Der ehrliche Dieb (eBook)

Commissario Montalbano hat ein Herz für kleine Sünder
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
300 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1813-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der ehrliche Dieb -  Andrea Camilleri
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Ein Duell auf hoher See mit rätselhaftem Motiv. Ein Eifersuchtsdrama, in dem ein Aprikosenkern eine besondere Rolle spielt. Eine Serie von Diebstählen, bei denen der Täter einen Teil der Beute zurücklässt.

Schon bei der Lösung seiner ersten Fälle zeigt sich Commissario Montalbanos unbestechlicher Blick für das allerkleinste, noch so unwichtig erscheinende Detail - immer um die Wahrheit bemüht, mit viel Herz für die Nöte kleiner Sünder, gesegnetem Appetit auf mediterrane Köstlichkeiten und stets auf der Suche nach Zeit für seine Verlobte Livia.



Andrea Camilleri ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Andrea Camilleri ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Eins


Sie saßen auf der Veranda und plauderten über dies und jenes, als Livia plötzlich mit einer Bemerkung herausrückte, die Montalbano überraschte.

»Du bist ein richtiges Gewohnheitstier. Und wenn du erst mal alt bist, wirst du von deinen eingeschliffenen Verhaltensweisen gar nicht mehr abzubringen sein.«

»Wieso sagst du das?«, fragte der Commissario verdutzt.

Aber auch ein wenig gereizt, denn er dachte nicht gern ans Altwerden.

»Dir selber fällt es gar nicht auf, aber du machst alles immer auf die gleiche Weise und legst wahnsinnig viel Wert auf Ordnung. Wenn etwas nicht an seinem gewohnten Platz ist, bist du sofort verärgert und bekommst schlechte Laune.«

»Ach was!«

»Doch, doch, du merkst es nur nicht. Bei Calogero setzt du dich immer an denselben Tisch. Und wenn du zum Essen mal nicht zu Calogero gehst, suchst du dir immer ein westlich gelegenes Restaurant aus.«

»Westlich wovon?«

»Westlich von Vigàta, stell dich nicht dumm. In Montereale, Fiacca … Nie auf der anderen Seite, in Montelusa zum Beispiel oder in Fela … Obwohl es dort bestimmt auch nette Lokale gibt. Ich habe gehört, in San Vito, am Strand von Montelusa, gibt es mindestens zwei kleine Restaurants, die wirklich …«

»Weißt du, wie sie heißen?«

»Ja. L’Ancora und La Padella.«

»Und welches davon würdest du gern ausprobieren?«

»Spontan würde ich sagen, La Padella.«

»Dann fahren wir heute Abend dahin«, sagte der Commissario kurz entschlossen.

Zu Montalbanos großer Genugtuung wurde ihnen ein echter Hundefraß vorgesetzt. Nein, Hunde bekamen etwas Besseres zu fressen. Das Lokal rühmte sich seiner gemischten Fischplatte, aber der Commissario hatte den Verdacht, dass sie in der Küche Motoröl benutzten. Auch war der Fisch nicht knusprig, wie er hätte sein sollen, sondern weich und labberig, als hätte man ihn schon am Vortag frittiert. Als Livia sich für ihren Fehlgriff entschuldigte, lachte Montalbano nur.

Nach dem Essen brauchten sie etwas zum Nachspülen, um den schlechten Geschmack loszuwerden, und gingen in eine Bar direkt am Meer. Montalbano bestellte einen Whisky und sie einen Gin Tonic.

Und um Livia zu beweisen, dass er gar kein solches Gewohnheitstier war, wie sie dachte, nahm er auf der Heimfahrt nicht den üblichen Weg, sondern den über die Oberstadt von Vigàta. Bei den ersten Häusern bot sich ihnen ein atemberaubender Blick auf den Hafen und das ruhige Meer, in dem sich die Mondsichel spiegelte.

»Ist das schön!«, rief Livia. »Lass uns kurz anhalten.«

Sie stiegen aus, und der Commissario zündete sich eine Zigarette an.

Es war kurz nach Mitternacht, und die hell erleuchtete Fähre nach Lampedusa steuerte gerade auf die Hafenausfahrt zu. Weit hinten am Horizont flimmerten die Lichter einzelner Fischerboote.

In ihrem Rücken, ein wenig von den anderen Häusern abgesetzt, stand ein ziemlich heruntergekommener dreistöckiger Bau. Die Fassade, von der hier und da der Putz abbröckelte, trug eine Leuchtreklame mit dem Schriftzug »Albergo Panorama«. Die Tür war geschlossen, ein später Gast würde klingeln müssen, um sich Zutritt zu verschaffen.

Ganz im Bann dieser stillen klaren Nacht wollte Livia noch warten, bis die Fähre das offene Meer erreicht hatte.

»Es riecht irgendwie verbrannt«, sagte sie, als sie zum Auto zurückkehrten.

»Finde ich auch«, sagte der Commissario.

Im selben Moment wurde die Eingangstür des Hotels aufgerissen, und jemand rief:

»Es brennt! Es brennt! Alle raus, schnell! Alle raus!«

»Du bleibst hier«, sagte Montalbano zu Livia und rannte los.

Ihm war, als hörte er irgendwo ein Auto, das angelassen wurde und mit Karacho davonfuhr. Aber ganz sicher war er nicht, weil aus dem Hotel eigenartige Geräusche kamen.

Im kleinen Foyer sah er durch den dichten Rauch am Ende eines kurzen Flurs hoch auflodernde Flammen. Am Fuß der nach oben führenden Treppe in der Mitte des Foyers stand ein Mann in Unterwäsche und schrie immer wieder:

»Raus aus den Zimmern! Schnell, schnell! Alle raus!«

Nach und nach kamen Leute die Treppe herunter, einige in Unterhose, andere im Pyjama, aber alle fluchend und mit Schuhen und Kleidern in den Händen: erst drei, dann zwei und schließlich noch einer, der vollständig angekleidet war und ein Köfferchen bei sich trug. Frauen gab es in diesem Hotel keine.

Als sich der ältere Herr am Fuß der Treppe umdrehte, um gleichfalls zu gehen, erblickte er den Commissario.

»Verlassen Sie das Gebäude!«

»Sie sind wer?«

»Der Besitzer.«

»Sind die Gäste in Sicherheit?«

»Ja. Sie waren alle schon auf ihren Zimmern.«

»Haben Sie die Feuerwehr gerufen?«

»Habe ich.«

Plötzlich ging das Licht aus.

Vor dem Hotel hatten sich bereits rund zwanzig Personen versammelt, die so, wie sie waren, aus den umliegenden Häusern herbeigeeilt waren und alle durcheinanderredeten.

»Bring mich von hier weg«, sagte Livia aufgewühlt.

»Es sind alle in Sicherheit«, versuchte der Commissario sie zu beruhigen.

»Gott sei Dank. Aber es macht mir trotzdem Angst, wenn es brennt.«

»Lass uns noch warten, bis die Feuerwehr kommt«, sagte Montalbano.

Als er am nächsten Morgen ins Kommissariat fuhr, nahm er den Umweg über die Oberstadt. Ihn hatte plötzlich die unwiderstehliche Neugier gepackt zu erfahren, was aus dem alten Hotel geworden war. Die Feuerwehr war ziemlich spät eingetroffen und hatte lange gebraucht, um die Flammen zu löschen, sodass das Gebäude vollständig ausgebrannt war. Nur noch die Außenmauern standen, mit leeren Fensterhöhlen. Im Innern machten sich noch ein paar Feuerwehrleute zu schaffen, die Ruine selbst war weiträumig abgesperrt. Vier Stadtpolizisten hielten die Schaulustigen auf Distanz. Montalbano warf ihnen feindselige Blicke zu. Er hasste diesen Sensationstourismus, wenn die Leute in Scharen herbeiströmten, um den Schauplatz eines Unglücks oder eines Verbrechens zu besichtigen. Hätte es bei dem Brand Tote gegeben, wären bestimmt dreimal so viele gekommen.

In der Luft lag immer noch ein Brandgeruch. Eine tiefe Traurigkeit befiel den Commissario. Er setzte sich in sein Auto und fuhr weiter.

Als er den Wagen vor dem Kommissariat abstellte, sah er Mimì Augello im Laufschritt herauskommen.

»Wo willst du hin?«

»Der Feuerwehrhauptmann hat angerufen. Er hat gestern Nacht mit seinen Leuten einen Brand gelöscht und …«

»Ich weiß.«

»Er sagt, es war garantiert Brandstiftung.«

»Gib mir Bescheid, wenn du wieder zurück bist.«

Er berichtete Fazio, wie es dazu gekommen war, dass Livia und er Zeugen des Brands geworden waren und beobachtet hatten, wie die sechs Gäste aus dem Hotel flohen.

»Kennst du den Besitzer?«

»Ja. Er heißt Aurelio Ciulla und ist ein Freund meines Vaters.«

»Ist das alles?«

»Dottore, dieses Hotel wirft so gut wie keinen Gewinn ab. Ciulla hält sich mit Subventionen der Gemeinde und der Region über Wasser …«

»Und warum macht er dann nicht zu?«

»Er ist fast siebzig und hängt an seinem Hotel. Wenn er zumacht, wovon soll er dann leben?«

»Die Feuerwehr sagt, es war Brandstiftung. Glaubst du, Ciulla selbst könnte es gewesen sein?«

»Ach, soweit ich weiß, ist das ein völlig unbescholtener Mann. Hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Er ist Witwer und hat weder Frauengeschichten noch sonst irgendwelche Laster. Aber wer weiß, vielleicht war er so verzweifelt, dass …«

Zwei Stunden später war Mimì Augello wieder da. Der Verdruss stand ihm ins Gesicht geschrieben.

»Nuttata persa e figlia fìmmina. Es ist nicht viel dabei herausgekommen. Der Feuerwehrhauptmann war sich jedenfalls nach langem Hin und Her am Ende gar nicht mehr sicher, dass es sich um Brandstiftung handelt …«

»Und warum nicht?«

»Das Feuer ist im Erdgeschoss ausgebrochen, am Ende des Flurs in einem Kämmerchen, wo Bett- und Kissenbezüge lagern … Dort hat der Feuerwehrhauptmann die Reste einer Flasche entdeckt, die mit Sicherheit Benzin enthielt.«

»Ein Molotow-Cocktail also?«, fragte Montalbano.

»Das war seine Vermutung.«

»Hatte diese Kammer ein Fenster?«

»Ja. Und es war geöffnet. Aber Signor Ciulla, der Hotelbesitzer, sagte dem Feuerwehrmann, dass er dort immer eine Flasche Benzin stehen hat, um Flecken zu entfernen.«

»Folglich?«

»Folglich gibt es keine Erklärung für den Brand, denn ein Kurzschluss war es unter Garantie nicht. Aber der Feuerwehrhauptmann ist immer noch skeptisch.«

Montalbano dachte lange nach. Dann sagte er:

»Passt mir gar nicht, wenn es für etwas keine logische Erklärung gibt.«

»Mir auch nicht«, sagte Augello.

»Weißt du was? Ruf Ciulla an und bestell ihn für heute Nachmittag um vier hierher.«

Fünf Minuten später war Augello wieder da.

»Er kommt um sechs, weil er wegen des Brandes erst noch zur Versicherung muss, zur Assicurazione Fides.«

»Unter welcher Nummer hast du ihn erreicht?«

»Unter der, die er mir gegeben hat. Die von zu Hause.«

»Und wieso hat er gestern im Hotel übernachtet?«

»Woher soll ich das wissen? Frag ihn, wenn er kommt.«

Der schlicht gekleidete Aurelio Ciulla war der Mann, mit dem Montalbano in der Brandnacht gesprochen hatte.

»Nehmen Sie...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2015
Reihe/Serie Commissario Montalbano
Übersetzer Rita Seuss, Walter Kögler
Sprache deutsch
Original-Titel Morte in mare aperto
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Besonders • Brandstiftung • Bücher • Catania • Detektiv • Ermittler • Ermittlerin • Ermittlungen • Familie • Frauen / Männer • interessant • Italien • Kommissar • Kriminalliteratur • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Krimis und Thriller • Liebe / Beziehung • Mordkommission • Polizei • Polizist • Privatdetektiv • Psychothriller • Roman • Romane • San Giorgio - Librino - S.G. La Rena - Zia Lisa • Schicksale und Wendepunkte • Serienkrimi (Serienermittler) • Serienmörder • Sizilien • Sonstige Belletristik • Spannungsroman • Thriller • Trauer / Tod • Verbrechen • Zwanziger
ISBN-10 3-7325-1813-2 / 3732518132
ISBN-13 978-3-7325-1813-5 / 9783732518135
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