Der Glocken Schlag (eBook)

Kriminalroman
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2015 | 1. Auflage
296 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-22181-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Glocken Schlag -  Dorothy L. Sayers
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 «Ein Klassiker von zeitloser Eleganz, der immer wieder großen Spaß bereitet.»  Kulturnews «Der Glocken Schlag gilt allgemein als eines der besten Werke von Sayers.» The Atlantic Ein Winterabend an der Küste Ost-Englands. Auf schneeverwehten Straßen gerät Lord Peter vom Wege ab, in dem gastfreundlichen Pfarrhaus findet er ein Obdach - und eine Aufgabe. Das ruhmreiche Wechselläuten, gemäß alt-englischem Brauch für diese Silvesternacht geplant, droht zu scheitern. Acht Glocken brauchen acht Männer, doch einer ist plötzlich erkrankt. Lord Peter springt ein. Wenig später herrscht im Dorf plötzlich helle Aufregung: Auf dem Friedhof wurde die Leiche eines Unbekannten gefunden - eine Leiche, die dort nicht hingehört! Wer kennt den Toten? Wer hat ihn so zugerichtet? Amateurdetektiv Lord Peter Wimsey wird vom liebenswerten Ortspfarrer um Hilfe bei der Aufklärung des seltsamen Falles gebeten. Tatsächlich benehmen sich einige Dorfbewohner auffallend merkwürdig. Als Wimsey die Zusammenhänge endlich erkennt, verdankt er die Lösung des Falles nicht zuletzt dem großartigen Glockenschlag der kleinen Pfarrkirche.

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts. 

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.  Otto Bayer (1937-2018) übersetzte zahlreiche Autoren und Autorinnen, u.a. Patricia Highsmith und Agatha Christie. Für seine Neuübersetzung der kompletten Werke von Dorothy L. Sayers wurde er mit dem Literaturpreis der Stadt Stuttgart geehrt, damit war er der erste Übersetzer der auf dem Gebiet der Unterhaltungsliteratur einen Preis erhielt.

Erster Durchgang Die Glocken werden aufgeschwungen


Die Seilschlaufe, die es vor und während des Läutens einer Glocke in der Hand zu halten gilt, gibt dem Lernenden stets neue Rätsel auf; sie schlägt ihm ins Gesicht oder schlingt sich um seinen Hals (in welchem Falle er sich gar daran erhängen kann!).

Troyte: On Change-Ringing

«Jetzt haben wir den Salat!» sagte Lord Peter Wimsey.

Da lag das Auto, hilflos und albern, die Nase tief im Graben, die Hinterräder komisch schief überm Bankett, als ob es mit aller Macht im Erdboden verschwinden wollte und sich dazu eine Höhle im aufgewehten Schnee graben müßte. Wimsey spähte durch das Schneetreiben um sich und sah dann auch, wie es zu dem Unfall gekommen war. Die schmale, bucklige Brücke, blind wie ein augenloser Bettler, spannte sich im rechten Winkel über den Kanal und fiel dann steil auf die schmale Straße ab, die den Deich krönte. Er war ein wenig zu schnell über die Brücke gefahren und, geblendet von dem starken Schneesturm aus Osten, über die Straße hinausgeraten und die Deichböschung hinab in den tiefen Graben dahinter gestürzt, von wo ihn jetzt eine Dornenhecke im gleißenden Licht der Scheinwerfer stier und feindselig anstarrte.

Nach rechts und links, vorn und hinten lag das Moor unter einem Leichentuch. Es war Silvester, kurz nach vier Uhr, und der Schnee, der den ganzen Tag gefallen war, warf einen Schimmer von Grau zurück an den bleiernen Himmel.

«Pech», meinte Wimsey. «Was glauben Sie, wo wir hier gelandet sind, Bunter?»

Der Diener zog im Schein einer elektrischen Taschenlampe die Landkarte zu Rate. «Ich glaube, Mylord, daß wir die richtige Straße bei Leamholt verlassen haben. Wenn mich nicht alles täuscht, befinden wir uns jetzt in der Nähe von Fenchurch St. Paul.»

Noch während er sprach, trug der Wind den durch den Schnee gedämpften Schlag einer Kirchturmuhr an ihre Ohren. Sie schlug die erste Viertelstunde.

«Gott sei Dank», sagte Wimsey. «Wo eine Kirche ist, da ist Zivilisation. Ein Fußmarsch wird uns nicht erspart bleiben. Lassen Sie die Koffer hier; wir werden jemand danach schicken. Brrr – ist das kalt! Als Kingsley vom wilden Nordost schwärmte, hat er garantiert irgendwo drinnen beim gemütlichen Feuer gesessen und sich seinen Tee mit Butterküchlein schmecken lassen. Ein heißes Butterküchlein könnte ich jetzt selbst vertragen. Wenn ich mich nächstes Mal in diese Gegend einladen lasse, warte ich den Hochsommer ab oder fahre mit der Eisenbahn. Die Kirche muß da stehen, wo der Wind herkommt – klar.»

Sie zogen ihre Mäntel fester um sich und wandten ihre Nasen gegen Wind und Schnee. Links von ihnen verlief schwarz und mürrisch der Kanal, gerade wie mit der Schnur gezogen, die träge dahinfließenden, unheildrohenden Wasser eingefaßt von steilen Uferböschungen. Rechts zog sich als unregelmäßiger schwarzer Strich die halbversenkte Hecke dahin, zwischendrin ein paar Pappeln und Weiden. Schweigend stapften sie los, die Augenlider schwer vom Schnee. Nach einer einsamen Meile tauchte am anderen Kanalufer der Schattenriß einer Windmühle auf, doch keine Brücke führte hinüber, kein Licht wies den Weg.

Nach einer weiteren halben Meile stießen sie auf einen Wegweiser und eine Nebenstraße, die nach rechts abzweigte. Bunter richtete den Strahl der Taschenlampe auf den einzigen Arm des Wegweisers und las:

«Fenchurch St. Paul.»

Eine andere Richtung gab es nicht. Geradeaus marschierten Straße und Kanal Seite an Seite weiter in die winterliche Ewigkeit.

«Auf nach Fenchurch St. Paul», sagte Wimsey und schlug, gefolgt von seinem Diener, die neue Richtung ein. Im selben Moment hörten sie wieder die Kirchturmuhr, diesmal näher; sie schlug das dritte Viertel.

Nach ein paar hundert Schritten Einsamkeit stießen sie auf die ersten Lebenszeichen in dieser froststarren Einöde: links von ihnen, etwas abgesetzt vom Weg, die Dächer eines Bauerngehöfts, rechts ein kleines, viereckiges Gebäude, wie ein Bauklötzchenhaus. Gasthaus Zur Weizengarbe stand auf dem Schild, das quietschend über der Tür schaukelte. Davor stand ein unansehnliches kleines Auto, und aus den Fenstern unten und oben drang Licht durch rote Vorhänge.

Wimsey ging hin und probierte die Tür. Sie war zu, aber nicht verschlossen. «Ist da jemand?» rief er laut.

Aus einem der hinteren Räume erschien eine Frau mittleren Alters. «Wir haben noch nicht auf!» rief sie barsch.

«Ich bitte um Verzeihung», sagte Wimsey, «aber unser Auto ist zu Schaden gekommen. Könnten Sie uns den Weg –?»

«Oh, entschuldigen Sie, Sir. Ich hab gedacht, das sind schon welche von unsern Mannskerlen. Ihr Auto ist kaputt? Das ist schlimm. Treten Sie ein. Hier ist nur leider noch alles sehr unordentlich –»

«Was gibt’s denn, Mrs. Tebbutt?» Die Stimme klang freundlich und gebildet, und als Wimsey der Frau in einen kleinen Salon folgte, erkannte er den Sprecher als einen ältlichen Pfarrer.

«Die Herren hatten einen Autounfall.»

«Ach!» rief der Gottesmann. «Und das an so einem fürchterlichen Tag! Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?»

Wimsey erklärte ihm, daß sein Wagen im Graben liege und sicher nur mit Seil und Pferdegespann wieder auf die Straße zu bringen sei.

«Nein, so was», meinte der Pfarrer. «Da sind Sie gewiß über die Froschbrücke gekommen. Eine sehr gefährliche Stelle, vor allem bei Dunkelheit. Wir müssen da mal etwas unternehmen. Kann ich Sie ins Dorf mitnehmen?»

«Das wäre sehr liebenswürdig, Sir.»

«Aber nicht doch, nicht doch. Ich fahre nur nach Hause zum Tee. Und Sie können bestimmt auch etwas zum Aufwärmen vertragen. Sie haben es hoffentlich nicht eilig, an Ihr Reiseziel zu kommen? Wir würden uns außerordentlich freuen, Ihnen ein Nachtlager bieten zu dürfen.»

Wimsey dankte ihm herzlich, meinte aber, er wolle die Gastfreundschaft des frommen Mannes nicht ungebührlich strapazieren.

«Es wäre mir ein besonderes Vergnügen», entgegnete der Pfarrer höflich. «Wir haben hier so wenig Abwechslung, daß ich Ihnen versichern kann, Sie würden meiner Frau und mir eine große Freude machen.»

«Wenn das so ist –» gab Wimsey nach.

«Ausgezeichnet, ausgezeichnet!»

«Ich bin Ihnen von Herzen dankbar, denn selbst wenn wir den Wagen heute noch freibekämen – ich fürchte, die Achse ist verbogen und erfordert die Künste eines Schmieds. Aber könnten wir nicht in einer Herberge übernachten? Es wäre mir wirklich peinlich –»

«Aber machen Sie sich doch deswegen keine Gedanken. Natürlich würde unsere Mrs. Tebbutt Sie nur allzugern bei sich aufnehmen, das weiß ich, und sehr gemütlich würde sie es Ihnen machen, wirklich sehr gemütlich, aber nun liegt doch ihr lieber Mann mit dieser scheußlichen Grippe da – wir haben hier gerade eine richtige Epidemie, Gott seis geklagt –, und da fürchte ich doch, es käme ihr jetzt nicht sehr gelegen, nicht wahr, Mrs. Tebbutt?»

«Na ja, ich wüßte wirklich nicht, Sir, wie wir das unter diesen Umständen machen sollten, Sir, und in der Roten Kuh haben sie nur ein Zimmer –»

«O nein», rief der Pfarrer schnell dazwischen, «nicht in der Roten Kuh; Mrs. Donnington hat doch schon Gäste. Überhaupt will ich gar kein Nein hören. Sie müssen mit mir ins Pfarrhaus kommen. Da haben wir reichlich Platz – viel zuviel sogar, viel zuviel. Übrigens, mein Name ist Venables – ich hätte mich schon eher vorstellen sollen. Wie Sie wohl bereits erraten haben – ich bin der Pfarrer dieser Gemeinde.»

«Sie sind überaus freundlich, Mr. Venables. Wenn wir Ihnen wirklich keine Last sind, nehmen wir die Einladung mit Freuden an. Ich heiße Wimsey – hier ist meine Karte. Und das ist mein Diener Bunter.»

Der Pfarrer kramte seine Brille hervor und setzte sie, nachdem er umständlich das Band auseinandergeklaubt hatte, ziemlich schief auf seine lange Nase, um Wimseys Karte in Augenschein zu nehmen.

«Lord Peter Wimsey – so so. Herrjeh! Der Name kommt mir bekannt vor. Hab ich ihn nicht schon einmal in Zusammenhang mit – ha! Jetzt hab ich’s! Bemerkungen über das Sammeln von Inkunabeln. Eine sehr kundige kleine Arbeit, wenn ich das sagen darf. Ach ja! Wie zauberhaft, einmal mit einem anderen Büchersammler plaudern zu können. Meine eigene Bibliothek ist leider etwas beschränkt, aber ich besitze eine Ausgabe vom Evangelium des Nikodemus, die Sie gewiß interessieren wird. Nein, so etwas! Wie entzückend, auf diese Weise Ihre Bekanntschaft zu machen! O mein Gott, jetzt schlägt es schon fünf. Wir müssen uns auf den Weg machen, sonst bekomme ich von meiner Frau etwas zu hören. Auf Wiedersehen, Mrs. Tebbutt. Ich hoffe, es wird Ihrem lieben Mann morgen schon wieder viel besser gehen; er sieht sogar heute schon etwas besser aus, finde ich.»

«Vielen Dank, Sir. Tom freut sich immer so, wenn Sie zu Besuch kommen. Sie haben bestimmt einen guten Einfluß auf ihn.»

«Sagen Sie ihm, er soll nur den Kopf hochhalten. So eine häßliche, bedrückende Krankheit! Aber jetzt ist er über das Schlimmste hinweg. Ich werde ihm ein Fläschchen Portwein schicken, sobald er ihn trinken darf. Tuke Holdsworth 08», fügte er so leise hinzu, daß nur Wimsey es hören konnte. «Könnte keiner Fliege schaden. Ach ja! Nun denn. Aber jetzt müssen wir wirklich los. Ich fürchte, mein Auto ist nicht eben eine Staatskarosse, aber es hat drinnen mehr Platz, als man meinen sollte. Da haben wir schon manche Taufgesellschaft hineingequetscht, nicht wahr, Mrs. Tebbutt? Möchten Sie bitte...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2015
Reihe/Serie Ein Fall für Lord Peter Wimsey
Übersetzer Otto Bayer
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • detektivroman • Englische Literatur • Kriminalroman • Lord Peter Wimsey • Schuld und Sühne
ISBN-10 3-644-22181-2 / 3644221812
ISBN-13 978-3-644-22181-9 / 9783644221819
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