Ringelnatz,J.,Gesammelte Werke (eBook)

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2015 | 1. Auflage
896 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-7306-9147-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ringelnatz,J.,Gesammelte Werke -  Joachim Ringelnatz
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Ein männlicher Briefmark erlebte / was Schönes, bevor er klebte. / Er war von einer Prinzessin beleckt. / Da war die Liebe in ihm erweckt.' Wer Gedichte von Joachim Ringelnatz liest, kommt aus dem Staunen so rasch nicht wieder heraus, denn seine Verse stecken voller überraschender Reime, verblüffender Gedanken und versponnener Ideen. In ihrer Gesamtheit ergeben sie ein komisches und sehr entspanntes, ganz dem 'Wunderland Leben' zugewandtes Werk. Das versammelt diese edel ausgestattete Ausgabe zwischen zwei lichtblauen Leinendeckeln.Passend zum Inhalt ist diese wunderschöne Geschenk-Ausgabe in edles Iris-Leinen gebunden und mit Goldprägung versehen.

Joachim Ringelnatz, der deutsche Schriftsteller, Kabarettist und Maler wurde 1883 in Wurzen geboren und starb 1934 in Berlin. Bereits 1892 verfasste und illustrierte er sein frühestes erhaltenes Werk: »Die Landpartie der Tiere«. Nach seiner für ihn qualvollen Schulzeit schlug er sich als Seemann und Gelegenheitsarbeiter durch. 1909 verschlug es ihn nach München, wo er in der Künstlerkneipe als Dichter und Satiriker Fuß fasste und bald darauf unter verschiedenen Pseudonymen in der angesehenen satirischen Zeitschrift Simplicissimus veröffentlichte. Er ging zur Marine und zog freiwillig in den Ersten Weltkrieg. 1930 verdingte er sich als reisender Vortragskünstler und trat auf vielen deutschsprachigen Bühnen auf, darunter dem Berliner Kabarett »Schall und Rauch«. Nebenher malte und schrieb er unvermindert. Als die Nazis ihm 1933 Auftrittsverbot erteilten, wurden viele seiner Bücher beschlagnahmt und verbrannt. Dazu erkrankte er an einer Tuberkulose, die bald nach seinem 50. Geburtstag zu seinem Tod führte. Ringelnatz ist vor allem für seine humoristischen Gedichte um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu bekannt.

Was Topf und Pfann’ erzählen kann


Ein lustiges Märchen

Text von Hans Bötticher und
Ferdinand Kahn
1910

 

DAS FEUER zischt mit rotem Kopf –

Am Herd – da stehet Topf an Topf.

Drin kocht und siedet dies und das;

Die Köchin geht und holt noch was!

Kaum ist sie fort die Küche leer,

Geht’s auf dem Herd lebendig her!

Das Feuer prasselt – bli! bla! blu! –

Der gute Herd – der brummt dazu.

In Topf und Töpfchen regt es sich

Und zischt und brodelt wunderlich.

Aus jedem tönt ein Stimmchen vor,

Und geht ihr hin und spitzt das Ohr,

Dann hört ihr – ei, das wird ein Spaß! –

Ein jeder Topf erzählt euch was.

Und was noch kochend drinnen liegt,

Weil ihr es erst heut’ mittag kriegt,

Sagt, was erlebt’ es wundersam,

Bevor es in den Kochtopf kam.

Drum kommt und hört – es ist nicht schwer –

Es freut bei Tisch euch sicher sehr,

Dieweil ihr mehr wie alle wisst

Von dem, was man zu Mittag isst!

ES LIEGT in seinem Topfe

Ein Braten feist und schwer

Und sagt mit rotem Kopfe:

»Allhier gefällt mir’s sehr!«

Das gute liebe Feuer

Wärmt mich so wohlig an;

Das freut mich ungeheuer,

Wär’ ich nur näher dran!«

Er hat sich immer näher

Zum Feuer hingewandt,

Da – pff! – ein Schrei, ein jäher,

Schon ist er angebrannt.

Da kommt die Köchin wieder

Und merkt sofort, was los;

Zum Braten schaut sie nieder –

O weh! – der Schreck ist groß! –

Am Fensterbrett zwei Raben,

Die plappern frech und dreist:

»Wer’s gar zu warm möcht’ haben,

Der brennt sich auch zumeist!«

»KENNT IHR die Geschichte vom Hänschen?«

Fragte aus der Pfanne das Gänschen.

»Im Garten promenierte Hänschen,

Um einen Blumenstrauß zu pflücken;

Er traf ein rundes fettes Gänschen

Und kletterte auf seinen Rücken.

›Ha!‹, rief der Hans, ›jetzt kann ich reiten.

Ich reite nach Amerika

Dort gibt es keine Schularbeiten,

In vierzehn Tagen sind wir da!‹

Ein Taschentuch nahm er als Zügel,

Der Sattel war bequem und weich,

Da plötzlich hob die Gans die Flügel

Und flog auf einen großen Teich.

Das Gänschen schwamm durchs Wasser

Hans strampelte und schrie zuletzt;

Das Gänschen tauchte dreimal unter

Und hat ihn dann ans Land gesetzt.

Hans kam nach Hause ohne Zügel

Und war vor Angst und Schrecken blass.

Denn erstens kriegt’ er arge Prügel,

und zweitens war er klitschenass.«

DIE SUPPE sprach mit leisem Mund:

»Die Kinder mach’ ich stark – gesund!

Wenn ihr’s nicht glaubt, so seid jetzt still

Und horcht, was ich erzählen will.

Im Wald, wo Wind und Wetter braust,

Hat eine Hexe einst gehaust,

Die hatte viele Kinderlein,

Die sperrte in den Wald sie ein,

Gab ihnen nichts zu essen mehr;

Die Kinder plagt’ der Hunger sehr.

Doch eine Fee, die wusste dies;

Darum sie Suppe regnen ließ.

Da kamen schnell die Kinderlein

Und fingen sie in Töpfchen ein,

Und wurden groß und kräftig sehr,

Die Hex’ konnt’ sie nicht halten mehr,

Und kamen glücklich in die Stadt –

Die Suppe sie gerettet hat!«

»DAS KOMMT von solcher Prahlerei!«

So schimpfte zornig ein Spiegelei

Und zischte über dem Feuer und wallte

Und brodelte, prustete, spritzte und knallte.

Man fragte es, warum es so zornig sei –

Und da erzählte das Spiegelei:

»Es war zum fröhlichen Osterfest;

Vier Eier lagen in einem Nest,

Das eine aus Schokoladeguss

War braun, als wie eine Haselnuss.

Die andern weißen riefen: ›Wie schade!

Ach, wären wir auch aus Schokolade!‹

›Ja‹, prahlte das braune, ›ihr armen Schlucker,

Ihr seid ja noch nicht einmal aus Zucker!‹

Da riefen die andern Eier: ›Juchhei!‹

Und schlugen einander die Köpfe entzwei.

Nun kroch aus jedem der Eier ein Küken,

Nur aus den haselnussbraunen Stücken

Kam nichts. Die waren ganz hohl und leer;

Da weinten sie nun und schämten sich sehr!«

»ACH, WAS sind die Menschen schlecht!«

jammerte im Topf der Hecht.

»Als ich noch im Fluss geschwommen,

Ist einmal ein schöner junger

Weißfisch mir entgegengekommen,

Da bekam ich großen Hunger.

Und aus Liebe und Behagen

Hab’ ich gleich ihn aufgefressen.

Aber ach! – in seinem Magen

Hat ein Häkchen festgesessen.

An dem Häkchen hing die Angel,

Und die Angel hielt der Bauer,

Und der Bauer lag schon lange

Hinterm Schilfe auf der Lauer.

Bauer packte mich am Kopfe –

Ach! da half kein Zappeln, Beißen,

Und nun koch’ ich in dem Topfe,

Und man wird mich wohl verspeisen.«

Eine Zwiebel sprach zum Hecht:

»Siehst du, das geschieht dir recht!«

»HÖRT!«, RIEF die Kartoffel, »ich weiß eine tolle

Geschichte von einer Zauberknolle,

Die einen Regenwurm in ein Blatt

Und dann in ein Heupferd verwandelt hat!«

Und die Kartoffel wollte beginnen – –

Da war kein Wasser im Topf mehr drinnen.

So platzte ihr schönes Kartoffelkleid.

»Ach!«, jammerte sie, »es tut mir so leid,

Ich würde euch gern die Geschichte erzählen,

Doch ist es zu spät – ich muss mich jetzt schälen.«

So sprach die Kartoffel und drehte sich um

Und blieb von dieser Minute an stumm!

»VERZEIHEN SIE, wenn ich störe!«

Rief ein Apfel aus der Röhre;

»Was ich erlebt, das glaubt man kaum,

Ich hing an einem Apfelbaum;

Der Baum stand dicht vor einem Haus,

Dort wohnt der Bauer Nikolaus.

Da sah ich nachts – beim Mondenschein,

Es stieg ein Dieb zum Fenster ein.

Ich aber, um ihn zu vertreiben,

Fiel ab – und pochte an die Scheiben.

Der Dieb, der dachte sich: ›Oho!‹

Er ließ das Geld im Stich und floh!

So hab’ ich Nikolaus beschützt,

Es hat mir aber nichts genützt.

Mit grober Hand griff mich der Bauer,

Besah mich lang und sagte: ›Sauer!‹ –

Nun muss ich hier im Topfe kochen,

Mir ist das Herz schon fast gebrochen.

Das eine aber ist mir klar:

Die Menschen sind oft undankbar!«

DIE GELBEN Rüben waren gar,

Darunter auch ein Zwillingspaar,

Und dieses Wurzelzwillingspärchen

Erzählte ein famoses Märchen:

»Es war einmal ein gelbes Rübchen,

Das hatte viele tiefe Grübchen

Und nicht ein einzig grünes Blättchen;

Da ging es ganz betrübt ins Bettchen.

Daneben stand ein Schwammerling,

Das war ein allerliebstes Ding;

Ein Hütchen trug der kleine Pilz

Aus feinstem dunkelbraunem Filz,

Und auch ein Röckchen weiß und nett.

Das Rübchen aber lag im Bett

Und jammerte und weinte sehr:

›Ach, wenn ich so ein Pilz doch wär’!‹

Einst kam vom Berg herab ins Tal

Der gute Erdgeist Rübezahl.

Der sah das arme gelbe Rübchen

Und fragte: ›Ei, wie geht’s, mein Liebchen?‹

Das Rübchen sagte, wie’s ihm ging,

Es sei ein gar so hässlich Ding

Und wäre gern ein Schwammerling.

Herr Rübezahl rief: ›Gut – es sei!‹

Und zählte: Eins und zwei und drei!

Da war das gelbe Rübchen fort,

Ein neuer Schwammerling stand dort!

Der Erdgeist Rübezahl verschwand.

Wohin ist leider unbekannt.

Die Schwammerlinge lachten hell

Und küssten sich und wuchsen schnell.

Da ist ein kleines Mädchen kommen,

Das hat die beiden mitgenommen.

Das kleine Mädchen, das hieß Ilse

Und aß besonders gerne Pilze!«

IN EINEM blauen Blechtopf fing

Das Wasser an zu brummen:

»Das böse Feuer macht mich heiß

Und lässt mich ganz verdummen!

Vom Berg, wo tausend Blumen blüh’n

Im lieben Sonnenscheine,

Da sprang ich einst voll Übermut

Ins Tal von Stein zu Steine.

Ich lief gar...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2015
Reihe/Serie Anaconda Gesammelte Werke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte dark academia • Dichtkunst • Dichtung • eBooks • Gedichte • Hans Gustav Bötticher • Klassiker • Kuttel Daddeldu • Lyrik • Poesie • Poetik • Ringelnatz • Unsinnspoesie • Verse
ISBN-10 3-7306-9147-3 / 3730691473
ISBN-13 978-3-7306-9147-2 / 9783730691472
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