Moderne Piraten (eBook)

Abenteuer- und Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
233 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-6450-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Moderne Piraten -  Hans Dominik
Systemvoraussetzungen
0,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieses eBook: 'Moderne Piraten' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Hans Dominik (1872-1945) war ein deutscher Science-Fiction- und Sachbuchautor, Wissenschaftsjournalist und Ingenieur. Aus dem Buch: 'Mit einer Stundengeschwindigkeit von achtzehn Knoten schraubte sich die 'Usakama' durch die Fluten des Mittelmeeres. Nur ein schwaches Zittern des gewaltigen Körpers verriet die Arbeit der zwanzigtausendpferdigen Turbinen, die das Schiff vorwärts trieben. Vor zwei Tagen hatten die Reisenden in der Straße von Messina zum letzten Male Land gesehen, dann war der rauchende Kegel des Ätnas, das letzte Wahrzeichen Europas, allmählich im Westen hinter ihnen in der See versunken. Nur ruhiges, saphirblaues Meer zeigte sich jetzt nach allen Seiten hin, soweit das Auge reichte, ein ebenso blauer Himmel darüber, von dem das Tagesgestirn mit südlicher Kraft herniederbrannte. Glänzendweiße Sonnensegel, von den Schiffspumpen in kurzen Zeitabständen mit Seewasser benetzt, überspannten die Oberdecks und spendeten Schatten und Kühlung...'

2. Zurück nach Hamburg


In Port Said suchte Gransfeld den deutschen Konsul auf und besprach mit ihm die Vorfälle in Syut: das Fehlen der wertvollen Statuette, die Besuche des rätselhaften Griechen, die Todesursache seines Oheims, die Möglichkeit einer Vergiftung.

Der Konsul schüttelte den Kopf. »Das Gesindel der ganzen Welt ebenso wie die beste Gesellschaft der ganzen Welt kommen hierher. Sie wundern sich darüber, dass Ihr Oheim derartige Mengen von Rauschgift in seinem Besitz haben konnte? Verehrtester Herr Doktor, wenn Sie wüssten, wie dieser verbotene Handel hier blüht! In Alexandria und Kairo können Sie das Zeug beinahe offen auf der Straße kaufen. Läuft in Port Said oder Alexandria ein Dampfer von Europa ein, dann gibt es jedesmal einen Höhepunkt in diesem unsauberen Geschäft. Trotz allen Anstrengungen ist die ägyptische Polizei machtlos dagegen. Ich halte es auch für unmöglich, Herr Doktor, in Ihren Angelegenheiten mit Hilfe der Polizei etwas zu ermitteln. Wenn Sie irgendwelche Schritte unternehmen wollen, stehe ich Ihnen natürlich pflichtgemäß zur Verfügung. Doch, wie gesagt, nach meinen Erfahrungen im Orient wird dies zwecklos sein.«

Nach längerem Überlegen antwortete Gransfeld: »Ich muss mich Ihrer größeren Erfahrung fügen, Herr Konsul, obwohl mir der Entschluss nicht leicht fällt. Wenn Sie der bestimmten Meinung sind, dass ich hier nichts mehr für die Aufklärung dieser Vorfälle unternehmen kann, will ich lieber mit dem nächsten Dampfer wieder nach Deutschland zurückkehren.«

Der Konsul warf einen Blick auf die Schiffsliste an der Wand. »In drei Tagen geht die ›Warana‹ von Port Said ab, ein Achttausendtonner, der gut besetzt werden dürfte. Ich empfehle Ihnen, sich bei der Agentur sofort Ihre Überfahrt zu sichern.«

Gransfeld verabschiedete sich. Er stand im Begriff, über einen breiten Gang zur Treppe zu gehen, als sein Blick durch eine geöffnete Tür in einen Wirtschaftsraum fiel. Da drinnen machte sich jemand an Töpfen und Schüsseln zu schaffen. Viel zu weit war der weißleinene Anzug, der um die Glieder der Gestalt schlotterte. Aber das Gesicht, das hatte Gransfeld schon irgendwo gesehen, das kannte er doch! Wie aber war das möglich? Die »Usakama« musste doch jetzt schon in Genua sein. Gransfeld trat näher. »Hallo, Rudi! Sind Sie's oder nicht?«

Der Angerufene zuckte zusammen und wandte das Gesicht voll der Tür zu.

Kein Zweifel mehr, es war Rudi. »Menschenskind, was haben Sie hier unter den Töpfen unseres Konsuls zu schaffen, während Ihr Schiff schon wer weiß wo steckt?«

Erst jetzt erkannte der Junge den Doktor, und ein heller Freudenschein flog über sein Gesicht. »Ja, Herr Doktor, ich bin's. Ich bin bei der Ausfahrt über Bord gefallen und wurde, als ich am Wegsacken war, von einem Lotsenkutter aufgefischt und hierher zu unserm Konsul gebracht. Der scheint mir das freilich nicht recht glauben zu wollen. Er denkt wohl, ich hätte dumme Streiche gemacht und sei absichtlich über Bord gesprungen, um von der ›Usakama‹ wegzukommen. Als ob ein Mensch, der seine fünf Sinne zusammen hat, freiwillig in das Haifischwasser springen würde!«

Mit wachsendem Interesse hörte Gransfeld die Erzählung des Jungen an, der dabei immer mehr aus sich herausging. Unklar blieb die Ursache des Sturzes. Einen Schlag gegen die Schläfen, der ihn betäubte und über Bord warf, wollte Rudi bekommen haben, ganz plötzlich und unvermutet, obwohl doch außer ihm niemand auf dem Achterdeck war. Gransfeld krauste die Stirn. Er dachte an all das, was er an Bord der »Usakama« und im Splendidhotel gesehen, was er in Syut erlebt hatte. Und jetzt dieser Fall hier! Alter Verdacht wurde von neuem in ihm rege.

Rudis Stimme drang an sein Ohr. »Unser Konsul will mich auf dem nächsten Dampfer nach Deutschland anmustern lassen. Wer weiß, ob ich da wieder als Steward ankomme! Vielleicht bloß als Kohlentrimmer; die können sie an Bord immer brauchen. Das wäre scheußlich.«

Gransfeld war zu einem Entschluss gekommen. »Warte hier auf mich, Rudi! Ich werde bald zurück sein.«

Der Konsul wunderte sich, als Gransfeld sich wieder bei ihm melden ließ. »Ah, Sie, Herr Doktor! Was verschafft mir die Ehre Ihres nochmaligen Besuches? Wollen Sie trotz meinem Abraten doch noch etwas unternehmen?«

»Nein, Herr Konsul, eine andere Sache führt mich zu Ihnen. Durch Zufall treffe ich da draußen den kleinen Steward von der ›Usakama‹. Er hat mir seine Geschichte erzählt. Was halten Sie davon?«

Der Konsul zuckte die Achseln. »Die Geschichte kann wahr sein, Herr Doktor; sie kann aber auch nicht wahr sein. Wir sind hier dicht bei Arabien, dem Lande der Märchenerzähler. Da darf man nicht alles glauben.«

»Herr Konsul, was sollte der Junge für einen Grund zum Schwindeln haben?«

»Weiß ich nicht, Herr Doktor. Offen gesagt, es interessiert mich auch nicht. Wenn Sie hier einmal ein Jahr lang auf meinem Stuhl gesessen hätten, wären Sie auch Skeptiker. Jeden Monat kommen Seeleute zu mir, die irgendwie ihr Schiff verpasst oder sonstwie verloren haben, und beanspruchen meine Hilfe. Nachgerade kennt man die Sache und wird abgebrüht.«

»Was wollen Sie mit dem Jungen machen?«

»Ihn mit dem nächsten Dampfer nach Hause schicken. Weil er noch minderjährig ist, habe ich ihn bei mir in die Küche gesteckt. Da kann er sich nützlich machen.«

Armer Rudi, man scheint hier nicht viel Wert auf deine Anwesenheit zu legen! dachte Gransfeld bei sich. Laut fuhr er fort: »Ich wäre nicht abgeneigt, Herr Konsul, den Jungen in meine Dienste zu nehmen und würde ihn dann auch nach Deutschland bringen.«

Bereitwillig ging der Konsul auf diesen Vorschlag ein. Noch viel erfreuter aber war Rudi, als Gransfeld ihn ins Zimmer rief und ihm seinen Entschluss mitteilte. Hinaus aus der engen, heißen Küche, in der er sich seit Tagen so langweilte! Als Diener bei dem Doktor, der ihn von Anfang an so anständig behandelt hatte! Nur mit Mühe unterdrückte er in dem Amtszimmer einen Freudensprung. Um so ausgelassener waren seine Bewegungen nachher auf der Treppe.

Bis zur Haustür ließ Gransfeld ihn gewähren, dann rief er ihn zur Ordnung. »Sei vernünftig, Rudi! Jetzt ist's genug. Jetzt gehen wir erst einmal in einen Laden, dass du wieder passende Kleider auf den Leib bekommst. In der Kluft da kann ich mich mit dir im Splendidhotel nicht sehen lassen.«

Als Gransfeld eine Stunde später ins Hotel kam, befand sich in seiner Begleitung ein gut angezogener junger Mann, der sich, dem Range des Hotels angemessen, ruhig, sittsam und unauffällig benahm.

Die Plätze auf der »Warana« hatte Gransfeld belegt. Für die drei Tage, die sie bis zum Abgang des Schiffes noch in Port Said bleiben mussten, brachte er Rudi im obersten Stock des Hotels unter, in dem sich die Dienerzimmer befanden.

Als Doktor Gransfeld allein in seinem Zimmer saß, fragte er sich selbst, wie er zu dem plötzlichen Entschluss gekommen war, Rudi in seine Dienste zu nehmen. Irgendeine äußere Notwendigkeit lag nicht vor. Kaum, dass er ihm einigermaßen Beschäftigung geben konnte indem er ihm die Sorge für seine Kleidung und das Gepäck übertrug und ihn hie und da Gänge in die Stadt machen ließ. Dennoch hatte er dies plötzlich wie eine Notwendigkeit empfunden. Damals in der Küche des Konsuls war's, wo Rudi ihm seine Geschichte erzählte, seinen Sturz in die See. Als er von dem heimtückischen Schlag sprach und dabei Rasati, den Levantiner, erwähnte, da war es Gransfeld einen Augenblick lang gewesen, als ob er mit Hilfe des Jungen den Vorhang heben, die Gestalten, die dahinter ein dunkles Spiel trieben, entlarven könne.

Von einer Verbindung zwischen dem Levantiner und jenem Holländer, der Namen und Gestalt wechselte, hatte Rudi gesprochen. Den Holländer hatte er selbst mit dem Griechen zusammen gesehen. Der Grieche war der Letzte gewesen, der seinen Onkel lebend gesprochen hatte. Das war eine ganze Reihe von verdächtigen Personen und geheimnisvollen Zusammenhängen. Einen Augenblick glaubte er, sie zu übersehen, im nächsten war alles wieder unklar und verschwommen. Dennoch – schien es nicht wie eine Kette, die sich von Geheimnis zu Geheimnis spannte? Eine Kette, von der er nur wenige Glieder undeutlich geschaut hatte, deren Enden sich im Nebel verloren.

Gransfeld strich sich über die Stirn, als wolle er die drückenden Gedanken verscheuchen. Am Ende waren es nur Hirngespinste, leere Vermutungen, mit denen er sich grundlos plagte. Ah bah! Weg damit! Schließlich blieb's immer noch ein gutes Werk, wenn er den Jungen mit in die Heimat nahm. War ihm nicht eben erst unvermutet eine reiche Erbschaft zugefallen, die es ihm erlaubte, unbedenklich solche Werke zu tun?

Während Gransfeld diesen Gedanken nachhing, unterhielt sich Rudi auf seine Weise. Ein herrliches Leben war das mit achtzehn Jahren und wenig Dienst in einer schönen fremden Stadt! Schnell hatte er sich mit den andern Bewohnern seines Stockwerks angefreundet, und ganz besonders mit Bele Tarantola, dem Dolmetscher des Hotels. Das war auch ein Levantiner, aber von angenehmerer Art als Rudis verflossener Chef. Sooft er Gäste des Hotels durch Port Said zu führen hatte, nahm er Rudi mit, wobei dieser reichlich Gelegenheit fand, das Sprachgeschick seines neuen Freundes zu bewundern. In einem Dutzend verschiedener Mundarten, je nach der Nationalität der Reisenden, erklärte Tarantola die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und schon am zweiten Tage glaubte Rudi sie in- und auswendig zu kennen. Mit einer Mischung von Staunen und Ehrfurcht aber betrachtete er die Trinkgelder, die diese Führertätigkeit dem sprachkundigen Levantiner eintrug.

Nach...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2016
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Neuner • Die Tribute von Panem • Frank Herbert • Jules Verne • Karl May • Ken Follett • Michael Punke • Rainer M. Schröder • Robert Louis Stevenson • Veronica Roth
ISBN-10 80-268-6450-6 / 8026864506
ISBN-13 978-80-268-6450-9 / 9788026864509
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99