Der Medicus und die Nonne -  Dietmar Dressel

Der Medicus und die Nonne (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2016 | 5. Auflage
192 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8448-3247-1 (ISBN)
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Der Roman ist ein Werk der Phantasie und nicht ein Ausschnitt aus der wirklichen Geschichte. Vieles von der Atmosphäre der Kriegsereignisse um 1806 ist verloren gegangen. Wo keine glaubhaften Aufzeichnungen vorhanden waren, habe ich meine Phantasie zu Rate gezogen. Nikolas, der Mönch, erschüttert von dem kriegsbedingten, furchtbaren Leid der Menschen, kann dem Kloster nicht mehr dienen, versucht sein Glück im weltlichen Leben zu finden und trifft Hilde. Katarina, am Ende ihrer Kraft, sucht ihr Heil im Kloster und hat den Wunsch, Nonne zu werden. Zusammen mit Ferdinand, dem Medicus, erfährt sie das tiefe Glück der Liebe. Das Schicksal will es so, dass sie eine andere Aufgabe erfüllen soll, die sie in Lynhart suchen muss.

Es kommt die Zeit, da rückt das 65. Lebensjahr in greifbare Nähe. Endlich - denkt man erleichtert - in Pension. Soweit so gut! Es dauert nicht lang, und man feiert im Kreise der Familie den 66. Geburtstag und stellt dabei mit zunehmender Ungeduld fest, dass so ein Tag mit seinen 24 Stunden ziemlich lang sein kann. Familie, Enkelkinder, faulenzen, reisen und gelegentliche botanische Experimente bei der Gartenarbeit reichen nicht mehr aus, um dem Tag ein interessantes Gesicht zu geben - was tun? An dieser Frage kommt man nicht mehr vorbei, möchte man nicht den Rest seines Lebens auf der Couch und vorm Fernseher verdösen. Warum, so fragte ich mich, die vielen Gedanken und Ideen, die sich im Laufe eines Lebens gesammelt haben, überdenken und - so möglich, schriftlich verarbeiten. Kaum sind solche Gedanken zu Ende gedacht, entwickelt sich dafür die notwendige Initiative - ein Literaturstudium muss her, denkt sich der Kopf, ohne an den Körper zu denken, der ist ja bereits 66 Jahre alt. Diese drei Studienjahre waren es, die mir zeigten, dass das kreative Schreiben kein dunkles Geheimnis bleiben muss, so man sich bemüht es zu lüften. Und noch etwas half mir sehr, das Schreiben ernsthaft anzupacken - das geistige in sich "Hineinhören", um mit dem Bewusstsein und seiner inneren Stimme Gespräche zu suchen. Viele meiner Bekannten und Leser fragen mich, wie machst du das, in so kurzer Zeit so viele Bücher zu schreiben? Ehrlich gesagt, ich kann mir diese scheinbar einfache Frage nicht mal selbst beantworten. Ich glaube, es ist meine innere Stimme, die ständig mit mir diskutieren möchte. Und so fließen die Gedanken, wie von Geisterhand gelenkt, schon fast von allein in die Tastatur meines Computers. Meiner Frau, meinen Kindern und Enkelkindern habe ich viel zu verdanken. Sie geben mir die Kraft und die Ruhe, um zu schreiben. Und das ist es, natürlich nicht nur, was meine Gedanken, mein Bewusstsein und mein Weltbild nachhaltig so wohltuend inhaltsreich beeinflusst. Das, was ich schreibe ist möglicherweise nicht immer leicht zu verdauen, soll auch nicht so sein. Ich möchte auch nicht der "Besserwisser" sein, oder derjenige, der alles richtig und wahrhaftig beurteilt. Beileibe nicht - wirklich nicht, ganz ernstlich!!! Wenn es mir in meinen Romanen mit seinen unterschiedlichen Themen und Inhalten gelänge, Nachdenklichkeit zu wecken, aus der sich möglicherweise Fragen entwickeln, wäre ich ein glücklicher Schreiberling und Autor.

Das Dorf Liebmein


Eines Tages nahm ein reicher Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einen Bauernhof einer sehr armen Familie.

Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn "Wie war dieser Ausflug?" "Sehr interessant!" antwortete der Sohn.

"Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?" "Oh ja, Vater, das habe ich gesehen."

"Was hast du also gelernt?" fragte der Vater. Und der Sohn antwortete: "Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf dem Bauernhof haben vier.“ Der Vater war sprachlos. Und der Sohn fügte noch hinzu - "Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind."

Dr. Philip E. Humbert,

Liebmein ist ein altes thüringisches Walddorf. Eine urkundliche Begründung dieses kleinen Dorfes ist in den Annalen der umliegenden Klöster nicht aufzustöbern. Die erste Erwähnung dieses Ortes ist, mit leicht abgeändertem Namen, vor mehr als neunhundert Jahren nachzulesen. Die Menschen hier im Dorf, insbesondere die Männer, verdienen ihr Geld als Holzfäller, Zimmerer, Harzscharer, Pechsieder und Kienrussbrenner. Alles keine leichten und ungefährlichen Arbeiten. Verletzungen gehören zur Tagesordnung und nicht selten verliert ein Arbeiter dabei sein Leben oder bleibt für den Rest seines Daseins ein Krüppel. Mit der guten medizinischen Versorgung, wie sie auf den Schlössern und Burgen des Adels selbstverständlich ist, kann man das Leben eines Kranken in den Dörfern nicht vergleichen, höchstens mit der Hölle, so es eine Hölle überhaupt geben sollte.

Auch die Kenntnisse eines Baders, der in bestimmten Zeitabständen die Dörfer besucht, reichen nur für kleine Verletzungen und leicht heilbare Krankheiten. Natürlich muß er auch den einen oder anderen kaputten Zahn ziehen und Haare schneiden, aber das beherrscht der Bader gut. Die Schmerzen, die sich die Schwerkranken aus ihren Kehlen schreien, verstummen nicht. Was bleibt ist der Alkohol oder wie es im Volksmund heißt, der Saft des Vergessens. Natürlich gibt es auch das kleine Fünkchen Hoffnung, dass einem der Herr vielleicht zu sich ins Paradies holen könnte? So er möchte?

Das Dorf liegt geschützt in einem kleinen Talkessel und ist von den rauen Nord- und Ostwinden ganz gut geschützt. Großflächige Fichten- und Tannenwälder am Fuße des Thüringer Waldes reichen fast bis an den kleinen Ort heran und lassen die Arbeit für die Holzarbeiter nicht ausgehen.

Auch der Abt aus der nahe gelegenen Wasserburg unterstützt mit seinen üppigen Geldeinnahmen aus dem Wegezoll kleine dörfliche Baumaßnahmen kümmert sich um die Wasserversorgung im Ort und natürlich auch um das Seelenheil seiner Bewohner. Die Ordensburg hier am Ort, denkt Nikolas, wird ihm für die nächsten Tage einen sicheren Aufenthalt bieten. Er war schon mehrmals hier und schätzt die Geborgenheit hinter den schützenden gewaltigen Mauern und das gute und vielseitige Essen. Das Wort „Hunger“ wird in dieser Burg jedenfalls nicht verwendet. Natürlich könnte er im Gasthof hier im Ort übernachten – eigentlich kein Problem. Karl und Hilde, die Gastwirtsfamilie der Schenke, kennt er schon seit vielen Jahren aber, denkt Nikolas, mehr Sicherheit bietet die Burg und Geld braucht er hier auch nicht, um zu schlafen und zu essen.

Der deutsche Ritterorden hat vor gut fünfhundert Jahren sicherlich alles daran gesetzt, die Sicherheit der ach so frommen Bewohner hinter diesen Mauern durch entsprechende bauliche Maßnahmen zu garantieren. Das Verteidigungssystem ist, würde man es mit anderen, ähnlich konstruierten Bauwerken vergleichen, geradezu einzigartig und meisterhaft in seiner Art. Ein sehr breiter und tiefer Wassergraben und komplexe Wallanlagen umschließen die gesamte Burg. Von der Ferne aus betrachtet könnte man meinen, die Festung steht auf einer großen Insel. Hinein in die Wasserburg kommt man nur über eine Zugbrücke und die wird nur herabgelassen, wenn der Gast willkommen ist - selbstverständlich - was sonst? Schwimmend durch den Wassergraben die Burg zu erreichen sollte niemand versuchen, so er an seinem Leben hängt. Die hinter den Mauern postierten Wachen verstehen da keinen Spaß. Unsere Ordensbrüder haben sich ja was gedacht, als sie diesen Steinkoloss bauen ließen. Direkt an der Kupferstraße gebaut, die den Norden Deutschlands mit der Handelsmetropole Venedig verbindet, braucht man sich um laufende finanzielle Einnahmen aus Wegezoll und sonstigen fälligen Abgaben keine Sorgen zu machen, das Geschäft blüht! Jeder der auf dieser Straße seine Waren transportiert, muß an dieser Burg vorbei, ob er will oder nicht. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Nikolas muß sich keine Gedanken darüber machen, nicht eingelassen zu werden. Die Wachen kennen den Mönch und ohne großes Erkennungsprozedere wird die Zugbrücke heruntergelassen. Eilig nimmt er seine Sachen vom Boden auf und macht sich auf den Weg zum Burgherrn, um sich ordnungsgemäß anzumelden. Wenige Minuten später steht er dem Abt der Ordensburg gegenüber und berichtet ihm von seinem Auftrag, den er vor einer Woche vom Erfurter Bischof erhalten hat. Sicherlich froh darüber, dass mit dem Besuch seines Ordensbruders sich eine gute Gelegenheit bietet, aktuelle Informationen und Ereignisse zu erfahren, die derzeit das Land in Atem halten. Er verspürt überhaupt kein Verlangen, vom Strudel der schrecklichen Ereignisse, die das ganze Land bis in die Grundfesten erschüttern, eingefangen zu werden. Ob seine inbrünstigen Gebete zum Herrn erhört werden und Gottes Schutz ihm sicher ist, darauf schwören möchte er nicht. Seine Schwester ist mitsamt der Wachmannschaft erst vor Tagen von einem Soldatentrupp auf grausame Weise getötet worden, bevor sie die rettende Ordensburg erreichen konnten. Seine sorgenvollen Überlegungen werden abrupt unterbrochen, Nikolas steht in der Türe und bittet ihn um ein Gespräch.

„Hast du heute schon unser üppiges Mittagessen probiert, Bruder Nikolas?“ „Nein, ehrwürdiger Vater! Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu, obwohl mein Magen das sicherlich anders sieht oder besser – verspürt.“ „Dann werden wir beide das umgehend nachholen. Ihr seid viel unterwegs und eilt von Dorf zu Dorf, um Gottes Wort zu predigen und den Menschen in ihrer seelischen Not christlichen Beistand zu leisten. Dabei bemerkt ihr sicherlich auch täglich die weltlichen Geschehnisse, die derzeit unser Land in große Unruhe, Angst und Schrecken versetzen und den Menschen das Leben doch sehr schwer machen. Ich habe die große Sorge, Gott hat sich von uns abgewandt. Was meint ihr dazu, Pater Nikolas?“ „Wenn man sieht, wie viele Menschen sich über Gottes Gebote hinwegsetzen als seien sie Luft für sie, würde ich mich nicht wundern, wenn der Herr uns den Rücken zukehrt. Möglicherweise ist es auch eine Prüfung für uns Menschen, die er uns auferlegt in der Erwartung, dass wir sie als solche auch annehmen und sie auch ernst nehmen. Und wenn wir sie schon nicht bestehen können oder wollen, so sollten sich die Menschen doch wenigstens die Mühe geben, etwas daraus zu lernen.“ „Der Herr, mein lieber Nikolas, spricht auch manches Mal in recht diffusen Rätseln. Sicherlich nicht nur, um uns das Leben schwer zu machen – bestimmt nicht.“ „Ich glaube das auch, ehrwürdiger Abt. Wie viel Sorgfalt hat Gott, als er uns erschuf, bei der Schöpfung unseres Gehirns praktizieren müssen. Bestimmt nicht nur deswegen, damit wir uns auf seiner wunderbaren Erde wohlfühlen können, sondern vermutlich auch dafür, dass wir uns bemühen, dass es dabei bleibt und wir uns nicht gegenseitig des lieben Geldes wegen ständig an die Gurgel gehen.“ „Du verwendest zwar, jedenfalls was meine Geisteshaltung betrifft, nicht die richtigen Worte, doch stimme ich dir in der Sache zu. Was würde uns an Leid nicht alles erspart bleiben und wie hingebungsvoll könnten wir doch Gottes mächtiges Werk erfüllen.“ „Verzeiht mir, ehrwürdiger Abt, meine Wortwahl. Der ständige Umgang mit den einfachen Menschen auf dem Land lässt mir keine andere Wahl. Auch finde ich es nicht immer angebracht, den Menschen die heilige Schrift als Wort Gottes vorzulesen. Die Familien brauchen praktischen Beistand. Jedenfalls werde ich jeden Tag damit berührt. Wie sollte Gott für die vielen Menschen und in welcher Sprache über unsere Glaubensgrundlagen geschrieben haben. Tief in meinem Inneren fühle ich Gottes Wort und unser Herr Jesus Christus muß wohl sehr intensiv die Worte seines Vaters gehört haben. Sorgsam und mit viel Geduld sprach er mit den Menschen darüber. Kluge Leute, die der Schreibkunst mächtig waren – so viele gab es um diese Zeit ja nicht, haben dann diese Aussprüche und Lebensweisheiten aus ihrer Sicht aufgeschrieben, damit sie uns für ewig erhalten bleiben.“

„Bruder Nikolas, du bist mit deinen Gedanken nahe an einer Gotteslästerung. Da ich fühlen kann, was du wohl meinen magst und wie fest dein Herz in unserem Herrn ruht, werde ich dir das nicht übel nehmen. Außerdem haben deine Worte auch etwas...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-8448-3247-5 / 3844832475
ISBN-13 978-3-8448-3247-1 / 9783844832471
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