Wilhelm II. und seine Geschwister (eBook)

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2016 | 1. Auflage
280 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6076-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wilhelm II. und seine Geschwister -  Barbara Beck
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Kaiser Wilhelm II. hatte vier Schwestern und drei Brüder, die meist im Schatten ihres berühmten Bruders standen. Dieser Band vereint erstmals die bewegenden Einzelbiografien der Geschwister des letzten deutschen Kaisers und bietet zugleich ein spannendes Zeit-panorama. Sigismund und Waldemar starben bereits im Kindesalter. Die Lebenswege des 'Marineprinzen' Heinrich von Preußen, der Herzogin Charlotte von Sachsen-Meiningen, Prinzessin Victoria zu Schaumburg-Lippe bzw. Zoubkoff, Königin Sophie von Griechenland und Landgräfin Margarethe von Hessen, die beinahe Königin von Finnland geworden wäre, blieben hingegen zeitlebens eng mit jenem des Kaisers verbunden. Ihre sehr unterschiedlichen Schicksale ermöglichen somit auch einen facettenreichen Blick auf diesen umstrittenen Monarchen.

Barbara Beck, Dr. phil., geb. 1961, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde. Die freie Historikerin und Sachbuchautorin veröffentlichte zahlreiche Bücher und Beiträge zu historischen und kultur-historischen Themen.

Barbara Beck, Dr. phil., geb. 1961, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde. Die freie Historikerin und Sachbuchautorin veröffentlichte zahlreiche Bücher und Beiträge zu historischen und kultur-historischen Themen.

DIE KAISERLICHEN ELTERN – FRIEDRICH III. UND VICTORIA


Das Elternhaus, in das Wilhelm II. und seine jüngeren Geschwister hineingeboren wurden, galt als ausgesprochen harmonisch. Der 99-Tage-Kaiser Friedrich III. und die Princess Royal Victoria führten eine der wenigen wirklich glücklichen Ehen im europäischen Hochadel des 19. Jahrhunderts. Obwohl es sich bei diesem Bund um eine von langer Hand geplante Heirat handelte, verband den Hohenzollernprinzen und die britische Königstochter tiefe Zuneigung und Liebe, was sich auch positiv auf ihr Familienleben auswirkte.

Ein adeliges Traumpaar


Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere deutsche Kaiser Friedrich III., erlebte im Gegensatz zu seinen eigenen Kindern keine so liebevolle Kindheit. Er wurde am 18. Oktober 1831 als einziger Sohn des Prinzen Wilhelm von Preußen und der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach in Potsdam geboren. In der bloß aus dynastischen Rücksichten geschlossenen, nicht sehr guten Ehe seiner Eltern trafen zwei völlig konträre Charaktere aufeinander, die keine gemeinsame Basis fanden und es daher später vorzogen, möglichst getrennt voneinander zu leben. Der Prinz wuchs in relativer Distanz zu den Eltern auf, denen er oft nur als Folie diente, vor der sie ihre Animositäten ausfochten. Während seine Mutter liberalen Ideen anhing, vertrat sein Vater erzkonservative Ansichten. Als ältester Neffe des kinderlosen preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. stand Prinz Friedrich Wilhelm seit 1840 an zweiter Stelle der Thronfolge in Preußen. Neben der für einen Prinzen typischen militärischen Erziehung erhielt er an der Bonner Universität eine bürgerlich-liberal angehauchte Ausbildung auf rechts- und staatswissenschaftlichem sowie historischem Gebiet. Er war damit der erste preußische Thronfolger, der eine akademische Schulung vermittelt bekam. Anlässlich der Eröffnung der Weltausstellung in London im Frühjahr 1851 begegneten sich der 19 Jahre alte Prinz und die noch nicht elf Jahre alte englische Prinzessin Victoria zum ersten Mal. Das ungewöhnlich intelligente Mädchen hinterließ offenbar bereits damals schon einen positiven Eindruck bei ihm.

Prinzessin Victoria war am 21. November 1840 im Londoner Buckingham Palast als ältestes Kind der britischen Königin Victoria und des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zur Welt gekommen. Im Gegensatz zu dem preußischen Prinzen wuchs die Princess Royal in einer fast bürgerlich anmutenden und wesentlich herzlicheren familiären Atmosphäre auf. Das äußerst aufgeweckte und lernbegierige Kind entwickelte sich zum Liebling seines Vaters, der es nach Kräften förderte und für eine umfassende Bildung sorgte. Ihre Erziehung zielte darauf ab, sie zu selbstständigem Denken und Urteilen anzuleiten. Vicky war nicht nur das klügste Kind unter den neun Königskindern, sondern ähnelte wohl auch, was Begabung, Intellekt und Fleiß betraf, am meisten ihrem Vater.

Prinz Friedrich Wilhelm war mit der Princess Royal in brieflichem Kontakt geblieben. Als der gut aussehende Hohenzoller vier Jahre später erneut nach Großbritannien kam, zeigte er sich sehr angetan von der charmanten Prinzessin: „Ohne eine Schönheit in ihr zu finden, bietet sich bei ihrem Ausdruck und anmutigen Zügen ein so angenehmes Gemisch von Kindlichkeit und jungfräulicher Anmut, wie ich’s gern habe. Und das kann ich sagen, daß Gemüt und Verstand reichlich in ihr wohnen und Interesse für Kunst und Literatur, namentlich Deutschlands, sie lebhaft erfüllt.“ Zur Freude beider miteinander befreundeter Elternpaare, die schon frühzeitig an eine mögliche Heirat ihrer beiden ältesten Kinder gedacht und dieses Projekt gefördert hatten, fassten der Prinz und die junge Prinzessin bei diesem Besuch auf Schloss Balmoral eine tiefe Zuneigung zueinander und verlobten sich ‚inoffiziell‘. Glücklich bekannte Friedrich Wilhelm: „Ich empfinde eine Seligkeit, die ich nie gekannt“. Bei den beiden gingen gegenseitige Liebe, dynastische Interessen und politische Überlegungen eine nahezu ideal anmutende Verbindung ein. Victorias Eltern sahen in dem preußischen Prinzen, wie die Queen gestand, einen vortrefflichen jungen Mann, „dem wir unser liebes Kind mit vollem Vertrauen geben können. Was uns so sehr an ihm gefällt, ist, daß er wirklich von Vicky entzückt ist“.

Vor allem Prinzgemahl Albert erhoffte sich viel von dieser Heirat. Er glaubte über seine Lieblingstochter Preußen im liberalen und konstitutionellen Sinne beeinflussen zu können, so dass eine Einigung Deutschlands unter dessen Führung im fortschrittlichen Sinne möglich würde. Dieses Deutschland sollte dann zum bedeutendsten Verbündeten Großbritanniens werden. Er wies deshalb seine wissbegierige Älteste gründlich in den sogenannten Coburger Plan ein, der vorsah, aus Preußen eine konstitutionelle Monarchie nach britischem Muster zu machen. Im Grunde wurde der jugendlichen Prinzessin mit diesem großangelegten Plan viel zu viel zugemutet. Sie wurde außerdem von ihrem Vater nicht in ausreichendem Maß auf die politischen Realitäten in Preußen vorbereitet, die vielfach in diametralem Widerspruch zu den bisherigen Lebenserfahrungen Vickys standen. Gerade was die Stellung von Monarch und Parlament betraf, bestanden zwischen Großbritannien und Preußen erhebliche Unterschiede. Der Prinzgemahl hatte seiner Tochter ein wohl zu romantisches Deutschlandbild vermittelt, wie er es sich in seiner Erinnerung bewahrt hatte. Später bekannte Victoria: „Als junges Mädchen dachte ich immer, Deutschland wäre erfüllt und durchdrungen von allen Idealen und Talenten, es brauche nur der Regierungsdruck zu weichen und alles Schöne und Edle werde erblühen“.

Am 25. Januar 1858 wurde in London Hochzeit gefeiert. Dass die Vermählung von Friedrich Wilhelm und Victoria in der britischen Hauptstadt stattfand, war zunächst auf Widerstand beim Berliner Hof gestoßen, da es bei den preußischen Prinzen Tradition war, dass deren Hochzeiten in Berlin ausgerichtet wurden. Gerade die Heirat des Thronfolgers hätte man lieber auf preußischem Boden gefeiert. Die Queen ließ in diesem Punkt aber nicht mit sich diskutieren: „Was immer bei preußischen Prinzen üblich und Sitte sein mag, es kommt nicht jeden Tag vor, daß man die älteste Tochter der Königin von England …heiratet. Und damit Schluß.“

Englische Ideen und preußische Gesinnungen


Die Ehe des Prinzenpaares entwickelte sich nicht nur zu einer ungewöhnlich glücklichen Verbindung, wie es die Mehrzahl der fürstlichen Ehepaare ihrer Zeit nicht kannte, sondern es handelte sich darüber hinaus auch um eine Beziehung, in der Gleichberechtigung herrschte, was damals ebenfalls nicht unbedingt verbreitet war. 1864 bezeichnete Friedrich Wilhelm seine Frau als „mein anderes Ich“. Der große Konsens, der zwischen den Eheleuten bestand, kam auch in einem Brief des Kronprinzen aus dem Jahr 1886 zum Tragen: „Was mich bei unseren Briefen ganz besonders freut ist die Thatsache, daß wir uns täglich auf denselben Gedanken begegnen und uns die Worte aus dem Munde nehmen.“

Diese Gleichgestimmtheit wurde vom höfischen Umfeld durchaus kritisch gesehen, da es aufmerksamen Beobachtern nicht entging, dass in dieser fürstlichen Ehe der dominierende Part an die intelligente und eloquente Victoria fiel. Der äußerlich so imponierend-heroisch wirkende Friedrich Wilhelm war im Grunde ein eher schwacher Mensch, der leicht zu beeinflussen war. Gräfin Walburga von Hohenthal, spätere Lady Paget, die in Victorias Anfangszeit in Berlin als ihre Hofdame fungierte, hielt in ihren Erinnerungen dazu fest: „Obwohl er zehn Jahre älter war als die Prinzessin, war leicht vorauszusehen, wer die Zügel in die Hand nehmen würde.“ Der Victoria gegenüber feindselig eingestellte Graf von Waldersee beklagte im Sommer 1884 wortreich diese Tatsache: „Die geistige Überlegenheit seiner Gemahlin ist zu einem großen Unglück geworden. Aus einem einfachen, braven und ehrlichen Prinzen gut preußischer Gesinnung hat sie einen schwachen Mann gemacht, der sich selbst nichts zutraut, der nicht mehr offen und ehrlich ist, der nicht mehr preußisch denkt. Sogar seinen festen Glauben hat sie ihm genommen. Der Prinz hat faktisch keine eigene Meinung mehr; er hört auf jeden und gibt immer dem letzten recht.“ Dass Victoria die stärkere Persönlichkeit war, kommt auch in den Memoiren Wilhelms II. bei seiner Schilderung der Charaktere seiner Eltern zum Tragen. Sein Vater war seines Erachtens „persönlich unendlich gütig, ja, fast zart und weich zu nennen“. Wilhelm wies aber darauf hin, dass „er freilich auch recht autoritär veranlagt und nicht immer geneigt“ war, „Widerspruch ruhig hinzunehmen“. Ausführlicher ging er auf seine Mutter ein, die eine „weit kompliziertere Natur als mein Vater war“. Sie sei „sehr klug, sehr scharfsinnig, nicht ohne Sinn für Humor, mit einem ungewöhnlich guten Gedächtnis ausgestattet“ gewesen. Wilhelm attestierte ihr „unbeugsame Energie, große Leidenschaftlichkeit und Impulsivität, sowie Neigung zu Debatte und Widerspruch; eine heiße Liebe zur Macht kann ihr nicht abgesprochen werden.“

Die von Anfang an schwierige Position, mit der die Princess Royal bis zu ihrem Lebensende am Berliner Königshof zu kämpfen hatte, wird ausgesprochen deutlich in den prophetischen Worten des preußischen Gesandten Otto von Bismarck aus dem Jahr 1858: „Gelingt es daher der Prinzessin, die Engländerin zu Hause zu lassen und Preußin zu werden, so wird dies ein Segen für das Land sein. Fürstliche Heirathen...

Erscheint lt. Verlag 6.4.2016
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Geschichte • Hohenzollern • Kaiserreich • Wilhelm II.
ISBN-10 3-7917-6076-9 / 3791760769
ISBN-13 978-3-7917-6076-6 / 9783791760766
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