Lady Midnight (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Dunklen Mächte 1
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
848 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-17908-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lady Midnight -  Cassandra Clare
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Niemals wird sie den Tag vergessen, an dem ihre Eltern starben. Die 17-jährige Emma Carstairs war noch ein Kind, als sie damals ermordet wurden, und es herrschte Krieg. Die Wesen der Unterwelt kämpften bis aufs Blut gegeneinander, und die Schattenjäger, die Erzfeinde der Dämonen, wurden fast völlig ausgelöscht. Aber Emma glaubt bis heute nicht, dass ihre Eltern Opfer dieses dunklen Krieges wurden, sondern dass sie aus einem anderen rätselhaften Grund sterben mussten. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, und Emma hat Zuflucht im Institut der Schattenjäger in Los Angeles gefunden. Eine mysteriöse Mordserie sorgt für große Unruhe in der Unterwelt. Immer wieder werden Leichen gefunden, übersät mit alten Schriftzeichen, ähnliche Zeichen wie sie auch auf den Körpern von Emmas Eltern entdeckt worden waren. Emma muss dieser Spur nachgehen, selbst wenn sie dafür ihren engsten Vertrauten und Seelenverwandten Julian Blackthorn in große Gefahr bringt ...



Cassandra Clare ist eine internationale Bestsellerautorin. Ihre Bücher wurden weltweit über 50 Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Seit dem Überraschungserfolg der »Chroniken der Unterwelt« waren all ihre Romane große Bestseller. So auch die neueste Serie »Die Letzten Stunden«. Cassandra Clare lebt in Massachusetts, USA.

1

H

Ein Grab,
so finster und kalt

»Es funktioniert einfach nicht«, sagte Emma. »Diese Beziehung, meine ich.«

Vom anderen Ende der Leitung kamen verzweifelt protestierende Laute. Emma konnte kaum etwas verstehen – der Empfang auf dem Dach der Sepulchre Bar war nicht besonders gut. Vorsichtig tastete sie sich zur Dachkante vor und spähte in den zentralen Innenhof hinab. Bunte Lichterketten schmückten die Jacarandabäume, aber moderne Tische und Stühle verliehen der Terrasse ein elegantes, ultracooles Ambiente. Auf der schummrig beleuchteten Fläche drängten sich passend elegante, ultracoole Männer und Frauen; die Weingläser in ihren Händen schimmerten wie rote, weiße und rosa Glaskugeln. Offenbar fand gerade eine private Geburtstagsfeier statt: Ein paillettenbesetztes Spruchband mit Glückwünschen hing zwischen zwei Bäumen, und mehrere Kellner bahnten sich mit Tabletts voller Snacks einen Weg durch die Schar der Gäste.

Diese mondäne Szenerie hatte irgendetwas an sich, das in Emma den Wunsch weckte, das Ganze durch ein paar losgetretene Dachziegel oder einen Frontflip mitten in die Menge zu beenden. Allerdings wusste sie, dass der Rat für ein derartiges Verhalten eine ziemlich lange Gefängnisstrafe verhängen würde. Irdische durften Schattenjäger auf keinen Fall zu Gesicht bekommen. Doch selbst wenn Emma tatsächlich in den Innenhof hinabspringen würde, wäre keiner der Partygäste in der Lage, sie zu sehen. Denn sie war mit Zauberglanzrunen bedeckt, die Cristina aufgetragen hatte und die ihre Trägerin für jeden unsichtbar machten, der nicht das Zweite Gesicht besaß.

Emma seufzte und drückte das Handy wieder ans Ohr. »Okay, unsere Beziehung«, sagte sie. »Unsere Beziehung funktioniert nicht.«

»Emma«, zischte Cristina hinter ihr. Emma drehte sich um, die Füße gegen die Dachkante gestemmt. Cristina saß auf der Dachschräge und polierte ein Wurfmesser mit einem hellblauen Tuch, das farblich zu den Bändern passte, mit denen sie ihre dunklen Haare zu einem ordentlichen, gepflegten Knoten hochgesteckt hatte. Alles an Cristina war ordentlich und gepflegt – sie hatte eine Begabung dafür, in ihrer schwarzen Kampfmontur so attraktiv und geschäftsmäßig auszusehen wie die meisten Frauen in einem Businessanzug. An ihrer Kehlgrube schimmerte ein goldenes Glücksmedaillon, und der Familienring mit dem gewundenen Muster aus Rosenranken – das Symbol der Familie Rosales – glänzte an ihrer Hand, als sie das Messer zusammen mit dem hellblauen Tuch neben sich ablegte. »Emma, vergiss nicht: Benutze mehr Ich-Aussagen.«

Cameron schwafelte noch immer am anderen Ende der Leitung – er war der Meinung, dass sie sich unbedingt treffen und miteinander reden sollten. Aber Emma wusste, dass das sinnlos war. Plötzlich verengten sich ihre Augen zu Schlitzen: Bewegte sich da unten tatsächlich ein Schatten unbemerkt durch die Menge, oder bildete sie sich das nur ein? Vielleicht war das ja bloß Wunschdenken. Normalerweise war Johnny Rook recht zuverlässig mit seinen Informationen, und er schien sich bei der Sepulchre Bar sehr sicher gewesen zu sein. Emma hasste es, sich in ihre Schattenjägermontur zu werfen und voller Erwartung bis an die Zähne zu bewaffnen, nur um dann feststellen zu müssen, dass es nicht zum Kampf kam und sie ihre überschüssige Energie nicht abbauen konnte.

»Es liegt an mir, nicht an dir«, sagte sie ins Telefon. Cristina nickte ihr aufmunternd zu und hob beide Daumen. »Mir wird schlecht, wenn ich mit dir in einem Raum bin.« Emma lächelte strahlend, als Cristina den Kopf in die Hände sinken ließ. »Vielleicht können wir wieder nur Freunde sein?«

Ein Klicken verriet, dass Cameron aufgelegt hatte. Emma schob das Smartphone in ihren Gürtel und sondierte erneut die Menge. Nichts. Verärgert kletterte sie die Dachschräge hinauf und ließ sich neben Cristina nieder. »Okay, das hätte vielleicht etwas besser ablaufen können«, meinte sie.

»Ach wirklich?« Cristina nahm die Hände vom Gesicht. »Was ist passiert?«

»Keine Ahnung.« Emma seufzte und zog ihre Stele hervor, jenes empfindliche Schreibgerät aus Adamant, das alle Schattenjäger zum Auftragen von Runenmalen verwendeten. Das zauberstabartige Objekt mit dem Griff aus Dämonenbein war ein Geschenk von Jace Herondale, Emmas erstem Jugendschwarm. Die meisten Nephilim gingen mit ihren Stelen um wie Irdische mit billigen Kugelschreibern, doch diese Stele war für Emma etwas ganz Besonderes, und sie hütete sie genauso sorgfältig wie ihr Schwert. »Das passiert jedes Mal. Anfangs war alles in Ordnung, aber dann bin ich eines Morgens aufgewacht, und mir hat sich schon beim Klang seiner Stimme der Magen umgedreht.« Sie warf Cristina einen schuldbewussten Blick zu. »Ich hab’s versucht, ehrlich«, fügte sie hinzu. »Ich hab wochenlang gewartet! Weil ich gehofft hatte, dass es vielleicht besser würde. Aber das war nicht der Fall.«

Cristina tätschelte Emmas Arm. »Ich weiß, cuata«, sagte sie. »Du bist einfach nicht gut, wenn es um …«

»Takt geht?«, mutmaßte Emma. Cristina sprach fast akzentfrei Englisch, und Emma vergaß oft, dass das nicht die Sprache war, mit der ihre Freundin aufgewachsen war. Andererseits beherrschte Cristina neben ihrer Muttersprache Spanisch noch sieben andere Sprachen. Emma konnte dagegen nur Englisch, ein paar Brocken Spanisch, Griechisch und Latein. Dafür konnte sie drei Dämonensprachen lesen und in fünf Sprachen hervorragend fluchen.

»Ich hatte eigentlich ›Beziehungen‹ sagen wollen«, erklärte Cristina. Ihre dunkelbraunen Augen funkelten. »Ich bin erst zwei Monate hier, habe aber miterlebt, dass du drei Dates mit Cameron vergessen, seinen Geburtstag verschwitzt und ihn jetzt am Telefon abserviert hast, nur weil dieser nächtliche Patrouillengang bisher ereignislos verlaufen ist.«

»Er wollte ständig irgendwelche Videogames spielen«, erwiderte Emma. »Und ich hasse diese Spiele.«

»Niemand ist perfekt, Emma.«

Emma seufzte. »Aber manche Leute sind perfekt füreinander, wie füreinander geschaffen. Meinst du nicht auch, dass das einfach stimmen muss?«

Ein seltsamer Ausdruck huschte über Cristinas Gesicht, doch er war so schnell wieder verschwunden, dass Emma davon überzeugt war, dass sie sich das nur eingebildet hatte. Manchmal musste Emma sich daran erinnern, dass sie sich Cristina zwar verbunden fühlen mochte, sie aber nicht wirklich kannte – jedenfalls nicht so, wie sie Jules kannte, so wie man jemanden kannte, mit dem man von Kindesbeinen an jeden Moment seines Lebens geteilt hatte. Cristina redete nicht über das, was in Mexiko passiert war – was auch immer sie dazu veranlasst hatte, Freunden und Verwandten den Rücken zu kehren und nach Los Angeles zu fliehen.

»Na ja, wenigstens warst du so schlau, mich als moralische Unterstützung mitzubringen, damit ich dir in dieser schwierigen Phase helfen kann«, sagte Cristina nun.

Emma pikste Cristina spielerisch mit ihrer Stele. »Ich hatte nicht geplant, Cameron in die Wüste zu schicken. Wir waren hier, er hat angerufen, und sein Gesicht ist auf meinem Handy aufgetaucht. Okay, genau genommen war es ein Lama, weil ich kein Foto von ihm hatte. Also habe ich stattdessen ein Bild von einem Lama genommen … und das Lama hat mich so wütend gemacht, dass ich mich einfach nicht mehr beherrschen konnte.«

»Ein ungünstiger Zeitpunkt für Lamas, oder?«

»Wann ist jemals ein günstiger Zeitpunkt für die?« Emma wirbelte die Stele herum und trug die ersten Linien einer Rune für Trittsicherheit auf ihren Arm auf. Sie brüstete sich zwar damit, auch ohne Runenmale über einen hervorragenden Gleichgewichtssinn zu verfügen, aber hier oben auf dem Dach war es wohl besser, auf Nummer sicher zu gehen.

Mit einem wehmütigen Stich im Herzen dachte sie an Julian, der weit weg in England war. Er wäre bestimmt froh gewesen, dass sie sich so vorsichtig verhielt. Wahrscheinlich hätte er irgendeine lustige, liebevolle und bescheidene Bemerkung über seine eigenen Schwächen gemacht. Emma vermisste ihn schrecklich, aber vermutlich war das typisch für Parabatai – zwei Krieger, deren Seelen nicht nur durch Magie, sondern auch durch innige Freundschaft für immer miteinander verbunden waren.

Im Grunde fehlten ihr alle Mitglieder der Familie Blackthorn. Sie war zusammen mit Julian und seinen Geschwistern aufgewachsen und hatte seit ihrem zwölften Lebensjahr bei ihnen gelebt – seit sie ihre Eltern verloren hatte und Julian, dessen Mutter bereits gestorben war, auch seinen Vater verlor. Von einem Dasein als Einzelkind war sie mitten in eine große, laute, lärmende, liebevolle Familie hineinkatapultiert worden. Das war zwar nicht immer leicht gewesen, aber Emma hatte jedes einzelne der Kinder fest ins Herz geschlossen, von der schüchternen Drusilla bis hin zu Tiberius, der Detektivgeschichten liebte. Die Geschwister waren zu Beginn der Sommerferien nach England gereist, um ihre Großtante Marjorie in Sussex zu besuchen. Die alte Dame war inzwischen fast hundert Jahre alt, hatte Julian Emma erklärt, und konnte jeden Moment sterben. Sie mussten sie einfach besuchen; es war sozusagen ihre moralische Verpflichtung.

Die Abreise der Blackthorns, die ganze zwei Monate in England verbringen wollten, hatte Emma einen schweren Schlag versetzt. Im bis dahin geschäftigen, lärmigen Institut herrschte auf einmal Totenstille. Aber das Schlimmste...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2016
Reihe/Serie Die Dunklen Mächte
Übersetzer Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Lady Midnight (The Dark Artifices 1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Chroniken der Unterwelt • eBooks • Fantasy • Los Angeles • New-York-Times-Bestsellerautorin • Romantasy • Schattenjäger • Spiegelbestseller • Spiegel Bestseller Autorin • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-17908-4 / 3641179084
ISBN-13 978-3-641-17908-3 / 9783641179083
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