Mord auf Rezept (eBook)

Ein Fall für Mrs. Murphy
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
286 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1466-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord auf Rezept -  Rita Mae Brown,  Sneaky Pie Brown
Systemvoraussetzungen
7,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Es ist Winter in Crozet, Virginia, als plötzlich Unfassbares passiert: Hank Brevard, der Leiter des Krankenhauses von Crozet, kommt unter mysteriösen Umständen zu Tode. Die Bewohner des Städtchens stehen vor einem Rätsel. Licht ins Dunkel bringt erst die samtpfötige Detektivin Mrs. Murphy, die durch die Schattenwelt des Krankenhauses schleicht, dem Geheimnis auf der Spur. Doch dann wird Frauchen Harry angegriffen und ein Doktor eiskalt umgebracht. Schon bald stehen nur noch die gewitzte Katze, ihre Vertraute Pewter und Corgihündin Tee Tucker zwischen Harry und dem Rezept, auf dem Mord steht ?

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

1


Die Menschen erzählen mir ‘ne Menge. Klar, ich hab ein nettes Gesicht und ich kann gut zuhören, aber im Grunde erzählen sie mir deshalb so viel, weil sie denken, ich kann ihre Geheimnisse nicht weiterquatschen. Da sind sie aber schief gewickelt.«

»Auch mir erzählen die Menschen Geheimnisse.« Die Corgihündin sah zu Mrs. Murphy hoch, der Tigerkatze, die sich im Postamt auf der Fensterbank rekelte.

»Du raubst einem aber auch alle Illusionen. Hunde plaudern alles aus.«

Sie schnippte lässig mit der Schwanzspitze.

»Du hast gerade gesagt, dass die Menschen denken, du kannst ihre Geheimnisse nicht weiterquatschen, und dass sie da schief gewickelt sind. Siehste, du plauderst auch aus.«

»Tu ich gar nicht. Ich kann quatschen, wenn ich will, das wollte ich damit sagen, weiter nichts.«

Tucker stand auf, schüttelte den Kopf und trat dicht vor die Fensterbank. »Und, weißt du ‘n paar Geheimnisse?«

»Nee, Saure-Gurken-Zeit.« Sie seufzte. »Nicht mal Pewter hat was Schmutziges ausgegraben.«

»Das verbitte ich mir.« Eine kleine Stimme kam von unten aus einem Leinenpostsack.

»Warte nur, bis Miranda sieht, was du mit ihrem Garten angestellt hast. Nicht eine einzige Tulpenzwiebel ist ihr geblieben, Pewter. Und alles bloß, weil du letzte Woche gedacht hast, da ist ein Maulwurf drin.«

»Ihre Tulpen waren krank. Ich hab ihr ‘ne Menge Arger erspart.« Sie machte eine kurze Pause. »Und ich hab das Loch sogar mit Mulch zugedeckt. Sie merkt es frühestens in ein, zwei Monaten. Wer weiß, wann der Frühling kommt?«

»Wann der Frühling kommt, weiß ich nicht, aber Mim, die Mächtige, kommt jetzt.« Tucker stand auf den Hinterbeinen und sah aus dem Fenster.

Mim Sanburne, die tonangebende und reichste Bürgerin der Stadt, schloss die Tür ihres Bentley Turbo und trat, ganz vorsichtig, weil große Flächen Mittelvirginias von einer Eisschicht bedeckt waren, auf den geräumten Gehweg, der zum Postamt führte.

Eigenartig, dass Mim einen Bentley fuhr, war sie doch in Virginia geboren und aufgewachsen, wo ihre Familie schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts ansässig war. Ein so auffälliges Auto wie einen Bentley zu fahren überschritt die Grenzen des Schicklichen. Nur ein Rolls-Royce wäre noch schlimmer. Und Mim protzte nicht mit ihrem Reichtum. Miranda, die Mim zeit ihres Lebens kannte, mutmaßte, dass es sich hier um eine stumme Rebellion ihrer Freundin handelte. Als sie beide in die Sechziger kamen, was sie natürlich nicht an die große Glocke hängten, war dies Mims Aufruf an die Jugend: Platz da!

Und die Leute machten ihr Platz.

Mary Minor »Harry« Haristeen lächelte, als Mim die Tür aufstieß. »Guten Morgen.«

»Guten Morgen, Harry. Hatten Sie heute auf der Fahrt hierher Probleme?«

»Als ich die Zufahrt hinter mir hatte, ging’s ganz gut. Die Straßen sind geräumt.«

»Mich hast du nicht gefragt, ob ich welche hatte.« Miranda trat an den Schalter, der das Postpersonal von den Kunden trennte. Da sie gleich hinter dem Postamt wohnte – nur eine Gasse lag dazwischen –, war sie zu Fuß zur Arbeit gerutscht und geschlittert.

»Da du dir nichts gebrochen hast, ist ja alles in Butter.« Mim lehnte sich auf den Schalter. »Grau in grau. Kalt. Grässlich.«

»Fünfzehn Grad minus waren’s letzte Nacht.« Miranda, die Gärtnerin aus Leidenschaft, behielt das Wetter stets im Auge. »Auf Dalmally war’s bestimmt noch kälter.« So hieß Mims Anwesen gleich außerhalb der Stadt. Da einige von Mims Vorfahren aus Schottland geflohen waren, hatten sie ihre Farm zum Gedenken an Heide und Heimat Dalmally genannt.

»Minus siebzehn.« Mim schlenderte zu ihrem Postfach und holte ihren Schlüssel hervor. Das Messingschloss klickte, als sie den Schlüssel herumdrehte.

Neugierig ließ Mrs. Murphy sich von der Fensterbank fallen, sprang auf den Schalter, trat dann gewandt vom Schalter auf das Sims, das hinter den Postfächern entlang verlief und die oberen von den unteren, größeren trennte. Zu gerne spähte sie in die Fächer. Zog ein Tag sich hin, griff sie auch mal hinein, scharrte in der Post und biss gar die Ecken ab.

Heute bemerkte sie, dass auf dem Boden von Susan Tuckers Postfach Popcorn klebte.

Mims Hand, behandschuht mit erlesenem, weichem, türkisfarbenem Wildleder, langte in ihr Fach. Murphy konnte nicht widerstehen, sie linste hinab und packte mit beiden Pfoten – ohne ausgefahrene Krallen – Mims Hand.

»Mrs. Murphy, lass mich meine Post rausholen.« Mim bückte sich und sah sich von zwei schönen grünen Augen angestarrt.

»Gib mir deinen Handschuh. Ich rieche Wildleder so gern.«

»Harry, Ihre Katze lässt mich nicht los.«

Harry ging hinüber, steckte die Finger in das Postfach und befreite Mims Hand aus Murphys Pfoten. »Murphy, nicht alle in Crozet finden euch süß.«

»Vielen Dank!«, tönte Pewters Stimme aus dem Postsack.

Harry, eine hübsche Frau, jung und sportlich, setzte ihre Tigerkatze sanft auf den Schalter und streichelte sie.

Miranda sah in den Paketregalen nach. »Mim, hier ist ein Päckchen für dich. Sieht nach deinem Kaffee aus.«

Als Mitglied eines Kaffeeclubs bekam Mim einmal im Monat Bohnen von verschiedenen weltberühmten Kaffeesorten zugeschickt. »Schön.« Sie stand am Schalter und sortierte ihre Post. Dann zog sie einen Handschuh aus und schlitzte die Umschläge mit dem Daumennagel auf, eine Gewohnheit, um die Harry sie beneidete, da ihre Nägel von der Farmarbeit arg mitgenommen waren. Die ältere, elegante Frau öffnete einen weißen Umschlag, las ein paar Sätze, dann warf sie Brief und Umschlag in den Abfall. »Schon wieder so ein Kettenbrief. Ich kann die Dinger nicht ausstehen, ich wünschte, sie würden gesetzlich verboten. Sie sind alle nach dem Pyramidenschema aufgebaut. Dieser hier verlangt, dass man fünf Dollar an den Crozet Hospital Fonds für bedürftige Patienten schickt und dann zwanzig Kopien von dem Brief versendet. Ich möchte bloß wissen, wer meinen Namen auf die Liste gesetzt hat.«

Harry öffnete die Trennklappe, ging zum Papierkorb und angelte den unliebsamen Brief heraus.

»Schwester Sophonisba wird Ihnen Glück bringen.« Sie überflog den Rest. »Da ist keine Namensliste. Hier steht bloß, man soll den Brief an zwanzig Personen weiterleiten, ›wenn Sie wollen‹.« Harrys Stimme wurde lauter. »Schicken Sie fünf Dollar an den Crozet Hospital Fonds für bedürftige Patienten, oder Ihre Mikrowelle stirbt.«

»Das steht da doch nicht wirklich, oder?« Miranda dachte, Harry würde sie aufziehen, aber andererseits …

»Nee.« Harry grinste sie schief an.

»Sehr komisch.« Mim streckte die Hand nach dem Brief aus und Harry gab ihn ihr. »Gewöhnlich ist da eine Namensliste und der obere bekommt Geld. Der eigene Name rutscht nach und nach auf der Liste nach oben.« Sie las den Brief noch einmal, dann lachte sie schallend. »Das ist die Stelle, die mich immer fertig macht bei diesem Zeug.« Sie las vor: »Mark Lintel hat fünf Dollar geschickt und der Herr hat ihn mit einer Beförderung am Arbeitsplatz belohnt. Jerry Tinsley hat diesen Brief zum Abfall geworfen und hatte drei Tage später einen Autounfall.« Mim schaute über den Brief hinweg. »Ich meine mich an Jerrys Unfall zu erinnern. Und ich meine mich auch zu erinnern, dass er reichlich Wodka intus hatte. Wenn er stirbt, ersteht er als gammelige Kartoffel wieder auf.«

Harry lachte. »Vermutlich musste er den alten Camry irgendwie los werden, drum hat er beschlossen, ihn zu Schrott zu fahren.«

»Harry«, sagte Miranda tadelnd.

»Hm, Ihre Todesdrohung gegen Mikrowellen fand ich gut.« Mim reichte Harry den Brief über den abgenutzten Schalter. Harry zielte auf den Papierkorb und beglückwünschte sich zu dem »Korbleger«.

Harry lächelte. »Zwei Punkte.«

»Scheint jemand von hier zu sein. Die Hinweise betreffen Hiesige. Nichts von ›Harold P. Beecher aus Davenport, Iowa, hat das große Los gewonnen‹«, sagte Mim. »Tja Mädels, da sieht man mal wieder, wie gemächlich es bei uns zugeht, wenn wir so viel Zeit für einen Kettenbrief verschwendet haben.«

»Der Februar ist langweilig.« Harry streckte die Zunge heraus.

»Ist euch schon mal aufgefallen, dass Menschenzungen nicht so rosa sind wie unsere?« Tucker, die Corgihündin, legte den Kopf schief und streckte ebenfalls die Zunge heraus.

»Sie sind, was sie sind«, tönte es mit Grabesstimme aus dem Postbehälter.

»Oh, wie tiefsinnig, Pewts.« Mrs. Murphy kicherte.

»Die Weise von Crozet hat gesprochen«, grollte Pewter und ließ ihre Katzenstimme noch tiefer klingen.

»Also, ich weiß gar nichts. Und ihr zwei?«

»Mim, wir dachten, Sie wissen alles. Sie sind die …« Harry hielt eine Sekunde inne; denn ihr lag »die Queen von Crozet«, wie Mim hinter ihrem Rücken genannt wurde, auf der Zunge. »… ah, die Anführerin der Bande.«

»Wenigstens haben Sie nicht Rasselbande gesagt.«

»Wie geht’s Jim?«, erkundigte sich Miranda nach Mims Ehemann.

»Viel zu tun.«

»Marilyn?« Miranda fragte jetzt nach Mims Tochter, die in Harrys Alter war, Ende dreißig.

»Immer dasselbe, was heißen soll, sie hat kein Ziel in diesem Leben, sie hat keinen Liebhaber und existiert nur, um mir zu widersprechen. Und was meinen Sohn betrifft, da du gerade die Familie durchgehst, er und seine Frau sind noch in New York. Keine Enkelkinder in Sicht. Was ist nur mit Ihrer...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2016
Reihe/Serie Ein Mrs.-Murphy-Krimi
Übersetzer Margarete Längsfeld
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Buch 2016 • COSY • Katzen • Krimi • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • USA
ISBN-10 3-8437-1466-5 / 3843714665
ISBN-13 978-3-8437-1466-2 / 9783843714662
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99