Internat Gut Wolkenstein - Ab auf die Insel -  Janita Pauliks

Internat Gut Wolkenstein - Ab auf die Insel (eBook)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
176 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22839-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Seit fast einem Jahr lebt Mila nun im Mädcheninternat Gut Wolkenstein. Und es ist schon so viel passiert! Die Krönung war natürlich der Gewinn des Musical-Wettbewerbs - und vor allem der Preis: eine Klassenfahrt nach England! Doch bevor die Reise los geht, bekommt Mila einen Brief von ihrer Mutter, die sie noch nie gesehen hat. Soll sie den Brief öffnen und ihrer Mutter eine Chance geben? Mila ist hin- und hergerissen. Außerdem muss sie sich um eine neue Mitschülerin kümmern, die sehr verschlossen ist, bis sie ihre traurige Geschichte erzählt. Und dann geht es endlich nach England, wo aufregende Abenteuer und Erlebnisse warten!

Janika Pauliks, geb. 1977, ist gelernte Erzieherin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Grimma und engagiert sich bei 'Compassion', einem Hilfswerk, das benachteiligte Kinder durch Patenschaftsprogramme unterstützt.

Janika Pauliks, geb. 1977, ist gelernte Erzieherin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Grimma und engagiert sich bei "Compassion", einem Hilfswerk, das benachteiligte Kinder durch Patenschaftsprogramme unterstützt.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Ein überraschender Brief


In den nächsten Tagen laufen die Vorbereitungen für unsere Fahrt nach Südengland auf Hochtouren. Im Geografieunterricht stöbern wir durch Reiseführer und studieren Karten, um interessante Plätze rund um Penzance, wo wir die letzte Schulwoche vor den Herbstferien verbringen werden, zu finden.

„Wir müssen unbedingt nach St. Ives“, sagt Janine und tippt mit ihrem Zeigefinger auf der Karte auf einen Ort am Meer. „Da spielt ein Film, den ich neulich gesehen habe – dort muss es echt romantisch sein.“

Wir anderen, die wir unsere Köpfe mit Janine über die Karte gebeugt haben, verdrehen stöhnend die Augen.

„Rosamunde Pilcher lässt grüßen!“, lacht Ela und beißt von einem Salamibrot ab. „Ich hoffe vor allem, dass die da einigermaßen gutes Essen haben. Dann kann ich auf die Romantik gern verzichten.“

Alle Mädchen fangen nun an zu lachen und ich wundere mich mal wieder, warum Ela noch nicht wie ein Sumoringer aussieht – bei ihrem sehr gesunden Appetit.

In der Chemiestunde führt uns Frau Mosel ihr neustes Rezept gegen Reisekrankheit vor: „Extra für euch entwickelt, damit ihr die Bus- und Schifffahrt auch gut übersteht.“ Sie winkt mit einem weißen Tütchen vor unseren Augen hin und her.

„Hoffentlich ist das nicht explosiv!“, stöhne ich, denn ich erinnere mich an die letzten Versuche unserer sehr experimentierfreudigen Lehrerin.

„Wird schon nicht“, meint Tonne.

„Damit ihr die Wirkung beobachten könnt, werde ich heute einen Selbstversuch damit starten“, dringt die Stimme von Frau Mosel zu uns durch. Ein Raunen geht durch das Klassenzimmer.

Frau Mosel schiebt einen Drehstuhl vor die Klasse. Dann fährt sie fort: „Ich werde gleich einen Teelöffel von diesem wunderbaren Pulver in einem Glas Wasser auflösen und mich dann auf diesen Stuhl begeben. Dann benötige ich drei Freiwillige, die mich fünf Minuten lang auf dem Stuhl drehen.“

Sofort schnellen alle Finger in die Luft. Mein Blick fällt zufällig auf Luisa, die als Einzige ihre Hände still gefaltet in ihrem Schoß liegen lässt.

Nachdem sich Frau Mosel ihre Folterknechte ausgesucht hat, löst sie das Pulver in einem Glas Wasser auf und trinkt aus. Dann setzt sie sich auf den Drehstuhl und gibt Pauline die Anweisung, die Zeit zu stoppen. Neben Pauline steht Nele, die das Experiment mit der Kamera filmen soll. Wir anderen haben uns mittlerweile in die ersten Reihen gequetscht, um uns den Spaß anzusehen und warten gespannt auf das Startsignal.

„Auf die Plätze, fertig, los!“, ruft Frau Mosel. Die drei Mädchen wollen gerade mit aller Kraft losdrehen, als Frau Mosel in sich zusammensackt und laut anfängt zu schnarchen. Alle sind etwas irritiert und blicken auf die schlafende Lehrerin.

Da stellt sich Tonne neben den Stuhl und deutet zur Kamera. Mit verstellter Stimme und hochgezogenen Augenbrauen spricht sie ernst zu der wartenden Gruppe: „Meine Damen, ich befürchte, wir müssen den Start des Experimentes um einige Stunden verschieben, da unsere Testperson in einen Tiefschlaf gefallen ist. Vielleicht ist hiermit aber auch die absolute Wirksamkeit des Mittels bewiesen. Mit hundertprozentiger Sicherheit kann es unserer Testperson nun gar nicht mehr schlecht werden.“

Alle kreischen vor Lachen.

Nachdem sich minutenlang nichts getan hat und unsere Lehrerin trotz verschiedenster Aufweckmethoden nicht mehr aufwachen will, sondern immer noch vor sich hinschnarcht, lassen wir die Kamera weiter auf Frau Mosel gerichtet laufen und verdrücken uns kichernd auf den Hof in eine verfrühte Pause. Nur Frieda und Nele machen sich auf den Weg zum Büro unseres Rex, um ihm vom Tiefschlaf unserer wundervollen Frau Mosel zu berichten.

„Hast du deinen Schnorchel eingepackt?“, fragt mich Tonne einige Tage später. Wir versuchen gerade, in unserem ziemlich chaotischen Zimmer unsere Sachen zu packen. Tonne liegt verdreht auf ihrem Koffer und versucht ihn zu schließen, was fast unmöglich ist, weil sie ihn so vollgestopft hat, dass der Inhalt an der Seite herausquillt. „Das Meer an der Südküste Englands soll nämlich glasklar sein.“

Ich setze mich auf Tonnes Koffer, damit sie es vielleicht doch noch schafft, ihn zu schließen. Wie durch ein Wunder klappt es nach ein paar Versuchen.

„Wenn mein Papa recht behält, werden wir wahrscheinlich nicht viele Möglichkeiten haben, ins Wasser zu springen“, sage ich. „Er hat mir erzählt, dass die Wetterkarte uns eher Kälte und Regen als Wärme verspricht. Und wenn mein Papa eine Wetterkarte in die Hand bekommt, sind seine Prognosen fast immer richtig.“

„Kommt gar nicht in Frage! Jetzt ist der Koffer zu und ich werde mir nicht noch mal die Mühe machen, meine Sommersachen durch warme Kleidung zu ersetzen. Es ist schließlich noch Spätsommer“, meint Tonne, wischt sich den Schweiß von der Stirn und lässt sich neben ihrem Koffer auf ihr Bett fallen.

„Wann geht es morgen überhaupt los?“, frage ich sie, während ich einen dicken Pullover und meine Regensachen in meine Tasche stopfe. „Um 04:30 Uhr damit wir um 10:30 Uhr mit der Fähre nach England übersetzen können. Nach wenigen Stunden heißt es dann Sommer, Palmen, Strand und Meer“, schwärmt Tonne.

„Wow, du hast ja unseren Reiseplan auswendig gelernt“, staune ich.

„Alles hier abgespeichert.“ Tonne tippt sich mit ihrem Zeigefinger gegen den Kopf.

Ich versuche gerade krampfhaft, Omis dicke Bibel in meine Tasche zu stopfen, bekomme aber den Reisverschluss nicht mehr zu.

„Die musst du wohl hier lassen“, murmelt Tonne.

„Kommt gar nicht in Frage!“, sage ich bestimmt und versuche mit aller Gewalt, das Buch irgendwie noch reinzukriegen. „Dann muss ich eben den Reißverschluss auflassen“, gebe ich dann doch resigniert auf und setze mich schmollend auf mein Bett.

In dem Moment öffnet sich unsere Zimmertür und Gitty, eine der Betreuerinnen, erfüllt den Raum mit ihrem freudigen Lächeln. „Hey, ihr zwei. Habt ihr schon alles gepackt?“

Ich zucke etwas genervt mit den Schultern, während Tonne freudig auf Gitty einredet. Als sich Gitty irgendwann von Tonnes Geplauder losreißen kann, kommt sie zu mir und hält mir ein kleines Päckchen hin. „Ist eben für dich gekommen, ich wollte es dir gleich vorbeibringen. Vielleicht ist es ja etwas, das du für unsere Fahrt brauchst.“

„Danke“, sage ich, blicke neugierig auf den Absender und bemerke gar nicht mehr, wie Gitty aus dem Zimmer geht.

„Von Omi und Papa“, sage ich und reiße dabei hastig den braunen Umschlag auf. Eine kleine Minibibel kommt zum Vorschein. Darauf klebt ein Zettel, auf dem steht: „Ist ein bisschen handlicher als mein altes Riesending. Hab eine gute Fahrt! Hab dich lieb! Deine Omi.“

Ich muss grinsen. Als wäre Omi eben dabei gewesen, als ich verzweifelt versucht habe, die Bibel in meiner Tasche zu verstauen. Wundervoll!, freue ich mich und drehe das Büchlein in meinen Händen hin und her. Die bekomme ich auf jeden Fall in mein Gepäck. Als ich den altmodischen braunen Einband betrachte, muss ich zwar wieder mal über Omis Geschmack schmunzeln, aber ich freue mich trotzdem riesig über das Geschenk.

Gerade als ich den Umschlag zerknüllen will, um ihn in den Papierkorb zu befördern, bemerke ich, dass noch ein Kuvert in dem Päckchen steckt. Ich ziehe es heraus und halte einen Brief in den Händen, auf dem „Von Papa“ steht. Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich, denke ich.

„Ich gehe schon mal in Richtung Speisesaal, wenn du mich nicht mehr brauchst“, meldet sich Tonne.

„Ich komme auch gleich“, erwidere ich kurz. Dann hat der Brief in meiner Hand wieder meine vollste Aufmerksamkeit. Papa schreibt nie Briefe, schießt es mir durch den Kopf. Da ich meine Neugier nun nicht mehr bändigen kann, reiße ich den Umschlag auf. Zum Vorschein kommt ein weiterer Umschlag und ein zusammengefaltetes Papier, auf das Papa etwas in seiner krakeligen Handschrift geschrieben hat:

„Hallo, mein Schatz!

Bekomme bitte keinen Schreck, dass ich dir tatsächlich mal einen Brief schreibe, aber ich wollte dir die Post nicht ohne Erklärung zusenden. Gestern kam dieser Brief hier bei uns zu Hause an. Du wirst dich fragen, wer der Absender ist.“

Ich sehe auf den Briefumschlag und lese „Mirijam Vogt“. Wer soll das sein?, frage ich mich und lese weiter Papas Zeilen.

„Mirijam Vogt ist deine leibliche Mutter“, steht da.

Mir wird übel. Ich kann nicht glauben, was ich gerade gelesen habe. Mein Magen verkampft sich, und mir wird heiß und kalt.

„Mit Sicherheit ist es für dich ein Riesenschock, etwas von ihr zu hören. Glaube mir, mir ging es nicht anders und ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, dir den Brief überhaupt zu schicken.

Bevor du ihn zerreißt und in den Mülleimer wirfst (ich weiß, dass das dein erster Gedanke sein wird, meine Kleine!), möchte ich dich bitten, dir ein wenig Zeit mit dieser Entscheidung zu lassen. Nimm diesen Brief mit auf deine Fahrt nach England und entscheide, wenn du meinst, dass du so weit bist.

Du musst wissen, dass deine Entscheidung ganz und gar keine Auswirkungen auf mich haben wird. Ich werde dir nicht böse sein, wenn du den Brief nicht lesen willst oder ihn auf Nimmerwiedersehen verschwinden lässt. Tu das, was dir dein Herz sagt. Ich werde voll hinter dir stehen. Ich würde dich jetzt gern in meine Arme nehmen, damit du dir da ganz sicher sein kannst. Aber ich befürchte, das ist eine Sache, die du alleine lösen musst.

Vielleicht hilft dir Omis...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2016
Reihe/Serie Internat Gut Wolkenstein
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Casting • Engel • England • Freundinnen • Freundschaft • Internatsgeschichten • Kinder • Klassenfahrt • Mädchen • Mädchenbücher • Musical-Wettbewerb • Schule
ISBN-10 3-417-22839-5 / 3417228395
ISBN-13 978-3-417-22839-7 / 9783417228397
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich