Eine Maus kommt selten allein (eBook)

Ein Fall für Mrs. Murphy
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
304 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1033-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine Maus kommt selten allein -  Rita Mae Brown,  Sneaky Pie Brown
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In ihrem 15. Fall ermittelt die Detektivin auf Samtpfoten weitab der Heimat in Kentucky. Während einer Pferdeschau stirbt ein Stallbursche eines unnatürlichen Todes - Mrs. Murphy und ihre vierbeinigen Freunde stehen vor einer großen Herausforderung.

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

1


Lange goldene Strahlen lagen über dem sanft geschwungenen Hügelland um Shelbyville, Kentucky. Am Mittwoch, dem 2. August, strömten die Besucher ab sechs Uhr morgens unablässig auf den grasbewachsenen Parkplatz des berühmten Veranstaltungsgeländes. Gegen sieben Uhr würde der Platz überfüllt sein und ein starker Rückstau einsetzen. Ein leichter Wind trug einen Hauch Feuchtigkeit vom Ohio heran, der ungefähr dreißig Kilometer westlich vorbeifloss und die Grenze zwischen den Staaten Kentucky und Indiana bildete. Rauchschwalben flogen tief und machten Jagd auf überreichlich vorhandene Insekten; Krähen, die auf Oberleitungen hockten, betrachteten und bekakelten alles. Auf den Weiden drängten sich Rinder. Schmetterlinge umschwärmten die Pferdeäpfel auf dem Gelände. Schmetterlinge lieben nicht nur Blumen und blühende Sträucher, sie hegen auch eine starke Vorliebe für Dung. Jedes Mal, wenn ein Pfleger pflichtgemäß den Dung einsammelte, wirbelte ein Schwarm von gelben und schwarzen Schwalbenschwänzen, von milchweißen und kleinen leuchtend blauen Faltern auf und ließ von seiner Beute ab. So primitiv ihre Fressgewohnheiten auch sein mochten, es war ein schöner Anblick.

»Wenn ich das blöde Geschirr nicht umhätte, würde ich mir einen schnappen«, prahlte Pewter. »Vielleicht auch zwei.«

»Sie sind appetitlich«, pflichtete Mrs. Murphy der dicken grauen Katze bei. Mrs. Murphy, eine geschmeidige Tigerkatze, wurde von Harry Haristeen getragen. Pewter wurde von Fair Haristeen getragen, Doktor der Veterinärmedizin. Die Katzen warteten ungeduldig auf den Beginn der ersten Abendveranstaltung.

Shelbyville, das zweite strahlende Juwel in der Welt der Saddlebreds, war ein Anziehungspunkt für die besten Pferde des Landes. Das Turnier begann zwei Wochen vor dem Kentucky State Fair, dem Nonplusultra aller Saddlebred-Turniere.

Die vier Juwelen in der Krone waren die Lexington Junior League, Shelbyville, das Kentucky State Fair in Louisville und das Kansas City Royal, das einzige große Turnier, das im Spätherbst stattfand, im November. Alle übrigen waren Sommerturniere.

In ganz Amerika, vor allem aber in Kentucky, Indiana und Missouri, brachten die Saddlebred-Turniere Glanz in die Saison und Geld in die Kassen. Jede Stadt, die ein wenig größer war, veranstaltete ein eigenes Turnier, und war es noch so bescheiden. Von Bescheidenheit konnte beim Shelbyville-Turnier allerdings keine Rede sein. Eine Haupttribüne umgab die gepflegte ovale Reitbahn. Der Sitzbereich war größtenteils überdacht. Die Südseite der beleuchteten Bahn wurde von einer imposanten zweistöckigen Tribüne beherrscht, wo Speisen serviert wurden, sofern man eine Eintrittskarte für diesen Hochgenuss besaß.

Der Duft von Rippchen war eine Tortur für Tucker, die Corgihündin, die zwischen ihren zwei Menschen ging. Sie sabberte vor Erwartung. »Wie lange dauert es noch, bis wir was zu essen kriegen?«

»Ich weiß nicht, aber ich werd bald ohnmächtig vor Hunger«, seufzte Pewter.

»Oh là là!« Mrs. Murphy hätte gern noch mehr gesagt, doch ihr war klar, wenn sie Streit anfing, würde sie unsanft in ihre Suite im Best Western Hotel befördert werden.

Harry und Fair blieben stehen, um bei der Ausbildung der Pferde auf der Trainingsbahn an der Ostseite des Geländes zuzusehen. Booty Pollard, ein berühmter Trainer von einundvierzig Jahren mit einem bekleideten Affen auf der Schulter, ging neben einem jungen Mädchen, das ein dreigängiges Country Pleasure Horse ritt. Das Pferd, das Schritt, Trab und Galopp beherrschte, gehörte zu jenen wunderbaren Geschöpfen, die Rücksicht auf ihre jungen Reiter nehmen. Zum Glück für das Mädchen waren die drei Gangarten der Stute ausgeglichen. Sie verließen die Trainingsbahn. Booty wandte den Kopf, als er einen anderen Trainer hörte.

Charles »Charly« Trackwell, ein Trainer für Leute mit viel Geld und ein eitler Pfau, rief einer umwerfenden jungen Frau auf einer ebenso umwerfenden dreigängigen Fuchsstute namens Queen Esther etwas zu. Queen Esther war viel anmutiger als das Country Pleasure Horse, das Bootys Schülerin ritt. Queen Esthers Trab hatte Renata DeCarlo schlicht vom Hocker geworfen. Die schöne Frau hatte zweihundertfünfzigtausend Dollar für die Stute bezahlt. Renata wollte siegen. Sie musste härter arbeiten als andere Wettbewerbsteilnehmer, um von den Richtern ernst genommen zu werden, aber sie liebte harte Arbeit so sehr wie das Siegen. Die Achtunddreißig- jährige – wiewohl ihre »offizielle« Biographie sechs Jahre von diesem Alter abstrich – war ein Filmstar, und Lincoln County, Kentucky, brachte nicht viele Stars hervor. Weil alle sie sehen wollten, konnten Zuschauer und Richter schon mal voreingenommen sein. Und der Neid der anderen fand seltsame Wege, um sich zum Ausdruck zu bringen. Renata erhielt oft eine Schleife von geringerem Wert, als sie verdient hätte. Ihre herrliche Stute verdiente es in den allermeisten Fällen, mit dem ersten Preis, der blauen Schleife, ausgezeichnet zu werden. Shortro, ihr junger kräftiger dreigängiger Schimmel-Wallach, musste sich ebenfalls mit geringeren Auszeichnungen begnügen, als ihm gerechterweise zugestanden hätten.

Doch anders als Queen Esther freute es Shortro, wenn er eine blaue, rote, gelbe, grüne, weiße oder rosa Schleife errang. Queen Esther wollte immer die Schleife für die Klassenbeste, genau wie Renata.

Pferde wie Menschen sind ausgeprägte Persönlichkeiten.

»Schultern runter, Renata«, brummte Charly.

»Schön«, bemerkte Harry.

»Herrliche Stute.« Fair konzentrierte sich wohlweislich auf die Fuchsstute, was Harry zum Lachen brachte.

Sie kamen an dem weißgestrichenen Stall in nächster Nähe der Trainingsbahn vorbei; das silbrige Blechdach war etwas heruntergekommen. Die alten Stallungen mochten wohl im Gegensatz zur Tribüne einen neuen Anstrich nötig haben, aber sie waren luftig und recht großzügig. Die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer war so groß, dass Zelt-Ställe aufgestellt werden mussten, um den Ansturm zu bewältigen. Jeden Tag traten Hunderte von Pferden miteinander in Konkurrenz; einige wurden nur für diesen einen Tag hierher transportiert. Es erwies sich zuweilen als beschwerlich, im Auge zu behalten, was für Pferde sich auf dem Gelände befanden, weil nicht alle Pferde Wettbewerbsteilnehmer waren. Manche waren Begleitpferde, die dem Star-Pferd Gesellschaft leisteten. Die durch zwei Zwischengassen voneinander getrennten Behelfsboxen waren ebenfalls komplett besetzt. In den großen Ställen hatte man eine oder gar zwei Boxen mit Leinwandverkleidung und Vorhängen in den Stallfarben versehen und als Gästeunterkünfte eingerichtet. Bei vielen hatte man die Decke im Inneren mit Zeltleinwand verkleidet, um die einladende Atmosphäre zu vervollkommnen. Eine Bar sowie Erfrischungen trugen das Ihre zu der Festtagsstimmung bei. Regiestühle – wiederum in den Stallfarben –, Satteltruhen, Zaumzeugkisten, an die »Wände« gehängte Schleifen sowie hübsche Fotografien von Reitern und Pferden vervollständigten die Ausstattung. Die Mühe, die es erforderte, um diese Wohlfühl-Oasen zu schaffen, und eine weitere Box, oft gleich neben der Gästeunterkunft, als Garderobe für die Reiter einzurichten, setzte Harry jedes Mal in Erstaunen, wenn sie einmal jährlich eines der großen Saddlebred-Turniere besuchte. Obwohl eine leidenschaftliche Anhängerin von Vollblütern, liebte sie Saddlebreds. Sie hatte etliche vom Gestüt Kalarama zu Jagdpferden ausgebildet. Saddlebreds konnten springen, richtig springen, was Harry entzückte. Das Vollblutpferd mit seiner schräg angesetzten Schulter und tieferen Kopfhaltung hat idealerweise ausgreifende, fließende Bewegungen. Die Energie des Saddlebred-Pferdes ist aufwärts ausgerichtet, mit raumgreifenden, nach oben ausholenden Tritten, und es trägt den Kopf hoch. Geht man hundertfünfzig Jahre zurück, stößt man auf gemeinsame Vorfahren der zwei verschiedenen Züchtungen.

Joan Hamilton, eine von Harrys besten Freundinnen, war die treibende Kraft hinter dem Zuchtprogramm vom Gestüt Kalarama. Larry Hodge, ihr Ehemann, trainierte und ritt viele von den Pferden. Wie so oft in der Welt der Pferde, wenn die richtigen zwei Menschen sich finden, fällt ein magischer Glanz auf alles, was sie anpacken.

Auf dem Weg zu der Kabine des Kalarama-Gestüts, die der Reitbahn zugewendet war, schlenderten Harry und Fair die Budengasse entlang, die vollgestopft war mit einer Menge Zeug, das man gerne kaufen würde, und einer Menge Zeug, das man lieber nicht kaufen würde. Der Schmuckstand lockte Harry an. Sie blieb stehen und bewunderte einen Ring mit Rubinen und Diamanten in Karreeschliff, in Hufeisenform gefasst. Es war der schönste Hufeisenring, den sie je gesehen hatte.

Das allgegenwärtige Spritzgebäck verbreitete seinen Duft über dem ganzen Gelände, ebenso wie Hot Dogs, Rippchen, Steaks und delikate Hähnchen, die sich am Spieß drehten. Zwischen den Imbissbuden, dem Schmuckstand und den Kleiderständen hatten sich Leute vom örtlichen Gestütsbüro eingerichtet sowie diverse Bürgerinitiativen, die eigene Stände betrieben, und alle ließen es sich gut gehen. Ein glänzender Mercedes SL55 verlockte die Leute, Tombolalose zu hundert Dollar das Stück zu kaufen, deren Erlös für einen wohltätigen Zweck bestimmt war. Sich das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen erwies sich als überaus einfach, wenn man durch diese kleine, verführerische Budengasse bummelte.

Die nicht überdachte Westtribüne überragte eine Seite der Budengasse, und auch darunter befanden sich Stände. Wo man hinsah, rechts, links oder die kurze Gasse entlang, war ein Stand....

Erscheint lt. Verlag 15.7.2016
Reihe/Serie Ein Mrs.-Murphy-Krimi
Übersetzer Margarete Längsfeld
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Buch 2016 • Crozet • Fall • Figuren • Freunde • Fuchsjagd • Geschichte • Herz • Leser • Murphy • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Roman • Story • Tiere • Wein
ISBN-10 3-8437-1033-3 / 3843710333
ISBN-13 978-3-8437-1033-6 / 9783843710336
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