Das Schwert der Götter (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
672 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-55781-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Feuer und Schwert: ein faszinierendes Porträt der düsteren Wikingerzeit Herbst 969: Der Frieden im Norden ist in Gefahr. Harald Graufells Königreich ist nach der Niederlage gegen Hakon von Hladir zerschlagen. Der König sinnt auf Rache und schmiedet einen hinterlistigen Plan: Er lässt Hakons Tochter entführen und besetzt, während der Vater der Fährte folgt, sein Reich. Für Hakon gibt es nur einen einzigen Ausweg: Er muss sich mit dem Dänenkönig Harald Blauzahn verbünden, um sein Land von der grausamen Herrschaft zu befreien. Doch die Dänen sind Hakons Feinde. Und dann geht das Gerücht um, dass Graufell mit dem «Schwert der Götter» kämpft - einer Klinge, die ihren Träger unbesiegbar macht ...

Axel S. Meyer, 1968 in Braunschweig geboren, studierte Germanistik und Geschichte. Heute lebt er in Rostock, wo er als Redakteur der Ostsee-Zeitung tätig ist. Bei Rowohlt hat er bereits mehrere historische Romane veröffentlicht, darunter die erfolgreiche Reihe um den Wikinger Hakon und zuletzt den Roman «Der Mann, der die Welt ordnete» über den schwedischen Naturforscher Carl von Linné.

Axel S. Meyer, 1968 in Braunschweig geboren, studierte Germanistik und Geschichte. Heute lebt er in Rostock, wo er als Redakteur der Ostsee-Zeitung tätig ist. Bei Rowohlt hat er bereits mehrere historische Romane veröffentlicht, darunter die erfolgreiche Reihe um den Wikinger Hakon und zuletzt den Roman «Der Mann, der die Welt ordnete» über den schwedischen Naturforscher Carl von Linné.

2. Insel Karmøy


Sobald die Morgendämmerung einsetzte, glitt der Windhengst aus der Bucht. Der Knörr war gebaut, um Lasten zu transportieren, und mit jedem Mann weniger wurde das Manövrieren anstrengender. Das Schiff war zum Segeln ausgelegt und hatte lediglich Riemen auf den erhöhten Decks vorn und achtern. Doch nun bestand die Besatzung nur noch aus den drei Seeleuten Ragi, Vali und Arinbjörn, während Ulfar das Ruder bediente. Er musste neue Männer anheuern, die Torfinns und Busas Plätze einnahmen. Ja, das würde er tun müssen, irgendwann, wenn diese ungeplante Reise überstanden war.

In der Nacht hatten sie Torfinn mit den Ballaststeinen beschwert, die für den Jungen vorgesehen waren, bevor sie den Seemann dem Meer übergeben hatten. Die anderen Seeleute standen unter Schock, während der Junge einfach die mit Torfinns Blut besudelte Decke auf die andere Seite gewendet und sich darauf ausgestreckt hatte, als wäre nichts geschehen. Als hätte er nicht kurz zuvor einen Mann getötet. Nachdem Torfinns Leiche im schwarzen Wasser versunken war, saßen die Seeleute zusammen, tranken Met und ehrten den Toten. Dabei war zwischen ihnen kein einziges Wort gefallen. Auch jetzt, am Morgen danach, an dem der frische Himmel blau schimmerte und der Fahrtwind günstig war, war ihre Furcht vor dem Jungen allgegenwärtig.

Und was machte diese Schlangenbrut? Saß auf der Kiste und starrte ins schaumgekrönte Nirgendwo.

Als sie das offene Wasser erreichten, half Ulfar, das Rahsegel zu setzen, bevor er wieder seinen Platz am Ruder einnahm und den Windhengst die Küste des Landes Agdir hinaufsteuerte, die sich zunächst nach Nordwesten und dann nach Norden erstreckte. Auf einen Lotsen war Ulfar nicht angewiesen, da er den Nordweg schon einige Male bereist hatte.

An Steuerbord zogen hoch aufsteigende Felsenküsten vorbei, bis sich am zweiten Tag der Hafrsfjord öffnete. In der Mündung hatte einst König Harald Harfagri, Schönhaar, einen legendären Sieg errungen. Es war eine erbitterte Schlacht gewesen, von der die Skalden sangen, dass Hunderte Männer gefallen waren. Von den wenigen Kriegern, die überlebt hatten, war kaum einer unverletzt geblieben. Nach dem Sieg wagte niemand mehr, sich Harald Schönhaar entgegenzustellen, als er die Herrschaft über die Länder am Nordweg an sich riss. Skalden dichteten ihre Drapas, die Preislieder, auf Harald Schönhaar und priesen ihn noch heute als den ersten Gesamtherrscher über die Nordländer, die er mit harter Hand regierte.

Die alte Geschichte kam Ulfar in den Sinn, weil Karmøy nur noch wenige Meilen entfernt war und weil es König Schönhaar gewesen war, der auf Karmøy den Palas Ögvaldsnes errichtet hatte. Außerdem stammte der Geist von Harald Graufell, der jetzt über die Insel wanderte, vom alten König ab: Graufell war der Sohn von Eirik Blutaxt und der Enkel von Harald Schönhaar.

Über dem Hafrsfjord zeigte der Himmel sich blau und nahezu wolkenlos. Kein Wind kräuselte die Wasseroberfläche, sodass das Segel schlaff von der Rah hing, als der Knörr im Gezeitenstrom an einer felsigen Insel vorbeitrieb. Über der Insel sah Ulfar dünne Rauchfahnen in den Himmel steigen, was ihm merkwürdig vorkam. Er hatte nicht damit gerechnet, in dieser Gegend noch Spuren menschlichen Lebens vorzufinden. Es war unwahrscheinlich, dass Wiedergänger Feuer entzündeten. Ein lebender Toter, ein draugr, brauchte weder Essen noch ein wärmendes Feuer. Ein Draugr tötete, bis man die böse Macht überwand, indem man ihm den Kopf abschlug, den Schädel auf sein Gesäß legte und den Kadaver verbrannte.

Auf der nördlichen Seite der Fjordmündung tauchten die dunklen Umrisse von Karmøy wie eine böse Vorahnung auf.

Während der Knörr an der kleinen Insel vorbeiglitt, sah Ulfar mit einem Mal ein kleines Ruderboot auftauchen. In dem Kahn saßen zwei Männer, ob alt oder jung, war auf die Entfernung nicht zu erkennen. Aber sie wirkten äußerst lebendig, wie sie mit ihren Langleinen hantierten, und wurden noch lebendiger, als sie den Windhengst bemerkten. Hastig holten sie die Leinen aus dem Wasser und legten die Riemen ein. Während Ulfars Knörr nach Norden abtrieb, flohen die Fischer zwischen die Schären und verschwanden.

Bald darauf näherte der Windhengst sich der Meerenge, wo der Innere Seeweg zwischen der Insel Karmøy und dem Festland hindurchführte und das Fahrwasser schmaler wurde.

In Ulfars Ohren rauschte das Blut. Niemand an Bord sprach ein Wort.

Der Junge war aufgestanden, an den Vorsteven gegangen und richtete den Blick auf Karmøy. Den Mantel hatte er hinter die Lederscheide mit dem Kurzschwert zurückgeschlagen.

Ulfar griff nach dem Kruzifix und hielt es mit der linken Hand fest, während er mit der rechten Hand das Ruder ausrichtete. Seine Glatze juckte, als der Knörr Kurs auf eine unter Bäumen im Schatten liegende Bucht am Fuß einer Landzunge nahm, die wie ein mahnender Finger ins Wasser ragte. In der Bucht gab es mehrere Landebrücken, hinter denen auf einer leicht ansteigenden Wiese eine Schiffshalle stand.

Ulfar hoffte, dass die Wiedergänger die Helligkeit des Tages scheuten und nur in der Dunkelheit hervorkamen. So hieß es zumindest in den Geschichten, aber nicht alle Geschichten entsprachen der Wahrheit.

Einer der Seeleute kam zu ihm an den Steuerstand. «Was wird uns auf der Insel erwarten?», fragte Ragi mit Blick auf Karmøy.

«Nichts», sagte Ulfar leise und ließ das Kruzifix los. «Gar nichts erwartet uns dort. Wir legen an, lassen den Jungen von Bord gehen, und dann legen wir wieder ab.»

Er bemühte sich, dies so zu sagen, als habe er alles im Griff. Wenn er seine Angst zeigte, wäre er ein schlechter Anführer.

Ragi zupfte sich am Ohrläppchen. «Was der Junge hier wohl will?»

«Geh doch hin und frag ihn», erwiderte Ulfar. Dann gab er das Kommando, das Schiff zum Anlegen bereit zu machen.

Das Segel wurde eingeholt, die Riemen ausgelegt, und der Windhengst glitt in die von Felsen gesäumte Bucht. Beim Näherkommen erkannte Ulfar, in welch schlechtem Zustand die Hafenanlage war. Auf den Landebrücken fehlten Planken, einige Stützpfeiler waren eingeknickt, und die Wände der Schiffshalle auf der von Gräsern und Brennnesseln überwucherten Wiese waren marode.

«Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache», sagte Ragi.

Ulfar rieb sich den Nacken, bevor er den Männern zurief, sie sollten das Rudern einstellen. Der Klang seiner Stimme hallte durch die Bucht.

Der Knörr glitt über das Wasser, auf dem sich das Sonnenlicht gleißend hell spiegelte, sodass es Ulfar blendete. Als er mit einem Mal glaubte, zwischen den Bäumen oberhalb der Wiese eine Bewegung gesehen zu haben, kniff er die Augen fest zusammen. Da hatte sich doch etwas bewegt! Oder hatte er sich das nur eingebildet? Er beschattete seine Augen mit der Hand. Nein, bei den Bäumen regte sich nichts.

Damit das Schiff zum Stehen kam, wurden die Riemen wieder ins Wasser getaucht. Doch als es an einer Landebrücke hielt, stellte sich heraus, dass die Brücke nicht zu betreten war. Die Planken waren so morsch, dass jeder Mann sofort hindurchbrechen würde. Also mussten sie näher ans Ufer heran. Die Riemen wurden durchgezogen, und Ulfar steuerte auf eine Stelle zu, an der das Ufer flach ins Wasser auslief. Dort hoffte er, den Kiel aufsetzen zu können, ohne gegen scharfkantige Steine zu stoßen.

Ein harter Ruck fuhr durch den Rumpf, als der Kiel des Windhengsts aufsetzte.

Ulfars Herzschlag beschleunigte sich. Eigentlich hatte er vermeiden wollen, dem Ufer zu nah zu kommen, doch nun mussten sie die Insel betreten, um das Schiff ins tiefere Wasser zurückzuschieben.

Als der Knörr stillstand, warf der Junge sein Gepäck, die blutverschmierte Decke und den Leinenbeutel, an Land und sprang hinterher.

«Nimm Vali und Arinbjörn mit», sagte Ulfar zu Ragi. «Ihr müsst das Schiff schnell wieder freibekommen.»

Die Planken erbebten unter den Füßen der Seeleute, die zum Bug liefen und an Land sprangen. Der Junge war inzwischen einige Schritte die Wiese hinaufgegangen, von wo aus er die Baumreihe beobachtete.

Da setzte Ulfars Herz einen Schlag aus. Er hatte sich vorhin nicht getäuscht, nein, verdammt, zwischen den Bäumen huschten Schatten umher.

«Beeilt euch», rief er.

Dann sah er etwa ein Dutzend Männer aus dem Wald kommen. Obwohl er niemals zuvor Untote gesehen hatte, war er überzeugt, dass diese Gestalten aus Fleisch und Blut waren. Sie sahen zwar heruntergekommen aus, wirkten aber äußerst lebendig und waren mit Schwertern, Äxten und Bögen bewaffnet.

Wie hungrige Raubtiere liefen die Wilden durchs Brennnesselgestrüpp. Ihre Kleider waren dreckig und zerschlissen, die Haare fettig und strähnig und die Gesichter von Wundmalen gezeichnet.

Ulfar spürte den Knörr unter seinen Füßen rucken, als die Seeleute sich gegen den Rumpf stemmten. Schnell schickte er ein Stoßgebet zum Himmel und flehte den Herrgott an, damit der ihnen half, das Schiff freizubekommen.

Noch waren die Angreifer...

Erscheint lt. Verlag 24.6.2016
Reihe/Serie Wikinger-Hakon-Reihe
Zusatzinfo Mit 3 s/w Karten
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Feind • Frieden • Harald Blauzahn • Harald Graufell • Heiden • Krieg • Nordeuropa • Schlacht • Wikinger
ISBN-10 3-644-55781-0 / 3644557810
ISBN-13 978-3-644-55781-9 / 9783644557819
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99