Gestalterische Innenraumbegrünung (eBook)

Ratgeber für Alterszentren
eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
185 Seiten
vdf Hochschulverlag AG
978-3-7281-3724-1 (ISBN)

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Gestalterische Innenraumbegrünung -  Martina Föhn,  Nadja Lang,  Renata Schneiter-Ulmann
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Das Buch ist ein Ratgeber für Gestalter und Nutzer von Innenraumbegrünungen in Alterszentren. Es ?vermittelt die Grundlagen für die Gestaltung von Innenräumen mit Pflanzen. ?gibt Tipps für die Planung. ?zeigt modulare Bepflanzungsbeispiele. ?beschreibt die Anforderungen von Zimmerpflanzen an Raumklima, Gefässe, Substrate und Unterhalt. ?erläutert ihre Auswirkungen auf das Raumklima und die Psyche des Menschen. ?nennt mögliche gesundheitliche Risiken durch Pflanzen. ?sensibilisiert im Hinblick auf die speziellen Bedürfnisse älterer Bewohner, von Mitarbeitenden und Gestaltern. ?gibt Beispiele, wie Zimmerpflanzen als therapeutische Mittel in der 'pflanzengestützten Pflege' genutzt werden können. ?enthält u. a. 31 ausführliche Pflanzenporträts sowie ein Glossar. Der Ratgeber richtet sich an Planer, Entscheidungsträger, Mitarbeitende sowie Bewohner von Alters- und Pflegeheimen sowie ähnlicher Einrichtungen, wie auch an Innenarchitekten und spezialisierte Gärtnereien. Er beruht auf Ergebnissen eines Forschungsprojekts der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in Zusammenarbeit mit einem Innenraumbegrüner und zwei Alters- und Pflegezentren.

2   Wirkungen von Indoorpflanzen

(N. Lang)

Pflanzen stellen Anforderungen an Innenräume, damit sie dort gut wachsen können. Gleichzeitig wirken sie selbst auf Innenräume. So wie beispielsweise das einfallende Licht, die am Standort vorhandene Temperatur und Luftfeuchtigkeit einen Einfluss auf das Gedeihen einer Pflanze nehmen, so beeinflusst die Pflanze ihrerseits das vorherrschende Raumklima. Pflanzen können positive wie auch negative, gesundheitsbeeinträchtigende Wirkungen auf den Menschen haben. Umgekehrt nimmt der Mensch durch den Unterhalt sowie die Wahl der Substrate und Gefässe auch Einfluss auf das Wohlergehen der Pflanzen (s. Abbildung 2).

Abbildung 2: Wechselwirkungen zwischen Mensch – Pflanze – Raum (Illustration M. Föhn, Zeichnungen K. Frei)

Die Effekte von Pflanzen auf Menschen im Innenraumbereich sind vielfältig und lassen sich in unterschiedliche Kategorien einteilen, wie die Abbildung 3 von Reimherr und Kötter (1998/99) zeigt.

Abbildung 3: Die Wirkungsweisen von Innenraumbegrünung in Büros (verändert, nach Reimherr & Kötter, 1998/99)

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat im Zeitraum von zwei Jahren (1998 bis 1999) untersucht, wie sich die Innenraumbegrünung in Büros auf die Gesundheit und das Wohlbefinden und demzufolge auch auf die Arbeitsleistung der Büroangestellten auswirkt. Um dies zu eruieren, wurden Personen vor und nach der Begrünung ihrer Büros wiederholt befragt. Reimherr und Kötter kamen zum Schluss, dass die grösste gesundheitsfördernde Wirkung der Innenraumbegrünung dem psychischen/psychosomatischen Bereich zuzuschreiben ist (55 %), denn das Wohlbefinden stieg nach Aussagen der befragten Personen mit der Begrünung bedeutsam an (s. Abbildung 3). Sie bezeichneten ihren Arbeitsplatz u. a. als naturnaher, erfrischender, stresslindernder sowie vertrauter und schrieben ihm eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. Rund ein Drittel (30 %) der gesundheitsfördernden Wirkung wird auf die Luftbefeuchtung durch Pflanzen zurückgeführt und die restlichen 15 % der Staub- und Schadstoffreduktion sowie der Lärmminderung.

2.1   Wirkungen der Pflanzen auf das Raumklima

Neben der Tatsache, dass Pflanzen den für den Menschen essenziellen Sauerstoff bilden, üben sie weitere bedeutsame Effekte auf das Raumklima aus. Das Blattwerk von Pflanzen kann der Beschattung dienen und durch den natürlichen Vorgang der Transpiration die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Des Weiteren binden Blätter Staub und können sogar Schadstoffe aus der Luft herausfiltern, wenn auch nur in sehr kleinen Mengen (Volm, 2002). Aber auch die Wurzeln können Schadstoffe mithilfe von Mikroben abbauen und aufnehmen (Grollimund & Hannebicque, 2010). Dadurch leisten Pflanzen neben der Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Beschattung auch einen Beitrag zur Reduktion von Formaldehyd, Xylol und anderen gesundheitsschädigenden Verbindungen in der Luft. Diese Stoffe treten einerseits in der Bausubstanz und bei der Möblierung von Gebäuden häufig akkumuliert auf; andererseits werden sie auch von Heizkörpern, Druckgeräten und Haushaltsreinigern abgegeben (Grollimund & Hannebicque, 2010).

2.2   Psychologische Wirkungen von Pflanzen auf den Menschen

Dass Natur und Pflanzen einen wohltuenden Effekt auf die Seele der Menschen haben, ist schon lange bekannt. Bereits zur Zeit der alten Ägypter haben Hofärzte Personen des Königshauses mit seelischen Problemen zum Spazieren in den Garten geschickt resp. Aufenthalte in Gärten verschrieben (Lewis, 1976).

Schneiter (2010) geht davon aus, dass es verschiedene Gründe gibt, welche die Affinität des Menschen zu Pflanzen erklären: Zum einen gibt es Gegebenheiten und Vorgänge, die bei menschlichem und pflanzlichem Leben übereinstimmen und auf einen gleichen Ursprung hindeuten. So sind zum Beispiel die Bausteine, aus denen menschliches wie auch pflanzliches Leben hervorgeht, dieselben: Bei beiden Lebensformen sind es Zellen, die teilweise gleiche Aufgaben erfüllen. Des Weiteren sind Pflanzen Nahrungsgrundlage und Sauerstofflieferant für den Menschen, ohne deren Existenz kein Überleben möglich wäre. In einer weiteren Begründung verweist Schneiter (2010) auf den von Wilson (1984) verwendeten Begriff der «Biophilie», die er als «(…) the innate tendency to focus on life and lifelike processes» definierte. Darunter versteht der Biologe die angeborene resp. genetisch angelegte Neigung des Menschen zum Leben.

Eine häufig zitierte Studie von Ulrich (1984) hat ergeben, dass Patienten, die nach Entfernung der Gallenblase in einem Zimmer mit Blick auf Bäume lagen, weniger starke Schmerzmittel einnehmen mussten und nach der Operation das Spital rascher wieder verliessen als Patienten, die in einem Zimmer mit Blick auf eine Mauer lagen. Dieses Ergebnis erlaubt die Annahme, dass bereits der Blick auf das Grün der Natur eine gesundheitsfördernde Wirkung hat.

Es wird davon ausgegangen, dass die grüne Farbe der Pflanzen einen entspannenden und regenerierenden Effekt auf den Menschen hat. Heller (2009) führte eine umfangreiche Befragung über die Wirkung von verschiedenen Farben auf den Menschen durch. Demnach sind Farben eng mit Gefühlen verknüpft. Diese Gefühle wiederum hängen mit gemachten Erfahrungen zusammen und werden durch Farben hervorgerufen. Da es viel mehr Emotionen als Farben gibt, sind an die gleichen Farben unterschiedliche Gefühle gebunden und vice versa kann eine Emotion unterschiedlichen Farben zugeordnet werden. Dementsprechend vielfältig sind auch die Emotionen, die an die Farbe Grün geknüpft sind. So können grüne Früchte Unreife bedeuten und Grün daher als ungeniessbar oder sogar giftig interpretiert werden. Wird Grün hingegen im Kontext der Natur gesehen, so wirkt es beruhigend, gesund und frisch (Heller, 2009) (s. Kapitel 4.1). Die Farbe Grün wird durch das Pflanzenwachstum auch als Farbe des Lebens interpretiert; demzufolge wird auch der Frühling mit Grün in Zusammenhang gebracht (Heller, 2009).

Gerade auch bei betagten Menschen können Pflanzen von besonderer Bedeutung sein. Nach Föhn und Dietrich (2013) können sie bei Personen mit Demenz Erinnerungen wachrufen und Emotionen wecken. Durch das altersbedingt abnehmende Wahrnehmungsvermögen eignet sich der Einsatz von Pflanzen – auch von Zimmerpflanzen – im Rahmen der professionellen pflanzengestützten Pflege besonders gut. Bevorzugt werden dabei so genannte «Sinnespflanzen» verwendet. Nach Schneiter (2010) sind Sinnespflanzen «Pflanzenarten (…), die bei Menschen ohne Wahrnehmungsbeeinträchtigungen das Auge und mindestens ein weiteres Sinnesorgan mit charakteristischen, gut wahrnehmbaren Reizeinwirkungen versorgen» (s. Kapitel 9). Das können neben dem Sehsinn zum Beispiel der Geruch-, Tast-, Hör- oder Geschmackssinn sein. Abbildung 4 zeigt anhand des sogenannten Elefantenohrs (Kalanchoe beharensis) ein Beispiel für eine Sinnespflanze, die sich für die professionelle pflanzengestützte Pflege in Innenräumen besonders gut eignet.

Abbildung 4: Das Elefantenohr (Kalanchoe beharensis) verdankt seine sich samtig anfühlende Blattoberfläche den zahlreichen Härchen. (Bild F. Gerber)

2.3   Gesundheitliche Risiken durch Pflanzen

Zum Schutz vor Fressfeinden haben Pflanzen Abwehrmechanismen entwickelt, die auch für den Menschen gewisse Gefahren bergen können und deshalb bedeutsam sind.

Föhn und Dietrich (2013) verwenden den Begriff «Risiko-Pflanzen» und bezeichnen damit Pflanzen, die einerseits aufgrund ihrer Giftigkeit für den Menschen gefährlich sein können. Dabei kann sich ihre giftige Wirkung über die orale Aufnahme von Pflanzenteilen wie beispielsweise Blätter oder Beeren entfalten oder über den Hautkontakt, indem Allergien oder fototoxische Reaktionen ausgelöst werden. Zum anderen werden damit Pflanzen bezeichnet, die mit Dornen, Stacheln oder scharfen Blatträndern ausgestattet sind und mechanische Verletzungen verursachen können. Die Autorinnen warnen vor einem Einsatz dieser Pflanzen in Alters- und Pflegeheimen, vor allem bei Bewohnern mit Demenz, da das Risiko besteht, dass Pflanzenteile mit den Händen erforscht oder sogar zum Probieren in den Mund gesteckt werden. Auch Schneiter (2010) rät auf den Verzicht von giftigen Pflanzen sowie von Pflanzen mit höchster Giftigkeitsstufe in Therapiegärten von Alterszentren.

Im dieser Publikation zugrunde liegenden Forschungsprojekt erfolgte die Beurteilung der Giftigkeit nach Roth et al. (2012). Die Einstufung der Gefährlichkeitsgrade unterscheidet zwischen (+) wenig oder kaum giftig, + giftig und ++ stark giftig (kann zu schweren Vergiftungserscheinungen führen) sowie +++ sehr stark giftig (schon geringe Mengen sind lebensgefährlich).

Eine sehr stark giftige Pflanze nach Roth et al. (2012) ist beispielsweise die Dieffenbachie (Dieffenbachia sp.) (s. Abbildung 5). Sie kann zu Herzrhythmusstörungen und Lähmungen führen.

Abbildung 5: Die Dieffenbachie (Dieffenbachia sp.) ist nach Roth et al. (2012) als sehr stark giftige Pflanze einzustufen. (Bild M. Föhn)

Ein Beispiel für eine nach Roth et al. (2012) als giftig klassifizierte Pflanze ist der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Als Symbol für die...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2016
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Technik Architektur
Schlagworte Indoorpflanzen • Innenraumgestaltung • pflanzengestützte Pflege • Raumklima
ISBN-10 3-7281-3724-3 / 3728137243
ISBN-13 978-3-7281-3724-1 / 9783728137241
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