Drei Könige - (eBook)

Die Rosenkriege 3 - Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
528 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-15507-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Drei Könige - -  Conn Iggulden
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England, im Winter 1461: Der Krieg zwischen den Herrscherhäusern Lancaster und York hat viele Opfer gekostet. Richard von York, der nach der Krone griff, ist tot, König Henry wird abgesetzt und gefangen gehalten. Die Königsgattin setzt den Kampf gegen das Haus York fort. Doch ihr Triumph ist nur von kurzer Dauer. Der junge Edward von York will England wieder in der Hand eines starken Königs sehen. In einem Sog von Niedertracht und Verrat wird Blut die Erde des Reiches tränken ...

Conn Iggulden unterrichtete Englisch an der Universität von London und arbeitete sieben Jahre als Lehrer, bevor er schließlich mit dem Schreiben historischer Abenteuerromane begann. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im englischen Hertfordshire. Die Romane seiner 'Emperor'-Trilogie stürmten binnen Kurzem die britischen Bestsellerlisten. 2006 gefolgt von seinem ersten Sachbuch dem 'Dangerous Book for Boys', das er zusammen mit seinem Bruder Hal schrieb und das das als 'Buch des Jahres' bei den British Book Awards ausgezeichnet worden ist. Ein Buch wie das 'Dangerous Book' hätten sie damals gerne zur Hand gehabt. Nun haben sie es selbst geschrieben und der goldenen Zeit der Kindheit und der Abenteuer ein Denkmal gesetzt.

1

»Ihr übertreibt, Brewer!«, fuhr Somerset ihn an, der beim Reiten sein Gesicht in den Wind hielt. »›Der Herr zog in einer Wolkensäule vor ihnen her‹, richtig? Columna nubis, wenn Ihr mit dem Buch Exodus vertraut seid. Schwarze Rußflocken in der Luft, Brewer! Das versetzt doch gerade diejenigen in Angst und Schrecken, die sonst immer noch gegen uns sein könnten. Und dagegen habe ich gar nichts einzuwenden.« Der junge Duke blickte zurück auf die dichten Qualmwolken, die immer noch hinter ihnen aufstiegen. »Die Männer müssen essen, das ist der langen Rede kurzer Sinn. Was sind denn schon ein paar Dörfer, nach allem, was wir erreicht haben? Ich würde sogar den Himmel in Brand setzen, wenn ich dadurch meine Männer satt kriege. Oder? Und überhaupt, bei dieser Kälte sollte man annehmen, dass die Menschen ein schönes Feuer zu schätzen wissen.«

»Aber die Nachricht davon wird uns vorauseilen, Mylord«, sagte Derry Brewer, der auf den Sarkasmus des Duke nicht einging. Er bemühte sich, höflich zu bleiben, obwohl auch ihm der Magen vor Hunger entsetzlich knurrte. In solchen Situationen vermisste er Somersets Vater, er vermisste dessen Scharfsinn und Verstand. Der Sohn war gewiss recht pfiffig und aufgeweckt, aber ihm fehlte ein gewisser Ernst. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren hatte Henry Beaufort schon eine gute Portion jener militärischen Autorität, der sich die Leute gern unterordneten. Er hätte einen anständigen Hauptmann abgegeben. Doch leider war er der alleinige Befehlshaber sämtlicher Truppen der Königin. Daran dachte Derry, als er abermals versuchte, seinen Standpunkt klarzumachen.

»Mylord, es ist schlimm genug, dass Boten mit der Nachricht von Yorks Tod nach Süden unterwegs sind, während wir uns in jeder Stadt um Verpflegung bemühen müssen. Unsere Vorhut plündert und mordet, und die Leute brauchen den ganzen Tag, um mit ihnen Schritt zu halten – und inzwischen rennen die einheimischen Jungen ins nächste Dorf und warnen die Bewohner vor uns. Es dürfte immer schwerer werden, Verpflegung aufzutreiben, Mylord, wenn die Bauern ihre Vorräte verstecken. Und natürlich wisst Ihr auch, warum die Männer Feuer legen. Aber wenn sie in jedem Dorf, durch das wir kommen, ihre Untaten auf diese Weise zu vertuschen suchen, bringen wir das ganze Land gegen uns auf, noch ehe wir London erreicht haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Eurem Sinne ist, Mylord.«

»Ich bin überzeugt, Ihr könntet mit Eurem Gerede einen Mann dazu bringen, Euch seine Kinder zu verkaufen, Brewer«, erwiderte Somerset. »Ihr redet zu viel, Brewer. Ihr wart einfach zu lange im Dienste einer Königin.« Somerset war sich seines Ranges und seiner Macht so sicher, dass er kein Problem damit hatte, seine Worte auf diese beleidigende Weise zu betonen. »Ja, ich denke, das ist das Problem. Aber alles hat seine Zeit, Brewer. Eure gründliche, um nicht zu sagen, langwierige, Art zu planen, das ganze … französische Getuschel, Brewer, das mag angebracht sein, wenn wir in London sind. Aber hier? Wenn es nach Euch ginge, sollten wir wohl auf den Märkten um eine Schüssel Suppe oder ein paar Hühner betteln, oder wie?« Seine Stimme wurde lauter, damit die Männer, die in den Kolonnen um sie herum marschierten, ihn hörten. »Der heutige Tag gehört diesen Männern, versteht Ihr? Seht Euch diese Leute an, diesen mächtigen Zug, der hier durch unser Land marschiert – meilenweit Bogenschützen und Soldaten, die gerade einen Sieg errungen haben. Und sie halten ihre Waffen bereit! Ihr braucht sie nur anzusehen, sie haben eine herrliche Schlacht geschlagen! Seht Ihr nicht, wie stolz sie sind?«

Das Anschwellen seiner Stimme verlangte eine Erwiderung, und die Männer um ihn jubelten bei seinen Worten. Selbstgefällig betrachtete Somerset Derry Brewer.

»Sie haben Blut vergossen, Brewer. Aber sie haben den Feind bezwungen. Jetzt bekommen sie Rindfleisch und Hammelbraten, und dann lassen wir sie auf London los, versteht Ihr? Wir werden dafür sorgen, dass Earl Warwick König Henry herausgibt und demütig um Vergebung bittet für die Scherereien, die er uns bereitet hat.«

Somerset musste lachen, seine Fantasie war mit ihm durchgegangen. »Ich sage Euch, wir werden die Welt wieder zurechtrücken. Versteht Ihr, Brewer? Und wenn die Männer sich in Grantham und Stamford, in Peterborough oder Luton ein bisschen wild aufgeführt haben, wen kümmert es? Und wenn sie die Schinken mitnehmen, die sie gefunden haben – nun ja, vielleicht hätten die Männer, denen sie gehörten, auch lieber mit uns kommen sollen, um York unschädlich zu machen!« Vorsichtshalber senkte er die Stimme, ehe er weiter sprach. »Und wenn sie dabei ein paar Kehlen durchschneiden oder wenn ein paar Landmädchen ihre Unschuld verlieren, dann feuert sie das wahrscheinlich nur noch mehr an. Wir sind die Sieger, Brewer, und Ihr seid kein Geringer unter uns. Seid also ruhig wütend, aber verschont uns wenigstens diesmal mit Euren Bedenken und Sorgen.«

Derry blickte sich nach dem jungen Duke um, er konnte seinen Ärger nur schlecht verbergen. Henry Beaufort war charmant und sah gut aus – und er konnte reden wie mit Engelszungen, wenn es galt, jemanden zu überzeugen. Doch er war noch so entsetzlich jung! Somerset hatte sich ausgeruht und gut gespeist, während die Städte, die dem Duke von York gehört hatten, in Schutt und Asche gelegt wurden. Grantham und Stamford waren dem Erdboden gleichgemacht worden, und Derry hatte auf den Straßen Gräueltaten mit ansehen müssen, nicht weniger grausam als die, die er in Frankreich erlebt hatte. Es ärgerte ihn, sich hier von diesem schnippischen jungen Adligen anhören zu müssen, die Männer hätten dies als Belohnung verdient.

Derry blickte zu Königin Margaret, die, in einen dunkelblauen Mantel gehüllt, an der Spitze ritt. Sie unterhielt sich offenbar mit Earl Percy und hatte ihm den Kopf zugewandt. Auf ihrer anderen Seite trabte ihr siebenjähriger Sohn Edward auf einem Pony, die blonden Locken des Jungen hingen schlaff herunter.

Somerset bemerkte den Blick des Meisterspions und grinste selbstsicher, als er sich mit dem älteren Mann verglich.

»Königin Margaret will ihren Mann zurückhaben, Master Brewer, und nicht Eure weibischen Bedenken über das Verhalten der Leute hören. Vielleicht solltet Ihr ihr ausnahmsweise einmal zugestehen, dass sie die Königin ist. Nur dieses eine Mal.«

Somerset holte tief Luft, warf den Kopf zurück und lachte laut über seinen Scherz. Im selben Moment streckte Derry die Hand nach dessen Stiefel aus, ergriff den Sporn und zog ihn ruckartig hoch. Mit einem Schrei verschwand der Duke über die Seite seines Pferdes, das wild tänzelte, weil die Zügel ihm am Maul rissen. Ein Bein Somersets zeigte fast senkrecht gen Himmel, und er kämpfte verzweifelt, um wieder in den Sattel zu kommen. Ein paar schreckliche Augenblicke lang hatte er die ledrigen Genitalien seines Pferdes im Blick, die neben seinem Kopf baumelten.

»Vorsicht, Mylord«, rief Derry, indem er sein Pferd etwas zurückhielt, um Abstand zu bekommen. »Die Straße hier ist sehr uneben.«

Obwohl seine Reizbarkeit hauptsächlich darauf zurückzuführen war, dass er die Fassung verloren hatte, war er doch auch wütend über den Duke. Margarets Kraftquelle und die Ursache eines großen Teils ihrer Autorität lag darin, dass sie recht hatte. Das ganze Land wusste doch, dass König Henry ein Gefangener der York-Anhänger war, alle samt und sonders Verräter. Es gab viel Sympathie für die Königin und ihren kleinen Sohn, die gezwungen waren, im Land umherzuziehen, um sich der nötigen Unterstützung zu vergewissern. Dem Unternehmen mochte etwas Rührseliges anhaften, aber immerhin hatte es ehrbare Männer wie Owen Tudor überzeugt und Armeen mobilisiert, die sonst zu Hause geblieben wären. Und es hatte ihnen schließlich den Sieg beschert, sodass das Haus Lancaster, das so lange unterdrückt gewesen war, sich wieder erheben konnte.

Aber es würde weder Margaret von Nutzen sein, noch würden sie einen einzigen weiteren Menschen für sich gewinnen, wenn man jetzt dieser Armee aus dem Norden gestattete, auf dem Weg nach London zu morden, zu notzüchtigen und zu plündern. Ihr hart errungener Sieg steckte ihnen noch in den Knochen, und sie waren wie trunken. Sie alle hatten miterlebt, wie Richard Plantagenet, Duke von York, in die Knie gezwungen und getötet worden war. Sie hatten mit angesehen, wie die Köpfe ihrer mächtigsten Feinde fortgetragen wurden, um auf der Stadtmauer von York zur Schau gestellt zu werden. Nach der Raserei und dem Wüten der Schlacht war der Sieg für diese fünfzehntausend Mann so viel wie klingende Münze in der Tasche. Zehn Jahre Kampf waren zu Ende, und York war tot auf dem Schlachtfeld geblieben, ein Opfer seines Ehrgeizes. Dieser Sieg bedeutete alles, und er war schwer verdient. Die Männer, die Yorks Kopf unter das Schwert gebracht hatten, erwarteten eine Belohnung – gutes Essen, Wein oder auch goldene Kelche von Altären, wie es sich gerade ergab.

Hinter Brewer zog sich die Kolonne hin und verschwand im Dunst, weiter, als das Auge an diesem Wintertag sehen konnte. Schotten mit nackten Beinen neben kleinen walisischen Bogenschützen und hochgewachsenen englischen Schwertkämpfern, alle abgemagert und mit zerfetzten Mänteln, aber noch marschierten sie, noch waren sie stolzerfüllt.

Etwa vierzig Yards weiter hinten war der...

Erscheint lt. Verlag 8.8.2016
Reihe/Serie Die Rosenkriege-Serie
Übersetzer Christine Naegele
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Wars of the Roses - Three Kings
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte eBooks • England • Historischer Bestseller • Historische Romane • Lancaster • Mittelalter • Mittelalter Romane • Tudors • York
ISBN-10 3-641-15507-X / 364115507X
ISBN-13 978-3-641-15507-0 / 9783641155070
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