Körperbild und Körperbildstörungen -

Körperbild und Körperbildstörungen (eBook)

Handbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe

Andreas Uschok (Herausgeber)

eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
368 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95520-9 (ISBN)
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Pflegende arbeiten sehr körpernah mit Menschen. Sie helfen Patienten beim Waschen und Kleiden, unterstützen sie beim Essen, Trinken und Ausscheiden, lindern Schmerzen, geben Spritzen und legen Verbände an. - Doch welche Vorstellung vom Körper haben Pflegende? Wie gehen sie mit ihm um? Wie wirkt sich das auf Pflegeergebnisse aus? Welche Rolle spielt dabei der Begriff des Leibes? - Am Beispiel des Praxisproblems der Körperbildstörung werden diese und andere Fragen von kompetenten Fachleuten beantwortet. Pflegende begegnen täglich Menschen mit Körperbildveränderungen, einer jungen Frau, die sich einer Mastektomie unterziehen muss, einem älteren Mann, der mit einem Stoma aus dem OP kommt, einem Mann, der einen Schlaganfall erlitten hat. Pflegende treffen dabei auf Menschen, die sich wegen Behinderungen, Erkrankungen und Entwicklungskrisen mit negativ empfundenen Veränderungen ihres Körpers auseinandersetzen müssen, die sie verunsichern und erschüttern. All das vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die dem makellosen, perfekten und attraktiven Körper einen hohen Wert beimisst. Die Autoren des Fachbuchs zur Theorie und Praxis des Körperbildes für Pflege- und Gesundheitsberufe - klären die Konzepte: Körper, Leib, Körperbild sowie Körperbildstörungen und orientieren über deren Bedeutung für die Pflegepraxis - verdeutlichen, wie sich verschiedene Erkrankungen und Behinderungen auf das Körperbild auswirken - beschreiben, wie Amputationen, Bestrahlungen, Chemo- und Hormontherapien sowie Wund- und Stomabehandlungen das Körperbild verändern können Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Körperbildes, wie kann sich dieses verändern und was können Pflegende zu dessen Verbesserung bis Körperbildstörungen tun?

Körperbild und Körperbildstörungen 2
Nutzungsbedingungen 6
Inhalt 7
Geleitwort 15
Körper und Körperbild – ein paar Gedanken im Vorfeld des Professionellen 15
Andreas Fröhlich 15
Vorwort 17
Einleitung 19
Danksagung 25
1 Zur Relevanz des Körpers im Kontext pflegerischen Handelns 27
Hartmut Remmers 27
1.1 Einleitung 27
1.2 Körper 28
1.2.1 Definitionen 28
1.2.2 Einige Anmerkungen zur Wortgeschichte 28
1.2.3 Grundlagentheoretische Differenzierungen 29
1.3 Jenseits traditioneller Körperlehre: Ansätze einer Leib-Phänomenologie 30
1.4 Störungen der Lebendigkeit des Körpers 32
1.4.1 Klinische Aspekte 32
1.4.2 Pflegerisch-praktische Aspekte 36
1.5 Leiblichkeit und Erleben am Beispiel depressiver (psychogener) Störungen 40
1.6 Zusammenfassung 41
1.7 Literatur 42
2 Zur Relevanz der Phänomenologie der Leiblichkeit für die Pflege 47
Martin W. Schnell 47
2.1 Einleitung 47
2.2 Phänomenologie der Leiblichkeit 47
2.3 Leib und Körper 48
2.4 Die Anderen 49
2.5 Zwischenleiblichkeit 49
2.6 Fremdheit 49
2.7 Ansatzpunkte für die Pflege 51
2.8 Endlichkeit und Selbstsorge 52
2.9 Die Selbstsorge und ihre Beziehung zur Pflege 53
2.10 Selbstsorge und Pflege 53
2.11 Das Phantomglied 53
2.12 Literatur 54
3 Körper und Leib als Ausgangspunkt eines mimetisch begründeten Pflegehandelns 57
Manfred Hülsken-Giesler 57
3.1 Einleitung 57
3.2 Der Kern des Pflegerischen: Die Situationsdefinition 58
3.3 Sprache, Körper und Leib in der Pflege 59
3.4 Mimesis: körper- und leibgebundenes Verstehen in der Pflege 61
3.5 Deformationen des mimetischen Vermögens 64
3.6 Was ist zu tun? 65
3.7 Literatur 67
4 Die Körper der Gesellschaft. Eine soziologische Entdeckungsreise 71
Robert Gugutzer 71
4.1 Einleitung 71
4.2 Gründe für den «body turn» in der Gesellschaft 72
4.3 Körper und Leib 75
4.4 Körper und Leib als gesellschaftliche Produkte 78
4.4.1 Formung von Körper und Leib: Wie wird gesellschaftlich auf Körper und Leib eingewirkt? 78
4.4.2 Körperdiskurs: Wie wird über Körper und Leib in der Gesellschaft kommuniziert? 79
4.4.3 Körpersymbolik: Was symbolisiert der Körper? 80
4.5 Körper und Leib als Produzenten von Gesellschaft 81
4.5.1 Körperpraxis: Wie handelt der Körper gewohnheitsmäßig? 82
4.5.2 Körpereigensinn: Wie agiert der Körper vorreflexiv? 83
4.5.3 Leiberfahrung: Wie wird Gesellschaft leiblich-affektiv konstruiert? 83
4.6 Fazit 84
4.7 Literatur 85
5 Wider die babylonische Sprachverwirrung: gegenwärtige Definition des Körperbildes 87
Erwin Lemche 87
5.1 Einleitung 87
5.2 Welche babylonischen Sprachverwirrungen gibt es überhaupt? 88
5.3 Gegenwärtige Sprachgebräuche 89
5.4 Phantomglied und weitere sogenannte Körperbild-Störungen 90
5.5 Neurologie und Psychoanalyse 94
5.6 Sozial-, Experimental- und Kognitionspsychologie 95
5.7 Das Komponenten-Modell des Körperbildes 96
5.8 Überprüfungen im Lichte neurer Erkenntnisse 101
5.9 Zusammenfassung 103
5.10 Literaturangaben 104
6 Körperbild – Pflegeklassifikation, Pflegeprozess und Pflegediagnose 109
Jürgen Georg 109
6.1 Einführung und Übersicht 109
6.2 Klassifikatorische Zuordnung 109
6.3 Pflegemodelle und Körperbild 110
6.3.1 Körperbild und ABEDL 112
6.3.2 Körperbild und funktionelle Gesundheitsverhaltensmuster 112
6.4 Körperbild im Pflegeprozess 113
6.4.1 Körperbild und Pflegeassessment 115
6.4.2 Körperbild, Pflegediagnose und -diagnostik 118
6.4.2.1 Definition 118
6.4.2.2 Kritik 118
6.4.3 Pflegeentscheidungen 118
6.4.4 Pflegeziele und -ergebnisse 123
6.4.5 Pflegeinterventionen zur Verbesserung des Körperbildes 123
6.4.5.1 NIC-Pflegeintervention Förderung des Körperbildes 126
6.4.5.2 Pflegemaßnahmen zur Förderung und Verbesserung des Körperbildes 126
6.4.5.2.1 Erkennen ursächlicher/beeinflussender Faktoren 126
6.4.5.2.2 Copingfähigkeiten des Klienten ermitteln 129
6.4.5.2.3 Bewältigung und Akzeptanz unterstützen 129
6.4.5.2.4 Fördern des Wohlbefindens 131
6.5 Körperbildstörungen als Reaktion auf medizinische Erkrankungen 131
6.5.1 Rahmenmodell 132
6.6 Literatur 136
7 Die Bedeutung der leiblichen Kommunikation im Kontext transkultureller Pflege 139
Charlotte Uzarewicz 139
7.1 Einleitung 139
7.2 Theoretische Grundlagen 140
7.2.1 Leib und Körper 140
7.2.2 Transkulturalität und Leiblichkeit 141
7.2.3 Kanäle der leiblichen Kommunikation 143
7.2.4 Einleibung als Beispiel leiblicher Kommunikation 145
7.3 Fallbeispiel: Leibliche Kommunikation im Migrationskontext 147
7.4 Die transkulturelle Sprache der Leiblichkeit 152
8 Der etwas andere Zugang zum diabetischen Fuß-Syndrom 155
Angewendete Neue Phänomenologie bei diabetischem Fuß-Syndrom 155
A. Risse 155
8.1 Anthropologie, Neue Phänomenologie, DFS 155
8.1.1 Der diabetologische Diskurs 155
8.1.2 Anthropologischer Dualismus 156
8.1.3 Leib, Leibesinseln, leibliche Ökonomie 156
8.2 Das diabetische Fuß-Syndrom: Problemstellung 158
8.3 Annäherung an die Patienten: Der Zugang der Neuen Phänomenologie 160
8.4 Die Untersuchungstechnik der Neuen Phänomenologie 160
8.5 Interpretationsniveaus der Polyneuropathie 163
8.6 Klassifikation der diabetischen Polyneuropathie nach phänomenologischen Gesichtspunkten 163
8.7 Praktische Konsequenzen 164
8.7.1 Verständnis für zuvor unverständliche Phänome 164
8.7.2 Verständnis für die fehlende Druckentlastung und das unkorrigierbare Patientenverhalten 165
8.7.3 Verständnis für die Schwere der Erkrankung auch bei fehlenden Symptomen 165
8.7.4 Vertiefte Anamnesetechnik durch phänomenologisches Fragen 165
8.7.5 Abschwächung therapeutischer Aggression und entwertender Beurteilung 165
8.8 Literatur 166
9 Intensivstation: ein intensiv verändertes Körperbild 169
Hans-Joachim Hannich 169
9.1 Einleitung 169
9.2 Der «erdachte» Körper – das Körperbild der Intensivmedizin 170
9.3 Der «empfundene» Körper – das Körperbild von Intensivpatienten 171
9.4 Der verborgene Leibkörper 174
9.5 «Wollen Sie nicht mit mir reden?» – Ein Behandlungsbeispiel 176
9.6 Zusammenfassung 177
9.7 Literatur 178
10 Brustkrebs – es geht an die Substanz 181
Sara Marquard 181
10.1 Einleitung 181
10.2 Ursachen körperlicher Veränderungen 182
10.3 Auswirkungen körperlicher Veränderungen 184
10.4 Hilfsmittel zur Wiedererlangung eines versehrten Körperbildes 186
10.4.1 Brustversorgung 186
10.4.2 Haarersatz 187
10.5 Pflegerische körperassoziierte Interventionsmaßnahmen 188
10.5.1 Körperbildarbeit zur Vorbereitung auf ein verändertes Aussehen 189
10.5.2 Körperbildarbeit zur Unterstützung des veränderten Aussehens 191
10.6 Fallbeispiel 195
10.7 Literatur 196
11 Wie wirkt sich Yoga-Üben auf das Körperbild aus? 199
Gespräche mit Frauen nach Brustkrebsbehandlung 199
Ingrid Kollak 199
11.1 Einführung und Gliederung 199
11.2 Brustkrebshäufigkeit und wie die betroffenen Frauen die Diagnose erleben 200
11.3 Die Auswirkungen der Therapie auf Körper und Körperbild der Frauen 201
11.4 Das Interesse an komplementären und alternativen Behandlungsmethoden 202
11.5 Yoga-Üben und Körpererfahrungen 204
11.6 Yoga-Üben mit Frauen während der Brustkrebsbehandlung 205
11.7 Rückmeldungen zur Qualität des Yoga-Unterrichts und Hinweise für die Praxis 208
11.7.1 Übungsbeginn und körperlich-psychische Ausgangssituation 209
11.7.2 Ebenen des Unterrichts-Erlebens 209
11.7.3 Akzeptanz des Yoga und fortgesetztes Üben 211
11.8 Zusammenfassung 212
11.9 Literatur 213
12 Querschnitt – das Ende des Weges? 215
Anna-Katariina Koch 215
12.1 Einleitung 215
12.2 Funktionsverluste und ihre Folgen für das Körperbild 216
12.2.1 Rollstuhl 216
12.2.2 Verlust der Blasen- und Mastdarmkontrolle 218
12.2.3 Sexuelle Dysfunktionen 220
12.2.4 Sichtbare Körperveränderungen 222
12.3 Problembeschreibung 222
12.3.1 Sich nicht betrachten und berühren wollen 223
12.3.2 Nicht über Behinderung sprechen wollen 223
12.3.3 Die pflegerische Versorgung nicht übernehmen wollen 223
12.3.4 Soziale Isolation 224
12.4 Assessment 224
12.4.1 Einschätzung der eigenen Situation 224
12.4.2 Erwartungen an das Ergebnis der Rehabilitation 225
12.4.3 Wahrnehmung der Symbole von Behinderung 225
12.4.4 Wahrnehmung anderer behinderter Personen 227
12.4.5 Selbstvertrauen 227
12.4.6 Depression 227
12.5 Interventionen 227
12.5.1 Vertrauensverhältnis aufbauen 228
12.5.2 Ins Gespräch kommen 228
12.5.3 Trauer zulassen 229
12.5.4 Positive Coping-Strategien identifizieren 229
12.5.5 Fortschritte aufzeigen 231
12.6 Evaluation 231
12.6.1 Über das veränderte Körperbild sprechen können 231
12.6.2 Die körperlichen Veränderungen verstehen 231
12.6.3 Veränderungen annehmen und integrieren lernen 232
12.7 Literatur 232
13 Amputation – Phantomschmerz und Körperbild 235
Jürgen Georg 235
13.1 Beispiel 235
13.2 Phantomschmerzen, -wahrnehmungen und -bewegungen 235
13.3 Symptome und Einflussfaktoren 236
13.4 Ursachen 237
13.5 Pflegediagnosen als Reaktion auf Amputationen 237
13.6 Therapien 238
13.7 Literatur 238
14 Körperbildveränderungen bei Menschen mit veränderten Ausscheidungsfunktionen 241
Jürgen Georg 241
14.1 Beispiel 241
14.2 Körperbild – Definitionen 241
14.3 Körperbild und Selbstkonzept 242
14.3 Elemente des Körperbildes 242
14.4 Pflegediagnose Körperbildstörungen bei Ausscheidungsstörungen 244
14.4.1 Einflussfaktoren für Körperbildstörungen bei Ausscheidungsstörungen 244
14.4.2 Symptome von Körperbildstörungen bei Ausscheidungsstörungen 245
14.5 Pflegediagnosen als Reaktion auf medizinische Behandlungen und Erkrankungen 246
14.6 Pflegeergebnis Körperbild 248
14.7 Pflegeinterventionen zur Verbesserung des Körperbildes 249
14.8 Fallbeispiel und exemplarische Pflegeplanung 252
14.9 Literatur 254
15 Inkontinenz 255
Daniela Hayder-Beichel 255
15.1 Einleitung 255
15.2 Von der Kontinenz zur Inkontinenz 255
15.2.1 Die Entwicklung der Kontinenz 255
15.2.2 Die Bedeutung der Körperkontrolle 256
15.2.3 Inkontinent sein 256
15.3 Ergebnisse aus drei qualitativen Studien 257
15.3.1 Leben mit Harninkontinenz 257
15.3.2 Leben mit Stuhlinkontinenz 259
15.3.3 Leben mit einem Blasenverweilkatheter 260
15.4 Praktische Empfehlungen 261
15.4.1 Kommunikation professioneller Gesundheitshelfer 261
15.4.2 Handlungsstrategien entwickeln 263
15.5 Schlussbetrachtung 264
15.6 Literatur 264
16 Körperbildveränderungen bei Menschen mit strukturellen und funktionellen Hautveränderungen 265
Jürgen Georg 265
16.1 Beispiel 265
16.2 Körperbild – Definitionen 266
16.3 Körperbild und Selbstkonzept 266
16.4 Pflegeprozess: Haut und Körperbild 266
16.5 Pflegeassessment: Haut und Körperbild 266
16.6 Pflegediagnosen – Körperbildstörungen bei Hauterkrankungen 271
16.6.1 Einflussfaktoren für Körperbildstörungen bei strukturellen und funktionellen Hautveränderungen 271
16.6.2 Symptome von Körperbildstörungen bei strukturellen und funktionellen Hautveränderungen 272
16.6.3 Allgemeine Pflegediagnosen bei strukturellen und funktionellen Hautveränderungen 274
16.6.4 Pflegediagnosen als Reaktion auf Erkrankungen der Haut 275
16.7 Pflegeergebnis Körperbild 277
16.8 Körperbild verbessernde Pflegeinterventionen bei strukturellen und funktionellen Hautveränderungen 278
16.8.1 Hautpflege zur Körperbildverbesserung bei alten Menschen 279
16.8.2 Pruritusmanagement zur Körperbildverbesserung 280
16.8.3 Intertrigobehandlung zur Körperbildverbesserung 281
16.8.3.1 Pflegepriorität: Bestimmen der Auswirkungen der Intertrigo 282
16.8.3.2 Pflegepriorität: Erhalten oder Wiederherstellen des Hautzustandes: 282
16.8.3.3 Pflegepriorität: Fördern des Wohlbefindens 283
16.9 Literatur 283
17 Chronische Wunden – Traumata für die KörperSeele 285
und das Beispiel Frida Kahlo 285
Andreas Uschok, Andrea Schmidt-Jungblut 285
17.1 Einleitung 285
17.2 Erster Teil: Die Bedeutung und die Situation der Patienten mit chronischen Wunden 286
17.2.1 Chronische Wunden als gesellschaftlicher Faktor 286
17.2.2 Alltag und Lebensqualität von Patienten mit einer chronischen Wunde 287
17.2.3 Das Körperbild von Patienten mit chronischen Wunden 289
17.2.4 Zum Zusammenhang zwischen Wundheilung und psychosozialen Faktoren 291
17.2.5 Zwischenfazit 292
17.3 Zweiter Teil: Andere Wege in der Pflege 292
17.3.1 Analyse und Reflexion – eine kleine Lektion aus dem Wirtschaftscoaching (s. Kranz) 294
17.3.2 Aufbau einer therapeutischen Beziehung 295
17.3.3 Lebenskrise und Verarbeitungsmechanismen 296
17.3.4 Disidentifikation und das Selbst-gewahr-sein 297
17.3.5 Haltung und Achtsamkeit 299
17.3.6 Frida Kahlo (1907–1954) 301
17.4 Literatur 303
18 Das Körperbild und Körpererleben von Menschen mit Komplexer Beeinträchtigung – eine Annäherung von außen 307
Helga Schlichting und Saskia Schuppener 307
18.1 Einleitung 307
18.2 (Körper-)Erfahrungsmöglichkeiten 308
18.3 Biografische Erfahrungen mit dem eigenen Körper 310
18.4 Ein Leben in Langzeiteinrichtungen der Psychiatrie – besondere (traumatische) biografische (Körper-)Erfahrungen 311
18.5 Grundlegende Kompetenz im Umgang mit einer erschwerten Lebenssituation 312
18.6 Der Körper als Objekt von Medizin, Pflege, Therapie und Pädagogik 313
18.7 Der Körper als (einziger) Ort der Mitteilung und Medium von Kommunikation 314
18.8 Kompetenzorientierter und Wertschätzender Umgang mit dem Körper (in Pädagogik, Pflege und Therapie) 314
18.9 Zugangswege für Bildungs- und Entwicklungsangebote 316
18.10 Literatur 318
19 Schönheitsideale – Körperzufriedenheit – Körperbildstörungen am Beispiel von Essstörungen 321
Ilka Rühl, Tanja Legenbauer 321
19.1 Entwicklung und Verbreitung des Schlankheitsideals 321
19.2 Einstellung zum eigenen Körper in der Allgemeinbevölkerung 324
19.3 Einfluss des Schönheitsideals auf Körperbild und Essverhalten 325
19.4 Die Rolle des Körperbildes am Beispiel der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen wie Anorexia und Bulimia Nervosa 328
19.5 Literatur 334
20 Wohlfühlen in der eigenen Haut – Eine kurze Anleitung 337
Andrea S. Hartmann und Ulrike Buhlmann 337
20.1 Einleitung 337
20.2 Strategien zur Verbesserung des Körperbildes 338
20.2.1 Seine Gedanken, Interpretationen und Grundannahmen verändern 339
20.2.2 Exposition – Sich den gefürchteten Situationen stellen 342
20.2.3 Exkurs Spiegelkonfrontation – Das große Ganze wahrnehmen 343
20.2.4 Reaktionsverhinderung – Abbau der Rituale 345
20.3 Von Selbsthilfe zu ambulanter Therapie 346
20.4 Zusammenfassung 347
20.5 Literatur 347
Herausgeber- und AutorInnenverzeichnis 349
Abkürzungsverzeichnis 352
Stichwortverzeichnis 353

Einleitung


Durch eine kurze Vorstellung der Buchbeiträge soll der Überblick und Zugang erleichtert werden.

Kapitel 1. Hartmut Remmers setzt sich gleich im ersten Beitrag mit der Relevanz des Körpers für die Pflege auseinander. Er widmet sich grundlagentheoretischen Überlegungen, in denen deutlich wird, dass sich die Entwicklung der Pflegeprofession selbst blockiert, wenn der Körper als eine Art Maschine angesehen wird. Diesem Körperverständnis stellt er den Begriff des Leibes als subjektive Erlebnis- und Empfindungswelt an die Seite. Ein beeinträchtigtes Körperbild beschreibt er als Störung der Lebendigkeit des Körpers und betont die entscheidende Bedeutung, die Rückmeldungen der Umwelt für die Aufrechterhaltung des Körperselbstbildes haben. Remmers macht die Körper- und Körperbildproblematik an verschiedenen pflegepraxisrelevanten Beispielen wie Schlaganfall, Tumorerkrankungen oder Organtransplantationen plastisch und kommt zu dem Schluss, dass die Konzeptentwicklung der Pflege eine Neu- bzw. Wiederaneignung des Körpers erfordert, bei der ein besonderes Augenmerk auf den Leib (hier vor allem psychogene Störungen der Leiblichkeit) gerichtet werden soll. Denn sonst, so führte er an früherer Stelle bereits aus (Remmers, 1997), drohe die Gefahr einer «subtilen Fremdbemächtigung» des Körpers des Patienten durch eine reparaturfreudige Pflege.

Kapitel 2. Ausführlich geht Martin W. Schnell dem Begriff des Leibes aus der phänomenologischen Richtung der Philosophie und seiner Relevanz für die Pflege in seinem Beitrag nach. (Die Pha?nomenologie ist die Lehre von den Erscheinungen im Sinne einer reinen Wesenschau. «Ich bin, alles Nicht-Ich ist bloß Pha?nomen».)

Er kommt zu der Auffassung, dass die Leiblichkeit zu einem wesentlichen Teil die Identität des Menschen konstituiert.

An anderer Stelle beschreibt der «Leibphilosoph» Schmitz (1998) den Unterschied zwischen Körper (als der wahrgenommene) und Leib (als der wahrgenommene und wahrnehmende) mit dem Begriff des «Spürens». Körperliche Sinne können sich täuschen, das eigene leibliche Spüren aber nicht; Wahrnehmen besteht noch vor dem Denken. Die «dicke Luft» in einem Raum, eine angespannte Situation spüren wir, noch ehe unsere Sinne die Situation gerastert haben oder bewusstes Denken einsetzt (Uzarewicz, 2003).

Die Art des pflegerischen Zugangs zum Patienten ist für Schnell auch davon abhängig, ob die phänomenologische Perspektive in der Betrachtung eingenommen werden kann: Zum Beispiel die Haut des Menschen als einer Materialisierung von Persönlichkeit. – Er sieht die Pflege als Teil dieses philosophischen Diskurses. Schnell thematisiert den Begriff der «Selbstsorge» (cura sui), die jedem Menschen zu eigen ist, die aber auch als Grundlage professioneller Pflege gelten kann.

Kapitel 3. Um die Grundlagen professioneller Pflege geht es auch Manfred Hülsken-Giesler. Körper und Leib sind auch für ihn zentrale Begriffe der Pflege und der Pflegewissenschaft. Aber es greife zu kurz, so Hülsken-Giesler, den Körperleib lediglich zum – wenn auch sehr wichtigen – Gegenstand der Pflege zu erklären.

In seinem Beitrag geht er der Frage nach, wie sich der Kern der Pflege beschreiben lässt, das heißt, wie Körper und Leib «Activa» professionellen Pflegehandelns sein können.

Der Autor kritisiert die momentane Tendenz, allein durch streng rationale, evidenzbasierte Argumentationen die Pflege definieren, weiterentwickeln zu wollen und damit auch die systemische Bedeutung von Körper und Leib zurückzudrängen.

Erst das individuelle Erleben der Betroffenen, krank und/oder in verschiedenen besonderen Situationen beeinträchtigt zu sein, kann Ausgangspunkt für pflegerische Ziele und Interventionsplanungen sein. Diese zwischen Patient und Pflegenden gemeinsam und immer wieder neu auszuhandelnde Definition in der individuellen Situation kann aus Sicht von Hülsken-Giesler als Kern des Pflegerischen bezeichnet werden. Bei dieser Definition vereinen sich evidentes Wissen und bestes Fallverstehen, welches ganz wesentlich auch ein körperlich-leibliches Verstehen ist, also von zum Beispiel Mimik, Gestik, Stimme, Muskeltonus, Körperhaltung oder Bewegungsgestaltung. Diese Fähigkeit von Pflegenden thematisiert er anhand des Begriffs der Mimesis: «Damit wird das menschliche Vermögen, Phänomene in der Welt, seien es Naturphänomene, menschliche Gegenüber oder dingliche Artefakte, körperlich-sinnlich wahrzunehmen, diese Wahrnehmungen wiederum über die eigene Körperlichkeit zum Ausdruck zu bringen und darüber Erfahrungen von der Welt und von den Anderen zu machen …». Hülsken-Giesler sieht die Gefahr, dass mimetische Fähigkeiten verdrängt werden könnten und ruft auf, dies aktiv zu verhindern.

Kapitel 4. In unserer Gesellschaft ist insgesamt eine starke Hinwendung zum Körper und zu allem, was mit ihm zu tun hat, zu beobachten – auch in den Wissenschaften. Robert Gugutzer gibt in seinem Beitrag acht Gründe dafür an. So ist für ihn der Übergang von der Industrie- zur postmodernen Gesellschaft mit dem Rückgang körperlicher Arbeit hin zu mehr Kopfarbeit (oder auch dem Dienstleistungsbereich) und zu immer mehr Freizeit verbunden.

Sowohl im Dienstleistungs- wie auch im Freizeitbereich nimmt die körperliche Präsentierung – in Form eines schlanken, jungen, gesunden Körpers – zu. Wer besser aussieht, verdient mehr, bekommt bessere Noten oder wird vor Gericht milder bestraft. Gugutzer entwirft anhand der Soziologie mit vielen konkreten Beispielen ein differenziertes Bild der wechselseitigen Beeinflussung zwischen Gesellschaft und den Körpern.

Doch zurück zum Körperbild. Der Begriff des Körperbildes wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts geprägt, ist also noch recht jung. Die ersten Untersuchungen wurden mit neurologischer Fragestellung geführt. Der englische Neurologe Henry Head (1920) (der sinnige Nachname ist vielen Pflegenden durch die Headschen Zonen bekannt) beschäftigte sich mit der Frage, wie die Lage und Haltung des Körpers durch äußere und innere Reize wahrgenommen werden. Es entsteht eine schematische Vorstellung des eigenen Körpers, die Head als «Körperschema» oder body scheme bezeichnet.

Der Psychiater Paul Schilder (1935) prägte den Begriff des «body image», als des «Körperbildes». Er meinte damit das Verhältnis der einzelnen Teile des Körpers zueinander und ihre Lage im Raum. Schilder erweiterte die Diskussion über die Wahrnehmung des Körpers um psychologische und soziologische Faktoren.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte kamen je nach Blickwinkel noch eine Reihe anderer Begriffe hinzu: Zufriedenheit mit dem Körper, Körperselbst, Körperkonzept, Körperorientierung, Körperausdehnung, Körperkenntnis, Körpererfahrung, Körpererleben usw.

Um dieser «babylonischen Sprachverwirrung» (Röhricht et al., 2004) entgegenzuwirken, wurden mehrere Systematisierungsversuche unternommen. Eine Gruppe von Körperbild-Wissenschaftlern um Röhricht fand sich 2004 zu einem Konsensuspapier zusammen, um Teilaspekte des Körpererlebens terminologisch abzugrenzen. Die Gruppe einigte sich auf den Oberbegriff Körpererleben und diskutierte diesen explizit aus der Geschichte des Leib-Begriffs. Aber auch in diesem Konsensuspapier wird zwischen Körperschema und Körperbild unterschieden.

Kapitel 5. Einer der am Konsensuspapier beteiligten Wissenschaftler ist Erich Lemche, der sich in diesem Band ausführlich der Definition von Begrifflichkeiten widmet. Er diskutiert dies in seiner Eigenschaft als Neurowissenschaftler, entwirft ein sogenanntes Komponentenmodell und ordnet die verschiedenen Begrifflichkeiten und Funktionen verschiedenen Hirnregionen zu. In einem Nebensatz berichtet er von Spekulationen anlässlich neuester Befunde, dass die Trennung von Körper und Geist/Seele durch den französischen Philosophen Rene Descartes möglicherweise die pathologische Folge seines Basalhirntumors gewesen sein könne.

Jenseits solcher Ironien der Geschichte verortet Lemche die Trennung der Begriffe Körperbild und Körperschema als eine der grundlegendsten Verwirrungen. Er legt anhand neurophysiologischer Befunde die doch komplexe Verschachtelung verschiedener Hirnareale dar, die eine enge Verzahnung von Bild und Schema aufzeigen. Er plädiert hier für ein Gesamtkonstrukt der Körperpräsentationen mit fünf Komponenten, die er auch Funktionsniveaus nennt: Körper-Selbst, Körper-Ich, Körperorientierung, Körper-Ideation, und Haltungsschema. Seine Überlegungen führen ihn zu dem Schluss, dass die neurophysiologische Ableitung der vielen Körperfacetten die jahrzehntelange Begriffsverwirrung überwinden kann.

Kapitel 6, 13, 14, 16. Jürgen Georg stellt mit großem Detailreichtum die Einordnung des Körperbildes in ein Klassifikationssystem von Pflegediagnosen und in den Pflegeprozess dar, und dies auf der Grundlage verschiedener Pflegemodelle. Durch seine Einordnung wird deutlich, wie nahe verwandt die Körperbildproblematik mit anderen Diagnosen wie Selbstwertgefühl, Vereinsamungsgefahr oder Angst ist.

Die Möglichkeit, eine exakte, nachvollziehbare und auch abgestufte Basis- oder Fokusdiagnostik eines so weiten Begriffes leisten zu können, gelingt Georg durch die umfangreiche Auflistung zahlreicher Symptome, Einflussfaktoren und Algorithmen, die unter anderem auch Risikodiagnosen, Entwicklungspotenziale und Lernbedarf berücksichtigen. Hier wird deutlich, dass der Aufbau einer guten Beziehung zwischen Pflegendem und Patient die notwendige Basis darstellt, die eine Bearbeitung dieses Themas überhaupt erst möglich macht. Diese...

Erscheint lt. Verlag 22.8.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-456-95520-0 / 3456955200
ISBN-13 978-3-456-95520-9 / 9783456955209
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Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

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EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
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Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Zusätzliches Feature: Online Lesen
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