Quo vadis, Herr Petermann? -  Michael Böhm

Quo vadis, Herr Petermann? (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
192 Seiten
Bookspot Verlag
978-3-95669-082-2 (ISBN)
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Leo Petermann, Privatier und kultivierter Genussmensch, nimmt jeden Tag in seinem Haus über dem See als Geschenk. Er verbringt viel Zeit mit seiner Geliebten Magdalena, sitzt mit seinen Nachbarn zusammen, ist auf der Suche nach Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend. Da geschieht auf dem Gornergrat über Zermatt ein Mord, der dem berühmten Maler Paul Tulipan zur Last gelegt wird, und der auch Petermann tangiert. Etwa zur gleichen Zeit wird er von einem jungen Fotografen verfolgt, der ihn bedroht und mit angedeutetem Wissen über dunkle Flecken auf Petermanns weißer Weste erpresst. Fatales Wissen, das zu einem Menetekel für ihn wird. So beschäftigt Leo sich mit den Spuren des Erpressers, jenen von Tulipan und seinen eigenen aus der Vergangenheit. Sie führen ihn unausweichlich zu der Frage: Quo vadis, Herr Petermann? Der würdige Abschluss der Petermann-Trilogie, deren zweiter Teil ('Herr Petermann und das Triptychon des Todes') mit dem Friedrich-Glauser-Preis 2016 ('Bester Kriminalroman') ausgezeichnet wurde!

Michael Böhm wurde im Taunus geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Schriftsetzer-Meister war er als Ausbilder tätig, bevor er in die Datenverarbeitung wechselte. Er lebt im Ruhestand in der Nähe von München. Der Autor schreibt seit seiner Jugendzeit. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien erschienen Erzählungen und zwei Kriminalromane rund um den Buchhändler und eigenwilligen Detektiv »Homer«. Der erste Teil seiner »Petermann«-Trilogie mit dem Titel »Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe« wurde 2014 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert, in 2016 erhielt er die begehrte Auszeichnung für den zweiten Band »Herr Petermann und das Triptychon des Todes«. »Quo vadis, Herr Petermann?' schließt die Reihe ab, neue Werke sind in Vorbereitung.

Michael Böhm wurde im Taunus geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Schriftsetzer-Meister war er als Ausbilder tätig, bevor er in die Datenverarbeitung wechselte. Er lebt im Ruhestand in der Nähe von München. Der Autor schreibt seit seiner Jugendzeit. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien erschienen Erzählungen und zwei Kriminalromane rund um den Buchhändler und eigenwilligen Detektiv »Homer«. Der erste Teil seiner »Petermann«-Trilogie mit dem Titel »Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe« wurde 2014 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert, in 2016 erhielt er die begehrte Auszeichnung für den zweiten Band »Herr Petermann und das Triptychon des Todes«. »Quo vadis, Herr Petermann?" schließt die Reihe ab, neue Werke sind in Vorbereitung.

16


Martha streckt den Kopf zur Tür herein.

Ob sie stören dürfe, nur kurz, auf eine Frage?

Ich winke sie in die Bibliothek, in der ich seit dem Frühstück am Schreibtisch sitze, zeige auf einen nahen Stuhl.

Wäre es möglich, dass ich in etwa einer Stunde Daniel Holzer in der »Lokalbahn« treffen könne?

Weiß Martha, was Daniel will?

Nein, sie weiß es nicht. Daniel hat Korbinian angerufen und ihn gebeten, mir seine Bitte auszurichten.

Ich kann mir nicht vorstellen, was der Heimatfilmer von mir will. Er hat doch meine Nummer, kann mich also anrufen. Warum dieser Umweg über Korbinian?

Ich danke Martha und sage zu, rechtzeitig in der »Lokalbahn« zu erscheinen.

Das Wetter ist gut genug, um das Fahrrad zu nehmen.

Ich betrete das noch ziemlich neue Lokal zum ersten Mal, bleibe an der Tür stehen, schaue mich um, der Wirt hinter dem Tresen sieht herüber, zwei Männer an einem Fenstertisch heben für einen Moment ihre Köpfe, Daniel Holzer rutscht vom hohen Hocker am Tresen und kommt auf mich zu. Er grinst mich an, grüßt, streicht über seinen Dreitagebart, eine Verlegenheitsgeste.

Ob das eine Einladung zum Bier gewesen sei, frage ich wohlwollend, doch mit ernstem Unterton.

Holzer wirft einen schnellen Blick hinter sich, tritt dann noch einen Schritt näher.

Der Denkmalschutz wäre im Kloster gewesen, flüstert er mir zu.

Aus welchem Grund?

Die Restauratoren hätten Fresken freigelegt.

Das sei doch keine aufregende Neuigkeit. Wären denn nicht schon einige Wandbilder entdeckt worden?

Sie sollen sehr alt sein. Man munkele von einer Sensation.

Drüben auf dem Tresen, wo Holzer seinen Platz hatte, liegt noch seine Filmtasche und das Stativ.

Ich lächle Holzer an. Er sei ein Schlingel, sage ich.

Seine Augen hinter den Gläsern seiner Hornbrille schauen mich erstaunt an.

Er missbrauche mich als Türöffner.

Ich muss ihm so deutlich Bescheid geben, damit er nicht auf den Gedanken verfällt, sein raffiniertes Manöver sei von Erfolg gekrönt, ohne als solches erkannt worden zu sein.

Natürlich verteidigt er sich.

Als Heimatfilmer sei er gut, schaffe kulturelle Werte, die über die Zeit hinausreichten. Er habe einfach die Chronistenpflicht, diese Fresken zu filmen, damit sie dokumentiert, dem möglichen Vergessen entrissen seien.

Das hat er sich wirklich gut zurechtgelegt, der Herr Filmemacher. Ich nicke ihm zu und schon machen wir uns auf den Weg. Holzer hat seine Tasche umhängen und das Stativ über der Schulter. Ich schiebe mein Rad.

Wir nehmen den Weg hinauf zum Hof von Franz Tischlinger, kommen am Teich vorüber, der zum Hof gehört, folgen dem Pfad am Hang entlang auf den Wald zu. Die Sicht ist gut, jedoch nicht ganz klar. Die Berge geben hinter einem großen Teil des Sees eine schöne Kulisse ab. Oben auf der Steinkirchner Höhe drehen sich die Flügel der Windräder.

Als wir aus dem Wald herauskommen, liegt unterhalb des Wiesenhanges die Klosteranlage. Von außen ist unser altes Kloster – der Chronik zufolge geht die Gründung auf das Jahr 1235 zurück – schon wieder ein Schmuckstück. Innerhalb der Mauern gibt es noch viel zu tun.

Die Pforte in der Mauer steht einladend offen. Im kleineren Innenhof mit dem runden Ziehbrunnen in der Mitte lasse ich mein Rad zurück. Holzer ist offenbar bekannt, wo es langgeht, von wem auch immer er die Kenntnis davon hat, führt mich nach vorne zum Torhaus. Hier hat in früheren Zeiten der Abt die Gäste empfangen, die das Kloster nicht betreten durften. Im sogenannten Torzimmer, dem Saal über dem Torbogen, sind die Fresken entdeckt worden, von denen Holzer gehört hat. Er marschiert mir zielsicher voraus und zieht die aus dicken Holzbohlen gezimmerte Tür vor uns auf. Als sie hinter uns in das einfache Schloss zurückfällt, ist es auf einmal ziemlich finster, sodass wir uns wie Blinde die enge, steile Treppe hinauftasten müssen, was für Holzer, der nur eine Hand frei hat, nicht ganz einfach ist. Oben steht eine Tür einen Spalt offen, durch den das wenige Licht, das uns geholfen hat hinaufzusteigen, die Treppe erreicht hat.

Hinter der Tür liegt ein langer Raum, das Torzimmer, mit einer Reihe schmaler Rundbogenfenster.

Auf einem einfachen Stahlgerüst steht eine Frau mit Spachtel und Schwamm in der Hand, uns zugewendet, weil sie uns natürlich hörte, und schaut auf uns herab.

Holzer sei ja wie ein Vertreter, sagt sie tadelnd mit heller Stimme, den man vorne herauswerfe und der durch die Hintertür wieder hereinkäme.

Holzer blickt mit offenem Mund nach oben. Er habe jemanden mitgebracht, sagt er. Dabei weist er auf mich.

Gegen ein Schlitzohr seiner Art sei kaum ein Kraut gewachsen, antwortet darauf die Frau, und steigt vom Gerüst. Sie trägt eine nach hinten gedrehte Baseballmütze, ein dunkelgraues T-Shirt mit dem leuchtend gelben Aufdruck Mittelstürmer Jesu und total verdreckte Jeans.

Ich kenne Hanna schon aus der Zeit, als sie noch mit der Restaurierung der Klosterkapelle beschäftigt war. Ich schätze die aparte, nicht alltägliche Schönheit auf Mitte fünfzig.

Wir reichen uns die Hände.

Ob der Herr Filmemacher mich überredet habe, ihm den Weg frei zu machen?

Ich gebe ihr zu bedenken, Herr Holzer sei nun mal der moderne Geschichtsschreiber von Kimmling.

Hanna zieht eine schiefe Schnute und wendet sich an Holzer, der noch neben dem Gerüst steht. Sie beschreibt mit dem ganzen Arm einen Halbkreis in der Luft, erlaubt ihm die Aufnahmen. Aber hurtig, fordert sie.

Dann macht sie mir mit den Augen ein Zeichen.

Während Holzer seine Kameratasche öffnet, sein Stativ aufbaut, eine Lampe am Gerüst befestigt, sie auf das Fresko ausrichtet, stehen wir an einem der Fenster und unterhalten uns.

Ich solle Holzer bitte deutlich darauf hinweisen, beginnt Hanna, das Fresko auf keinen Fall überzubewerten.

Mein Blick geht die Allee hinunter.

Ich könne ihn schlecht von etwas überzeugen, wende ich ein, über das ich selbst nichts weiß. Bis er mir vorhin davon erzählte, habe ich von dem Fund nicht einmal gewusst.

Sie möchte das Fresko einfach nicht an die große Glocke hängen.

Das Denkmalschutzamt sehe das ganz anders oder sei ich da nicht richtig informiert?

Wieder zieht sie diese Schnute, eine Angewohnheit, die mir bereits früher aufgefallen ist. Diese Schreibtischexperten, sagt sie, würden das Fresko zu gerne in die Karolingerzeit datieren. Und das nur wegen zweier bisher unleserlicher Buchstaben.

Ich pfeife leise durch die Zähne. Wäre diese Datierung richtig, müsste das Kloster doch wesentlich älter sein, als bisher angenommen, nicht wahr?

Sie gibt mir recht. In diesem Fall schwämmen einige Jahrhunderte des Klosters im Dunkel der Zeit. Aber wesentlicher sei die Frage, welcher Zeitraum den Karolingern zugeschrieben werden sollte.

Höre ich da in ihren Worten starke Skepsis durchklingen?

Es kämen mehrere Punkte zusammen, die ihr gegen den Strich gingen. Zunächst mal die interessante Frage, wer den Denkmalschützern den Fund, der ja tatsächlich etwas Besonderes sei, vor der Zeit hinterbrachte. Sie selbst habe ja nicht mal Zeit genug gehabt, sicher zu sein und auch sei das Fresko noch nicht vollständig freigelegt. Für morgen hätten sich zwei Spezialisten von der Uni in München angekündigt. Ihr solle auf die Finger gesehen werden.

Sie seufzt, vielleicht ein wenig theatralisch, und schweigt eine kleine Weile.

Sie haben ihr geraten, erzählt sie, nicht weiter an der Freilegung zu arbeiten. Nicht direkt ein Verbot, aber doch ein streng gemeinter Hinweis. Dennoch habe sie weitergemacht und einen Hinweis gefunden, der nicht ins Schema passe. Falls die Leute von der Uni sich wirklich als Spezialisten erweisen würden, habe sie die leise Hoffnung, bei ihnen Unterstützung zu finden.

Was sei das für ein Schema, von dem sie spreche und warum diese Zweifel an der Datierung?

Spreche jemand die Zeit der Karolinger an, stellten sich ihr die Nackenhaare hoch. Sie sagt mir auch, weshalb: Ein Kreis von Historikern, auch bekannte Namen darunter, stufe die Karolinger als fragwürdig ein, glaube nicht wirklich, dass sie existiert hätten. Die Geschichtsschreibung dieser Zeit sei vermutlich eine Fälschung. Damals war die Sehnsucht der Welt ganz auf die Jahrtausendwende gerichtet, zu der fest mit der Wiederkehr Christi gerechnet wurde. Der Kaiser und der Papst, die mächtigsten Männer der damaligen Welt, waren ungeduldig, mochten nicht mehr warten, wollten Endzeitkaiser und Endzeitpapst sein, verschworen sich und füllten das Zeitloch ohne Bedenken. Dafür lägen genügend Belege vor.

Von diesen historischen Zweifeln habe ich noch nichts gehört, was ich ihr auch sage, und dass ich gerne mehr darüber erfahren würde, da sich diese Gedanken richtig spannend anhörten.

Sie lacht leise, schaut sich nach Holzer um, der mit gebeugtem Rücken hinter seiner auf das Stativ geschraubten Kamera steht und sich überhaupt nicht für uns interessiert.

Über das Thema Karolinger könne sie wahrhaftig ganze Vorträge halten.

Nun, vielleicht ergäbe sich ja mal die Gelegenheit, intensiver darüber zu sprechen.

Während sie immer noch dem Filmemacher zuschaut, sage ich ihr, dass ich nicht alleine zur Unterstützung Holzers gekommen sei, sondern tatsächlich darauf spekuliert habe, sie zu treffen und sprechen zu können.

Hanna schaut mich an, hat die Augenbrauen angehoben, was mir wohl ihr Erstaunen ohne...

Erscheint lt. Verlag 23.6.2016
Reihe/Serie Petermann-Trilogie
Verlagsort Planegg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anwesen • Erpressung • Glauser • Idyll • Magdalena • Maler • Mord • Privatier • Pythagoras • Turm • Untersuchungshaft
ISBN-10 3-95669-082-6 / 3956690826
ISBN-13 978-3-95669-082-2 / 9783956690822
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