle in den Umschlag zu schieben. Dann die Jacke zugezogen, damit das gestohlene Buch an seinem Platz blieb, und los.

Aber langsam. So, als wenn nichts wäre.

»Auf Wiedersehen«, sagte Hendrik zu dem Antiquar im rosa Hemd.

Der sah auf, ohne den Gruß zu erwidern, musterte ihn argwöhnisch, dem Hörer in seiner Hand lauschend. Hendrik spürte sein Herz bis in den Hals herauf schlagen, während er die bimmelnde Tür aufzog und die drei ausgetretenen Steinstufen hinauf auf die Straße nahm. Er war überzeugt, dass der Mann ihn gleich verfolgen würde.

Er entfernte sich von der Ladentür, zügigen Schrittes, aber nicht zu zügig. Alles in ihm schrie danach loszurennen, so schnell er konnte, doch das wäre zweifellos ausgesprochen dumm gewesen.

Nur sein Herz raste wie verrückt. Das Buch, das er unter der Jacke eingeklemmt trug, schien zu brennen. Auf seltsame Weise war er überzeugt, dass man es ihm ansah, ein Dieb zu sein, und zugleich, dass diese Überzeugung Unsinn war, eine Stressreaktion.

Er wich einer Pfütze aus. Es war kalt, kälter als heute Morgen, oder kam es ihm nur so vor, weil er schwitzte? Der graue Himmel riss auf, Sonnenlicht fiel herab wie der Strahl eines Suchscheinwerfers.

Jemand hinter ihm schrie. Hendrik fuhr herum, aber es war nicht der Antiquar, sondern ein Mann in einem grünen Lodenmantel, der jemandem auf der anderen Straßenseite etwas zugerufen und gewunken hatte.

Noch mehr Schweiß, der ihm kalt und klebrig den Rücken hinablief. Und Erleichterung.

Verrückt, das alles. Verrückt, so etwas zu tun, für ein blödes altes Buch!

Endlich eine Straßenecke, um die er biegen, Gleise, die er überqueren konnte, und schließlich ein großes blau-weißes Ungetüm von Straßenbahn, das ihn forttrug, das ihn rettete.

Er stempelte, ließ sich in einen freien Sitz fallen, schaute aus dem Fenster auf die davonziehenden Fassaden der Züricher Altstadt und hätte am liebsten laut gelacht, gejubelt, triumphiert. Alle Müdigkeit war weg wie nie gewesen, er war hellwach, fast, als hätte er Aufputschmittel genommen. Was für eine Aufregung! Ein regelrechtes Abenteuer.

Vielleicht musste er das öfter machen: Dinge, die sich nicht gehörten. So eine kleine Grenzübertretung gab dem Leben doch gleich eine ganz andere Würze.

Er ließ das Buch, wo es war, befühlte es nur durch den Stoff seiner Jackentasche hindurch, vergewisserte sich, dass es nicht herausfallen konnte. Nach ein paar Stationen fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wohin er eigentlich fuhr, also stand er auf und studierte den Verkehrslinienplan an der Decke des Wagens.

Nach einmal Umsteigen und weiteren zwanzig Minuten Fahrt kam er wieder zum Grandevue au Lac, dem Viersternehotel, in dem das Anlegerseminar stattfinden würde. Anders, als er es erwartet hatte, hieß es nicht, sein Zimmer sei noch nicht bereit, sondern im Gegenteil: »Ihr Gepäck ist schon auf Ihrem Zimmer, aber wenn wir das mit dem Seminarraum vielleicht jetzt sofort erledigen könnten?«, bat die Frau von der Rezeption. »Nachher wird es ein bisschen eng mit dem Personal.«

Hendrik hielt das Buch im Innern seiner Jacke umklammert. »Ja, gut«, gab er nach. »Aber ich muss trotzdem vorher noch auf mein Zimmer, wenigstens ganz kurz.«

Die Frau lächelte angespannt. »Dann schlage ich vor, unser Herr Zurbrügg holt Sie gleich am Zimmer ab, ja?« Sie reichte ihm den Schlüssel, der an einem schweren vergoldeten Anhänger befestigt war. »Zimmer 101, im ersten Stock.«

»Gut, ja«, stammelte Hendrik und kam sich überrumpelt vor. Er war noch nie in einem so luxuriösen Hotel gewesen, wurde die Furcht nicht los, unter den anderen Hotelgästen als Trampel aufzufallen. Die zwei Nächte hier kosteten fast so viel wie Miriam und er monatlich an Miete zahlten; unfassbar, dass sich manche Leute das wirklich leisten konnten.

Keiner der Aufzüge wollte kommen, also nahm er die Treppe. Zimmer 101, das war gleich das erste Zimmer. Es stimmte, das Gepäck war da. Hendrik legte das gestohlene Buch auf den Schreibtisch, zog die Jacke aus, kramte die Seminarunterlagen aus dem Koffer und aus diesen die Checkliste, die er jetzt brauchen würde. Dann klopfte es schon.

Er öffnete. Ein junger Mann in einer Livree in den Hausfarben stand vor der Tür. »Ich soll Ihnen den Seminarraum –«

»Ja, alles klar«, sagte Hendrik hastig. »Ich...

Erscheint lt. Verlag 9.9.2016
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Abenteuer • andreas eschbach aquamarin • Andreas Eschbach Ausgebrannt • andreas eschbach black out hörbuch • Andreas Eschbach Bücher • andreas eschbach das marsprojekt • Andreas Eschbach Der Jesus-Deal • Andreas Eschbach Der Nobelpreis • Andreas Eschbach Eine Billion Dollar • andreas eschbach herr aller dinge • andreas eschbach hörbuch cd • andreas eschbach jesus deal • andreas eschbach jesus video • andreas eschbach quest • Andreas Eschbach Thriller • Andreas Eschbach Todesengel • arne dahl sieben minus eins • Baden-Württemberg • Bayern • bestseller kindle • blutig • Blutlinie • Cody McFadyen • Dan Brown • david baldacci memory ma • Deutschland • ethan cross • Europa • fantastisch • Fantastischer Roman • Fantasy • Fiktion • Fitzek • Gaiman • Gänsehaut • Genève • Genf • Harry Potter • Hegau • Indiana Jones • Legenden • Magie • Märchen • mario giordano apocalypsis • Mittelalter (8.-15. Jh.) • München • Mystery • Mythen • Mythologie • Österreich • Osteuropa • Phantastik • Phantastisch • Psycho • Psychothriller • Rowling • Sagen • Schlitzer • Schweiz • science fiction bücher • science fiction thriller • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Strohgäu • Stuttgart • Thriller • Thriller Bestseller • Thriller Hörbuch • Thriller kindle • tibor rode das los • tibor rode das mona lisa-virus • todeskünstler • tom clancy mit aller gewalt • Vatikan • Verschwörung
ISBN-10 3-7325-2951-7 / 3732529517
ISBN-13 978-3-7325-2951-3 / 9783732529513
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