Der Pfadfinder (eBook)

Roman. Vollständige Gesamtausgabe. nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
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2022 | 2. Auflage
348 Seiten
Nexx (Verlag)
978-3-95870-379-7 (ISBN)

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Der Pfadfinder -  James Fenimore Cooper
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»Der Pfadfinder« (Originaltitel »The Pathfinder«) ist der chronologisch dritte Band des fünfteiligen Lederstrumpf-Zyklus. Die Geschichte spielt in den späten 1750er Jahren während des Franzosen- und Indianerkriegs am Ontario-See und erzählt die Abenteuer von Waldläufer Natty Bumppo, genannt Pfadfinder, seinem Freund, dem Mohikaner Chingachgook, englischen Soldaten und Frauen im Fort, Häuptling Pfeilspitze und seiner Frau Junitau. Und es ist ein Verräter unter ihnen ...

Auch die anderen Bände der Lederstrumpf-Romane sind im nexx verlag erschienen.

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nexx classics - WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT



Angaben zur Person: James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Sein umfangreiches Werk umfasst zahlreiche historiografische Werke, Essays und Satiren über Amerika wie Europa. Besonders bekannt sind bis heute seine fünf »Lederstrumpf«-Romane.

James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Sein umfangreiches Werk umfasst zahlreiche historiografische Werke, Essays und Satiren über Amerika wie Europa. Besonders bekannt sind bis heute seine fünf »Lederstrumpf«-Romane.

Erstes Kapitel


 

Es ist keinem Auge fremd, in welch enger Verbindung das Erhabene mit dem Unermesslichen steht. Die tiefsten, die umfassendsten und vielleicht die reinsten Gedanken erfüllen die Phantasie des Dichters, wenn er in die Weiten eines unbegrenzten Raumes schaut. Selten erblickt man zum ersten Mal die endlose Fläche des Meer es mit Gleichgültigkeit, und selbst in der Dunkelheit der Nacht findet die Seele eine Beziehung zu der Größe, die unzertrennlich von Bildern zu sein scheint, die die Sinne nicht in Rahmen zu fassen vermögen. Mit solchen Gefühlen der Bewunderung und Ehrfurcht, den Sprösslingen des Erhabenen, blickten die verschiedenen Personen, mit denen die Handlung dieser Erzählung beginnt, auf die vor ihren Augen liegende Szene. Die Gesellschaft bestand aus zwei Männern und zwei Frauen, die, um eine freiere Aussicht auf ihre Umgebung zu gewinnen, einen Haufen Bäume zu ersteigen versuchten, die der Sturm umgestürzt hatte. Man nennt solche Stellen in jenen Gegenden Windgassen, und da nur an solchen das Tageslicht in die dunklen, dunstigen Wäldergründe zu dringen vermag, so bilden sie eine Art von Oasen in der feierlichen Dunkelheit der jungfräulichen Wälder Amerikas.

 

Die genannte Windgasse lag auf einer sanften Ansteigung, die nur unbedeutend war, aber dem Besteiger eine weithin reichende Aussicht darbot, deren sich Wanderer in den Wäldern nur selten erfreuen können. Weil die Gasse auf einem Hügel lag und weil sich die Waldlücke abwärts zog, hatte das Auge ungewöhnliche Vorteile. Die Physiker haben es bis jetzt noch nicht vermocht, das Wesen der Kräfte zu ergründen, die so oft Stellen auf die beschriebene Weise verwüsten, und sie haben es bald in den Wirbelwinden, die auf dem Meer die Wasserhosen erzeugen, bald in plötzlichen und heftigen Durchzügen elektrischer Strömungen zu finden geglaubt. Wie dem übrigens sei: Die Erscheinung selbst ist eine in den Wäldern wohlbekannte Tatsache. Am oberen Saum der genannten Waldlücke hatte jener unsichtbare Einfluss Baum auf Baum in einer Weise aufgetürmt, dass nicht nur die Männer imstande waren, sich etwa 30 Fuß über den Boden zu erheben, sondern dass sich auch die furchtsameren weiblichen Genossen durch einige Nachhilfe und Ermutigung zur Teilnahme veranlassen ließen. Die ungeheuren Stämme, die von der Gewalt des Sturmes zerbrochen und fortgetrieben waren, lagen wie Strohhalme übereinander, indes sich die Zweige mit den duftenden, welkenden Blättern ineinander verflochten und den Händen hinreichende Anhaltspunkte boten. Ein Baum war vollkommen entwurzelt und das untere Ende zuoberst gekehrt, so dass es mit der in den Wurzelzwischenräumen befindlichen Erde für unsere vier Abenteurer eine Art von Gerüst bildete, als sie die gewünschte Höhe erreicht hatten.

 

Diese Leute waren Reisende in der Wildnis, denen man auch unter anderen Verhältnissen angesehen haben würde, dass ihren früheren Gewohnheiten und ihrer wirklichen gesellschaftlichen Stellung vieles von den Bedürfnissen der höheren Stände fremd geblieben war. Wirklich gehörten auch zwei von der Gesellschaft, ein Mann und eine Frau, zu den eingeborenen Eigentümern des Bodens; sie waren Indianer aus dem bekannten Stamm der Tuscaroras. Das dritte Glied der Gesellschaft trug die Eigentümlichkeiten und Merkmale eines Mannes, der seine Tage auf hoher See zugebracht hatte und, wenn er anders auf irgendeine Stellung Anspruch machen konnte, keine viel höhere als die eines gemeinen Seemanns einnahm. Sein weiblicher Gefährte war ein Mädchen aus einer nicht viel höheren Klasse als die seine, obgleich ihr die Jugend, das Anmutige ihrer Gesichtsbildung und eine bescheidene, aber ausdrucksvolle Miene den Charakter des Verstandes und jener Verfeinerung aufprägten, die so viel zu der Hebung weiblicher Reize beiträgt. Augenblicklich leuchteten in ihrem dunkelblauen Auge die erhabenen Gefühle, die das großartige Schauspiel in ihr erzeugte, und ihr angenehmes Gesicht zeigte jenen Ausdruck des Nachdenkens, mit dem alle tiefen Gemütsbewegungen, obgleich gerade sie das größte Vergnügen gewähren, die Gesichtszüge geistvoller und gedankenreicher Personen beschatten.

 

Und wahrlich, die Szene war hinreichend geeignet, einen tiefen Eindruck auf die Phantasie des Beobachters zu machen. Das Auge streifte gegen Westen, wo allein die Aussicht frei war, über ein Meer von Blättern, das in dem wechselnden, lebhaften Grün einer kräftigen Vegetation prangte, beschattet von den üppigen Farben des zweiundvierzigsten Breitengrades. Die Rüster mit ihren zierlichen, hängenden Zweigen, die Vielfalt des Ahorns, am meisten aber die edlen Eichen der amerikanischen Urwälder mit den breitblättrigen Linden, bildeten durch die Verschlingung ihrer Wipfel einen breiten, endlosen Blätterteppich, der sich gegen Abend hinzog, bis er den Horizont begrenzte und sich mit den Wolken mischte, ähnlich den Wellen des Ozeans, die sich am Saum des Himmelsgewölbes an die Wolkenmassen reihen. Hin und wieder erlaubte eine durch Stürme oder durch die Laune der Natur erzeugte Lücke unter diesen riesenhaften Waldesgliedern einem untergeordneten Baum aufwärts zu streben gegen das Licht, und sein bescheidenes Haupt fast in gleiche Höhe mit der ihn umgebenden grünen Fläche zu bringen. Von der Art war die Birke, die in minder begünstigten Gegenden schon eine Bedeutung hat, die Zitterpappel, einige kräftige Nussbäume und verschiedene andere, so dass das Unedle und Gemeine ganz zufällig in die Gesellschaft des Stattlichen und Großartigen geworfen zu sein schien. Hier und da durchbohrte der hohe gerade Stamm der Fichte die ungeheure Ebene, hoch über sie wegragend, gleich einem großartigen Denkmal, das die Kunst auf einer grünen Fläche errichtete.

 

Es war das Endlose der Aussicht, die fast ununterbrochene Fläche des Grüns, was dem Ganzen den Charakter der Größe aufprägte.

 

Die Schönheit des Anblicks zeigte sich jedoch in den zarten Farben, gehoben durch den Wechsel des Lichts und des Schattens, indes die feierliche Stille die Seele mit heiliger Scheu erfüllte.

 

»Onkel«, sagte das freudig erstaunte Mädchen zu ihrem männlichen Gefährten, dessen Armes sie sich mehr wie eines Berührungspunktes als einer Stütze bediente, da sie selbst auf sicheren Füßen stand, »wie sehr erinnert dieser Anblick an das Weltmeer, das Euch so teuer ist.«

 

»So viel, als sich eben ein unwissendes Mädel einbilden mag, Magnet« (es war dies ein Ausdruck der Zärtlichkeit, dessen sich der Seemann oft als einer Anspielung auf die persönlichen Anziehungskräfte seiner Nichte bediente), »aber nur ein Kind kann Ähnlichkeit zwischen dieser Handvoll Blätter und dem Atlantischen Ozean finden. Nimm all die Baumwipfel hier zusammen, sie sind nichts weiter als ein Strauß für Neptuns Jacke.«

 

»Ich denke, Ihr übertreibt, Onkel. Schaut nur, hier ist Meile an Meile, und doch sehen wir nichts als Blätter. Was kann uns ein Blick auf den Ozean mehr geben?«

 

»Mehr?« erwiderte der Onkel und berührte sie ungeduldig mit dem Ellbogen, da er die Arme gekreuzt und die Hände in seinem rotleinenen Wams stecken hatte, »mehr, Magnet? Sage lieber: was weniger? Wo sind denn die kräuselnden Wellen, die blauen Wasser, die Rollwogen, die Brandungen, die Walfische, die Wasserhosen und die endlose Bewegung in diesem bisschen Wald da, mein Kind?«

 

»Und wo sind die Baumwipfel, die festliche Stille, die duftigen Blätter auf dem Ozean, Onkel?«

 

»Unsinn, Magnet! Wenn du was von solchen Dingen verstündest, so wüsstest du, dass grünes Wasser dem Seemann Gift ist. Kaum einen Grünschnabel kann er weniger leiden.« »Aber grüne Bäume sind ganz was anderes. Horch! Dieser Ton ist das Säuseln des Windes in den Blättern.«

 

»Da sollst du mal einen Nordwest sausen hören, Mädel; aber freilich, einen Wind auf dem Verdeck kannst du dir nicht denken. Ha, wo sind die Kühlten, die Orkane, die Passat- und Ostwinde und ähnlich es auf diesem Waldfleckchen hier? Und was für Fische schwimmen unter dieser zahmen Fläche?«

 

»Dass es hier Stürme gegeben hat, zeigt doch die Gegend ringsum, und, wenn auch nicht Fische, so sind doch Tiere unter diesen Blättern.«

 

»Weiß nicht«, brummte der Onkel mit dem absprechenden Ton eines Seemanns. »Man erzählte uns zu Albany manche Geschichte von wilden Tieren, mit denen wir zusammentreffen könnten, und doch haben wir nicht so viel gesehen, wie ein Seekalb erschrecken könnte. Weiß nicht, ob sich eins von diesen Landtieren mit einem Äquatorhai vergleichen lässt.«

 

»Seht!« rief die Nichte, die sich mehr mit der Betrachtung des endlosen Waldes als mit Ihres Onkels Erklärungen beschäftigte, »dort steigt Rauch auf über den Gipfeln der Bäume. Mag der wohl aus einem Haus kommen?«

 

»Ja, ja, es ist das Aussehen von was Menschlichem in diesem Rauch«, erwiderte der alte Seemann, »was mehr wert ist als tausend Bäume. Ich muss ihn Pfeilspitze zeigen, sonst segelt er noch an einem Hafen vorbei, ohne ihn zu erkennen. Wo Rauch ist, da muss auch wahrscheinlich ein Küchenraum sein.«

 

Als er ausgesprochen hatte, zog er die Hand aus dem Wams, berührte den Indianer, der in der Nähe stand, leicht an der Schulter und deutete auf eine dünne Dunstsäule, die sich in der Entfernung von ungefähr einer Meile langsam aus der Blätterwildnis emporstahl und in fast unmerklichen Nebelstreifen in der bebenden Atmosphäre verlor. Der Tuscarora war eine von jenen edlen Kriegergestalten, wie man sie unter den Ureinwohnern dieses Kontinents vor einem Jahrhundert häufiger antraf als gegenwärtig, und obgleich er oft genug mit den Kolonisten in Berührung gestanden...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2022
Reihe/Serie Die Lederstrumpf-Romane
Lederstrumpf Zyklus
nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
nexx – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT
Verlagsort Villingen-Schwenningen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Abenteuerroman • Amerika • Blockhaus • Chingachgook • Cooper • Fort • Huronen • Indianer • Indianerroman • Irokesen • Lederstrumpf • Mabel • Mohikaner • Ontario • Ontariosee • Pfadfinder • Scout • Trapper • Waldläufer • Wildtöter
ISBN-10 3-95870-379-8 / 3958703798
ISBN-13 978-3-95870-379-7 / 9783958703797
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