Ästhetische Resonanz (eBook)

Zeichen und Schriftästhetik aus Ostasien in der deutschsprachigen Literatur und Geistesgeschichte
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2015 | 1. Auflage
486 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-8470-0359-5 (ISBN)

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Ästhetische Resonanz -  Arne Klawitter
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Die Studie betritt und erschließt sowohl in ihrem Gegenstandsbereich als auch in methodologischer Hinsicht literaturwissenschaftliches Neuland. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung deutschsprachiger Schriftsteller mit den für sie unlesbaren chinesischen Schriftzeichen entwickelt sie den Begriff der »ästhetischen Resonanz« und erforscht die Präsenz und Funktion chinesischer Schriftzeichen in der deutschen Literatur- und Wissenschaftsgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Sie fragt, welche Inspirationen die deutschsprachige Literatur aus der Begegnung mit diesen Schriftzeichen und poetischen Formen erhalten hat, was dann exemplarisch an Werken von Ludwig August Unzer, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Rückert, Yvan Goll, Albert Ehrenstein, Max Dauthendey und Max Kommerell aufgezeigt wird. Mit dem methodisch-theoretischen Ansatz der ästhetischen Resonanz wird der literaturwissenschaftlichen Forschung ein ganz neues Untersuchungsfeld eröffnet und definiert, in dem sprachliche Zeichen nicht mehr primär nach ihrem Sinngehalt oder ihrer signifikanten Struktur befragt werden, sondern nach ihrer affektiven und ästhetischen Wirkung. Für deren Analyse wird mit dem Konzept einer post-semiotischen Resonanzästhetik ein Ausgangspunkt geschaffen und zur Diskussion gestellt, von dem aus das vermeintlich Unlesbare diskursiv lesbar wird. This book opens up a new field of study in respect to the object of inquiry as well as in respect to its methodology. It develops the concept of 'aesthetic resonance' departing from encounters with illegible Chinese graphic characters as documented in the works of German scholars and poets such as Ludwig August Unzer, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Rückert, Yvan Goll, Albert Ehrenstein, Max Dauthendey, or Max Kommerell. This methodological-theoretical approach based on the concept of aesthetic resonance will suggest a form of analysis that is no longer oriented towards the meaning of signs but, in taking serious the bewilderment and fascination these Chinese characters caused, towards their aesthetic effects. It constitutes nothing less than a post-semiotic aesthetic that deciphers the Unreadable discursively.

Prof. Dr. Arne Klawitter studierte Germanistik, englische und nordamerikanische Literatur sowie Philosophie an der Universität Rostock mit Studienaufenthalten in Glasgow, Berkeley und Nantes und wurde 2001 mit einer Arbeit über Michel Foucaults Literaturontologie promoviert. Von 2008 bis 2013 war er Associate Professor an der Universität Kyoto. Nach der Habilitation 2012 in Münster trat er im Frühjahr 2013 eine Professur für Neuere deutsche Literatur an der Waseda-Universität in Tokyo an.

Prof. Dr. Arne Klawitter studierte Germanistik, englische und nordamerikanische Literatur sowie Philosophie an der Universität Rostock mit Studienaufenthalten in Glasgow, Berkeley und Nantes und wurde 2001 mit einer Arbeit über Michel Foucaults Literaturontologie promoviert. Von 2008 bis 2013 war er Associate Professor an der Universität Kyoto. Nach der Habilitation 2012 in Münster trat er im Frühjahr 2013 eine Professur für Neuere deutsche Literatur an der Waseda-Universität in Tokyo an.

Title Page 3
Copyright 4
Table of Contents 7
Body 13
Vorbemerkung 13
Einleitung: Sprachenlosigkeit 15
Das Reich der stummen Zeichen 15
Motiv und Motivation 19
Problem 24
Gegenstandsbereich 26
Methode 29
I. Vorüberlegungen zu einer Ästhetik des Diversen 33
Ästhetische Diversität 33
Xu Bings Zeicheninstallationen und ihre Indexfunktion 35
1. Figurationen des Nichtdiskursiven 38
Das Sagbare und das Sichtbare 38
Zeichen als ontologische Hinweise 39
Die reine Spur der Schrift 42
Der Diskurs über das Nichtdiskursive und das Unsagbare im Sichtbaren 46
Das Andere als das Nicht-Diskursivierte 48
Exkurs zur Genealogie der Zeichen 50
2. Konzepte affizierender Ästhetik: Atmosphäre und Resonanz 57
Suche nach einem neuen Leitbegriff 57
Atmosphären als „ergreifende Gefühlsmächte” 58
Aura und Aisthesis 60
Die subjektive Bedingtheit der Atmosphäre 62
Der Resonanzbegriff 66
›Stimmungen lesen‹ 69
Vom Resonanz- zum Gedächtnisraum 73
Die Brechung der Signifikanz 76
Resonanz und Staunen bei Xu Bing 78
II. Grundzüge der Resonanzästhetik 81
3. Zeichenresonanz. Fiktionalisierungen unleserlicher Zeichen 81
Die Diskursivität unleserlicher Zeichen 81
Fiktionale Schriftblindheit in der Romantik 84
Pragmatische Schriftblindheit bei Goethe 89
Analytische Schriftblindheit in der Graphologie 93
Exotisierte Schriftblindheit in der Fremde 98
Die affektive Fernwirkung der Zeichen 101
Vor der Lesbarkeit der Zeichen 105
Anzeichen einer unscheinbaren Ästhetik 110
4. Ästhetische Resonanz. Gedämpfter Nachklang und fader Geschmack 114
Die Fadheit als höchster möglicher Geschmack 115
Diskrete Signifikation 117
Figurationen des Blassen/Faden 122
Der Nachklang 123
Fadheit in der Malerei 126
Gemalte ›Land-Schriften‹ und poetische Zeichen-Landschaften 131
Das Problem der Übersetzung 135
Die Tragweite des Sinns 137
Das Vermögen der Fadheit 140
Der diskursive Status der Fadheit 144
5. Poetische Resonanz. Der Modus der Anregung 147
Die drei Mittel des dichterischen Ausdrucks 148
Die ›allusiv-anspielende Anregung‹ als diskursiver Modus 154
Allusive Indikation 159
›Verbergen und Auffallen‹ 162
Äußere Natur und innere Gestimmtheit 166
Insinuierter Diskurs: Fortschreiten auf Umwegen 168
Die Resonanzwirkung als Untersuchungsgegenstand der Literaturforschung 172
Exkurs zur Klangiteration: Wenn einander fremde Zeichen sich im Klang berühren 174
III. Der Reflex ostasiatischer Ästhetik in der deutschen Literatur 179
Der Orient als Resonanzraum in der deutschen Dichtung des 18. und 19. Jahrhunderts 179
6. Klangresonanz. Unzers poetische Experimente 182
Der „Buchstabe Kang” 182
Weder konfuzianische Staatsphilosophie noch moralische Aufklärung 186
Die zeitgenössische Kritik und ihr blinder Fleck 195
Inszenierungen einer fernen Ästhetik 198
Deutsche Verse auf chinesischem Seidenpapier 203
Fehlendes Verständnis und mangelnde Resonanz 212
7. „Entlegener Stil” und nahe Ferne. Ausdrucksformen des Exotismus beim späten Goethe 217
Goethe und die Chinoiserien des Rokoko 217
Goethes chinesische Alterslyrik 221
Der „entlegene Stil” als Mittel zur Entrückung der Person 224
Die Kühle des Mondlichts im Herzen der Sichtbarkeit 230
Nahe Ferne. Goethes „luftiger” Exotismus 233
Die Epoche der Weltliteratur ist an der Zeit 236
8. Wohltönende Ferne. Rückerts Nachbildungen orientalischer Dichtungen 240
„Die Geister der Lieder” 241
Die „poetische Wünschelruthe” des ›wahren‹ Dichters 245
Weltliteratur und Weltpoesie 251
Rückerts Ideal einer poetischen Endosmose 253
Dichtung im orientalischen Geschmack 256
Übersetzung als Expropriation 259
Wie man chinesisch dichtet, ohne Chinesisch zu verstehen: Umdichtungen in der Nachfolge Rückerts 265
9. Funktions- und Formerweiterungen in der frühmodernen deutschsprachigen Dichtung 271
Die Konzept-Übersetzung 272
„Schmutziger Weltstaub”. Ehrenstein nach dem Ersten Weltkrieg 277
Vom epigrammatischen Dreizeiler zum deutschen Haikai 282
„Komprimierte Kunstpillen”. Moderne Haikais von Yvan Goll 287
10. Indikative Resonanz. Kommerells Poesie mit gleichsam chinesischem Pinsel 293
Offenheit für das Andere 294
Das Durchscheinende und das Umschließende 298
Auflösung und Übergang 304
Auffüllung und Entleerung 310
Die ›geistige Resonanz‹ 312
Der Pinselstrich als Geste 315
Gebärde und Index 316
Die Verflüchtigung des Bildes 319
IV. Transkulturelle Resonanzen 323
Exkurs zur Geometrie der offenen Grenze 323
11. Klangexperimente um 1900. Dauthendeys poetische Klangiterationen 325
Poetisch-philosophische Klangkammern 326
Fernöstliche Klangiterationen 330
Reim, Assonanz und Klangaura 335
Der Klang als Körpererlebnis 340
12. Affektive Resonanzräume. Dauthendeys ästhetisiertes Japan 345
Das Bild hinter dem Bild 345
Nuancierte Wahrnehmung 348
Landschaft als ein resonanter Wahrnehmungsraum 350
Dauthendeys anderer Exotismus 356
13. Diskursive Resonanzen. Chinesische Schriftzeichen im Lichte der Bilderschrifttradition 362
Fremde und verfremdete Zeichen 362
Heilsgeschichtliche Schrifthalluzinationen bei Athanasius Kircher 369
Zeichenkombinatorik und Universalsprache 386
Der Druck chinesischer Zeichen 397
14. Exkurs: Die poetische Resonanz chinesischer Ideogramme bei Ezra Pound 402
Etym-Imaginationen 403
Die „Bild-Kurzschrift” und die drei Poeias 409
Verdichtete Ansichten. Das ›Sieben Seen-Canto‹ 414
Die ideogrammatische Methode in den späteren Cantos 420
15. Die Ästhetik der Resonanz 428
Die Lesbarmachung unleserlich-unlesbarer Zeichen bei Xu Bing 428
Der Resonanzraum der Square Word Calligraphy 430
Neue Lesbarkeiten 435
Diversität des Sinns 437
Allusive Resonanzen in der modernen deutschen Dichtung 438
Für eine Ästhetik der Resonanz und Diversität 441
Siglen 443
Literaturverzeichnis 445
Abbildungsnachweise 475
Farbtafeln 479
Abbildungen zur Einleitung 479
Abbildungen zu Kapitel 3 483

Erscheint lt. Verlag 28.10.2015
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
Schlagworte Kulturwissenschaft • Literaturwissenschaft • Sprachwissenschaft
ISBN-10 3-8470-0359-3 / 3847003593
ISBN-13 978-3-8470-0359-5 / 9783847003595
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