Blut und Seide (eBook)

Roman

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(Autor)

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2015 | 1. Auflage
832 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42937-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blut und Seide -  Marita Spang
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Ein kluger und spannender historischer Roman über Recht und Unrecht im Mittelalter - Die Gesamtausgabe von 'Blut und Seide' Das Jahr 1260. Der junge Simon wird nach dem Raubmord an seinen Eltern als Ziehsohn des Grafen Johann von Sponheim zum Ritter ausgebildet. Heinrich, Johanns jüngerer Bruder, schikaniert ihn von Anfang an. Simon ist machtlos, als die Frau, die er liebt, zur Ehe mit Heinrich gezwungen wird. Verbittert verlässt er die Heimat und kämpft mit dem Habsburger König Rudolf gegen dessen Rivalen Ottokar von Böhmen. Doch die Intrigen der Mächtigen stoßen ihn ab. Als Heinrich nach Simons Rückkehr eine Fehde gegen seinen Bruder Johann anzettelt, stehen sich die beiden Todfeinde urplötzlich auf dem Schlachtfeld gegenüber. Ein großer Roman über das Fehdewesen und die Stellung der Frau im Mittelalter

Marita Spang hat in Psychologie promoviert und arbeitet heute als selbstständige Beraterin überwiegend in der freien Wirtschaft. Sie ist Jahrgang 1959 und wuchs in Trier auf. Die Historie ist ihre ganz große Leidenschaft. Bereits für ihren Debütroman Hexenliebe wurde sie mit dem Literaturpreis Goldener Homer ausgezeichnet. Ihr nächster Roman Blut und Seide, der im November 2015 erschien, fand noch mehr begeisterte Leser. Marita Spang lebt mit ihrer Familie in einem beschaulichen Weinort.

Über die Autorin Marita Spang hat in Psychologie promoviert und arbeitete viele Jahre hauptberuflich als selbstständige Beraterin überwiegend in der freien Wirtschaft. Heute konzentriert sie sich fast ausschließlich aufs Schreiben. "Blut und Seide" ist der zweite historische Roman der Autorin. Für ihren Debütroman "Hexenliebe" erhielt sie den Homer-Preis 2015 für den besten historischen Roman in der Kategorie "Beziehungen und Gesellschaft". Es folgten zwei weitere historische Romane: "Die Frauenburg" und "Die Rose des Herzogs". Die Autorin lebt mit ihrem Mann in einem beschaulichen Weinort. Mehr über die Autorin finden Sie unter www.maritaspang.de.

Teil 1:

Aufmarsch


Kapitel 1


Die Kauzenburg in Kreuznach, Sommer 1262

Die Angst schnürte ihm den Atem ab. Eiserne Klauen legten sich um seine Brust und drohten ihn zu ersticken. Vor seinen geschlossenen Augen tanzten rote Flecken. Sein Herz raste, das Blut rauschte in seinen Ohren. Kalter Schweiß bedeckte seinen ganzen Körper.

Hilflos presste sich Simon enger in die Mauernische, als die Geräusche von allen Seiten über ihn hereinbrachen. Rufe, Schmerzensschreie, Waffengeklirr. Er barg den Kopf tief in den Armen und senkte ihn zwischen die Knie. Die spitzen Mauervorsprünge stachen schmerzhaft in seinen Rücken.

Er zwang sich, tiefer und ruhiger zu atmen, wie es ihm sein Ziehvater Johann gezeigt hatte, nachdem er ihn schreiend aus der dunklen Vorratskammer befreit hatte, in die Simon von Heinrich gelockt worden war. Wie dumm von ihm, erneut auf den Schurken hereinzufallen. Der Zorn überflutete Simon wie eine Woge und wusch die Beklemmung für einen Moment mit sich fort.

Nicht lange genug, um ihm die Angst vor der Dunkelheit und den unheimlichen Geräuschen zu nehmen, die in seinen Ohren dröhnten. Aber lange genug, um sich zu erinnern.

»Die schwarz-weiße Katze hat im Weinkeller gejungt. Wenn du willst, zeige ich dir ihren Wurf. Sobald der Burgvogt ihn entdeckt, werden die Kleinen alle im Brunnen ertränkt. Vielleicht erlaubt dir mein Bruder ja, eins zu behalten.« Das Angebot war allzu verlockend gewesen. Dennoch hatte Simon gezögert. Heinrich war in der Regel nicht zu trauen.

»Oder bist du nicht mannhaft genug, in den Keller zu steigen?« Der Spott klang Simon noch immer in den Ohren. Er hatte an die Rede seines Ziehvaters gedacht, nachdem Heinrich ihn das letzte Mal eingesperrt hatte. »Ich habe meinen jüngeren Bruder gezüchtigt und ihm alsdann einen Eid abgenommen, dich liebevoll zu behandeln, wie es sich geziemt. Er bereut seine Tat aus ganzem Herzen. Du kannst ihm also nunmehr vertrauen.«

Simon war zwar nicht überzeugt gewesen, aber er kannte den Ort, an den Heinrich ihn heute führen wollte. Die Treppe in den Keller mit seinen mächtigen Fässern wurde wie dieser selbst bei Tag und Nacht von Fackeln erhellt, die in eisernen Halterungen an den Wänden des tonnenförmigen Gewölbes steckten. Sein Ziehvater hatte ihn des Öfteren hierhin mitgenommen, um ihm die Angst vor düsteren Orten zu nehmen, die Simon befiel, seitdem er denken konnte. Es gab eine Menge davon in der Kauzenburg, die sich mächtig über den Weinbergen von Kreuznach erhob, dem Wohnsitz der Grafen von Sponheim.

Und weil er sich vor dem fünf Jahre Älteren nicht hatte lächerlich machen wollen, war er ihm zwar misstrauisch, aber tapfer nach unten gefolgt.

Doch Heinrich hatte ihn wieder getäuscht. Kaum hatte Simon die Tür zum Weinkeller geöffnet, stülpte er ihm von hinten einen Mehlsack über den Kopf und stieß ihn brutal hinein, so dass er zu Boden fiel. Noch während er sich hilflos aufrappelte, hörte er, wie Heinrich laut lachend die schwere Eichentür zuwarf und verriegelte. Als Simon sich endlich aus dem stinkenden Sack befreit hatte, umgab ihn undurchdringliche Finsternis. Sein Schreien und Klopfen hatte ihm nur eine schmerzende Kehle und blutige Fingerknöchel eingetragen. Und dann hatte ihn wieder die Angst gepackt …

Vorsichtig streckte Simon die verkrampften Glieder und öffnete die Augen. Heinrich musste den Streich von langer Hand geplant haben, denn Johann von Sponheim war gestern Morgen nach Burg Dill aufgebrochen, die zu seinen Besitztümern zählte. Vor morgen Abend würde er nicht zurückkehren.

Niemand würde den Weinkeller während seiner Abwesenheit betreten. Margarete von Sponheim, des Grafen verwitwete Mutter, lebte seit dem Tod ihres Gatten wie eine Einsiedlerin inmitten des geschäftigen Treibens auf der Burg und ernährte sich nahezu ausschließlich von Gemüse, Wasser und Brot.

Wieder griffen die Klauen der Angst nach ihm. »Ruhig Blut«, mahnte Simon sich selbst und tastete umher. Dann versuchte er, sich an das zu erinnern, was ihm sein Ziehvater noch vor wenigen Tagen über den Keller erzählt hatte. »Die Kauzenburg ist tief in den Berg gebaut. Dieses Gewölbe liegt zur Gänze unter der Erde. Hierhin können wir fliehen, wenn die Burg einmal erobert wird und die Feinde in den inneren Burghof eingedrungen sind. Am hinteren Ende gibt es einen geheimen Gang, verborgen in einer Nische rechter Hand. Er lässt sich nur kriechend durchqueren, doch er führt unter den Mauern hindurch geschützt in den Bergfried.«

Etwas krabbelte über Simons Hand. Der kaum fünfjährige Junge zuckte vor Ekel zurück. Die schwarzen Spinnen, die hier unten hausten, konnten so groß wie sein Handteller werden. Er musste hier heraus, koste es, was es wolle.

Vorsichtig stand er auf und tastete sich Fass um Fass in den hinteren Teil des Gewölbes. Mit seiner Angst und dem Rauschen des Blutes in seinen Ohren kamen auch die Töne der Hölle wieder zu ihm zurück. So hatte Simon den infernalischen Lärm genannt, der ihn in seinen Alpträumen und an stockdunklen Orten regelmäßig heimsuchte. Stimmen brüllten sich etwas zu, eine Frau schrie schrill in höchster Todesnot. Doch Simon konnte niemals sehen, was gerade geschah. Alles um ihn herum blieb schwarz.

Die Amme war totenblass geworden, als sich ihr der kleine Junge anvertraut hatte, nachdem sie den Tobenden aus einem Alptraum geweckt hatte. Sie schlug das Kreuz über ihm. »Bete ein Paternoster, mein Kind, wenn du dieses Getöse hörst. Es stammt nicht von dieser Welt.«

Unwillkürlich bewegten sich Simons Lippen auch jetzt im Gebet. Der Rat der Nährmutter zeitigte einmal mehr Wirkung. Wenn er sich auf die vertrauten Worte und seinen Weg konzentrierte, wurden die Geräusche zu einem dumpfen Gemurmel. Endlich ertasteten seine Finger die Wand am Ende des Gewölbes. Er wandte sich nach rechts und ließ sich auf die Knie hinab.

Schon nach wenigen Ellen fand er den Gang. Es war so finster, dass er die Hand nicht vor Augen sehen konnte. Unablässig betend krabbelte er hinein. Vorsichtig schob er sich voran und merkte rasch, dass der Gang leicht, aber beständig abfiel. Ab und an machte er eine Biegung, und Simon schlug sich Fingerknöchel oder Stirn hart am Mauerwerk an. Schon bald hatte er jede Orientierung verloren.

Schließlich packte ihn Verzweiflung. Vielleicht führte dieser Weg ja nirgendwo hin. Vielleicht hatte er seinen Ziehvater falsch verstanden. Mit der Zunge fing er die salzigen Tränen auf, die ihm unwillkürlich über die Wangen liefen. Doch er kroch weiter.

Endlich schimmerte in der Ferne ein schwaches Licht. Mit neuem Mut strebte Simon darauf zu und erreichte nach einer Weile den Fuß einer engen Stiege, die sich in schmalen Kurven nach oben wand. Kaum handbreite Schießscharten warfen das erste Licht, das Simon seit Stunden gesehen hatte, auf die Stufen. Er richtete sich auf und eilte die Treppe hinauf, so schnell es seine wunden Glieder erlaubten.

Nur kurze Zeit später schnürte ihm bittere Enttäuschung die Kehle zu. Er stand vor einer niedrigen Holztür. Sie war verschlossen. Wieder hörte niemand sein verzweifeltes Rufen und Klopfen. Tränenüberströmt sah er sich um.

Knapp fünf Fuß über ihm ließ ein kleiner Mauerdurchbruch das abendliche Dämmerlicht einfallen. Mit letzter Kraft zog Simon sich an der schartigen Mauer empor, der Schnitte und Kratzer nicht achtend, die seine blutigen Hände und Füße noch mehr aufschürften.

Endlich erreichte er den Sims. Die Mauer war so dick, dass er sich bäuchlings in seiner ganzen Länge durch die Öffnung zwängen konnte. Schließlich sah er durch den verengten, kaum einen Fuß breiten Spalt hinaus. Die ersten Sterne blinkten am wolkenlosen Himmel. Tief unter sich konnte er die Weinstöcke erkennen, die am Fuße der Kauzenburg wuchsen. Kein Mensch war zu sehen. Auf einmal spürte er seine Erschöpfung.

»Hilfe, so helfe mir doch jemand.« Seine Stimme war mittlerweile so heiser, dass sie sich wie das Krächzen eines Raben anhörte. Er verspürte brennenden Durst. Weit und breit rührte sich nichts.

Stöhnend vor Schmerz kroch Simon zurück, drehte seinen zerschundenen Körper in der engen Öffnung, schob sich dann auf dem Bauch mit den Füßen voran und zwängte sich durch den Spalt, bis er endlich mit den Beinen halb über der Mauer hing. Mit den Füßen suchte er Halt an den Mauervorsprüngen. Schließlich schwebte er mit seinem ganzen Gewicht über dem Abgrund, seine Fußspitzen in die Steinspalten geklemmt, seine blutigen Finger um die glatte obere Mauerkante geklammert. Er spürte, wie ihn seine Kräfte verließen.

»Heilige Jungfrau, beschütze mich«, murmelte er mit verkrusteten Lippen. Dann stieß er sich ab und sprang rücklings in die Tiefe hinab.

 

»So kann es nicht weitergehen, verehrte Frau Mutter.« Graf Johann von Sponheim konnte den Ärger in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Diesmal hätte Heinrichs Bubenstreich, wie Ihr seine Missetat zu nennen beliebt, Simon das Leben kosten können.«

Margarete von Sponheims Augen füllten sich mit Tränen. Doch dieses Mal ließ sich Johann vom Schmerz seiner Mutter nicht berühren. Sie hatte seinen um siebzehn Jahre jüngeren Bruder, ihr letztes Kind, schon zu Lebzeiten des Vaters viel zu sehr verzärtelt.

»So schlage vor, was nun zu tun ist, mein Sohn.« Sie sprach so leise, dass Johann sie kaum verstand. Noch bevor er antworten konnte, fuhr sie fort. »Ehe du Heinrich weiter so schwer bestrafst, dass er Schaden an Leib und Seele zu nehmen droht, sage mir, was du im Sinn hast.«

Johann biss sich auf die Lippen. Simon war noch immer nicht aus dem Zustand der Bewusstlosigkeit erwacht, in dem ihn die Burgwachen am frühen Morgen...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 13. Jahrhundert • Bad Kreuznach • Christina von Katzenelnbogen • Eberhard von Katzenelnbogen • Eifersucht • Fehde • Heinrich von Sponheim • Historische Romane • Historische Romane Deutschland • historische romane mittelalter • Johann von Sponheim • Liebe • Ottokar von Böhmen • Rivalen • Romane Mittelalter • Rudolf von Habsburg • Schlacht • Simon von Montfort • verbotene • Verbotene Liebe • Ziehsohn
ISBN-10 3-426-42937-3 / 3426429373
ISBN-13 978-3-426-42937-2 / 9783426429372
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5 Fiktion und Wahrheit gut vereint

von (Oberhausen), am 09.02.2016

In ihrem historischen Roman Blut und Seide verquickt die Autorin Marita Spang belegte Geschichte zusammen mit gut recherchierter Fiktion. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Leben von Simon von Montfort, der seine Eltern früh durch einen Überfall verloren hat. Aufgewachsen bei einem Ziehvater reift er über verschiedene Stationen zu einem edlen und tapferen Ritter heran. Natürlich darf die Liebe in solch einem Roman nicht fehlen und so verliebt sich Simon in die Tochter seines Dienstherren. Diese Liebe bleibt aufgrund verschiedener Umstände erst einmal unerfüllt und Christina muss sich mit dem brutalen Heinrich vermählen. Das Leben von Simon wird begleitet von Michel einem Metzgerssohn aus Kreuznach dessen Geschichte belegt ist.

Marita Spang versteht es die damalige Zeit mit den politischen und gesellschaftlichen Details lebendig werden zu lassen und lässt auch die Grausamkeiten dieser Zeit nicht außen vor. Auch die Rechte und Pflichten der Frauen zu dieser Zeit werden gut beleuchtet und der Leser erhält einen guten Einblick in damalige Verhältnisse. Ein Glossar über Personen und damals gebräuchliche Worte und Gegenstände vervollständigen die Informationen die notwendig sind um die Geschichte gut zu verstehen.

Mit hat der Roman sehr gut gefallen und die Charaktere wurden gut gezeichnet, egal ob es um die Guten oder Bösen geht. Wobei sie meist geprägt sind durch die damaligen Verhältnisse. Insgesamt hat mir der Roman viele interessante und gute Lesestunden bereitet. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, die Spannungsbögen gut geschlagen und die Autorin verzichtet auch auf langatmige oder langweilige Zeilenfüller.
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