Moonfleet (eBook)

Roman
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2016 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsbuchhandlung Liebeskind
978-3-95438-063-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Moonfleet -  J. Meade Falkner
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Der fünfzehnjährige Waisenjunge John Trenchard wächst in einem Schmugglernest namens Moonfleet auf. Die Leute im Dorf erzählen sich, dass der Kirchhof vom Geist des berüchtigten Colonel Mohune heimgesucht wird, der dort vor seinem Tod einen Schatz versteckt hat. Durch einen Zufall entdeckt John Trenchard die Familiengruft der Mohunes, die auch Schmugglern als Versteck dient. Im Sarg des Colonels findet er ein Amulett mit einem rätselhaften Pergament, von dem er sich Aufschluss über den Verbleib des Schatzes erhofft. Zusammen mit Elzevir Block, dem Anführer der Schmugglerbande, macht er sich auf, den Schatz zu heben. Aber ihr tollkühner Plan birgt manche Gefahr, und mehr als einmal setzen die beiden ihr Leben aufs Spiel ...

John Meade Falkner wurde 1858 in der Grafschaft Wiltshire geboren. Nach dem Studium in Oxford arbeitete er zunächst als Lehrer an der altehrwürdigen Derby School. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und fand anschließend in Newcastle Anstellung als Privatlehrer im Hause eines vermögenden Waffenfabrikanten. Später trat er in das Unternehmen ein, dessen Leitung er im Jahre 1915 übernahm. Nachdem sich Falkner 1926 aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, wurde er Honorarprofessor für Paläografie an der Universität von Durham. Ferner ernannte man ihn zum Bibliothekar des Dekans und des Domkapitels. Zeit seines Lebens veröffentlichte Falkner drei Romane, mehrere Reiseführer sowie eine komprimierte Geschichte der Grafschaft Oxfordshire. Er starb 1932. Sein Andenken wird von der John Meade Falkner Society in Ehren gehalten.

John Meade Falkner wurde 1858 in der Grafschaft Wiltshire geboren. Nach dem Studium in Oxford arbeitete er zunächst als Lehrer an der altehrwürdigen Derby School. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und fand anschließend in Newcastle Anstellung als Privatlehrer im Hause eines vermögenden Waffenfabrikanten. Später trat er in das Unternehmen ein, dessen Leitung er im Jahre 1915 übernahm. Nachdem sich Falkner 1926 aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, wurde er Honorarprofessor für Paläografie an der Universität von Durham. Ferner ernannte man ihn zum Bibliothekar des Dekans und des Domkapitels. Zeit seines Lebens veröffentlichte Falkner drei Romane, mehrere Reiseführer sowie eine komprimierte Geschichte der Grafschaft Oxfordshire. Er starb 1932. Sein Andenken wird von der John Meade Falkner Society in Ehren gehalten.

1. Im Dorf von Moonfleet


So schlummert der Stolz früherer Tage.
THOMAS MOORE

Das Dorf Moonfleet liegt eine halbe Meile von der See am rechten oder westlichen Ufer des Bächleins Fleet. Dieses Rinnsal fließt so schmal an den Häusern vorbei, dass ich von guten Weitspringern gehört habe, die es ohne die Hilfe eines Stabes überwunden haben, verbreitert sich unterhalb des Dorfes in die Salzmarschen hinein und verliert sich schließlich in einem Brackwasserteich. Der Teich ist zu nichts nütze außer für Meeresvögel, Reiher und Austern und hat eine Form, wie man sie in der Karibik als Lagune bezeichnet. Von der offenen See ist er durch einen riesigen, breiten Kieselstrand oder Damm getrennt, auf den ich später noch zurückkommen werde. Als ich noch ein Kind war, glaubte ich, dieser Ort werde Moonfleet genannt, weil in ruhigen Nächten, gleich ob im Sommer oder in der Winterkälte, der Mond so hell auf die Lagune schien. Später erfuhr ich dann, dass der Name nur eine Abkürzung für »Mohunefleet« war, von den Mohunes her, einer bedeutenden Familie, die früher einmal über die ganze Gegend herrschte.

Ich heiße John Trenchard, und ich war 15 Jahre alt, als diese Geschichte begann. Mein Vater und meine Mutter waren da schon seit Jahren tot, und ich lebte bei meiner Tante, Miss Arnold, die auf ihre Art gut zu mir war, jedoch zu streng und korrekt, als dass ich sie je hätte lieb haben können.

Zunächst will ich von einem Abend im Herbst des Jahres 1757 erzählen. Es muss spät im Oktober gewesen sein, obwohl ich das genaue Datum vergessen habe, und ich saß nach dem Tee in der kleinen vorderen Wohnstube und las. Meine Tante besaß wenige Bücher; eine Bibel, das Gebetbuch und einige Predigtbände sind alles, woran ich mich erinnere, aber Reverend Glennie, der uns Dorfkindern Unterricht gab, hatte mir ein Buch mit Erzählungen geborgt, voller spannender Abenteuer, das Tausendundeine Nacht hieß. Schließlich begann das Licht nachzulassen, und ich war überhaupt nicht unwillig, mit dem Lesen aufzuhören, und dies aus mehreren Gründen. Zuerst einmal war die Wohnstube ein kaltes Zimmer mit Sesseln und einem Sofa aus Rosshaar, in dessen Kamin lediglich ein farbiger Schirm aus Papier stand, denn meine Tante erlaubte kein Feuer vor dem 1. November. Zweitens herrschte im ganzen Haus ein ranziger Geruch nach geschmolzenem Unschlitt, denn meine Tante war in der hinteren Küche dabei, Winterkerzen zu ziehen. Und drittens war ich in Tausendundeiner Nacht an eine Stelle gekommen, bei der ich den Atem anhalten musste, und wollte daher gerne aufhören, um mir die Spannung zu bewahren. Es war genau der Punkt in der Geschichte von der »Wunderlampe«, an dem der falsche Onkel einen Felsen herabfallen lässt, der den Eingang zu der unterirdischen Kammer versperrt und den Jungen, Aladin, in der Dunkelheit gefangen hält, weil der die Lampe nicht aufgeben will, bis er sicher wieder an die Erdoberfläche gelangt. Diese Szene erinnerte mich an einen der fürchterlichen Albträume, in denen man träumt, man wäre in einer engen Kammer eingeschlossen, deren Wände auf einen zukommen, und beeindruckte mich derart, dass die Erinnerung daran mir in einem Abenteuer zur Warnung diente, in das ich späterhin geraten sollte.

Also hörte ich auf zu lesen und trat auf die Straße hinaus. Es war bestenfalls ein ärmliches Sträßchen, obwohl es gewiss früher einmal feiner gewesen war. Heute lebten keine zweihundert Seelen mehr in Moonfleet, aber dennoch zerstreuten sich die Häuser, in denen sie wohnten, trist über eine halbe Meile hin, in großen Abständen zu beiden Seiten der Straße. Nichts im Dorfe wurde jemals erneuert, benötigte eines der Häuser dringend Reparaturen, riss man es gleich ab, und so gab es entlang der Straße viele Zahnlücken und überwucherte Gärten mit verfallenen Mauern, und viele der Häuser, die noch standen, wirkten so, als würden sie nicht mehr allzu lange bestehen.

Die Sonne war untergegangen, ja es war bereits so düster, dass das untere Ende der Straße, das zum Meer hin, nicht mehr zu sehen war. Es hing ein wenig Nebel oder ein Rauchschleier in der Luft, dazu ein Geruch von kokelndem Unkraut und ein erster frostiger Herbsthauch, der einen an prasselnde Feuer und die Behaglichkeit der bevorstehenden langen Winterabende denken ließ. Alles war still, aber von der Straße weiter unten konnte ich Hammerschläge hören und ging ihnen entgegen, denn in Moonfleet gab es außer der Fischerei kein weiteres Gewerbe. Es war Ratsey, der Küster, der in einem Schuppen zugange war, der sich zur Straße hin öffnete. Er hämmerte mit dem Stichel einen Namen in einen Grabstein. Er war Maurer gewesen, bevor er Fischer wurde, und er verstand es, mit seinem Werkzeug umzugehen, also ging jeder, der auf dem Kirchhof einen Grabstein aufstellen wollte, zu Ratsey, damit die Sache erledigt wurde. Ich lehnte mich auf die Klöntür und sah ihm eine Minute zu, wie er mit dem Meißel im schlechten Licht einer Laterne den Stein bearbeitete. Schließlich blickte er auf, entdeckte mich und sagte:

»Hier, John, wenn du nichts zu schaffen hast, komm rein und halt mir die Laterne. Brauch’ nur eine halbe Stunde, um alles fertig zu kriegen.«

Ratsey war immer freundlich zu mir und hatte mir schon oft einen Beitel geborgt, um Schiffchen zu schnitzen, also trat ich ein und hielt die Laterne und sah zu, wie er mit dem Stichel Splitter des Portland-Steines wegschlug, und zwinkerte immer wieder, wenn sie zu dicht an meinen Augen vorbeiflogen. Die Inschrift war schon vollständig eingraviert, aber er legte noch letzte Hand an eine kleine Meeresszene, die oben in den Stein gehauen war und einen Schoner zeigte, der einen Kutter enterte. Damals fand ich das eine schöne Arbeit, seither weiß ich, dass sie recht grob ausgeführt war, im Übrigen kann man sie bis zum heutigen Tag auf dem Friedhof von Moonfleet betrachten und auch die Inschrift lesen, obwohl sie vor lauter Flechten ganz vergilbt ist und nicht mehr so klar und deutlich zu erkennen wie an jenem Abend. Sie lautet wie folgt:

ZUM HEILIGEN GEDENKEN AN DAVID BLOCK

15 Jahre alt, getötet von einem Schuss,
der vom Schoner Elector abgefeuert wurde
am 21. Juni 1757.

Des Lebens beraubt durch grausame Tat,
zurück zur Erde kehre ich.
Berufe mich auf Gottes Rat,
am Tag des Gerichts errette mich.

Da geht es, Grausamer, auch um dein Heil.
Drum tue Buße vor deinem Tod,
sonst fürchte ein schreckliches Urteil.
Denn gewiss mein Schicksal rächen wird Gott.

Reverend Glennie hatte diese Verse geschrieben, und ich kannte sie auswendig, denn er hatte mir eine Abschrift gegeben. Tatsächlich hatte die Geschichte von Davids Tod im ganzen Dorf die Runde gemacht, und noch immer war sie in aller Munde. Er war das einzige Kind von Elzevir Block gewesen, dem das Gasthaus Why Not? unten im Dorf gehörte, und hatte sich unter den Schmugglern befunden, als ihre Ketsch in jener Juninacht vom Schoner der Regierung aufgebracht wurde. Die Leute sagten, es sei Friedensrichter Maskew aus Moonfleet Manor gewesen, der die Zöllner auf die Spur gebracht habe; jedenfalls befand er sich an Bord der Elector, als sie längsseits der Ketsch ging. Es gab eine bewaffnete Auseinandersetzung, als die Boote einander gegenüberlagen, und da zog Maskew eine Pistole und feuerte – nur die beiden Schandeckel trennten sie voneinander – dem jungen David mitten ins Gesicht. Am Nachmittag des Mittsommertags zog die Elector die Ketsch in den Hafen von Moonfleet, wo ein ganzer Trupp von Konstablern die Schmuggler in Empfang nahm und zum Zuchthaus von Dorchester eskortierte. Die Gefangenen stapften, jeweils paarweise in Eisen gelegt, die Dorfstraße hinauf, und die Leute standen vor ihren Türen oder folgten ihnen, und die Männer warfen ihnen tröstliche Worte zu, da wir die meisten von ihnen aus Ringstave und Monkbury kannten, während die Frauen das Schicksal ihrer Ehefrauen betrauerten. Aber Davids Leichnam ließen sie in der Ketsch, der Junge hatte teuer bezahlt für seine nächtlichen Eskapaden.

»Ach, das war eine grausame, grausame Sache, auf einen so jungen Burschen zu schießen«, sagte Ratsey und trat einen Schritt zurück, um den Effekt einer Flagge in Augenschein zu nehmen, die er auf den Schoner des Zolls gemeißelt hatte, »und auch den anderen armen Teufeln, die sie geschnappt haben, wird es übel ergehen, sagt Advokat Empson doch, dass drei von ihnen zum nächsten Gerichtstag gewiss hängen werden. Ich erinnere mich noch«, fuhr er fort, »vor dreißig Jahren, als es zu einem Scharmützel zwischen der Royal Sophy und der Marnhull gekommen war, da hängten sie vier der Schmuggler, und mein alter Vater holte sich dabei den Tod durch eine Erkältung, weil er mit dabei sein wollte, wie die armen Kerle in Dorchester abgeliefert wurden, und dabei knietief im River Frome stand, um sie sehen zu können, denn die ganze...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2016
Übersetzer Michael Kleeberg
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Schatzsuche • Schiffbruch • Schmuggler
ISBN-10 3-95438-063-3 / 3954380633
ISBN-13 978-3-95438-063-3 / 9783954380633
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