Theo Boone und der entflohene Mörder (eBook)

Band 5

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
272 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-15038-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Theo Boone und der entflohene Mörder -  John Grisham
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Nichts und niemand kann Theo und seine Freunde aufhalten. . . oder?
Theo Boone ist auf Klassenfahrt in Washington, D. C.! Ein Abenteuer für ihn und seine Freunde aus dem beschaulichen Städtchen Strattenburg. Doch dann macht Theo in der U-Bahn eine unheimliche Entdeckung: In der Menschenmenge sieht er plötzlich Pete Duffy. Genau den Pete Duffy, der in Theos erstem Fall des Mordes an seiner Frau angeklagt wurde - und flüchtete. Kurz entschlossen springt Theo aus der U-Bahn und verfolgt Duffy. Und tatsächlich gelingt es der Polizei dank ihm, den gefährlichen Täter wieder festzunehmen. Was aber, wenn Pete Duffy freigesprochen wird? Jetzt kennt er Theos Gesicht und hat Rache geschworen. Theo ahnt, dass er in höchster Gefahr schwebt ...

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

Zwei

Theos Zimmer lag im siebten Stock eines neuen Hotels in der Connecticut Avenue, knapp einen Kilometer nördlich vom Weißen Haus. Von ihrem Fenster aus hatten er, Chase, Woody und Aaron freie Sicht auf die obere Hälfte des zu Ehren von George Washington errichteten Obelisken, der sich über der Stadt erhob. Für Samstag ganz früh war eine Besteigung des Washington Monument bis hinauf zur Spitze geplant. Für den Augenblick mussten sie sich allerdings eilig zu einem schnellen Mittagessen nach unten begeben, bevor es auf Besichtigungstour ging.

Jeder Schüler hatte unter den zahlreichen Attraktionen Washingtons seine Wahl treffen dürfen. Wenn sie alles hätten sehen wollen, wären sie ein ganzes Jahr lang rund um die Uhr beschäftigt gewesen, daher hatten Mr. Mount und die anderen Lehrer eine Liste zusammengestellt, aus der die Schüler ihre Prioritäten auswählen konnten.

April hatte Theo vorgeschlagen, das Ford’s Theatre zu besuchen, in dem Abraham Lincoln erschossen worden war; das klang interessant. Theo überredete Chase, und nach dem Mittagessen traf sich eine Gruppe von achtzehn Schülern in der Hotellobby mit Mr. Babcock, einem Geschichtslehrer. Mr. Babcock erklärte ihnen, dass ihre kleine Gruppe keinen der Busse nehmen würde. Stattdessen sollten sie das U-Bahn-System von Washington kennenlernen, die sogenannte Metro. Er fragte, wer von den Schülern schon einmal U-Bahn gefahren war. Theo und drei andere hoben die Hand.

Sie traten aus dem Hotel auf den belebten Gehweg und marschierten los. Für Jugendliche aus der Kleinstadt waren Lärm und Hektik der Großstadt höchst gewöhnungsbedürftig. So viele hohe Gebäude, so viele Autos, die im Verkehrsgewühl kaum vorankamen, so viele Menschen, die sich auf den Gehwegen drängten und eilig ihrem Ziel zustrebten. An der Metrostation Woodley Park fuhren sie mit der Rolltreppe tief in den Untergrund. Mr. Babcock hatte SmarTrip-Karten aus Plastik für sie dabei, mit denen die Schüler das Metrosystem mit gewissen Einschränkungen nutzen konnten. Ihre Bahn war halb leer, sauber und effizient. Als sie durch den dunklen Tunnel sausten, verriet April Theo im Flüsterton, dass sie zum ersten Mal U-Bahn fuhr. Theo kannte das schon aus New York, wo er mit seinen Eltern in Urlaub gewesen war. Allerdings war der öffentliche Nahverkehr in New York etwas ganz anderes als in Washington.

Als der Zug nur wenige Minuten nach dem Einsteigen an der Haltestelle Metro Center zum dritten Mal stoppte, mussten sie auch schon wieder aussteigen. Sie liefen die Treppe hinauf zurück ins Sonnenlicht. Mr. Babcock zählte achtzehn Schüler, und sie marschierten los. Minuten später hatten sie die Tenth Street erreicht.

Mr. Babcock ließ die Gruppe anhalten und deutete auf ein schmuckes, offenkundig bedeutendes Backsteingebäude auf der anderen Straßenseite. »Das ist das Ford’s Theatre, wo am 1. April 1865 auf Präsident Lincoln geschossen wurde. Wie ihr alle wisst, weil ihr in Geschichte so eifrig mitgearbeitet habt, war der amerikanische Bürgerkrieg eben erst zu Ende gegangen; tatsächlich hatte sich General Lee erst fünf Tage zuvor am Gerichtsgebäude von Appomattox im Bundesstaat Virginia General Grant ergeben. Die Stadt Washington war in Feierlaune, der Krieg war endlich vorbei, und so beschlossen der Präsident und seine Frau auszugehen. Das Ford’s Theatre war das imposanteste, prächtigste Theater der Stadt, und die Lincolns besuchten dort häufig Konzerte und Theatervorstellungen. Damals hatte das Theater über zweitausend Plätze, und das Stück – es hatte den Titel Our American Cousin – war Abend für Abend ausverkauft.«

Sie gingen fünfzig Meter und hielten erneut an. Mr. Babcock nahm seinen Vortrag wieder auf. »Der Krieg war zwar offiziell beendet, aber viele Menschen wollten sich damit nicht abfinden. Das galt auch für John Wilkes Booth, einen Südstaatler. Er war ein bekannter Schauspieler und hatte sich bei der zweiten Amtseinführung von Präsident Lincoln einen Monat zuvor sogar mit ihm fotografieren lassen. Booth war sehr aufgebracht über die Kapitulation der Südstaaten und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, etwas für ihre Sache zu tun. Also beschloss er, Präsident Lincoln zu töten. Da er im Theater bekannt war, ließen ihn die Angestellten zur Loge der Lincolns durch. Er schoss dem Präsidenten einmal in den Hinterkopf, sprang auf die Bühne und brach sich dabei das Bein, entkam aber dennoch durch die Hintertür.«

Mr. Babcock drehte sich um und deutete mit dem Kopf auf das Gebäude neben ihnen. »Das hier ist das Petersen House«, sagte er, »damals eine Pension. Präsident Lincoln wurde hierhergebracht und die ganze Nacht lang behandelt. Die Nachricht verbreitete sich rasch. Es liefen so viele Menschen zusammen, dass Bundessoldaten die Menge vom Haus fernhalten mussten. Präsident Lincoln starb hier am Morgen des 15. April 1865.«

Damit war der Vortrag beendet. Sie überquerten die Straße und betraten endlich das Ford’s Theatre.

Nach zwei Stunden hatte Theo genug von Lincolns Ermordung. Es war alles sehr interessant, und ihm war die geschichtliche Tragweite bewusst, aber irgendwann war es gut. Am besten gefiel ihm das Museum unter der Bühne, wo die Originalwaffe zu sehen war, die Booth benutzt hatte.

Es war schon fast halb fünf, als sie wieder auf der Tenth Street standen und zurück zur Haltestelle Metro Center marschierten. Der Verkehr war dichter geworden, die Gehwege hatten sich noch mehr gefüllt. In der U-Bahn drängten sich die Pendler auf dem Heimweg, und der Zug schien jetzt viel langsamer voranzukommen. Theo stand mit Chase und April mitten im Waggon im Gedränge, während die U-Bahn über die Gleise rumpelte. Er warf einen Blick auf die mürrischen Gesichter der Pendler ringsum; niemand lächelte. Alle wirkten müde. Er wusste noch nicht genau, wo er leben wollte, wenn er erwachsen war, aber bestimmt nicht in einer Großstadt. Strattenburg hatte genau die richtige Größe. Nicht zu groß, nicht zu klein. Keine Verkehrsstaus. Kein wütendes Gehupe. Kein Gedränge auf den Gehwegen. Er hatte keine Lust, mit der Bahn zur Arbeit und wieder nach Hause fahren zu müssen.

Ein Mann, der zwischen zwei Frauen eingeklemmt saß, ließ seine Zeitung sinken, um umzublättern. Er war gerade einmal drei Meter von Theo entfernt.

Er kam ihm bekannt vor, merkwürdig bekannt. Theo holte tief Luft und quetschte sich zwischen zwei Männern durch, die ebenfalls im Gedränge steckten. Noch einen Meter näher heran, dann konnte er das Gesicht des Mannes sehen.

Irgendwoher kannte er es, aber woher? Etwas war anders, vielleicht war das Haar dunkler, vielleicht war die Lesebrille neu. Plötzlich traf es Theo wie ein Blitz: Das Gesicht gehörte Pete Duffy.

Pete Duffy? Der meistgesuchte Mann in der Geschichte von Strattenburg und Stratten County. Die Nummer sieben auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher. Der Mann, der des Mordes an seiner Ehefrau angeklagt worden war, der in Strattenburg vor Gericht gestanden hatte, in einer Verhandlung unter dem Vorsitz von Richter Henry Gantry, der Theo und seine Klassenkameraden als Zuschauer beigewohnt hatten. Der Mann, der nur um Haaresbreite einer Verurteilung entgangen war, weil Richter Gantry das Verfahren für fehlerhaft erklärt hatte. Der Mann, der mitten in der Nacht aus der Stadt geflohen und seitdem spurlos verschwunden war.

Der Mann ließ die Zeitung erneut sinken, um weiterzublättern. Er warf einen Blick in die Runde, und Theo ging hinter einem Pendler in Deckung. Unmittelbar nach der Verhandlung hatte es nämlich Blickkontakt zwischen ihm und Duffy gegeben.

Duffy trug nun einen Schnurrbart, der von grauen Strähnen durchzogen war. Sein Gesicht verschwand wieder hinter der Zeitung.

Theo war wie gelähmt. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Die Bahn hielt, und noch mehr Pendler drängten herein. Dann stoppte sie erneut: Dupont Circle. Der nächste Halt war Woodley Park. Duffy machte keine Anstalten auszusteigen. Im Gegensatz zu den anderen Pendlern schien er weder Aktenkoffer noch Tasche bei sich zu haben. Theo schlängelte sich weiter durch den Zug und entfernte sich damit noch ein paar Meter von seinen Klassenkameraden. Chase war wie üblich in seine eigene Welt versunken. April war nirgends zu sehen. Er hörte, wie Mr. Babcock die Schüler daran erinnerte, dass sie gleich aussteigen mussten. Theo setzte sich noch weiter ab.

An der Station Woodley Park hielt die U-Bahn, und die Türen öffneten sich. Wieder drängten Pendler herein, sodass die Schüler Mühe hatten auszusteigen. In dem Gewühl merkte niemand, dass Theo noch in der Bahn war. Die Türen schlossen sich, und es ging weiter. Theo ließ Pete Duffy, der sich hinter seiner Zeitung verschanzte, was ihm mittlerweile vermutlich zur Gewohnheit geworden war, nicht aus den Augen. An der Station Cleveland Park stiegen noch einige Fahrgäste zu. Theo schrieb Chase eine SMS: Er sei nicht rechtzeitig aus dem Zug gekommen, ansonsten sei alles in Ordnung. Er werde den nächsten Zug nach Woodley Park nehmen. Chase rief ihn sofort an, aber Theo hatte sein Handy auf lautlos gestellt. Mr. Babcock war wahrscheinlich schon am Durchdrehen. Er würde in ein paar Minuten zurückrufen.

Theo fummelte an seinem Telefon herum, damit es so aussah, als ob er eine SMS schrieb oder zockte. Er hatte die Kamera eingeschaltet und auf Video gestellt; jetzt filmte er damit den ganzen Waggon, ein typischer Dreizehnjähriger, der mit seinem Handy herumblödelte. Pete Duffy saß fünf Meter von ihm entfernt hinter seiner Zeitung versteckt und rührte sich nicht. Theo wartete und wartete. Endlich, als sich die U-Bahn der Haltestelle Tenleytown näherte, ließ Duffy die Zeitung sinken und faltete sie...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2015
Reihe/Serie Jugendbücher - Theo Boone
Übersetzer Imke Walsh-Araya
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Theodore Boone Book 5
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 12 • Detektiv • eBooks • Jugendbuch • Justiz • Kinderkrimi • Krimi • New York Times Besteller • New York Times Bestseller • Prozess • Serie • Washington D.C. • Young Adult
ISBN-10 3-641-15038-8 / 3641150388
ISBN-13 978-3-641-15038-9 / 9783641150389
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich