Der Clan der Wölfe 6: Sternenseher (eBook)

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2016 | 1. Auflage
256 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47704-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Clan der Wölfe 6: Sternenseher -  Kathryn Lasky
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Faolan und seine Wolfs- und Bärenfreunde sind unterwegs in ein Land namens 'Fernes Blau'. Sie hoffen, dort bessere Lebensbedingungen vorzufinden als in den Hinterlanden, die durch Erdbeben und ewigen Winter unbewohnbar geworden sind. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, und ein gefährlicher Verfolger ist ihnen dicht auf den Fersen: Faolans Gegenspieler Heep, der auf Rache sinnt ... Band 6 der abenteuerlichen Tierfantasy-Reihe von Bestseller-Autorin Kathryn Lasky!

Myrr hielt den Blick die ganze Zeit auf seine Pfoten gerichtet, während er hinter Edme herlief. Faolan hatte ihnen eingeschärft, nie zurückzuschauen, nicht ein einziges Mal. Der Weg über die Brücke war gefährlich. Wenn sie nicht aufpassten, konnten sie leicht ausrutschen und hinunterfallen. Immer auf der Hut sein, hatte Faolan gesagt. Aber Myrr hatte sowieso keine Lust, zurückzuschauen. Hinter ihm lagen nur schreckliche Erinnerungen. Er war auf die schlimmste Art entwöhnt worden, die man sich nur denken konnte. Nicht weil seine Mutter gestorben war. Das wäre die zweitschlimmste Art gewesen. Nein, es war etwas anderes passiert. Myrr schauderte bei dem bloßen Gedanken daran. Seine Mutter und sein Vater hatten ihn verlassen. Sie hatten ihn mit leeren Augen angestarrt wie einen Felsen oder ein Stück Holz, ein welkes Grasbüschel, einen Schlammklumpen. Dann hatten sie ihm den Rücken gekehrt und waren einfach fortgegangen.

Myrr schüttelte sich, um die Vorstellung aus seinem Kopf zu verbannen. Er ging weiter, immer in Edmes Fußstapfen.

Edme lauschte angestrengt. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu hören, dass Myrr direkt hinter ihr war. Wie Faolan sorgte sie sich um die Jungtiere. Die Vorstellung, eines zu verlieren, machte ihr viel mehr zu schaffen als die Angst vor dem Unbekannten. Der kleine Welpe hinter ihr war das Wichtigste in ihrem Leben. Edme hatte ihn aufgenommen und zum Kreis der Heiligen Vulkane getragen, nachdem seine Eltern ihn verlassen hatten. Der Fengo Finbar hatte ihn „Myrrglosch“ genannt. In der alten Wolfssprache bedeutete das „kleines Wunder“. Und ein Wunder war es wirklich, dass er ohne seine Eltern überlebt hatte. Eltern, die dem Skaarswahn verfallen waren und ihr eigenes Junges im Stich gelassen hatten.

Viele Wölfe erlagen diesem Wahn, als die Hungersnot ihren Höhepunkt erreichte. Die Skaarswölfe gaben jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf, verloren ihren Überlebenswillen und verfielen in eine unheilbare Todessehnsucht. Der Wahn machte sie blind für ihre eigenen Gefährten, ihre Jungen und ihre Pflichten als Rudelwölfe. Sie vergaßen alle geheiligten Wolfstraditionen. Alles, wofür die Wölfe der Hinterlande gekämpft und gelebt hatten. Auch Myrrgloschs Eltern hatte der Wahn blind gemacht.

Edme, die von Geburt an um ihr Überleben kämpfen musste, brachte kein Verständnis dafür auf. Wie Faolan war sie ein Malcadh gewesen, eine „Verfluchte“, ein verkrüppeltes Junges. Nach den Gesetzen der Hinterlandwölfe wurden die Malcadh nach der Geburt ausgesetzt. Wenn sie am Leben blieben, konnten sie als Knochennager in den Clan zurückkehren. Dort lebten sie am Rande der Wolfsgesellschaft, verachtet und misshandelt. Es gab nur eine Hoffnung für sie: die Gaddernag-Spiele zu gewinnen. Dann durften sie als Gardewölfe im Kreis der Heiligen Vulkane dienen, ein nobles und angesehenes Amt.

Edme spürte ein Ziehen, das nicht von ihrer Angst um die Jungen kam. Eine namenlose Traurigkeit überfiel sie. Nie wieder würde sie die tanzenden Feuer des Vulkankreises sehen, die Flammenzungen der Krater, die hell in den Nachthimmel aufloderten. Darin hatte eine solche Schönheit gelegen, besonders während der Fallwinde, die das Innere der Vulkankegel aufwühlten. Die warme Luft über den Kraterflammen hatte ihren Spähsprüngen ungeheuren Auftrieb verliehen. Manchmal hatte sie das Gefühl gehabt, sie könnte höher hinaufschießen als die Gluteulen, die über den Funkenregen hinwegflogen und sich tollkühn in die Tiefe warfen. Von den Kraterhängen holten sie die heißeste Glut herauf, die Rumser. Die Aufgabe der Wölfe bestand darin, die Grimalkin fernzuhalten, räuberische Eulen, die manchmal über dem blubbernden Vulkankessel schwebten, um die heilige Hoole-Glut zu stehlen.

Edme wusste, dass die meisten ihrer Reisegefährten mit bangen Gefühlen über die Eisbrücke gingen. Nicht nur wegen der Gefahren, die vor ihnen lagen, sondern weil sie alles hinter sich ließen, was ihnen vertraut war. Obwohl das Leben in den Hinterlanden für die meisten von ihnen hart gewesen war. Der Pfeifer hatte als verachteter Knochennager gedient, so wie Faolan und Edme. Aber im Gegensatz zu seinen beiden Freunden hatte er es nie geschafft, in den Vulkankreis zu kommen. Caila, die zweite Milchgeberin von Dearlea und Mairie, war in der Hungersnot dem Skaarswahn erlegen. Später war sie dem Scheusal Heep in die Hände gefallen, der sie sich zur Gefährtin genommen hatte. Caila hatte ihm einen Sohn geboren, den kleinen Abban. Die Sorge um ihr Junges hatte sie wieder zur Vernunft gebracht und sie war mit ihm geflohen. Ihr guter Stern hatte sie zu Faolan und seinen Freunden geführt. Die beiden Bärenjungen Burney und Toby hatten ihre Mutter verloren, die den blutrünstigen Clanlosen zum Opfer gefallen war. Und Gwynneth hatte nicht nur ihre zerstörte Schmiede zurückgelassen, sondern auch die Knochen ihrer ältesten Freundin, der Sark vom Sumpfmoor. Aber was blieb ihnen anderes übrig? Sie waren alle in derselben verzweifelten Lage.

Das Eis unter Edmes Pfoten fühlte sich ungewohnt glitschig an und sie drehte sich rasch zu Myrrglosch um.

„Myrrglosch, mein Lieber. Siehst du, wie ich meine Zehen ins Eis kralle?“

„Ja.“

„Das musst du auch machen, damit du festen Halt bekommst, verstehst du? Wir müssen uns Eisbeine zulegen.“

„Ja“, sagte Myrrglosch leise und bohrte seine Zehen tiefer ins Eis.

„Wenn du willst, trage ich dich in meinem Maul.“

„Nein! Ich bin doch kein Milchwelpe“, protestierte Myrrglosch empört.

Und das hier ist auch kein Welpenbau, dachte Edme. Ganz im Gegenteil! Sie blickte auf die schimmernde Brücke hinaus. In der Ferne nahm sie eine leichte Erhebung wahr. Von hier sah es aus wie ein kleiner Buckel, aber das konnte eine Täuschung sein. Wahrscheinlich war der Buckel viel höher und steiler. Und wie sollten sie dann hinüberkommen?

Drei Tage, nachdem Faolan und seine Freunde ihre ersten zögernden Schritte auf der Eisbrücke gemacht hatten, stand ein gelber Wolf am Rand des Westlichen Meeres. Er scharrte aufgeregt am Boden und sein Mark begann zu sieden. Sie waren hier! Sie war hier! Wie konnten sie es wagen! Eine blinde Wut schoss in ihm auf.

Heep hatte den „Letzten Bau“ entdeckt und darin den Geruch von Aliac und ihrem Sohn aufgespürt. Aber nicht nur das. Er hatte auch Faolans unverwechselbaren Pfotenabdruck entdeckt. Das Spiralmuster darin war noch erkennbar, obwohl Faolans Spreizpfote in der Großen Heilung gerade geworden war. Heep selbst war ja auch kein Malcadh mehr. Die Prophezeiung des guten Königs Hoole hatte sich erfüllt. Wenn die Glut befreit ist, bricht die Zeit der Großen Heilung an. Alles Krumme wird wieder gerade, fehlende Ohren, Augen oder Schwänze wachsen nach, Löcher in der Kehle schließen sich. Und tatsächlich, direkt nach dem Großen Erdbeben, das den Vulkankreis zerstört und die Glut befreit hatte, war Heep ein Schwanz gewachsen.

Heep hatte einst als Knochennager im MacDuncan-Clan gedient. Sein Herz war voller Hass und Groll gewesen. Und er hatte das schlimmste Verbrechen begangen, das ein Rudelwolf sich nur denken konnte. Um Faolan in ein schlechtes Licht zu setzen, hatte er ein unschuldiges Malcadh auf grausame Weise ermordet. Wegen dieser Untat (und vielen anderen) hatte ihn das Clan-Oberhaupt in die Frostlande verbannt. Dort hatte Heep sich mit den Clanlosen zusammengetan und war bald ihr Anführer geworden. In der schlimmsten Hungersnot hatte er Caila in seine Gewalt gebracht. Normalerweise hätte er die verletzte Wölfin getötet und aufgefressen, wie die anderen Clanlosen es machten, wenn sie auf halb verhungerte Skaarswölfe trafen. Aber im letzten Moment bezähmte Heep seine Blutgier, denn er hatte Besseres mit der Wölfin vor, die einst eine angesehene Wendewache im Carreg-Gaer-Rudel des MacDuncan-Clans gewesen war. Er nahm sie in seine Rotte auf, gab ihr den Namen Aliac (die Umkehrung von Caila) und machte sie zu seiner Gefährtin. Doch Caila war irgendwann wieder zu Sinnen gekommen und mit ihrem Jungen geflüchtet.

Heep blinzelte in die Schwärze. Hinter ihm färbte das erste Morgenrot den Himmel, aber im Westen war alles noch dunkel und unheimlich. War Faolan mit seinem Gefolge wirklich über diese Eisbrücke gegangen? Die Spuren deuteten darauf hin. Heep spürte ein Beben in seinem Mark. Um seine Angst zu überspielen, hielt er den Schwanz höher. Die anderen durften ihm nicht den geringsten Zweifel anmerken. Seine Rotte war gewachsen – in letzter Zeit war noch ein gutes Dutzend neuer Wölfe zu ihnen gestoßen. Heep war immer noch ihr Anführer. Sollte er sich mit seiner Rotte auf diese Brücke wagen? Dort draußen warteten seine beiden Erzfeinde. Ihr Geruch lockte ihn vorwärts. Eine wilde Gier nach ihrem Blut, ihrem Fleisch, überwältigte ihn und er malte sich aus, wie seine Fänge ihre Muskeln zerfetzten.

Das Oberhaupt der MacDuncan hatte ihn verbannt, aber in Wahrheit war Faolan an allem schuld. Er hatte Heep aus den Hinterlanden vertrieben. Und Aliac, diese Verräterin! Heep hatte sie zu seiner Gefährtin gemacht und sie hatte ihm einen Sohn geboren. Aber dann war sie einfach mit dem Welpen abgehauen. Eine schlimmere Kränkung hätte sie Heep nicht zufügen können und bei dem bloßen Gedanken daran kochte sein Blut. Das schrie...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2016
Reihe/Serie Der Clan der Wölfe
Übersetzer Ilse Rothfuss
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Buch • Bücher • Bücher für Jugendliche • Die Legende der Wächter • Die Spur der Donnerhufe • Geschenk • Geschenkidee • Lesen • Literatur • Mut • Mythen • Pokemon-Go • Referat Wolf • spannende Bücher ab 10 • Steckbrief Wolf • Tier-Fantasy • Wildnis • Wolf • Wolfsrudel
ISBN-10 3-473-47704-4 / 3473477044
ISBN-13 978-3-473-47704-3 / 9783473477043
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