Mörderischer Jahrgang (eBook)

Ein Wein-Krimi aus Südtirol
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
432 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-56141-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mörderischer Jahrgang -  Michael Böckler
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Südtirol ist immer eine Reise wert, am besten mit diesem Krimi im Gepäck. Selbst der bekennende Misanthrop Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein muss zugeben: In Südtirol lässt es sich aushalten! Der Wein ist köstlich, und die lokalen Spezialitäten schmecken vorzüglich. Da ist es nur folgerichtig, dass Emilio in Südtirol dauerhaft Wurzeln geschlagen hat. Seine Tätigkeit als Privatdetektiv will er vorübergehend ruhen lassen. Bis ein Winzer seine Hilfe braucht. Ein anonymer Erpresser behauptet, einige Flaschen des vorzüglichen Lagrein im Weinkeller vergiftet zu haben. Da kann Emilio nicht untätig bleiben: Bei Wein versteht der Baron keinen Spaß! Er ermittelt - und stößt auf Zusammenhänge, die noch weit gefährlicher sind als vergifteter Lagrein.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.

25


Minisender zur akustischen Raumüberwachung, winzige Spycams, GPS-gestützte Ortungssysteme … Emilio war schwer beeindruckt, was es in dem Fachgeschäft für elektronische Überwachungstechnik so alles gab. Der technische Fortschritt war auch auf diesem Gebiet atemberaubend. Vermutlich war das meiste verboten, was einen besonderen Reiz ausübte. Er hatte nicht vor, sich von den Menschen, die er zu überwachen gedachte, zuvor eine Genehmigung geben zu lassen. Das wäre ja Schwachsinn. So nach dem Motto: Ich überwache Sie jetzt rund um die Uhr und folge Ihnen klammheimlich bis auf die Toilette. Damit sind Sie doch sicher einverstanden? Am besten geben Sie mir das schriftlich.

Er ließ sich erklären, wie sich die Daten aufs Smartphone oder den Tabletcomputer übertragen ließen, seien es Einzelbilder, kleine Filmchen oder abgehörte Gespräche. Das funktionierte ohne größere Probleme. Jedenfalls hier im Laden. Auch mit den Positionsdaten, die ihm von einem GPS-Ortungssystem gesendet wurden, klappte es wie geschmiert. Auf einem Stadtplan von Bozen blinkte es genau dort, wo er sich gerade befand. Und im Überwachungsmodus grinste ihn sein eigenes unrasiertes Gesicht an. Er brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass es der unscheinbare Kugelschreiber auf dem Tisch war, der ihn gerade filmte. Ganz schön hinterhältig. Der Verkauf solcher Artikel gehörte wirklich verboten. Definitiv.

Schizophrenerweise wollte er fast alles haben; entsprechend happig fiel die Rechnung aus. Aber er dachte, dass er sich als frischgebackener Erbe was Nettes gönnen sollte. Und weil die fiesen Geräte winzig klein waren, passten sie alle zusammen in einen Schuhkarton.

*

Ankunft Bozen 15 Uhr 27. Auf dem Weg zum Bahnhof stellte er sich die Frage, ob er denn von allen guten Geistern verlassen sei. Warum ließ er diese Marion nicht einfach am Bahnsteig alleine stehen und vergeblich nach ihm Ausschau halten – während er in einer Bar gemütlich einen Weißburgunder bestellte? Das wäre die einzig richtige Verhaltensweise. Souverän und abgeklärt. Stattdessen ließ er sich wie ein Dödel herbeizitieren. Das war das Gegenteil von souverän. Aber nur so konnte er verhindern, dass sich diese Verrückte auf die Suche nach ihm machte. Er musste ihr furchtlos entgegentreten und sie so einschüchtern, dass sie, aller Illusionen beraubt, sofort die Rückreise antrat. Es ging nicht anders, es musste sein.

Der Zug kam pünktlich an. Er hätte ja auch am Brenner entgleisen können, aber den Gefallen hatte er ihm nicht getan. Emilio kam sich ziemlich blöd vor. Er wusste nicht mal, wie diese Marion aussah. Ach so, sie hatte wohl rote Haare. Dennoch würde er sie nicht erkennen.

Er stützte sich auf seinen Gehstock und beobachtete die aussteigenden Fahrgäste, wobei er sich um einen gelangweilten Gesichtsausdruck bemühte. Für einen Moment stockte ihm der Atem. Eine schreckliche Weibsperson steuerte direkt auf ihn zu. Gleich würde sie ihm um den Hals fallen. Er konnte sie doch nicht mit dem Stock abwehren, in aller Öffentlichkeit?

Als sie achtlos an ihm vorbeilief, atmete er erleichtert durch. Noch mal Glück gehabt. Aber wahrscheinlich kam er gleich vom Regen in die Traufe. So war das Leben. Jeder Erleichterung folgte eine noch viel schlimmere Katastrophe.

«Hallo, mein Lieber. Du schaust in die falsche Richtung.»

Die Stimme kam von hinten. Wie hatte sie das gemacht?

Er drehte sich langsam um. Jawohl, die Dame hatte rote Haare. Und sie hatte ein nettes Lächeln. Und sie sah phantastisch aus – auf den ersten Blick. Auf den zweiten hatte er den Eindruck, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Aber was? Auch irritierte ihn die dunkle Sonnenbrille. Jedenfalls war die Frau eine Erscheinung, nach der sich die Männer umdrehten. Verbesserte das seine Situation? Nein, ganz im Gegenteil.

«Du bist Marion?»

«Bekomme ich keinen Kuss?»

Emilio gab sich einen Ruck. Er hauchte ihr zwei verhuschte Küsse auf die Wangen. Das Parfüm kam ihm auf seltsame Weise bekannt vor.

«Willkommen in Bozen», sagte er förmlich.

«Emilio, du bist ein seltsamer Vogel.»

Sie bat ihn, ihren Rollkoffer zu ziehen. Sie nahm ihm den Gehstock weg – «den kann ich gut brauchen» – und hakte sich bei ihm ein.

«So, wo geht’s hin?»

Fast hätte Emilio geantwortet, wie er sich das vorgenommen hatte. Also: Es geht zurück nach München, und zwar mit dem nächsten Zug von Gleis zwei. Doch irgendwas hielt ihn davon ab. Lag es daran, dass diese Marion eine aufsehenerregende Frau war?

«Es ist nicht weit bis zum Waltherplatz. Da setzen wir uns ins Café, trinken was und klären die Sachlage. Einverstanden?»

Sie nickte. «Aber klar. Ich freue mich, dass du mich wirklich abholst. Da war ich mir nicht sicher.»

«Ich auch nicht», grummelte Emilio.

Ihm fiel auf, dass Marion beim Gehen leicht hinkte. Lag das an seinem Stock? Verführte der zum Humpeln? Oder hatte sie was mit den Beinen?

*

Sie trank einen Aperol Sprizz, er einen Macchiato und Wasser.

«Bist du krank?», fragte sie.

«Warum? Nur weil ich in der Bar betrunken war, heißt das noch lange nicht, dass ich dem Alkohol verfallen bin.»

Ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihren Mund.

«Na ja, vielleicht hast du dich geändert?»

«Du kennst mich doch gar nicht.»

Sie nahm einen Schluck. «Wenn du meinst», sagte sie sibyllinisch.

Was war denn das für eine Aussage? Es wurde Zeit, seinen Standpunkt zu verdeutlichen.

«Liebe Marion, ich muss was klarstellen.»

«Nur zu!»

«Ich habe einen veritablen Filmriss. Ich weiß nur, dass ich in der Bar entschieden zu viel getrunken habe. Ich kann mich nicht an dich erinnern. Tut mir leid, das ist uncharmant, aber die Wahrheit. Auch weiß ich nicht, was ich dir erzählt habe. Falls ich dich wirklich nach Südtirol eingeladen habe, möchte ich mich dafür entschuldigen und davon zurücktreten. Glaub mir, das ist mir ausgesprochen unangenehm und peinlich. Aber ich lebe nicht alleine, ich kann dich nicht bei mir aufnehmen. Das geht nicht.»

Sie schluckte. Er glaubte, ihr die Enttäuschung anzumerken.

«Du bist ein Mann der klaren Worte», sagte sie leise.

«Wie gesagt, das ist mir peinlich. Ich darf dich zur Übernachtung ins Laurin einladen, das ist um die Ecke. Morgen können wir zusammen frühstücken, dann bringe ich dich wieder zum Bahnhof.»

«Das ist dein Vorschlag?»

«Ja. Alternativ könnten wir schauen, ob im Greif ein Zimmer frei ist.» Er deutete über den Platz. «Das Hotel ist gleich da drüben.»

«Ich weiß, ich kenne es.»

Emilio zögerte, aber es ließ ihm keine Ruhe. «Darf ich dich was fragen?»

«Gerne.»

«Haben wir? Du verstehst, was ich meine? Wie gesagt, ich hatte in jener Nacht einen Filmriss.»

Sie lächelte. «Ich hab mich geirrt. Du bist doch kein Mann der klaren Worte. Du willst wissen, ob wir miteinander geschlafen haben, richtig?»

Wenn sie glaubte, dass ihm das unangenehm war, hatte sie sich getäuscht. Er wollte nur diskret sein, darum hatte er den präsumtiven Beischlaf nicht direkt ausgesprochen.

«Haben wir?»

Er studierte ihr Gesicht. Marion verzog keine Miene. Ihre Mimik war seltsam starr, schon die ganze Zeit. Weil sie die dunkle Brille nicht abnahm, sah er ihre Augen nicht. Und sie war stark geschminkt, was eigentlich gar nicht zu ihrem Typ passte. Neben der Nase, unter dem Make-up, war das eine Narbe?

«Was meinst du?», antwortete sie mit einer Gegenfrage.

«Ich glaub nicht. Daran würde ich mich dann doch erinnern.»

Er meinte es so, wie er es sagte. Es schien ihm unmöglich, mit dieser Frau intim gewesen zu sein und sich später nicht mehr daran erinnern zu können. Nicht bei dieser Frau. So betrunken konnte nicht mal er sein.

Sie machte eine lange Pause, trank von ihrem Aperol Sprizz. Er spürte, wie sie ihn durch die Sonnenbrille musterte. Es war ihm nicht wohl dabei.

«Wir haben nicht nur einmal miteinander geschlafen», sagte sie schließlich, «sondern ganz oft.»

«Wie bitte?»

«Ist schon eine Weile her.»

In Emilios Kopf überschlugen sich die Gedanken. War diese Frau komplett verrückt? Oder war er es?

Langsam nahm sie die Sonnenbrille ab. Er sah ihre Augen. Die meisten Rothaarigen hatten braune Augen oder grüne. Aber keine blauen. Ihr Blick war eindringlich. Ihn fröstelte.

«Du kennst mich wirklich nicht. Du kannst dich nicht erinnern», stellte sie fest.

«Sag ich doch.»

«Wir waren einmal ein Paar, vor über zehn Jahren. Lange ist’s her, da kann man so was schon vergessen.»

Sie war wirklich verrückt. Aber ihr Parfüm war ihm vertraut. Auch die Stimme. Und diese Augen …

Er schaute auf ihre Hände. Sie waren gepflegt. Sie gefielen ihm. Aber hatten ihn diese Hände schon mal berührt?

«Ich war nie mit einer Marion zusammen», sagte er entschieden. «Und ich hatte nie eine rothaarige Freundin.»

Sie biss sich auf die Lippen. «Das ist eine Perücke, mein Lieber. Damals war ich blond. Außerdem kennst du mich nicht als Marion, obwohl das mein Taufname ist.»

«Sondern?»

«Ich war bei allen nur die Mara, sogar meine Mutter hat mich so genannt.»

Emilio lief es kalt den Rücken runter. Er sah sie fassungslos an. «Mara? Du bist Mara? Das kann nicht sein.»

«Wir haben uns im Streit getrennt.»

«Das war ein Fehler, den habe ich später bereut.»

«Vor fünf Jahren hatte ich einen schweren Unfall mit dem Mountainbike. Ich war so gut wie tot. Aber sie haben mich wieder...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2016
Reihe/Serie Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bozen • Ferien • Italien • Lagrein • Meran • Südtirol • Urlaub • Urlaubslektüre • Wein • Weinkrimi
ISBN-10 3-644-56141-9 / 3644561419
ISBN-13 978-3-644-56141-0 / 9783644561410
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99