Flammenwüste - Der feuerlose Drache (eBook)
557 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-2331-3 (ISBN)
DIE VÖLKER DER WÜSTE SAMMELN SICH FÜR EINE LETZTE SCHLACHT
Der dunkle Magier Nyan hat es geschafft: Er hat das erste aller Worte an sich gebracht, den Ursprung aller Magie. Doch noch ist er geschwächt, noch gibt es eine letzte Chance, ihn zu besiegen, bevor er die Macht des Wortes zur Gänze nutzen kann. Und so ziehen die freien Völker der Wüste in einem verzweifelten Aufbäumen gegen die Festungsstadt Mât. Eine schreckliche Schlacht entbrennt. Drache kämpft gegen Drache, Bruder gegen Bruder. Und nur ein undenkbares Opfer kann den Sieg bringen ...
DAS GRANDIOSE FINALE DER PREISGEBRÖNTEN FLAMMENWÜSTE-TRILOGIE
Akram El-Bahay arbeitet als Journalist und Autor. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturkreisen aufgewachsen. Dies spiegelt sich auch in seinen Romanen wider: klassische Fantasy-Geschichten um Drachen und Magie, die ebenso sehr an den Herrn der Ringe wie an orientalische Märchen erinnern.
Akram El-Bahay arbeitet als Journalist und Autor. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturkreisen aufgewachsen. Dies spiegelt sich auch in seinen Romanen wider: klassische Fantasy-Geschichten um Drachen und Magie, die ebenso sehr an den Herrn der Ringe wie an orientalische Märchen erinnern.
1. Die Stimme des Anderen
Es war, als blickte Shalia* durch milchiges Glas. Das Bild vor ihren Augen war seltsam verschwommen. Sie gehorchten ihr ebenso wenig wie der Rest ihres Körpers. Shalia schien gefesselt, obwohl es keinen Strick gab, der sie band. Wie lang hatte sie geschlafen? Sie wusste es nicht. Manchmal war es, als träumte sie. Doch wenn ihr Geist wieder erwachte, fühlte sie den Anderen. Den, der von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte und mit ihr darum stritt.
Shalia saß auf einem steinernen Thron in einem Raum, groß wie der Audienzsaal eines Palastes. Die Decke war nach oben hin gewölbt, und in ihrer Spitze musste ein Loch klaffen, durch das die Sonne hereinschien. Es musste bereits Abend sein, denn das fahle Licht vermochte die Schatten, die um Shalia herum nisteten, kaum zu vertreiben.
Der Andere blickte sich um, und Shalia sah, was er sah. Kupferne Wände, an denen sich Vorsprünge vom Boden bis hinauf an die Decke zogen. Jeder beherbergte zahlreiche Kammern, und in ihnen standen und lagen mehr Drachen, als sie zählen konnte. Shalia hätte sie selbst dann wahrgenommen, wenn der Andere die Augen geschlossen hätte. Sie kannte Drachen, seit sie ein Kind war, und der Flammengeruch, der ihnen stets am Leib haftete, lag schwer in der Luft. Einige der feuerspeienden Wesen rührten sich nicht, als schliefen sie. Andere aber zuckten ungeduldig in ihren Kammern, scheinbar bereit, sich jeden Moment in die Luft zu schwingen.
Shalia glaubte, die Wut der Drachen wie ein Prickeln auf der Haut zu spüren. Sie wusste, an welchem Ort sie war, ohne dass jemand ihn beim Namen nennen musste. Sie hatte von ihm gehört, auch wenn die Drachen in dieser Erzählung aus Stein gewesen waren. Der Thronsaal von Mât.
»Du bist wach«, hörte sie den Anderen mit ihrer eigenen Stimme sagen. Wie fremd sie klang. So kalt und rau. Als gehörte sie einem Menschen ohne Herz – Nyan, dem dunklen Magier. Der Mann, der die Jahrhunderte als Rachegeist überdauert hatte. Der Mann, der als Ifrit einen tückischen Wunsch hatte erfüllen müssen und so zuletzt wieder einen menschlichen Körper angenommen hatte. Ihren Körper.
Es waren nur wenige Wochen vergangen, seit sie in dieses Abenteuer gezogen worden war. Anûr, der als Chronist mit dem Sultan von Nabija auf Drachenjagd gegangen war, hatte sie in der Wüste vor einer leichenfressenden Ghoula gerettet. Und Shalia hatte ihn im Gegenzug befreit, nachdem die Soldaten des Sultans Anûr zu Unrecht als Verräter festgenommen hatten. Vielleicht hatten sie sich schon in diesem Moment ineinander verliebt, sie wusste es nicht. Ihre Gefühle füreinander hatten sie erst später entdeckt. Sie waren gemeinsam mit dem Magier Fis bis in die sagenhafte Bibliothek der ungeschriebenen Bücher gereist, die im Herzen der Wüste von den Sammlern gehütet wurde, den kleingewachsenen Angehörigen eines seltsamen Wüstenvolks, dessen hauptsächliche Beschäftigungen Horten und Tauschen waren. An diesem Ort hatte Anûr einen Brief aus der Vergangenheit erhalten. Der Magier Schakschuka hatte ihm darin die Aufgabe übertragen, das erste aller Worte, hinter dem der seit Jahrhunderten totgeglaubte Magier Nyan her war, zu schützen. Shalia hatte Anûr daraufhin nach Nabatea, die Stadt der Drachenwächter, gebracht. Sie war als Mensch bei den Drachenwächtern aufgewachsen und hatte das Risiko auf sich genommen, gegen eines der wichtigsten Gesetze der Nori, wie sich die Drachenwächter nannten, zu verstoßen, indem sie Fremde in die geheime Stadt brachte. Dort war Anûr auf Meno, den schwarzen Drachen getroffen. Und zur Überraschung aller hatte sich ausgerechnet der so wenig heldenhafte Geschichtenerzähler als Gefährte des Drachen und derjenige herausgestellt, der Menos stille Stimme verstand. Meno und Anûr hatten einige Zeit gebraucht, um zueinander zu finden. Aber zuletzt hatten sie mit der Hilfe von Shalia, Fis und dem Sammler Hadukaba den Diener Nyans, den verräterischen Drachenwächter Sarraka, aufgehalten, der das erste aller Worte fast in Händen gehalten hätte. Der Ifrit, der an Sarrakas Seite gewesen war, hatte es beinahe ausgesprochen. Danach war es verschwunden, und Anûr hatte sich mit Meno auf die Suche danach gemacht. Sie hatten sich über Umwege in Hambar wiedergetroffen, wo sie das erste aller Worte gefunden hatten, kurz vor Sarrakas Angriff auf die Stadt. Shalia hatte an jenem Tag versuchen wollen, Anûr zu helfen. Doch als sie ihn gefunden hatte, hatte etwas von ihr Besitz ergriffen. Sarrakas Ifrit, das hatte Shalia später erfahren, war niemand anders als der totgeglaubte Magier Nyan gewesen, dessen Geist sich einst so sehr mit dem Wunsch nach Rache verwoben hatte, dass nicht einmal der Tod dieses Band hatte durchtrennen können. Anûr war zum Herrn des Ifriten geworden und hatte dem Geist befohlen, einen menschlichen Körper anzunehmen. Nur so hätte Nyan getötet werden können. Es war ein unglückbringender Wunsch gewesen, denn der Körper, den er gewählt hatte, war der von Shalia gewesen. In einem dramatischen Kampf hatte Nyan das erste aller Worte, das in einer der sagenhaften Schwarzen Perlen steckte, an sich genommen und war auf dem Rücken des mächtigen Drachen Mînthal geflohen. Er war zurückgekehrt in seine Festungsstadt Mât. Und nun bereitete er sich auf den Kampf vor, denn Shalias Verbündete, die Drachen und ihre Wächter, waren offenbar auf dem Weg, Nyan anzugreifen.
Shalia würde ebenfalls kämpfen und den Anderen aus ihrem Körper vertreiben. Zwei Seelen in einem Körper war eine zuviel.
Shalia versuchte, ihre Zunge unter Kontrolle zu bringen, doch der Andere war stärker. Wieder einmal.
»Siehst du die Drachen?«, hörte sie Nyan fragen. »Sie sind erwacht. Endlich. Jeder Drache, dessen steinerner Körper unversehrt ist, vermag aufgeweckt zu werden. Doch es bedarf einer großen Anstrengung. Und des richtigen Feuers. Du weißt, wie deine Nori-Freunde sie nennen?«
Woher wusste er, dass sie zu den Drachenwächtern gehörte? Shalia fühlte, wie der Andere den Mund zu einem Lächeln verzog, ihren Mund, während zwei der Drachen aus dem untersten Vorsprung auf den steinernen Boden des Thronsaals traten und einander anfauchten.
»Deine Erinnerungen sind leicht zu lesen, wenn du schläfst«, hörte sie den Anderen sagen, als hätte der ihr auch die Frage aus dem Kopf gelesen. »Menschen-Kind und Nori-Tochter. In welche Welt gehörst du? In beide oder keine? Wie nennen die Nori also meine Drachen?«
»Die Gefallenen«, antwortete Shalia, als Nyan ihr gestattete, die eigene Zunge wieder zu nutzen.
»Die Gefallenen«, wiederholte Nyan. »Kein passender Name, wie ich finde. Und wie heißen die Drachenwächter, die auf meiner Seite stehen?«
Wieder gab Nyan ihre Zunge frei. »Die Verlorenen«, sagte sie. Sie wollte ihm nicht antworten, doch sie musste das Gefühl für ihren Körper zurückerlangen, und wollte jede Gelegenheit dazu nutzen, die Nyan ihr bot. Den Namen hatten die Nori aus Nabatea ihren Brüdern und Schwestern gegeben, die sich vor vielen Jahrhunderten Nyan angeschlossen hatten. Für Shalia hatten die Verlorenen immer nur in Geschichten existiert. Doch die Nori wurden alt. Sehr alt. Und viele von ihnen erinnerten sich noch an jeden, den sie an den dunklen Magier verloren hatten.
Sie hörte ihr eigenes, fremdes Lachen. »Gefallen und verloren. So also sehen deine Nori-Freunde die Dinge. Du weißt, dass sie alle einmal auf meiner Seite standen. Damals, vor vielen Jahrhunderten. Heute gehen diejenigen fehl, die gegen mich stehen. Denn wir sind es, die die neue Ordnung schaffen, und sie sind die eigentlich Verlorenen.«
Auf seinen Wink hin wichen die beiden Drachen voneinander zurück. Sie waren verhältnismäßig klein, kaum doppelt so groß wie ein Mensch. Doch weniger tödlich als die großen Exemplare waren sie deswegen nicht. Ein Stoß des Feuers, das in ihnen loderte, konnte leicht dutzenden Männern das Leben aus dem Körper brennen.
»Die Nori, die meinem Ruf gefolgt sind, glauben, dass die Drachen herrschen sollten«, fuhr Nyan fort. »Sie wissen jedoch, dass dies nur in einer Welt möglich ist, die meinem Willen gehorcht.« Der Andere senkte seine Stimme, als wollte er nicht, dass die Drachen ihn hörten. »Sie sind nützlich. Mächtige Waffen in einem Krieg. Ihr Feuer wird die Welt reinigen. Doch herrschen werde nur ich.«
Es gelang Shalia für einen kurzen Moment den Mund angewidert zu verziehen. Nyan nutzte die Drachen ebenso wie ihre Wächter nur aus. Wenn sie doch nur sprechen könnte. Vielleicht könnte sie seine unwissenden Diener so gegen ihn aufbringen. Doch dazu reichte ihre Kraft nicht. Wenigstens noch nicht.
Am anderen Ende des Thronsaals öffnete sich ein Tor, und der Andere wandte den Kopf. Das Wesen, das hindurchschlüpfte, war gestaltgewordene Dunkelheit. Sein Körper floss an den Drachen entlang, und die Woge aus Kälte, die es vor sich her trieb, durchdrang Shalia wie der Wind in einer eisigen Wüstennacht. Selbst die Drachen, die bislang so unruhig gewesen waren, hielten mit einem Mal inne und blickten dem Wesen angespannt nach.
Die Schattenkönigin war zweigestalt. Frau und Geist. Albtraum und Wirklichkeit. Ihr Gesicht war das einer Alten, in dem zu viele Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten. Doch ihr Leib war nichts anderes als Furcht. Wie alle Schatten war sie ein Wesen, das aus der Angst der Menschen selbst heraus geboren war. Eine Armlänge vor Nyan...
Erscheint lt. Verlag | 9.9.2016 |
---|---|
Reihe/Serie | Arnurs Drachen |
Arnurs Drachen | |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
Schlagworte | All Age Fantasy • Drachen • Dunkle Magie • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Epos • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Flame&Arrow • Flammengeküsst • Fourth Wing • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Märchenerzähler • Seraph • Tolkien • Troll • Zeitreisen |
ISBN-10 | 3-7325-2331-4 / 3732523314 |
ISBN-13 | 978-3-7325-2331-3 / 9783732523313 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich