Dead Zone - Das Attentat (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
608 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20613-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dead Zone - Das Attentat -  Stephen King
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Erster Roman des Castle-Rock-Zyklus
Johnny erwacht nach fünf Jahren aus dem Koma und besitzt auf einmal hellseherische Fähigkeiten. Als er einem Politiker die Hand schüttelt, hat er die Vision, dass dieser als zukünftiger US-Präsident den Dritten Weltkrieg auslösen wird. Johnny ringt mit seinem Gewissen und beschließt ein Attentat ...

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

Prolog


1


Als John Smith das College abschloss, hatte er den bösen Sturz längst vergessen, den er an jenem eiskalten Januartag des Jahres 1953 auf dem Eis getan hatte. Es wäre ihm schon schwergefallen, sich noch daran zu erinnern, als er die Grundschule verließ. Und seine Mutter und sein Vater hatten nie davon erfahren.

Sie waren auf einer geräumten Fläche des Runaround Pond in Durham Schlittschuh gelaufen. Die größeren Jungen hatten mit alten, geklebten Stöcken Eishockey gespielt und dabei Kartoffelkisten als Tore benutzt. Die Jüngeren kurvten einfach herum, wie Kinder es schon seit undenklichen Zeiten getan haben – ihre Knöchel knickten komisch nach innen und außen um, ihr Atem stand wie Raureif in der frostkalten Luft von minus fünf Grad. In einer Ecke der abgeräumten Fläche brannten rußend zwei Gummireifen, ein paar Eltern saßen in der Nähe und beobachteten ihre Kinder. Das Zeitalter des Schneemobils lag noch in weiter Ferne, und der Winterspaß bestand immer noch darin, den Körper zu belasten statt einen Benzinmotor.

Johnny war von seinem Haus direkt hinter der Pownal-Grenze heruntergekommen, die Schlittschuhe hatte er über die Schulter geworfen. Er war mit seinen sechs Jahren schon ein recht geschickter Schlittschuhläufer. Noch nicht gut genug, um sich am Hockeyspiel der älteren Jungen zu beteiligen, aber er konnte doch schon Kreise um die anderen Erstklässler ziehen, die ständig mit den Armen ruderten oder auf dem Hosenboden landeten.

Jetzt glitt er am äußeren Rand der geräumten Fläche herum und wünschte sich, auch schon rückwärts laufen zu können, so wie Timmy Benedix, lauschte, wie das Eis weiter draußen unter der Schneedecke geheimnisvoll knisterte und knackte, lauschte den fernen Rufen der Hockeyspieler, dem Dröhnen eines Lastwagens, der auf dem Weg nach U.S. Gypsum in Lisbon Falls die Brücke überquerte, den murmelnden Unterhaltungen der Erwachsenen. Er war sehr froh, an diesem schönen kalten Wintertag am Leben zu sein. Er hatte keine Sorgen, nichts bedrückte ihn, er wollte nichts … nur eins, wie Timmy Benedix rückwärts Schlittschuh laufen zu können.

Er glitt am Feuer vorbei und sah, dass zwei oder drei der Erwachsenen eine Flasche Fusel kreisen ließen.

»Geben Sie mir auch was davon!«, rief er Chuck Spier zu, der in eine dicke Strickjacke und grüne Flanellhose eingemummt war.

Chuck grinste ihn an. »Verschwinde von hier, Junge! Ich höre, wie deine Mutter nach dir ruft.«

Der sechsjährige Johnny Smith grinste ebenfalls und lief weiter. Dann sah er, wie Timmy Benedix persönlich den Hang herunterkam, seinen Vater im Schlepptau.

»Timmy!«, schrie Johnny. »Pass mal auf!«

Er drehte sich um und begann unbeholfen, rückwärts zu laufen. Dabei geriet er, ohne es zu merken, in den Bereich des Eishockeyspiels.

»He, Junge!«, rief jemand. »Geh aus dem Weg!«

Johnny hörte es nicht. Er konnte es! Er lief rückwärts! Er hatte den richtigen Rhythmus erfasst … ganz plötzlich. Es kam auf ein ganz bestimmtes Schwenken der Beine an …

Er blickte fasziniert nach unten, um zu sehen, was seine Beine jetzt machten.

Der alte, zerschrammte und schon arg ramponierte Puck der größeren Jungen zischte vorbei. Johnny sah es nicht. Einer der großen Jungen, kein allzu guter Schlittschuhläufer, jagte Hals über Kopf hinterher.

Chuck Spier sah es kommen. Er sprang auf die Beine und schrie: »Johnny! Pass auf!«

Johnny hob den Kopf … und im nächsten Moment prallte der unbeholfene Schlittschuhläufer in vollem Tempo und mit seinen ganzen einhundertsechzig Pfund gegen den kleinen Johnny Smith.

Johnny flog durch die Luft und fuchtelte wild mit den ausgestreckten Armen. Einen knappen Moment später knallte sein Kopf aufs Eis, und es wurde schwarz um ihn.

Schwarz … schwarzes Eis … schwarz … schwarzes Eis … schwarz. Schwarz.

Sie sagten ihm, dass er ohnmächtig geworden war. Doch in seinem Kopf wiederholte sich merkwürdigerweise immer nur ein Gedanke, während er aufblickte und einen Kreis von Gesichtern um sich sah … erschrockene, verängstigte Eishockeyspieler, besorgte Erwachsene, neugierige kleine Kinder. Timmy Benedix grinste spöttisch. Chuck Spier hielt Johnny fest.

Schwarzes Eis. Schwarz.

»Was?«, fragte Chuck. »Johnny … Alles okay? Du hast einen höllischen Sturz getan.«

»Schwarz«, brachte Johnny kehlig heraus. »Schwarzes Eis. Nicht überbrücken, Chuck!«

Chuck blickte sich ein bisschen ängstlich um, dann sah er Johnny wieder an. Er berührte behutsam die große Beule, die auf der Stirn des Jungen anschwoll.

»Tut mir leid«, sagte der unbeholfene Eishockeyspieler. »Aber ich hab ihn doch überhaupt nicht gesehen! Kleine Kinder sollen sich nicht auf der Hockeyfläche aufhalten. Das ist Vorschrift.« Er sah sich unsicher um und suchte offenbar nach Unterstützung.

»Johnny?«, sagte Chuck. Ihm gefiel der Ausdruck in den Augen des Jungen ganz und gar nicht. Sie waren dunkel und abwesend, distanziert und kalt. »Bist du okay?«

»Nicht überbrücken!«, sagte Johnny, ohne zu wissen, was er sagte. Er dachte nur an Eis … an schwarzes Eis. »Die Explosion. Die Säure!«

»Was meinst du? Sollen wir ihn zu einem Doktor bringen?«, fragte Chuck Bill Gendron: »Er weiß nicht, was er redet.«

»Lass ihm noch ’ne Minute Zeit«, riet Bill.

Sie ließen ihm eine Minute Zeit, und allmählich klärte sich Johnnys Kopf. »Ich bin okay«, murmelte er. »Lassen Sie mich aufstehen!« Timmy Benedix grinste immer noch spöttisch. Der Teufel soll ihn holen!, dachte Johnny. Er beschloss, Timmy ein, zwei Dinge zu zeigen. Bis zum Wochenende würde er es bestimmt schaffen, im Kreis um Timmy herumzufahren … rückwärts und vorwärts!

»Komm mit rüber zum Feuer, Johnny, und setz dich ’ne Weile hin«, schlug Chuck vor. »Du bist wirklich höllisch hingefallen.«

Johnny ließ sich von den Männern zum Feuer bringen. Der durchdringende Gestank des brennenden Gummis bereitete ihm Übelkeit. Er hatte Kopfschmerzen. Neugierig betastete er die Beule über dem linken Auge. Sie schien eine Meile nach vorn zu ragen.

»Kannst du dich erinnern, wer du bist und so weiter?«, fragte Bill.

»Na, klar! Sicher kann ich das. Ich bin völlig okay.«

»Wer sind dein Dad und deine Mom?«

»Herb und Vera. Herb und Vera Smith.«

Bill und Chuck sahen sich achselzuckend an.

»Ich denke, er ist wirklich okay«, sagte Chuck, und dann wiederholte er zum dritten Mal: »Aber er ist höllisch hingefallen, was? Wumm!«

»Sind eben Kinder«, sagte Bill und sah dabei liebevoll seine achtjährigen Zwillingsmädchen an, die Hand in Hand übers Eis liefen, dann wieder zu Johnny. »Ein Erwachsener hätte es wahrscheinlich nicht überlebt.«

»Ein Polack schon!«, erwiderte Chuck, und dann brachen beide Männer in Lachen aus. Die Flasche Bushmill’s machte wieder die Runde.

Zehn Minuten später war Johnny wieder auf dem Eis, die Kopfschmerzen ließen bereits nach, nur die Beule leuchtete bunt verfärbt auf der Stirn. Doch als er zum Mittagessen nach Hause ging, hatte er den bösen Sturz schon wieder vergessen. In seiner Freude, endlich das Rückwärtslaufen begriffen zu haben, dachte er auch nicht mehr daran, dass er für eine Weile ohnmächtig gewesen war.

»Gütiger Gott!«, sagte Vera Smith, als sie ihn sah. »Wie bist du denn dazu gekommen?«

»Bin hingefallen«, sagte er und begann Campbell’s Tomatensuppe zu schlürfen.

»Alles in Ordnung mit dir, Johnny?«, fragte sie und berührte behutsam die Beule.

»Klar, Mom.« Das war er auch – bis auf die gelegentlichen Albträume, die er im Laufe des nächsten Monats hatte … diese schlechten, schweren Träume und die Neigung, tagsüber manchmal sehr schlaftrunken zu werden, was ihm früher nie passiert war. Doch das hörte etwa zur gleichen Zeit auf wie die schlechten Träume.

Es war in Ordnung.

Mitte Februar stellte Chuck Spier eines Morgens fest, dass die Batterie seines alten ’48er De Soto leer war. Er wollte sie an seinem Lastwagen überbrücken. Als er die zweite Klemme an der Batterie des De Soto befestigte, explodierte sie ihm direkt ins Gesicht. Er wurde von Splittern und vor allem von der ätzenden Säure der Batterie überschüttet. Er verlor ein Auge. Vera sagte, dass es nur Gottes Güte zu verdanken war, dass er nicht beide eingebüßt hatte. Johnny hielt es für eine schreckliche Tragödie, eine Woche nach dem Unfall besuchte er mit seinem Vater Chuck im Lewiston General Hospital. Der Anblick von Big Chuck, wie er da im Krankenhausbett lag und so merkwürdig verbraucht und klein aussah, hatte Johnny sehr erschüttert – und in dieser Nacht träumte er, dass er dort lag.

In den folgenden Jahren hatte Johnny ab und zu Ahnungen – er wusste, welche Schallplatte als Nächste im Radio zu hören sein würde, noch bevor der Diskjockey sie angespielt hatte, und ähnliche Sachen –, aber er brachte sie niemals mit seinem damaligen Unfall auf dem Eis in Verbindung. Den hatte er mittlerweile vergessen.

Und diese Ahnungen waren auch niemals erschreckend oder sehr häufig. Erst am Abend auf dem County-Rummelplatz und mit der Maske ereignete sich etwas Seltsames. Vor dem zweiten...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2016
Übersetzer Joachim Körber, Alfred Dunkel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dead Zone
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte action • Attentat • Castle-Rock-Zyklus • DritterWeltkrieg • eBooks • Fantasy • Hellsehen • Politik • Roman • Sciencefiction • Thriller • Vision • Zyklus
ISBN-10 3-641-20613-8 / 3641206138
ISBN-13 978-3-641-20613-0 / 9783641206130
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Monsterfrauen

von Rudolph Kremer

eBook Download (2023)
Ruhrkrimi-Verlag
7,99