Stücke 5 (eBook)

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2016 | 1. Auflage
504 Seiten
Haymon (Verlag)
978-3-7099-3707-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stücke 5 -  Felix Mitterer
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DIE AKTUELLEN BÜHNENERFOLGE VON ÖSTERREICHS BELIEBTESTEM DRAMATIKER IN EINEM BAND MITTERERS REALE PROTAGONISTEN: HELDEN UND ANTIHELDEN UNSERER GESCHICHTE Felix Mitterers Stücke zählen zu den meistgespielten in Österreich. Mit dem fünften Band der Stücke-Ausgabe werden Mitterers Bühnenerfolge von 2007 bis 2013 versammelt. Die Protagonisten sind dabei allesamt Persönlichkeiten aus der Geschichte, mal Held, mal Antiheld. Mit 'Der Patriot' etwa liefert Mitterer ein beklemmendes Ein-Mann-Stück über den Briefbomben-Attentäter Franz Fuchs, mit 'Jägerstätter' ein Drama über einen mutigen Mann, der den Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg verweigerte und damit seiner Hinrichtung sehenden Auges entgegenging. WERKSAMMLUNG VON MITTERERS AKTUELLSTEN STÜCKEN - MIT VIELEN EXTRAS Außerdem enthalten sind: 'Der Panther', eine hinreißende Tragikomödie über das Altern, die Felix Mitterer dem großartigen österreichischen Schauspieler Fritz Muliar auf den Leib geschrieben hat. Es war dessen letzte große Rolle; 'Franziskus - der Narr Gottes', das Porträt eines Aussteigers, der die Freiheit sucht; '1809 - Mein bestes Jahr', das historische Drama über Metzger Klaus, den Rebell, der wenig mit der überlieferten Geschichte von 1809 zu tun hat; mit 'Speckbacher', ebenfalls einer wichtigen Figur 1809, widmet sich Mitterer der Frage, wie weit man im Kampf um die Freiheit gehen darf; 'Du bleibst bei mir' - ein Stück über die Schauspielerin Dorothea Neff, die im Zweiten Weltkrieg ihre jüdische Freundin versteckt hielt - sowie 'Passion Erl', eine einfühlsame und prägnante neue Fassung der Passionsgeschichte, die Mitterer den Passionsspielen Erl zu deren 400-jährigem Jubiläum geschrieben hat. Alle Stücke werden von zahlreichen Zusatzmaterialien begleitet: Neben einem persönlichen Vorwort des Kult-Autors zu jedem Stück finden sich auch wundervolle Aufführungsfotos und ein umfassendes Werkverzeichnis.

Felix Mitterer, geboren 1948 in Achenkirch/Tirol, lebt in Niederösterreich. Seit 1978 erfolgreicher Theater- und Drehbuchautor. Die mehrteiligen Filme 'Verkaufte Heimat' und 'Piefke-Saga' sind seine bekanntesten, vielfach preisgekrönten Fernseharbeiten, 'Kein Platz für Idioten', 'Besuchszeit', 'Sibirien' die am meisten aufgeführten Theaterstücke. Seit 1987 erscheinen Mitterers Stücke und Drehbücher im Haymon Verlag.

Felix Mitterer, geboren 1948 in Achenkirch/Tirol, lebt in Niederösterreich. Seit 1978 erfolgreicher Theater- und Drehbuchautor. Die mehrteiligen Filme "Verkaufte Heimat" und "Piefke-Saga" sind seine bekanntesten, vielfach preisgekrönten Fernseharbeiten, "Kein Platz für Idioten", "Besuchszeit", "Sibirien" die am meisten aufgeführten Theaterstücke. Seit 1987 erscheinen Mitterers Stücke und Drehbücher im Haymon Verlag.

Der Panther


Theaterstück

Auftragswerk für das Theater in der Josefstadt, Wien

Am 15. Juli 1937 stand Fritz Muliar zum ersten Mal auf einer Bühne, und zwar im „Lieben Augustin“, der Kleinkunstbühne im Keller des Wiener Cafés Prückel. Somit feiert der legendäre Schauspieler heuer, im Jahre 2007, sein 70-jähriges Bühnenjubiläum. Er feiert es mit einem Stück von mir, das hat er sich gewünscht, und ich fühle mich sehr geehrt.

1990 verschaffte mir Fritz Muliar den größten Theatererfolg meines Lebens. Im Wiener Akademietheater spielte er „Sibirien“, in der Regie von Franz Morak.

Muliar verkörperte den alten Mann, der im Pflegeheim um einen würdigen Tod kämpft, derart eindrücklich und erschütternd, dass es zu einem überwältigenden Publikumsansturm kam. Der große Komiker, der „Darsteller des kleinen Mannes“, hatte sich in den Charakterdarsteller verwandelt, der er immer schon gewesen war.

Er widerlegte damit eindrucksvoll seine eigene Aussage, eine Rolle wie der „König Lear“ würde ihm ganz und gar nicht liegen, „höchstens in einer Musicalfassung“.

Denn natürlich spielte er einen König Lear, einen alten Mann, der abserviert und im Stich gelassen wird.

Über 150 Mal trat Muliar in „Sibirien“ auf, nicht nur am Akademietheater, sondern auch in Salzburg, in Berlin und Hamburg.

Dies in kurzen Worten sein Lebensweg:

Fritz Muliar wird als uneheliches Kind am 12. Dezember 1919 in Wien geboren. Sein leiblicher Vater, ein Tiroler k.u.k.-Offizier, kümmert sich nicht um ihn und wird später Nationalsozialist. Seine Mutter Leopoldine Stand dagegen, die als Sekretärin bei der Österreichischen Kontrollbank arbeitet, ist eine überzeugte Sozialdemokratin. 1924 lernt sie den russisch-jüdischen Juwelier Mischa Muliar kennen und heiratet ihn. Mischa adoptierte den kleinen Fritz und unterweist ihn im jüdischen Glauben und in der hebräischen Sprache. Das spätere Talent, auf unnachahmliche Weise jüdische Witze zu erzählen, hat Fritz Muliar also seinem Adoptivvater zu verdanken. Und das Beispiel seiner Mutter ist sicher ein Mitgrund, dass Fritz Muliar sein Leben lang bekennender Sozialdemokrat war und sich auch sonst kein Blatt vor den Mund nimmt.

Im März 1938 flieht Mischa Muliar vor den Nazis in die USA.

Fritz Muliar wird im April 1940 eingezogen, tingelt zwecks Truppenbetreuung mit einer Theatergruppe durch Frankreich und reißt dabei Witze über Hitler und Konsorten. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ und Betätigung zur Wiederherstellung eines freien Österreich verurteilt man ihn zum Tode. Nach sieben Monaten Haft wird er aber zu fünf Jahren Zuchthaus begnadigt. Um dieser langen Gefängnisstrafe zu entgehen, meldet er sich zu einer Strafkompanie nach Russland.

Nach dem Krieg fängt Muliar als Sprecher bei Radio Klagenfurt an, geht dann als Schauspieler und Regisseur nach Graz und kehrt 1949 nach Wien zurück. Zuerst tritt er am Raimundtheater auf, von 1952 bis 1965 spielt er an der Seite von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn im Kabarett „Simpl“.

Zu Beginn der 70-er Jahre kommt dann der große Durchbruch im Fernsehen: „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek, in 13 Teilen verfilmt von ORF/ZDF in der Regie von Wolfgang Liebeneiner. Mehr als 100 Filme und Serien folgen nach.

Fritz Muliar wird Mitglied des Burgtheaters, tritt aber ebenso am Volkstheater, in der Josefstadt und natürlich bei den Salzburger Festspielen auf.

1990 geht der Professor und Kammerschauspieler höchst offiziell in Pension, kann es aber dennoch nicht lassen, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Seit 1994 ist er wieder festes Ensemblemitglied der Josefstadt. Der Komödiendependance Kammerspiele beschert er mit seinem komischen Talent – wie auch schon in früheren Jahrzehnten – regelmäßig ein ausverkauftes Haus.

Zahllos sind seine Rollen, keiner, der ihn sah, vergisst ihn zum Beispiel als „Sancho Pansa“ in „Der Mann von La Mancha“ in der Volksoper, als „Das Alter“ in „Der Bauer als Millionär“ im Volkstheater, als „Mr. Green“ in „Der Besuch bei Mr. Green“ in der Josefstadt, und, natürlich, als Papst in „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ in den Kammerspielen.

Ach, Fritz, siebzehn Jahre hat es nach „Sibirien“ gebraucht, bis ich endlich wieder ein Stück für Dich zusammenbrachte, ich hoffe, Du verzeihst mir die lange Wartezeit.

Dem Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger danke ich dafür, dass er mir mit dem Stückauftrag endlich den nötigen Tritt verpasste. Überhaupt: Fünf Uraufführungen in einer Saison (Turrini, Franzobel, Barylli, Vögel, Mitterer), das hat bisher noch kein Theaterdirektor zu Stande gebracht.

Und glücklich macht es mich, dass eine zweite Wiener Theaterlegende beim „Panther“ mit dabei ist: Elfriede Ott. Hans Weigel, ihr Lebensmensch, hat mich schon früh entdeckt und gefördert, mir auch manche Literaturpreise zugeschanzt. Lieber, verehrter Hans, der Du uns fehlst, halt uns die Daumen und schau bitte zu.

PERSONEN


Der Mann ohne Namen, alt

Marion Liebherr, alt

Heinz, im mittleren Alter

SCHAUPLATZ


Wohnzimmer in einem Gründerzeithaus. Zwei Fenster. Parkettboden, zum Teil aufgeworfen. Stehlampen. Pflanzen. Bücherregale mit vielen Büchern. Wanduhr. Garderobenschrank mit Spiegel, daneben Schirmständer mit Schirmen und einem Gehstock. Esstisch mit Stühlen. Auf dem Esstisch ein großes, kompliziertes Puzzle sowie eine schlanke, hohe Vase aus Glas. Couch, Couchtisch, Polstersessel. Mehrere Fernseher verschiedener Größe. Stereoanlage mit Plattenspieler und Schallplatten. Verschiedenste Waren von Versandhäusern, zum Teil noch in Kartons. Hohe Stapel von Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und alten Schulheften am Boden. Irgendwo ein Strohhut, wie ihn Maurice Chevalier zu tragen pflegte.

Als Bühnenmusik (Anfang, Übergänge, Ende) das Chevalier-Lied, das der Mann im Stück zusammen mit Marion singt:

Paris je t’aime d’amour

Ô mon Paris ville idéale

Il faut te quitter dès ce soir

Adieu, ma belle capitale,

Adieu, non, au revoir!

Paris je t’aime, je t’aime, je t’aime

Avec ivresse,

Comme une maîtresse!

Tu m’oublieras bien vite et pourtant

Mon cœur est tout chaviré en te quittant!

Je peux te dire

qu’avec ton sourire

Tu m’as pris l’âme

Ainsi qu’une femme

Tout en moi est à toi pour toujours

Paris je t’aime, oui! d’amour!

Paris je t’aime, je t’aime, je t’aime, je t’aime mais voyons!

puisque j’ te dis que je t’aime, allons!

Pour les caresses

De milles maîtresses

Elles m’oublieront bien vite et pourtant

Moi j’ leur faisais j’ me souviendrais bien longtemps

L’une après et l’une

La blonde et la brune

M’ont fait sans phrase

Goûter mille extases

J’ te l’ jure que j’ t’appartiens pour toujours,

Paris, je t’aime – et comment! – d’amour!

1. BILD


Später Nachmittag. Trübes Winterlicht durch die Fenster. Auf den Zeitungs- und Bücherstößen viele verschiedene brennende Kerzen – Teelichter, rote Grablichter, lange Kerzen in Haltern. Das Chevalier-Lied ist wie aus einem alten Grammophon zu hören. Als das Lied zu Ende ist, folgt eine kurze Stille.

Dann führt Marion den Mann herein, vom Wohnungseingang kommend. Er humpelt, sie stützt ihn. Sie ist in Trauerkleidung, trägt Mantel, seine Kleidung ist abgetragen, kein Mantel.

Marion: (ist vollkommen verstört) Es tut mir so leid, entschuldigen Sie, bitte! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ...

Mann: Hören Sie endlich auf damit! Das hilft mir nichts. Sie haben mir das Schienbein zertrümmert!

Sie setzt ihn in einen Sessel. Er betastet sein Schienbein, schreit auf.

Marion: (legt ihre Handtasche weg) Darf ich nachsehen?

Mann: Nein, dürfen Sie nicht!

Marion: Soll ich einen Arzt holen? Oder die Rettung?

Mann: Die Polizei können Sie holen. Ich zeig Sie an wegen schwerer Körperverletzung.

Marion: Nein, bitte nicht. Ich hab keinen Führerschein mehr.

Mann: Ach, so ist das? Ich bin wohl nicht der erste, den Sie niedergemäht haben?

Marion: (zieht ihren Mantel aus, hängt ihn in den Garderobenschrank) Waren nur ein paar Blechschäden, wirklich!

Mann: In Ihrem Alter fährt man nicht mehr Auto!

Marion: Sie sind urplötzlich aufgetaucht. Wie ein Gespenst.

Mann: Ein alter Mann taucht nicht urplötzlich auf.

Marion: Tut mir leid, ich war in Gedanken. Ich komm gerade vom Begräbnis meines Mannes.

Mann: Mein Beileid.

Marion: Danke.

Mann: Hauptsache, ich war’s nicht.

Marion: Wie?

Mann: Ich hab noch was zu erledigen, bevor ich abtrete. Genügt es Ihnen nicht, dass Sie Ihren Mann um die Ecke gebracht haben?

Marion: Ich hab ihn nicht um die Ecke gebracht!

Mann: Ja, ist ja gut. (Nimmt...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2016
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte 1809 - Mein bestes Jahr • Bloéb • Der Panther • Der Patriot • Du bleibst bei mir • Franziskus - der Narr Gottes • Gregor • Jägerstätter • Passion Erl • Speckbacher • Theater • Theaterstücke
ISBN-10 3-7099-3707-8 / 3709937078
ISBN-13 978-3-7099-3707-5 / 9783709937075
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