Die beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm (eBook)

nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
204 Seiten
Nexx (Verlag)
978-3-95870-388-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm -  Jacob und Wilhelm Grimm
Systemvoraussetzungen
0,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieses Buch beinhaltet die 28 beliebtesten und schönsten Märchen aus der Sammlung »Kinder- und Hausmärchen«, wie z. B. »Der Froschkönig«, »Hänsel und Gretel«, »Aschenputtel«, »Rotkäppchen« und »Schneewittchen«. Der nexx verlag veröffentlicht Neu- und Wiederauflagen von besonderen Klassikern der Weltliteratur, die bezüglich Rechtschreibung und Lesegewohnheiten aufwändig 'in die Gegenwart geholt' werden, ohne den Text zu verfremden. Erleben Sie das Lesen dieser besonderen Bücher neu oder entdecken Sie die wunderbaren Werke für sich!

nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT



Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) nannten sich bei gemeinsamen Veröffentlichungen, wie zum Beispiel der ihrer weltberühmten Märchen, »Brüder Grimm«. Die Brüder gelten gemeinsam aber auch (zusammen mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke) als »Gründungsväter« der Germanistik.

Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) nannten sich bei gemeinsamen Veröffentlichungen, wie zum Beispiel der ihrer weltberühmten Märchen, »Brüder Grimm«. Die Brüder gelten gemeinsam aber auch (zusammen mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke) als »Gründungsväter« der Germanistik.

Märchen vom einem, der auszog das Fürchten zu lernen


 

Ein Vater hatte zwei Söhne, davon war der älteste klug und gescheit, und wusste sich in alles wohl zu schicken, der jüngste aber war dumm, konnte nichts begreifen und lernen: und wenn ihn die Leute sahen, sprachen sie: "Mit dem wird der Vater noch seine Last haben!" Wenn nun etwas zu tun war, so musste es der älteste allezeit ausrichten; hieß ihn aber der Vater noch spät oder gar in der Nacht etwas holen, und der Weg ging dabei über den Kirchhof oder sonst einen schaurigen Ort, so antwortete er wohl: "Ach nein, Vater, ich gehe nicht dahin, es gruselt mir!" denn er fürchtete sich. Oder, wenn abends beim Feuer Geschichten erzählt wurden, wobei einem die Haut schaudert, so sprachen die Zuhörer manchmal: "Ach, es gruselt mir!" Der jüngste saß in einer Ecke und hörte das mit an, und konnte nicht begreifen was es heißen sollte. "Immer sagen sie es gruselt mir! Es gruselt mir! Mir gruselt's nicht; das wird wohl eine Kunst sein, von der ich auch nichts verstehe."

 

Nun geschah es, dass der Vater einmal zu ihm sprach: "Hör du, in der Ecke dort, du wirst groß und stark, du musst auch etwas lernen, womit du dein Brot verdienst. Siehst du, wie dein Bruder sich Mühe gibt, aber an dir ist Hopfen und Malz verloren." "Ei, Vater," antwortete er, "ich will gerne was lernen; ja, wenn's anginge, so möchte ich lernen, dass mir's gruselte: davon verstehe ich noch gar nichts." Der älteste lachte, als er das hörte, und dachte bei sich: "Du lieber Gott, was ist mein Bruder ein Dummbart, aus dem wird sein Lebtag nichts; was ein Häkchen werden will, muss sich bei Zeiten krümmen." Der Vater seufzte und antwortete ihm: "Das Gruseln, das sollst du schon lernen, aber dein Brot wirst du damit nicht verdienen."

 

Bald danach kam der Küster zum Besuch ins Haus, da klagte ihm der Vater seine Not und erzählte, wie sein jüngster Sohn in allen Dingen so schlecht beschlagen wäre, er wüsste nichts und lernte nichts. "Denkt Euch, als ich ihn fragte, womit er sein Brot verdienen wollte, hat er gar verlangt, das Gruseln zu lernen." "Wenn's weiter nichts ist," antwortete der Küster, "das kann er bei mir lernen; tut ihn nur zu mir, ich werde ihn schon abhobeln." Der Vater war es zufrieden, weil er dachte: "der Junge wird doch ein wenig zugestutzt." Der Küster nahm ihn also ins Haus, und er musste die Glocke läuten. Nach ein paar Tagen weckte er ihn um Mitternacht, hieß ihn aufstehen, in den Kirchturm steigen und läuten. "Du sollst schon lernen, was Gruseln ist," dachte er, ging heimlich voraus, und als der Junge oben war und sich umdrehte und das Glockenseil fassen wollte, so sah er auf der Treppe, dem Schallloch gegenüber, eine weiße Gestalt stehen.

 

"Wer da?" rief er, aber die Gestalt gab keine Antwort, regte und bewegte sich nicht. "Gib Antwort," rief der Junge, "oder mache, dass du fort kommst, du hast hier in der Nacht nichts zu schaffen." Der Küster aber blieb unbeweglich stehen, damit der Junge glauben sollte es wäre ein Gespenst. Der Junge rief zum zweiten Mal: "Was willst du hier? Sprich, wenn du ein ehrlicher Kerl bist oder ich werfe dich die Treppe hinab." Der Küster dachte: "Das wird so schlimm nicht gemeint sein," gab keinen Laut von sich und stand, als wenn er von Stein wäre. Da rief ihn der Junge zum drittenmale an, und als das auch vergeblich war, nahm er einen Anlauf und stieß das Gespenst die Treppe hinab, dass es zehn Stufen hinabfiel und in einer Ecke liegen blieb. Darauf läutete er die Glocke, ging heim, legte sich, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett und schlief fort. Die Küsterfrau wartete lange Zeit auf ihren Mann, aber er wollte nicht wiederkommen. Da ward ihr endlich Angst, sie weckte den Jungen, und fragte: "Weißt du nicht, wo mein Mann geblieben ist? Er ist vor dir auf den Turm gestiegen." "Nein," antwortete der Junge, "aber da hat einer dem Schallloch gegenüber auf der Treppe gestanden, und weil er keine Antwort geben und auch nicht weggehen wollte, so habe ich ihn für einen Spitzbuben gehalten und hinuntergestoßen. Geht nur hin, so werdet Ihr sehen, ob er's gewesen ist, es sollte mir leidtun." Die Frau sprang fort und fand ihren Mann, der in einer Ecke lag und jammerte, und ein Bein gebrochen hatte.

 

Sie trug ihn herab und eilte dann mit lautem Geschrei zu dem Vater des Jungen. "Euer Junge," rief sie, "hat ein großes Unglück angerichtet, meinen Mann hat er die Treppe hinabgeworfen, dass er ein Bein gebrochen hat: schafft den Taugenichts aus unserem Haus." Der Vater erschrak, kam herbeigelaufen und schalt den Jungen aus. "Was sind das für gottlose Streiche, die muss dir der Böse eingegeben haben." "Vater," antwortete er, "hört nur an, ich bin ganz unschuldig: er stand da in der Nacht, wie einer, der Böses im Sinne hat. Ich wusste nicht wer's war, und habe ihn dreimal ermahnt zu reden oder wegzugehen." "Ach," sprach der Vater, "mit dir erleb' ich nur Unglück, geh' mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr ansehen." "Ja. Vater, recht gerne, wartet nur bis es Tag ist, da will ich ausgehen und das Gruseln lernen, so versteh ich doch eine Kunst, die mich ernähren kann." "Lerne was du willst," sprach der Vater, "mir ist alles einerlei. Da hast du fünfzig Taler, damit geh' in die weite Welt und sage keinem Menschen, wo du her bist und wer dein Vater ist, denn ich muss mich deiner schämen." "Ja, Vater, wie Ihr's haben wollt, wenn Ihr nicht mehr verlangt, das kann ich leicht in acht behalten."

 

Als nun der Tag anbrach, steckte der Junge seine fünfzig Taler in die Tasche, ging hinaus auf die große Landstraße und sprach immer vor sich hin: "Wenn mir's nur gruselte! wenn mir's nur gruselte!" Da kam ein Mann heran, der hörte das Gespräch, das der Junge mit sich selber führte, und als sie ein Stück weiter waren, dass man den Galgen sehen konnte, sagte der Mann zu ihm: "Siehst du, dort ist der Baum, wo sieben mit des Seilers Tochter Hochzeit gehalten haben und jetzt das Fliegen lernen; setz dich darunter und warte, bis die Nacht kommt, so wirst du schon das Gruseln lernen." "Wenn weiter nichts dazu gehört," antwortete der Junge, "das ist leicht getan; lerne ich aber so geschwind das Gruseln, so sollst du meine fünfzig Taler haben; komm nur morgen früh wieder zu mir."

 

Da ging der Junge zu dem Galgen, setzte sich darunter und wartete, bis der Abend kam. Und weil ihn fror, machte er sich ein Feuer an; aber um Mitternacht ging der Wind so kalt, dass er trotz des Feuers nicht warm werden wollte. Und als der Wind die Gehenkten gegeneinander stieß, dass sie sich hin und her bewegten, so dachte er, "du frierst unten bei dem Feuer, was mögen die da oben erst frieren und zappeln." Und weil er mitleidig war, legte er die Leiter an, stieg hinauf, knüpfte einen nach dem anderen los, und holte sie alle sieben herab. Darauf schürte er das Feuer, blies es an und setzte sie ringsherum, dass sie sich wärmen sollten. Aber sie saßen da und regten sich nicht, und das Feuer ergriff ihre Kleider. Da sprach er: "Nehmt euch in acht, sonst häng' ich euch wieder hinauf." Die Toten aber hörten nicht, schwiegen und ließen ihre Lumpen fortbrennen. Da ward er bös und sprach: "Wenn ihr nicht Acht geben wollt, so kann ich euch nicht helfen, ich will nicht mit euch verbrennen," und hing sie nach der Reihe wieder hinauf. Nun setzte er sich zu seinem Feuer und schlief ein, und am anderen Morgen, da kam der Mann zu ihm, wollte die fünfzig Taler haben und sprach: "Nun, weißt du was gruseln ist?" "Nein," antwortete er, "woher sollte ich's wissen? Die da droben haben das Maul nicht aufgetan und waren so dumm, dass sie die paar alten Lappen, die sie am Leibe haben, brennen ließen." Da sah der Mann, dass er die fünfzig Taler heute nicht davontragen würde, ging fort und sprach: "So einer ist mir noch nicht vorgekommen."

 

Der Junge ging auch seines Weges und fing wieder an vor sich hin zu reden: "Ach, wenn mir's nur gruselte; ach, wenn mir's nur gruselte!" Das hörte ein Fuhrmann, der hinter ihm her schritt, und fragte: "Wer bist du?" "Ich weiß nicht," antwortete der Junge. Der Fuhrmann fragte weiter: "Wo bist du her?" "Ich weiß nicht." "Wer ist dein Vater?" "Das darf ich nicht sagen." "Was brummst du beständig in den Bart hinein?" "Ei." antwortete der Junge, "ich wollte, dass mir's gruselte, aber niemand kann mir's lehren." "Lass dein dummes Geschwätz," sprach der Fuhrmann, "komm, geh' mit mir, ich will sehen, dass ich dich unterbringe." Der Junge ging mit dem Fuhrmann, und abends gelangten sie zu einem Wirtshaus, wo sie übernachten wollten. Da sprach er beim Eintritt in die Stube wieder ganz laut: "Wenn mir's nur gruselte: wenn mir's nur gruselte!" Der Wirt, der das hörte, lachte und sprach: "Wenn dich danach gelüstet, dazu sollte hier wohl Gelegenheit sein." "Ach schweig stille," sprach die Wirtsfrau, "so mancher Vorwitzige hat schon sein Leben eingebüßt, es wäre Jammer und Schade um die schönen Augen, wenn die das Tageslicht nicht wieder sehen sollten." Der Junge aber sagte: "Wenn's noch so schwer wäre, ich will's einmal lernen, deshalb bin ich ja ausgezogen."

 

Er ließ dem Wirt auch keine Ruhe, bis dieser erzählte, nicht weit davon stände ein verwünschtes Schloss, wo einer wohl lernen könnte was gruseln wäre, wenn er nur drei Nächte darin wachen wollte. Der König hätte dem, der's wagen wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die wäre die schönste Jungfrau, welche die Sonne beschien; in dem Schloss steckten auch große Schätze, von bösen Geistern bewacht, die würden dann frei und könnten einen Armen reich genug machen. Schon viele wären wohl hinein, aber noch keiner wieder herausgekommen. Da ging der Junge am anderen Morgen vor den König und sprach: "Wenn's erlaubt wäre, so wollte ich wohl drei Nächte in dem verwünschten Schloss wachen."...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2021
Reihe/Serie nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
nexx – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
Verlagsort Villingen-Schwenningen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Aschenputtel • berühmtesten • Dornröschen • Erwachsene • Froschkönig • Geschichten • Grimm • Grimms Märchen • Hänsel und Gretel • Hausmärchen • Kinder • Kindermärchen • Märchen • Märchenbuch • Märchenklassiker • Rapunzel • Rotkäppchen • Schneewittchen • schönsten • Sterntaler • Vorlesen
ISBN-10 3-95870-388-7 / 3958703887
ISBN-13 978-3-95870-388-9 / 9783958703889
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 775 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Iris Wolff

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
18,99