Die Rose der Welt (eBook)

Roman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
512 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403283-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Rose der Welt -  Peter Prange
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Paris, an der Sorbonne, der ersten Universität der Welt: 1229 geraten Robert und Paul in den dramatischen Konflikt zwischen Gottesfurcht und der Freiheit des Denkens. Und beide kämpfen um die Liebe derselben Frau. Noch nie wurde vom Anfang unserer Universitäten erzählt wie in diesem großen Roman von Bestsellerautor Peter Prange: mitreißend, authentisch, verblüffend aktuell. »Die Rose der Welt« - so wird im ganzen Abendland die 1229 gegründete Pariser Universität gepriesen. Dorthin streben die Freunde Robert und Paul, der eine, um Karriere als Gelehrter zu machen, der andere, um als Kopist Bücher für den Lehrbetrieb zu produzieren. Am Karneval geraten beide in eine 'Eselsmesse', eine orgiastische Feier der Studenten zur Verhöhnung des Bischofs und der Pfaffen. Ein Tumult bricht aus, Soldaten metzeln die Studenten nieder. Die Folgen erschüttern ganz Frankreich. Die Universität tritt in den Streik, ein Machtkampf beginnt zwischen den Magistern und ihren Studenten auf der einen sowie der Obrigkeit von Kirche und Staat auf der anderen Seite. Im Sturm der entfesselten Mächte muss Robert sich entscheiden: zwischen der Liebe zur Wissenschaft und seiner Karriere - und der Liebe zur schönen Marie, in der er eine Seelenverwandte gefunden hat. Aber Marie ist die Frau seines besten Freundes Paul ...

Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ?Der Traumpalast? ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ?Eine Familie in Deutschland?. ?Das Bernstein-Amulett? wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ?Unsere wunderbaren Jahre? begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ›Der Traumpalast‹ ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ›Eine Familie in Deutschland‹. ›Das Bernstein-Amulett‹ wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ›Unsere wunderbaren Jahre‹ begeisterte in zwei Staffeln ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Auf der Such nach Ostergeschenken? Hier ist eins für alle Wissensdurstigen.

Das Zusatzmaterial (Glossar und Autoren-Nachwort zu den historischen Fakten) rundet den Roman gelungen ab.

Ohne Zweifel ist er einer der besten Autoren historischer Romane unserer Zeit.

Spannend und lehrreich zugleich!

Vor einem gut recherchierten, realen geschichtlichen Hintergrund gelingt Prange ein vielschichtiges und fesselndes Sittengemälde der frühen Wissensgesellschaft

Ein historischer Roman der Extraklasse!

Peter Prange gewährt in seinem Roman nie gesehene Einblicke in das akademische Leben seiner Protagonisten und der Bürger von Paris (…). Wunderbar geistreich.

Mit ›Die Rose der Welt‹ liefert Peter Prange ein ebenso unterhaltsames wie intelligentes Plädoyer für die ›Freiheit des Denkens‹.

1


»Paris«, flüsterte Robert, als spräche er ein verbotenes Wort aus. »Glaubst du, dass wir es wirklich je dorthin schaffen?«

»Das schwöre ich dir bei der Ziege von Père Joseph!«, erwiderte Paul. »Und wenn Paris auf dem Mond läge!«

»Aber wir waren bis jetzt noch nicht mal in Mézières.«

»Weil Monsieur Valmont mich auspeitschen würde, wenn ich einen ganzen Tag lang verschwinde.«

»Aber Paris ist hundertmal weiter weg als Mézières, sagt Abbé Lejeune.«

»Ja, und? Wenn wir erst in Paris sind, kommen wir sowieso nie wieder zurück!«

Seit Jahren hatte es keinen so milden Winter mehr gegeben wie in diesem Jahr. Die Vögel zwitscherten wie im Frühling, und die Luft war so warm und weich, dass Robert und Paul ohne zu frieren auf ihrem »Thron« sitzen konnten, einem Felsvorsprung des Galgenbergs, von wo aus man das ganze Tal überblickte. Die Dorfbewohner mieden den Ort wie die Pest, sie glaubten, dass auf dem Hügel die Geister der Gehenkten spukten, die hier hingerichtet wurden und die der Gemeindeküster Père Joseph am Rande der Richtstätte verscharrte, weil ihre Leichname nicht in geweihter Erde ruhen durften. Paul glaubte nicht an solchen Hokuspokus, und auch Robert fürchtete sich eigentlich nicht vor Geistern, obwohl ihm manchmal schon etwas unheimlich war. Doch die Anziehungskraft des Ortes war größer als jede Angst. Denn im Wurzelwerk der Eiche, an deren Ast die Verurteilten aufgeknüpft wurden und so lange hängen blieben, bis Vögel ihnen die Augen aushackten, bewahrten sie ihren kostbarsten Schatz auf: eine in Wachstuch eingeschlagene Zeichnung von Paris, die Paul auf der letzten Kirchweih von einem betrunkenen Hausierer beim Würfelspiel gewonnen hatte. Das Bild zeigte eine Welt, die sie beide noch nie mit eigenen Augen gesehen hatten, aber nach der sie sich mit einer Inbrunst sehnten, als wäre sie ihre wahre und wirkliche Heimat: eine Stadt, die sich von Horizont zu Horizont erstreckte, ein scheinbar grenzenloses, unüberschaubares Gewimmel von Häusern, Straßen und Plätzen, wo Tausende von Menschen lebten, mit einem breiten, mächtigen Fluss, der eine so riesige Insel umströmte, dass sich darauf inmitten von Burgen und Klöstern eine Kathedrale erhob, deren Türme so hoch in den Himmel ragten, dass sie die Wolken zu berühren schienen … Wann immer Robert sich aus der Werkstatt seines Vaters und Paul vom Frondienst auf dem Gutshof der Valmonts davonstehlen konnte, kamen die zwei hierher, um zusammen das Bild zu betrachten und von ihrem künftigen Leben in der großen, fernen Stadt zu träumen, die sie anzog wie das heilige Jerusalem einen erlösungsuchenden Pilger und die ihnen doch zugleich so unwirklich schien, als läge sie tatsächlich auf dem Mond.

Paul drückte Robert die Zeichnung in die Hand und stand auf. »Allein schon wegen der Weiber will ich dahin«, sagte er und öffnete den Hosenlatz, um sein Wasser abzuschlagen. »Angeblich sind die Pariserinnen so hübsch, dass Gott rot wird, wenn sie zu ihm beten.«

Auch Robert hätte gern seine Blase entleert, um ohne Not die Predigt von Abbé Lejeune zu überstehen, dem sie gleich beim Hochamt ministrieren würden. Doch da er Pauls Neigung kannte, aus jeder Verrichtung einen Wettbewerb zu machen, unterdrückte er seinen Harndrang.

»Kannst du immer nur an Weiber denken?«, fragte er. »Ich dachte, wir wollen nach Paris, um zu studieren!«

»Natürlich«, grinste Paul. »Aber nicht nur die gelehrten Schriften. Primum vivere, deinde philosophari«, zitierte er seinen lateinischen Lieblingsspruch. »Erst leben, dann philosophieren!«

Robert beschloss, das Thema zu wechseln. »Weißt du, wie viel der Grundherr heute für die Messe bezahlt? Drei Écu! Ich war selbst dabei, wie Monsieur Valmont dem Abbé das Geld versprochen hat.«

Paul war so beeindruckt, dass sein Strahl mit einem Schlag versiegte. »Drei Écu? Für eine einzige Messe? So reich möchte ich auch mal sein!«

»Die Messe ist für die Seelen seiner Vorfahren«, erwiderte Robert.

»Ach so!« Paul zuckte die Schultern. »Dann ist es kein Wunder. Die Valmonts waren allesamt Hühnerdiebe und Rosstäuscher. Ohne die Fürbitte der Heiligen würden sie bis zum Jüngsten Tag im Fegefeuer schmoren.«

Robert schaute zu seinem Freund auf. »Was meinst du – kommt man wohl wirklich leichter in den Himmel, wenn jemand eine Messe für einen bezahlt?«

Paul lachte. »Daran glaube ich so fest wie an die unsterbliche Seele der Katze von Mère Moulin.« Er ging kurz in die Knie, um seinen Hosenlatz wieder zu verschließen. »Ach, Robert, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich beneide.«

»Du – mich? Warum denn das?«

»Dein Vater ist Flickschuster, du kannst gehen, wohin du willst, er wird dich nicht daran hindern. Wahrscheinlich ist er sogar froh, wenn er dich los ist, dann hat er ein Maul weniger zu stopfen. Ich dagegen …«

Ohne dass Paul den Satz zu Ende sprach, wusste Robert, was sein Freund meinte. Seit Abbé Lejeune zum ersten Mal von Paris erzählt hatte, träumten sie davon, in die Hauptstadt zu ziehen, um dort die große Schule zu besuchen, die sich Universität nannte und an der angeblich die klügsten Männer der Welt unterrichteten. Im Gegensatz zu dem Abbé, der nach nur einem Jahr das Studium hatte abbrechen müssen, weil ihm das Geld ausgegangen war, wollten Robert und Paul die sieben freien Künste bis zum Ende studieren, damit sie später nicht das armselige Leben ihrer Väter und Großväter führen mussten. Wer in Paris studiert hatte, dem standen Tore offen, zu denen sonst nur weit höher Geborene als sie Zutritt hatten. Abbé Lejeune hatte in der Hauptstadt Söhne von Bauern und Krämern kennengelernt, die Kanzleischreiber, Ärzte oder Notar geworden waren – einer hatte es sogar zum Sekretär eines königlichen Ministers gebracht! Lesen und Schreiben konnten Robert und Paul seit der Erstkommunion, sowohl Französisch wie Latein, Abbé Lejeune hatte es ihnen beigebracht, wie allen Ministranten, die ausreichend Begabung zeigten. Der Unterschied zwischen ihnen beiden war nur, dass, wenn Robert das Dorf verließ, kein Hahn danach krähen würde – sein Vater war zwar arm wie eine Kirchenmaus, doch ein freier Mann. Paul hingegen musste sich vom Leibherrn seines Vaters erst freikaufen, um nach Paris ziehen zu können – zwei Écu verlangte Monsieur Valmont für die Freisprechung eines jeden Bauernjungen, zum Ausgleich für den verminderten Frondienst der Familie.

Vom Kirchturm begann es zu läuten. Die beiden versteckten ihren Schatz wieder im Wurzelwerk der Eiche und machten sich auf den Weg. Abbé Lejeune mochte es gar nicht, wenn seine Ministranten zu spät zum Gottesdienst kamen.

»Vielleicht könnte ich ja erst mal allein nach Paris vorausgehen«, sagte Robert, als sie den Hügel hinab zum Dorfanger liefen.

»Warum zum Teufel das?«

»Um das nötige Geld aufzutreiben.«

»Du?«, fragte Paul verwundert. »Allein? Ohne mich? Wie willst du das denn schaffen?«

Robert genoss es, wenn sein Freund ausnahmsweise mal nicht der Überlegene war. »Erinnerst du dich an die Kopisten, von denen Abbé Lejeune erzählt hat?«

Paul runzelte die Stirn. »Du meinst die armen Teufel, die, statt zu studieren, Bücher abschreiben und die Kopien an reiche Studenten verkaufen oder ausleihen?«

»Abbé Lejeune sagt, das wäre ein einträgliches Geschäft. In ein, zwei Jahren hätte ich das Geld zusammen, und dann kommst du nach.«

»Kommt gar nicht in Frage!« Paul schüttelte den Kopf. »Wenn wir nach Paris gehen, dann nur zusammen. Außerdem, du und ich, wir kopieren keine Bücher – wir schreiben selber welche!«

Die wenigen Worte genügten, und Roberts kurzes Hochgefühl wich wieder jener allzu vertrauten Verzagtheit, die ihn so oft überkam, wenn er und Paul von der Zukunft sprachen. »Du vielleicht«, sagte er leise. »Du wirst später mal Bücher schreiben und ein berühmter Gelehrter werden, wenn Gott will. Aber ich?«

Paul klopfte ihm auf die Schulter. »Du auch, mein Bester. Warum sollen die Klugscheißer in Paris mehr können als du? Verlass dich nur auf mich, dann kannst du alles schaffen – egal, was du willst, sogar Bücher schreiben! Mit mir zusammen brauchst du dafür nicht mal den lieben Gott.« Er stieß ihn in die Seite. »Wer weiß, vielleicht wirst eines Tages auch du ein Magister?«

»Hör auf! Solche Reden bringen Unglück!«

»Warte nur ab, ich werde schon dafür sorgen. Weil, wenn ich erst Universitätskanzler bin, bestimme nämlich ich, wer in Paris unterrichten darf und wer nicht …«

Robert blieb die Luft weg. »Kanzler? Der Universität? Du?«

»Warum nicht?« Paul zuckte die Achseln. »Dem Mutigen gehört die Welt! Und was das Geld angeht, habe ich eine Idee, mit der wir dir die stumpfsinnige Kopiererei ersparen können.« Er schaute sich um, als habe er Angst, dass man sie belauschte. »Du weißt doch«, sagte er so leise, dass Robert ihn kaum verstand, »die steinerne Kirche, die sie in Mézières bauen – angeblich wird die zum Christkönigsfest eingeweiht. Bis dahin brauchen sie dringend Reliquien, um Pilger anzulocken.«

»Ja und?«

»Begreifst du nicht? Wir werden ihnen die Reliquien verschaffen!«

»Wie das denn?« Robert verstand überhaupt nichts mehr. »Sollen wir unter die Kreuzritter gehen?«

»Natürlich nicht.« Paul zog sein Verschwörergesicht. »Du weißt doch, wenn mein Vater und ich für die Valmonts schlachten, müssen wir das Gerippe der Schlachttiere auskochen. Bis kein Fitzelchen Fleisch mehr an den Knochen ist.« Er schaute Robert bedeutungsvoll an.

Der...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2016
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 13. Jahrhundert • Akademische Freiheit • Eselsmesse • Freie Künste • Freiheit • historisch • Karneval • Kirche • Krone • Liebe • Machtkampf • Mittelalter • Notre Dame • Paris • Philosphie • Professor • Scholaren • Scholastik • Sorbonne • Streik • Studenten • Universität • Wissen
ISBN-10 3-10-403283-1 / 3104032831
ISBN-13 978-3-10-403283-2 / 9783104032832
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