Römische Ermittlungen (eBook)

Ein Fall für Commissario Caselli

(Autor)

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2016 | 1. Aufl. 2016
303 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-2618-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Römische Ermittlungen - Bianca Palma
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Der jungen Geigerin Geraldine Dvorsky steht eine steile Karriere bevor. Doch diese endet abrupt, als sie sich bei einem Autounfall das Handgelenk bricht. Schuld an dem Unfall ist der Musikkritiker Federico Stronchetti, der kurz darauf am Fuß der Engelsburg ermordet aufgefunden wird. Sofort fällt der Verdacht auf die junge Geigerin. Doch Commissario Caselli stößt bei seinen Ermittlungen schnell auf weitere Verdächtige. Und noch während er immer neue Intrigen unter den exzentrischen Opernstars enthüllt, geschieht ein weiterer Mord ...

Commissario Alessandro Caselli ermittelt in Rom - ein eleganter Kriminalbeamter mit guten Manieren und Geschmack.

6


Caselli hatte einen langen, arbeitsreichen Tag hinter sich. Nachdem Scurzi um fünf gegangen war, hatte er sich in seinem Büro Akten vorgenommen und einen überfälligen Bericht geschrieben, den, wie es aussah, in nächster Zeit niemand lesen würde, aber er hielt sich, was das anging, gern an die Dienstvorschrift. Dann hatte er den PC heruntergefahren. Doch statt zu gehen, ging er geistig noch einmal den neuen Fall durch und rekapitulierte, was er und der Sergente bislang herausgefunden hatten.

Der Tote war ein Berufsmusiker, Bratscher, dreißig Jahre alt. Begabte Familie, hatte Scurzi ihm mitgeteilt, die Mutter spiele im La Fenice in Venedig. Vismara sei drogenabhängig gewesen und habe früher im selben Orchester wie sein Bruder gespielt.

»Er hat im Santa Cecilia gespielt?«, hatte Caselli überrascht eingeworfen.

»Ja, er war dort Bratscher, bis vor einem Jahr.« Scurzi hatte ehrlich betrübt ausgesehen.

Der Angehörige des Toten, Angelo Vismara, hatte merkwürdig reagiert, als Caselli ihm die Todesnachricht überbracht hatte. Er übte die traurige Pflicht natürlich nicht zum ersten Mal aus. Selten aber hatte er in den Augen eines Menschen, der vom Tod eines ihm Nahestehenden erfuhr, einen so undeutbaren, fremden Ausdruck gesehen. Caselli hatte so viel Taktgefühl besessen, seine Fragen zurückzuhalten. Er hatte Vismara in der Obhut des Assistenten des Dirigenten zurückgelassen, eines sehr taktvollen jungen Mannes, der ihm versprochen hatte, sich um Vismara zu kümmern.

Caselli lehnte sich in seinen Schreibtischstuhl zurück und zupfte sich nachdenklich einen Fussel von der Hose. Was ihm bei diesem Fall außerdem zu denken gab, war das quadratische Briefchen mit dem Galeonen-Aufdruck und dem Wort ›Abóbada‹. Er könnte es googlen, aber dann müsste er den PC wieder hochfahren. Er beschloss, das habe Zeit bis morgen. Diese Galeone war ihm schon einmal begegnet, im Fall der fünfzehnjährigen Drogensüchtigen, Lucia Magnani. Ein Mädchen aus gutem Hause, der Vater Anwalt, die Mutter Psychologin. Sie war drogenabhängig gewesen, seit sie dreizehn war. Die Familie hatte alles versucht. Ärzte. Entzug. Auslandsaufenthalt. Es hatte nichts gebracht. Vor ein paar Monaten hatte man die Kleine tot aufgefunden, die Spritze noch im Arm. Neben ihr lag dieses quadratische Briefchen mit dem roten Stempelaufdruck. Caselli hatte dem damals keine Bedeutung zugemessen. Lucia war ein Drogenopfer, bedauerlich jung zwar, aber doch nur eine von jenen Dutzenden, die jährlich in Rom an einer Überdosis starben. Der Fall war schnell zu den Akten gekommen. Caselli schnaufte. Er hoffe, dass die Galeone in nächster Zeit nicht häufiger auftauchte. Die römische Polizia war den Machenschaften eines international operierenden Drogenrings nur schwerlich gewachsen.

*

Kurz nach acht verließ Caselli das Präsidium und machte sich auf zur Trattoria Dal Galletto. Er hatte das Glück gehabt, nach seiner Versetzung aus Sizilien eine gute Trattoria unweit seiner Wohnung zu finden, in die er regelmäßig Essen gehen konnte. Giovanni, der Wirt, war eine Seele von Mensch und ein ausgezeichneter Koch. Hier verbrachte Caselli den Abend in netter Gesellschaft und verfolgte am Fernseher, mehr unfreiwillig, meist irgendein Fußballspiel. In die Trattoria kamen vor allem die Handwerker aus dem Viertel um die Piazza Farnese. Die Gegend war nicht die feinste. Die Nachbarschaft in der Via dei Cappellari bestand eher aus Leuten, die mit der Polizei nichts am Hut hatten. Kleine Diebe, Taschenspieler, Freudenmädchen, einfache Leute, die sich mit dem Nötigsten behalfen. In diesen Kreisen war ein Commissario nicht gern gesehen. Aber im Laufe der eineinhalb Jahre, die er nun schon hier wohnte, hatten sie verstanden, dass er sie unbehelligt ließ. Ihre Geschäfte interessierten ihn nicht, solange niemand dabei sein Leben ließ. Er hatte sich sogar Freunde gemacht. Dazu gehörten Tiberio, ein Restaurator, seine Bottega lag am Ende der Straße, dann natürlich Giovanni, den Wirt der Trattoria Dal Galletto, und Claudio, von Beruf Kinderarzt im Fate-Bene-Fratelli-Hospital auf der Tiberinsel. Mit ihnen spielte Caselli Karten und trank Rotwein. Manchmal kam noch Fulvio hinzu, Sportjournalist bei der renommierten römischen Tageszeitung Messagero. Er wohnte woanders, im feinen Stadtviertel Parioli. Irgendwann einmal war er in zwielichtiger Begleitung, leicht angetrunken, in Giovannis Trattoria gelandet. Die Freunde waren ihm behilflich, die Dame ohne viel Aufheben loszuwerden, und im Überschwang hatte Fulvio allen vier für das nächste Heimspiel von Lazio Roma Karten auf der überdachten Ehrentribüne versprochen – und Wort gehalten. Seither war er zweifellos einer von ihnen.

Gegen neun parkte Caselli auf der Piazza Farnese. Er stieg aus, schloss seinen Wagen ab und warf einen Blick auf die angestrahlte Fassade des Palazzo. Dann lief er den Vicolo dei Venti hinunter, bog zweimal ab und erreichte die Gasse, in der sich die Trattoria befand. Caselli drückte die Schwingtür auf und spürte die angenehme Wärme, die das Holzofenfeuer ausstrahlte. Tiberio war schon da und begrüßte ihn mit Handschlag. Caselli zog seine Jacke aus und setzte sich zu ihm.

Aus der Küche drang ein köstlicher Duft. Caselli war neugierig, was Giovanni ihm heute empfehlen würde. Der Wirt kochte selbst, und seine bodenständige, italienische Küche überraschte mit immer neuen Varianten. Tiberio schenkte ihm ein Glas Rotwein ein, und Caselli nahm einen tiefen Schluck. Der angenehme Teil des Tages konnte beginnen.

*

»Ecco, ci siamo, Signorina.« Sie reichte dem Fahrer einen Schein. Ein modernes fünfstöckiges Wohnhaus. Geraldine überquerte die Eingangshalle und stieg in einen der Lifts. Die Türen schlossen sich klackend, und sie lehnte sich an die kühle, metallene Wand. Der letzte Abend hatte sie erschöpft. Das Konzert war ein Erfolg gewesen. Anschließend waren sie zum Feiern in das schicke Restaurant Aurora an der Via Veneto gegangen. Der Name Riccardo Vismara war nur ein einziges Mal gefallen. Aber sogleich waren die Gespräche verstummt, und betretenes Schweigen hatte sich unter den Musikern ausgebreitet. Geraldine war durch den Kopf gegangen, dass einige von ihnen sicher zu seinen Freunden gezählt hatten. Zu Geraldines Erleichterung hatte sich Giulia Franceschini nicht allzu spät verabschiedet. Sie, David, Jean und noch ein paar Musiker hatten bis zum frühen Morgen durchgehalten, eine Flasche Champagner nach der anderen geleert. Dann hatte David sie ins Hotel gebracht. Er war in ihrem Hotelzimmer ungestüm über sie hergefallen, und sie hatten sich hastig geliebt.

Der Fahrstuhl hielt mit einem Ruck. Sie öffnete die Augen. Die Türen gingen vor einer massiven Tür mit Messingklopfer auf. Laute Bläserfanfaren drangen nach draußen. Offenbar hörte niemand die Klingel. Sie versuchte es noch einmal.

»Arrivo, eccomi!«, rief eine Kinderstimme und ein etwa achtjähriges Mädchen im Nachthemd öffnete die Tür.

»Ciao, ich bin Jacopa. Die sind im Salon.«

»Ciao«, sagte Geraldine zögernd. »Tut mir leid, ich habe dich geweckt, hm?«

»Nö, die sind viel zu laut!« Das Mädchen stand barfuß neben einer mit Briefen, Zeitungen und sonstiger Post überladenen Konsole, die aussah, als würde dort seit Wochen nachlässig alles hingeworfen, was der Briefträger so brachte.

»Du bekommst kalte Füße«, meinte Geraldine.

»Ja, weiß ich.« Jacopa schloss die Tür. »Magst du meine Schlümpfe sehen? Ich habe vierundzwanzig und Grande Puffo

»Ach …«, sagte Geraldine ausweichend.

Aber der Kinderblick siegte. Sie stand in einem eleganten Schlafzimmer und begutachtete vor der Terrassentür aufgereihte Plastikfiguren. »Das ist ja ein richtiges Schlumpfdorf«, zeigte sich Geraldine beeindruckt und freute sich über das Strahlen, das über Jacopas sommersprossiges Gesicht ging.

»Weiß du, mir fehlt bloß Quattrocchi, der Schlumpf mit der Brille, aber vielleicht kauft ihn mir Mama am Flughafen.«

»Na, bestimmt«, meinte Geraldine. Sie fühlte sich etwas befangen. Im Zimmer waren Spielsachen verstreut. Auf dem Nachttisch brannte eine Lampe. Die Steppdecke auf dem französischen Bett war aufgeschlagen, der Teddy neben dem Kissen hatte eine rot karierte Schleife um den Hals. Im angrenzenden Bad hingen Akte von Klimt, und auf einem Empirehocker lag nachlässig hingeworfen ein cremefarbener Seidenmorgenmantel. »Jacopa, das ist doch das Schlafzimmer deiner Mutter, ich glaube nicht, dass sie es gern sieht, dass ich hier reinplatze.«

»Meins auch!«, verteidigte sich Jacopa. »Ich schlafe hier bei Mama. Papa wohnt im Esszimmer.«

»Hm, ich gehe jetzt aber trotzdem lieber, ja?«

»Na gut, wie heißt du denn?«

»Geraldine.«

»Und was machst du?«

»Ich spiele Geige.«

»Dann magst du auch Musik, so wie mein Bruder, Federico. Weiß du, er schreibt für den Messagero, genauso wie Papa … bloß über was anderes. Er kritisiert Konzerte. Und Onkel David ist ganz berühmt, dem gehört sogar ein Orchester.«

»Aha«, sagte Geraldine und lächelte.

»Ciao, du bist nett.« Jacopa kletterte wieder ins französische Bett.

»Schlaf gut«, sagte Geraldine und hätte ihr gern über den brauen Lockenkopf gestrichen.

*

»Pertile … kein Vergleich mit heutigen Startenören, das ganze Starsystem … die Presse jubelt sie hoch.

„Aber Federico, bei aller Liebe und deiner Kompetenz als Musikwissenschaftler, fang doch nicht immer in der Steinzeit an. Pertile sang...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2016
Reihe/Serie Rom Krimi
Rom Krimi
Rom Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Caselli • Catania • Commissario • Commissario Caselli • Dedektiv • detective • Detektiv • Detektivromane • Deutsche Krimis • Ermittler • Ferien • Italien • Italien-Krimi • ItalienKrimi • Kampanien • Komissar • Kommisar • Kommissar • Kommissare • Kommissarin • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalbeamter • Kriminalliteratur • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Lombardei • Mailand • Montalbano • Mord • Mörder • Neapel • Polizei • Polizeiarbeit • Polizeiaufgebot • Polizist • Polizistin • Privatdetektiv • Psychothriller • Rom • Romkrimi • Rom-Krimi • San Giorgio - Librino - S.G. La Rena - Zia Lisa • Serienkrimi (Serienermittler) • Serienmord • Serienmörder • Sizilien • Sommer • Sommerbuch • Sommerlektüre • Sonne • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Urlaub • Urlaubslektüre • Venetien • Verbrechen • Verbrecher • Verona
ISBN-10 3-7325-2618-6 / 3732526186
ISBN-13 978-3-7325-2618-5 / 9783732526185
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