Die Anfänge des Sozinianismus (eBook)

Genese und Eindringen des historisch-ethischen Religionsmodells in den universitären Diskurs der Evangelischen in Europa
eBook Download: PDF
2016 | 1. Auflage
636 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-10142-2 (ISBN)

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Die Anfänge des Sozinianismus -  Kestutis Daugirdas
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Die bis zu ihrer Ausweisung im Jahr 1658 in Polen-Litauen beheimateten Sozinianer stellten eine transnational zusammengesetzte religiöse Minderheit protestantischer Herkunft dar, der es trotz der geringen Zahl ihrer Mitglieder gelang, eine bedeutende ideengeschichtliche Wirkung in Europa zu entfalten. Obwohl sie nur ca. ein Prozent der polnisch-litaui­schen Bevölkerung ausmachten, verfügten die Sozinianer in der Zeit von 1602 bis 1638 über ein akademisches Gymnasium und eine Druckerei in Raków, die für die Kultivierung und Verbreitung eines neuartigen Religionsmodells sorgten: Sozinianer gingen von der geschichtlichen Wandlung der religiös-sittlichen Normen im Sinne eines Perfektibilitätsprozesses aus, wobei sie, im Unterschied zu den etablierten Konfessionen, die subjektive Vernunft des Einzelnen zur letztgültigen Entscheidungsinstanz in religiösen Fragen erhoben. Dieses die Pluralität des Christentums prinzipiell bejahende, mit historisierend-philologischer Bibelexegese unterfütterte historisch-ethische Religionsmodell wurde zum Gegenstand zahlreicher Vorlesungen und Disputationen und wirkte vorbereitend auf das Aufkommen der europäischen Aufklärungstheologie. Die vorliegende Studie verfolgt jene Prozesse von ihren Ursprüngen im Denken Fausto Sozzinis an. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ausgestaltung des historisch-ethischen Religionsmodells durch die Vertreter des Frühsozinianismus und seiner diskursiven Verarbeitung an den protestantischen Universitäten im Alten Reich und in den Niederlanden.

Dr. K?stutis Daugirdas ist apl. Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls-Universität Tübingen. Er amtiert seit 2017 als Wissenschaftlicher Vorstand an der Johannes a Lasco Bibliothek Emden.

Dr. Kęstutis Daugirdas ist apl. Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls-Universität Tübingen. Er amtiert seit 2017 als Wissenschaftlicher Vorstand an der Johannes a Lasco Bibliothek Emden.

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 10
Vorwort 10
I. Einleitung 12
1. Forschungsgeschichtlicher Überblick. Fragestellung 12
2. Konzeptioneller Rahmen 41
3. Die Quellen 45
4. Begriffsbestimmungen. Sprachliche Entscheidungen und Datierungsverfahren 50
II. Fausto Sozzini. Das Werden und die Eckpfeiler seiner Lehre 54
1. Am Anfang war die Verkündigung: Der Johannesprolog 54
1.1 Genese: Lelio Sozzini folgend 54
1.2 Grundzüge der Idee 59
1.3 Die Anfänge der Verbreitung 65
2. Christus als historisch einzigartiger Mittler eines unüberbietbaren Bundes. Die Metaphorik und Vernunftgemäßheit der Erlösung 69
2.1 Genese: Basel. Gespräche mit Giovanni Battista Rota und Jacques Covet 69
2.2 Grundzüge der Idee 79
2.3 Die Anfänge der Verbreitung 92
3. Die natürliche Endlichkeit des Menschen und das ewige Leben als eine übernatürliche Gabe Gottes 95
3.1 Genese: Die Kontroverse mit Francesco Pucci 95
3.2 Grundzüge der Idee 100
3.3 Die Anfänge der Verbreitung 111
4. Das historisch einwandfreie Zeugnis der Heiligen Schrift als Grundlage ihrer Autorität 115
4.1 Genese: Krakau. Im Gespräch mit Andreas Dudith 115
4.2 Grundzüge der Idee 122
4.3 Die Anfänge der Verbreitung 131
5. Der Ausgangspunkt im Verhältnis des Menschen zu Gott: Der freie Wille 133
5.1 Genese: Sozzinis Auseinandersetzung mit dem augustinisch-reformatorischen Erbe in der ecclesia reformata minor und seine »Krakauer Vorlesungen« 133
5.2 Grundzüge der Idee 141
5.3 Die Anfänge der Verbreitung 154
6. Von der Widernatürlichkeit der ewigen Strafen 155
6.1 Genese: Rakówer Vorträge 1601 und 1602 155
6.2 Grundzüge der Idee 159
6.3 Die Anfänge der Verbreitung 164
III. Die Hauptakteure des frühen Sozinianismus. Von punktueller Rezeption bis zum akademisch reflektierten historisch-ethischen Religionsmodell eines europaweiten Netzwerks 166
1. Rezeption des unitarischen Elements der Lehre Sozzinis in Siebenbürgen und in Polen-Litauen 166
2. Die zentralen polnischen Multiplikatoren der sozinianischen Hauptanliegen 179
2.1 Petrus Statorius d. J.: Der kirchliche Vermittler und Apologet im polnisch-litauischen Inland 179
2.2 Andreas Wojdowski: Der akademische Vertreter im Ausland und die Anfänge der europäischen Vernetzung der Sozinianer 199
2.3 Hieronymus Moskorzowski: Politiker, Herausgeber und Antreiber des vernunftbetonten theologischen Diskurses in Polen-Litauen 218
3. Die ersten deutschen Sozinianer: Ihre Rolle bei der Ausgestaltung und Verbreitung des historisch-ethischen Religionsmodells 240
3.1 Christoph Ostorodt: Die Anfänge des deutsch-sprachigen Sozinianismus, das erste sozinianische Lehrkompendium und Religion als Ethik 240
3.2 Johannes Völkel und seine geschichtlich-systematische Ausgestaltung der Religion als Ethik. Von der Vervollkommnung der religiösen Normen 262
3.3 Valentin Schmalz: Behauptung, Akademisierung und Weiterentwicklung der sozinianischen Theologie 275
3.3.1 Schulzeit in Gotha, Konversion und das Wirken in Polen bis 1605 275
3.3.2 Schmalz als Rakówer Prediger und Scholarch in der Zeit von 1605 bis 1610: Der Ertrag der exercitationes theologicae und seiner christologischen Abhandlungen 287
3.3.3 Exkurs: Piseckis Beobachtungen zur Vernunft als judex controversiarum, zur theologiegeschichtlichen Bedeutung des Mittelplatonismus und zur natürlichen Theologie 305
3.3.4 Schmalz in der Auseinandersetzung mit Franz und ?miglecki. Der Sprung der sozinianischen Lehre in den Wittenberger Universitätsalltag und der Progressgedanke 315
3.3.5 Exegetica: Die Anfänge der historischen Bibelauslegung 333
IV. Das historisch-ethische Religionsmodell des frühen Sozinianismus im universitären Diskurs der mittel- und westeuropäischen Evangelischen 342
1. Erste Reaktionen an den mitteleuropäischen Universitäten auf das unitarische Element der Lehre Sozzinis 342
1.1 Zürich und Heidelberg: Reformierte Abwehr der unitarischen Christologie mittels metaphysischer Grundierung der Theologie 342
1.2 Wittenberg und Königsberg: Die hermeneutischen Probleme des antiunitarischen Vorgehens der Philippisten und Gnesiolutheraner im Kontext des Ringens um das theologische Erbe Melanchthons 360
2. David Pareus und seine biblischen Vorlesungen an der Universität Heidelberg: Eine thomistische Auseinandersetzung mit der sozinianischen Soteriologie und Anthropologie um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert 376
3. Konrad Vorstius: Ein semi-sozinianischer Semi-Nikodemit am Steinfurter Gymnasium illustre und sein Kreis 393
3.1 Kontakte des Vorstius zu Sozzini und Sozinianern. Die Vergeschichtlichung des Gottesgedankens 393
3.2 Das Tauziehen um die Leidener Berufung des Vorstius, der Skandal in Franeker und die Neuausgabe von Sozzinis Traktat De auctoritate sacrae scripturae 415
4. Die kreative Spannung einer verdeckten Inspirationsquelle: Anknüpfung an das histo­risch-ethische Religionsmodell der Sozinianer durch die Remonstranten unter der Ägide des Episcopius 440
4.1 Simon Episcopius: Ein semi-sozinianischer Eklektiker bis zur Verbannung aus den Niederlanden. Von der recta ratio und dem Unterschied der beiden Testamente 440
4.2 Von der Confessio sive Declaratio bis zu den Institutiones theologicae: Das historisch-ethische Religionsmodell in der öffentlichen Debatte und im theologischen Unterricht am Remonstrantenseminar 464
5. Die kreative Spannung einer ablehnenden Bezogenheit: Das historisch-ethische Religionsmodell der Sozinianer in den Vorlesungen, Disputationen und Werken der lutherischen Gelehrten 489
5.1 Die Stellungnahmen der Jenaer Theologen. Die Bündelung und die Auswirkungen der sozinianischen Anliegen in Grauers Vorlesungen und Gerhards Loci 489
5.2 Von geschichtlicher Einbettung, Rationalität und Erfahrungsbezogenheit der theologischen Sätze. Der Fortgang und die Folgen der Wittenberger Sozinianismusdebatte 516
V. Schluss: Genese und diskursive Verarbeitung des historisch-ethischen Religionsmodells als Vernetzungsprozess 538
VI. Quellen- und Literaturverzeichnis 554
1. Quellen 554
1.1 Handschriften 554
1.2 Drucke 554
2. Literatur 585
3. Lexika und Nachschlagewerke 614
4. Sonstige Abkürzungen 616
5. Benutzte Bibliotheken 616
Register 618
1. Ortsregister 618
2. Personenregister 623

Erscheint lt. Verlag 15.8.2016
Reihe/Serie Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz
Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz.
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Evangelische Kirchengeschichte • Kirchengeschichte • Theologiegeschichte
ISBN-10 3-647-10142-7 / 3647101427
ISBN-13 978-3-647-10142-2 / 9783647101422
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