Der Königsfluch (eBook)

Historischer Roman
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2015 | 1. Auflage
784 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-54661-5 (ISBN)
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Einst trug sie ihren Namen mit Stolz. Doch nun meidet Margaret Plantagenet aus dem Hause York jeden Hinweis auf ihre Herkunft - ihr Leben wäre sonst nicht sicher. Denn durch Verrat auf dem Schlachtfeld haben die Tudors die englische Krone an sich gerissen und fürchten alles, das an die rechtmäßige Thronfolge unter den Yorks erinnert. Im Haus ihres Gemahls wird Margaret zur Vertrauten der spanischen Prinzessin Katharina von Aragón. Als diese Tudor-König Henry VIII. heiratet, wird Margaret von ihr zur ersten Hofdame ernannt. Ungeduldig wartet Henry auf einen Erben. Aber ein Sohn nach dem anderen stirbt. Sind all seine Nachkommen verflucht? Henrys Großmütigkeit schlägt in Misstrauen um. Auch Margaret muss plötzlich seinen Zorn fürchten. Der geliebte Herrscher wird zum Tyrann, ganz England leidet unter seiner Willkür ... «Eine packende und detaillierte Chronik. Wärmstens empfohlen!» (Library Journal) «Mit ihrem umfassenden Wissen erweckt die Historikerin diese berühmte Geschichte zum Leben.» (The Sun-News) «Ein erhellendes Porträt.» (Publishers Weekly) «Eine exzellente Erweiterung des Genres. Nicht nur wegen der einzigartigen Perspektive auf die Ereignisse, sondern auch wegen der wunderbar dahinfließenden Erzählung und der beeindruckend komplex dargestellten Charaktere.» (Historical Novel Society)

Philippa Gregory, geboren 1954 in Kenia, studierte Geschichte in Brighton und promovierte an der University of Edinburgh über die englische Literatur des 18. Jahrhunderts. Ihre historischen Romane sind weltweit Bestseller und wurden mit Starbesetzung verfilmt, zuletzt «Das Erbe der weißen Rose» in einer aufwändigen Produktion des US-Senders Starz. Außerdem schreibt Philippa Gregory Kinder- und Jugendbücher, Kurzgeschichten, Reiseberichte und Drehbücher und arbeitet als Journalistin für Zeitung, Radio und Fernsehen. Sie lebt mit ihrer Familie in Nordengland.

Philippa Gregory, geboren 1954 in Kenia, studierte Geschichte in Brighton und promovierte an der University of Edinburgh über die englische Literatur des 18. Jahrhunderts. Ihre historischen Romane sind weltweit Bestseller und wurden mit Starbesetzung verfilmt, zuletzt «Das Erbe der weißen Rose» in einer aufwändigen Produktion des US-Senders Starz. Außerdem schreibt Philippa Gregory Kinder- und Jugendbücher, Kurzgeschichten, Reiseberichte und Drehbücher und arbeitet als Journalistin für Zeitung, Radio und Fernsehen. Sie lebt mit ihrer Familie in Nordengland. Anja Schünemann studierte Literaturwissenschaft und Anglistik in Wuppertal. Seit 2000 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin der verschiedensten Genres und hat seitdem große Romanprojekte und Serien von namhaften Autorinnen und Autoren wie Philippa Gregory, David Gilman sowie Robert Fabbri aus dem Englischen ins Deutsche übertragen. Historische Romane sind eines ihrer Spezialgebiete: Von der Antike bis zum Mittelalter, in die frühe Neuzeit sowie bis ins 20. Jahrhundert verfügt sie über einen reichen Wissensschatz, der ihre Übersetzungen zu einem gelungenen Leseerlebnis macht.

Westminster Palace
London

Herbst 1501


Arthurs Braut kommt nicht vor ihrem fünfzehnten Geburtstag nach England. Als der Sommer zu Ende geht, reisen wir nach London, wo Arthur, seine Mutter und ich zwei Monate damit zubringen, Kleider in Auftrag zu geben, den Schneidern Anweisungen zu erteilen, den Juwelieren, Handschuh- und Hutmachern und Näherinnen, um für den jungen Prinzen eine Garderobe und einen schmucken Anzug für seine Hochzeit zusammenzustellen.

Er ist nervös. Er hat seiner Braut regelmäßig geschrieben, förmliche Briefe auf Latein, denn das ist die einzige Sprache, die beide beherrschen. Meine Cousine, die Königin, hat darauf gedrungen, dass die Infantin in Englisch und Französisch unterrichtet wird. «Es ist barbarisch, einen Fremden zu heiraten, mit dem man sich nicht einmal unterhalten kann», raunt sie mir zu, während wir in ihrer Kammer Arthurs neue Hemden besticken. «Sollen sie sich bei Tisch vielleicht durch einen Botschafter verständigen?»

Ich lächele. Uns beiden ist bewusst, dass kaum eine Ehefrau einen liebevollen Gemahl hat, mit dem sie frei reden kann. «Sie wird die Sprache lernen», sage ich. «Sie wird sich an unsere Sitten gewöhnen müssen.»

«Der König wird hinunter an die Küste reiten, um sie zu empfangen», berichtet Elizabeth. «Ich habe ihm zugeredet, sie lieber hier in London zu erwarten, aber er besteht darauf, ihr mit Arthur entgegenzureiten und sie zu überraschen.»

«Ich bezweifle, dass die Spanier Überraschungen schätzen», bemerke ich. Es ist allgemein bekannt, dass sie ein sehr förmliches Volk sind; die Infantin hat bisher fast gänzlich von der Welt abgeschnitten gelebt, im ehemaligen Harem des Palastes von Alhambra.

«Sie ist versprochen, seit zwölf Jahren ist sie versprochen, und jetzt wird sie endlich hergeschickt», entgegnet Elizabeth sachlich. «Wen kümmert es, was ihr gefällt? Den König jedenfalls nicht, und vielleicht nicht einmal mehr ihre Mutter oder ihren Vater.»

«Armes Kind», sage ich. «Nun, aber sie könnte sich keinen hübscheren und liebenswürdigeren Bräutigam als Arthur wünschen.»

«Nicht wahr?» Das Gesicht seiner Mutter strahlt ob dieses Lobes. «Und er ist schon wieder größer geworden. Was gebt ihr ihm nur immer zu essen? Er ist mir bereits über den Kopf gewachsen, ich glaube, er wird so groß werden wie mein Vater.» Sie verstummt abrupt, als sei es Verrat, ihren Vater, König Edward, nur zu erwähnen.

«Sicher wird er so groß wie König Henry», helfe ich ihr aus der Verlegenheit. «Und so Gott will, wird sie eine ebenso gute Königin wie du.»

Elizabeth lächelt flüchtig. «Vielleicht. Und vielleicht werden wir Freundinnen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie mir ein wenig ähnlich ist. Sie wurde dazu erzogen, einmal Königin zu werden, so wie ich. Ihre Mutter ist eine entschlossene und mutige Frau, wie meine es war.»

Wir warten im Kindertrakt darauf, dass der Bräutigam und sein Vater von ihrer Mission heimkehren. Der kleine Prinz Harry, zehn Jahre alt, ist ganz aufgeregt wegen des Abenteuers. «Reitet er zu ihr und entführt sie?»

«Aber nein.» Seine Mutter hebt ihr jüngstes Kind, die fünfjährige Mary, auf den Schoß. «Sie werden sie ganz ordentlich aufsuchen und ihren Besuch anmelden. Dann machen sie der Prinzessin ihre Aufwartung, vielleicht speisen sie noch mit ihr, und am nächsten Morgen brechen sie wieder auf.»

«Ich würde hinreiten und sie entführen!», verkündet Harry großspurig und galoppiert auf einem imaginären Pferd durch den Raum, die Zügel in der Hand. «Ich würde hinreiten und sie auf der Stelle heiraten. Sie hat sich lange genug Zeit gelassen, nach England zu kommen. Ich würde keinen Aufschub dulden.»

«Keinen Aufschub dulden?», wiederhole ich. «Was sind denn das für Töne? Was in aller Welt hast du gelesen?»

«Er liest ständig», bemerkt seine Mutter liebevoll. «Er ist ein richtiger kleiner Gelehrter. Er liest Romanzen und geistliche Schriften und Gebete und Heiligenlegenden. Auf Französisch, Latein und Englisch. Mit Griechisch fängt er auch gerade an.»

«Und ich bin musikalisch», ergänzt Harry.

«Ein begabter Junge», lobe ich ihn lächelnd.

«Und ich reite auf großen Pferden, nicht nur auf kleinen Ponys, und ich kann auch mit Jagdfalken umgehen. Ich habe sogar einen eigenen, er heißt Ruby.»

Seine Mutter und ich lächeln uns über seinen kupferfarbenen Schopf hinweg zu.

«Du bist wahrhaftig ein echter Prinz», sage ich zu ihm.

«Ich sollte besser auch nach Ludlow kommen», erwidert er. «Mit dir und deinem Gemahl, damit ich lerne, wie man ein Land regiert.»

«Du wärest uns sehr willkommen.»

Er hält inne, kniet auf dem Schemel vor mir nieder und nimmt mein Gesicht in beide Hände. «Ich will ein guter Prinz werden», beteuert er ernst. «Wirklich. Ich will alles tun, was mein Vater mir aufträgt. Ob ich Irland regieren soll oder die Flotte befehligen. Wohin er mich auch schickt. Du kannst das nicht wissen, Lady Margaret, weil du keine Tudor bist, aber es ist eine göttliche Berufung, in eine Königsfamilie geboren zu sein. Wenn meine Braut nach England kommt, werde ich ihr in Verkleidung entgegenreiten, und wenn sie mich sieht, wird sie ausrufen: ‹Oh! Wer ist denn dieser schmucke Jüngling da hoch zu Ross?› Und ich werde sagen: ‹Ich bin es!› Und dann rufen alle: ‹Hurra!›»

«Es ist gar nicht gut verlaufen», berichtet Arthur bedrückt seiner Mutter, die sich gerade für die Tafel fertig macht. Ich halte ihre Krone und sehe zu, wie die Zofe ihr Haar bürstet.

«Als wir ankamen, hatte sie sich schon zurückgezogen, und sie hat ausrichten lassen, sie könne uns nicht empfangen. Aber Vater wollte sich nicht abweisen lassen und hat sich mit den Lords beraten, die uns begleiteten. Sie haben ihm zugestimmt …» Arthur schlägt die Augen nieder, und sein Widerwille ist ihm deutlich anzusehen. «Natürlich, wer würde ihm widersprechen? Also sind wir im strömenden Regen zum Dogmersfield Palace geritten und haben darauf bestanden, dass sie uns empfängt. Vater ist in ihr Privatgemach gegangen, ich glaube, es gab einen Streit, und dann ist sie wütend rausgekommen, und wir haben alle zu Abend gegessen.»

«Wie ist sie denn so?», frage ich in die Stille hinein, als niemand anderes etwas sagt.

«Woher soll ich das wissen?», fragt er niedergeschlagen zurück. «Sie hat kaum mit mir gesprochen. Mir ist das Wasser nur so aus den Kleidern gelaufen. Vater hat ihr befohlen zu tanzen, und sie hat mit drei ihrer Damen einen spanischen Tanz vorgeführt. Sie trug einen dichten Schleier über dem Kopf, sodass ich ihr Gesicht kaum sehen konnte. Ich glaube, jetzt ist sie böse auf uns, weil sie rauskommen und mit uns essen musste, obwohl sie nicht wollte. Sie hat Latein gesprochen, wir haben ein bisschen über das Wetter geredet und über ihre Reise. Sie ist entsetzlich seekrank gewesen.»

Sein düsteres Gesicht reizt mich beinahe zum Lachen. «Ach, junger Prinz, sei guten Mutes!», sage ich, lege ihm einen Arm um die Schultern und drücke ihn. «Das war erst der Anfang, die Zeit wird alles richten. Sie wird dich schon noch lieben und achten. Bald wird sie sich von ihrer Seekrankheit erholt haben und Englisch lernen.»

Er schmiegt sich Trost suchend an mich. «Meinst du? Sie sah wirklich sehr wütend aus.»

«Ihr bleibt gar nichts anderes übrig. Und du wirst sie ja auch gut behandeln.»

«Mein werter Vater ist sehr angetan von ihr», sagt er zu seiner Mutter. Es klingt wie eine Warnung.

Sie lächelt bitter. «Dein Vater hat eine Vorliebe für Prinzessinnen», erwidert sie. «Er liebt nichts mehr, als eine Frau von königlichem Blut in seiner Gewalt zu haben.»

Ich spiele gerade in der königlichen Kinderstube mit Prinzessin Mary, als Harry von seiner Reitstunde zurückkehrt. Sofort kommt er zu mir und stößt seine kleine Schwester mit dem Ellenbogen beiseite.

«Vorsichtig mit Ihrer Gnaden», ermahne ich ihn. Die Kleine kichert; sie ist eine robuste kleine Schönheit.

«Wo ist die spanische Prinzessin?», verlangt Harry zu wissen. «Warum ist sie nicht hier?»

«Sie ist noch unterwegs», erwidere ich und halte Prinzessin Mary einen bunten Ball hin. Sie nimmt ihn, wirft ihn hoch und fängt ihn wieder auf. «Prinzessin Katharina muss durchs Land reisen, um sich dem Volk zu zeigen, und dann wirst du ihr entgegenreiten, um sie in Empfang zu nehmen und nach London zu eskortieren. Dein neuer Anzug ist fertig, und dein neuer Sattel auch.»

«Hoffentlich mache ich alles richtig», sagt er ernst. «Hoffentlich benimmt mein Pferd sich gut und ich mache meine Mutter stolz.»

Ich lege einen Arm um ihn. «Ganz gewiss», versichere ich ihm. «Du reitest ausgezeichnet, du wirst fürstlich aussehen, und deine Mutter ist immer stolz auf dich.»

Ich fühle, wie er die schmalen Schultern strafft. Er sieht sich selbst im Geiste in einer Jacke aus goldenem Tuch, hoch zu Ross. «Ja, das ist sie», stimmt er mit der Selbstgewissheit eines geliebten Sohnes zu. «Ich bin zwar nicht der Thronfolger, sondern nur der zweite Sohn, aber sie ist trotzdem stolz auf mich.»

«Und was ist mit Prinzessin Mary?», ziehe ich ihn auf. «Der schönsten Prinzessin auf der Welt? Und mit deiner großen Schwester, Prinzessin Margaret?»

«Die sind nur Mädchen», entgegnet er mit brüderlicher Verachtung. «Wer interessiert sich für die?»

Ich beaufsichtige gerade, wie die neuen Gewänder der Königin gepudert, gebürstet und in den Ankleidezimmern aufgehängt werden, als Elizabeth...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2015
Reihe/Serie Die Rosenkriege
Übersetzer Anja Schünemann
Zusatzinfo Mit 2 s/w Karten
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Anne Boleyn • England • Großbritannien • Henry • historisch • Katherina von Aragon • Lancaster • Rosenkriege • rote Rose • Tudor • Weiße Rose
ISBN-10 3-644-54661-4 / 3644546614
ISBN-13 978-3-644-54661-5 / 9783644546615
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