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Alles außer irdisch (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
368 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-12101-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Wer sind hier die Aliens? Mit ein paar Lichtjahren Abstand sieht unser Leben ganz schön merkwürdig aus. Der Flughafen BER wird eröffnet. Ein großer Tag für Berlin und Brandenburg. Genau 7,34 Sekunden lang läuft er wunderbar. Dann allerdings stürzt quasi aus dem Nichts ein wirklich großes Raumschiff auf alle drei Startbahnen. Dies ist der Auftakt zu einer Geschichte, die alles, was wir über außerirdisches Leben zu wissen meinten, über den Haufen wirft. Es treten auf: hochentwickelte Zivilisationen, denen lange Weltraumflüge längst viel zu mühsam sind und die andere Welten einfach online erobern; hyperintelligentes, sprechendes Plastik; Chamäleonsoldaten, die automatisch die Form annehmen, die ihnen gerade den größten strategischen Vorteil verschafft - und Goiko Schulz, 36 Jahre alt und eigentlich nur für seine Mutter etwas Besonderes. Gemeinsam mit einer schlechtgelaunten Fahrradkurierin und einem alten russischen Zeitreiseforscher wird er zur letzten Hoffnung der Menschheit. Ziel der kleinen Gruppe ist der interplanetare Verbrauchergerichtshof. Doch äußerst mächtige Feinde tun alles, damit sie diesen niemals erreichen ... Horst Evers schaut in die nähere Zukunft, um sich von Außerirdischen die Erde erklären zu lassen. Was er erfährt, ist erstaunlich und sehr, sehr lustig. Manchmal benötigt man nur ein wenig Abstand, um alles zu verstehen. Schon 20 oder 30 Millionen Lichtjahre können da enorm viel ausmachen.

 Horst Evers, geboren 1967 in der Nähe von Diepholz in Niedersachsen, studierte Germanistik und Publizistik in Berlin und jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post. Er erhielt unter anderem den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Jeden Sonntag ist er auf radioeins zu hören, im WDR regelmäßig mit seiner Sendung «Horst Evers und Freunde». Seine Geschichtenbände und Romane - wie «Der König von Berlin», «Wer alles weiß, hat keine Ahnung» oder «Zu faul zum Nichtstun» - sind Bestseller. Horst Evers lebt mit seiner Familie in Berlin. 

 Horst Evers, geboren 1967 in der Nähe von Diepholz in Niedersachsen, studierte Germanistik und Publizistik in Berlin und jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post. Er erhielt unter anderem den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Jeden Sonntag ist er auf radioeins zu hören, im WDR regelmäßig mit seiner Sendung «Horst Evers und Freunde». Seine Geschichtenbände und Romane – wie «Der König von Berlin», «Wer alles weiß, hat keine Ahnung» oder «Zu faul zum Nichtstun» – sind Bestseller. Horst Evers lebt mit seiner Familie in Berlin. 

Teil 1


1. Die Flughafeneröffnung


«Manche Menschen sind eben irgendwie für den Mittelplatz geboren.» Mit einem strengen Blick wies Kira Goiko an, sich endlich in sein Schicksal zu fügen.

Der allerdings blieb bockig, selbst jetzt, als sie bereits in den Sesseln saßen. «Laut unseren Tickets habe eindeutig ich den Sitzplatz F. Du kannst dich nicht einfach auf meinen Platz setzen und sagen, das ist dann so.»

Kira strich ihr rotbraunes, schulterlanges Haar aus dem Sommersprossengesicht. «Wenn es aber doch mal so ist?»

«Ist es aber gar nicht. Außerdem ist das auch kein Argument.»

«Ach, du denkst, du hast die besseren Argumente?»

«Allerdings habe ich die besseren Argumente.»

«Gut, wunderbar. Dann hast du eben die besseren Argumente, und ich habe den Fensterplatz. So hat jeder was. Das ist gerecht.»

Goiko schüttelte sich, besser gesagt: Er wurde geschüttelt. Vom Körper seines kräftig gebauten Nachbarn auf dem Gangplatz. Dessen kurzes Lachen war in einen heftigen Hustenanfall übergegangen, der seine kompletten zweieinhalb Zentner erbeben ließ.

Goiko, selbst auch nicht gerade der sportliche Typ, bemerkte so erst spät den Vibrationsalarm des Handys. Obwohl er gern noch eine Weile über eine schlagfertige Antwort für die – verglichen mit ihm – unfassbar athletische Kira nachgedacht hätte, schaute er mit dem gewohnten Reflex aufs Display. So routiniert wie dieser Blick war auch sein Stöhnen: «Oh, nö!» Dennoch nahm er das Gespräch an und begann, sofort zu sprechen: «Du, Mama, das ist jetzt schlecht …»

«Haben Sie das Handy nicht ausgeschaltet?» Für den Gang-Mann, der gerade erst mit knapper Not dem Erstickungstod entronnen war, schien es der zweite Schicksalsschlag binnen weniger Sekunden. Er konnte es nicht fassen, dass dieser schlaffe Halbglatzenkerl, der in seiner nachlässigen Discounter-Kleidung nun auch nicht sehr wohlhabend wirkte, zu einer derart attraktiven Begleiterin kam. Wurden die Paare in Berlin jetzt im Losverfahren bestimmt? Warum hatte ihm da keiner was von gesagt?

«Ach, das ist ja toll.» Goiko ignorierte seinen Sitznachbarn und bemühte sich stattdessen um Kiras Aufmerksamkeit. «Mama sagt, wir waren im Fernsehen. Also zu sehen. Im Bild. Als wir über die Außentreppe in das Flugzeug …»

«Wir starten gleich. Sie müssen das Handy ausschalten!»

Der voluminöse Sitznachbar ließ nicht locker. Mit einer Hand tastete Goiko zur Seite, so, als wollte er dessen Snoozetaste betätigen, sprach dabei aber unbeirrt weiter ins Telefon. «Nein, Mama, ich kann nicht durchs Fenster winken. Ich habe leider den Mittelplatz.»

«Machen Sie sofort das Handy aus!»

«Ja, eigentlich hatte ich den Fensterplatz. Aber dann war Kira so traurig, da hab ich ihr den Fensterplatz überlassen …»

«Sofort! Sofort aus! Oder ich …»

«… genau, ganz Gentleman. So, wie du mich erzogen hast. Du kennst mich ja.»

«Hallo! Hallo!!! Sie haben es nicht anders gewollt. Ich rufe jetzt die Stewardess.»

«Kira, Mama meint, dann sollst du doch mal durchs Fenster winken. Sie glaubt, sie kann das im Fernseher sehen.»

Kira fuhr herum, warf Goiko einen Blutgerinnungsblick zu, riss dann demonstrativ die Jalousie vor dem kleinen Fenster nach oben und deutete mit den Händen ein Halswürgen an.

Goiko nickte zufrieden. «Ja, die Kira sagt, das macht sie sehr gerne. Siehst du sie schon winken?»

Kira fixierte Goiko und zeigte pantomimisch eine Schlinge, als ob sie sich aufhängen wollte.

«Hallo, Frau Stewardess, können Sie bitte mal kommen? Der Mann hier hat immer noch sein Handy an. Er telefoniert sogar!»

«Du, die Mama sagt, sie glaubt, sie hat dich erkannt. Sie hat dich durchs Fenster winken sehen. Haha! Ja, Mama, die Kira freut sich sehr!»

Kira hielt sich einen Pistolenfinger an den Kopf und drückte ab.

«Ja, genau, das achte Fenster von vorn. Das sind wir.»

«Bitte beenden Sie sofort das Gespräch und schalten Sie Ihr Handy aus!»

Goiko erschrak, so dicht war die Stewardess vor seinem Gesicht. Zudem sprach sie unnötig laut. Andererseits war es beeindruckend, wie grazil sie sich über seinen gewaltigen Sitznachbarn beugen konnte, ohne diesen zu berühren. Ob sie das wohl gesondert trainieren? Ein spezielles Stewardessen-über-den-Gangplatzsitzer-Beugen-Yoga?

«Durch die irrsinnig vielen Übertragungswagen und Live-Berichterstattungen haben wir ohnehin eine unglaubliche Menge externer Signale. Es ist außerordentlich wichtig, dass Sie unverzüglich alle Ihre technischen Geräte ausschalten, speziell die Handys!»

Der gesamte Passagierraum verstummte. Nun begriff auch die Stewardess, wie laut, wenn nicht leicht panisch sie gesprochen hatte. Zwei Sekunden herrschte völlige Stille. Bis sie durch die nun gut hörbare Stimme der Mutter aus dem Telefon durchbrochen wurde:

«Sag mal, Junge, weißt du denn nicht, dass man im Flugzeug nicht telefonieren darf?»

Das wirkte wie der Startschuss für ein kolossales Stimmengewirr. Erst nach einer Weile wurde es von einem schrillen Pfeifton aus der Bordsprechanlage beendet. Es knisterte, dann erklang die sonore Stimme des Kapitäns. Goiko war überzeugt, dass es spezielle Filter in den Flugzeugmikrophonen gab, durch die jede Stimme sonor klang. Oder die Stimmbildung war Teil der Ausbildung des Flugpersonals, wie das Anti-Passagier-Berührungs-Yoga. «Herrschaften, hier spricht Ihr Kapitän Jürgen Witte. Ich begrüße Sie an Bord des Airbus A380, Flug LH 7601 von Berlin nach New York. Es gibt nicht den geringsten Grund zur Beunruhigung. Durch die extrem lange Bauzeit des Flughafens BER in Schönefeld, die vielen endlosen Pannen und Probleme sind heute bei der Eröffnung natürlich alle wahnsinnig angespannt. Auch haben wir aufgrund der vielen Live-Übertragungen und des strengen Zeitplans etwas mehr Stress beim Start als gewöhnlich. Das sehen wir aber mal sportlich, oder? Dafür sind wir alle bei einem historischen Ereignis dabei. In wenigen Sekunden werden der Regierende Bürgermeister von Berlin und der Ministerpräsident von Brandenburg ihre Eröffnungsansprache beginnen. Wie Sie wissen, ist es das Ziel, dass wir, der Jungfernflug, genau in dem Moment abheben, in dem die beiden gemeinsam den Flughafen für eröffnet erklären. Sie können sich vorstellen, wie schwierig es ist, das logistisch hinzukriegen und exakt zu timen. Aber ich verspreche Ihnen, wir schaffen das. Wichtig wäre nur, dass Sie uns in der Tat ein wenig helfen und alle technischen Geräte, vor allem die Handys, sofort ausschalten!»

Goiko bemerkte sehr wohl, dass sämtliche Augenpaare nun auf ihn gerichtet waren. «Mama, ich muss jetzt wirklich Schluss machen.»

«Natürlich, Junge. Warum hast du eigentlich nie versucht, Flugkapitän zu werden? Du wärst so ein feiner …»

«Ja, bis dann, Mama.» Goiko drückte sie weg. Kira starrte, wie schon die ganze Zeit, angestrengt zu Boden – in der Hoffnung, niemand könne ihr Gesicht sehen und auf die Idee kommen, sie hätte etwas mit dem Mittelplatzpassagier zu tun. Der hatte mittlerweile das Telefon ausgeschaltet, wartete noch, bis es gänzlich heruntergefahren war, hielt es dann triumphierend in die Luft und sprach nicht ohne Pathos: «Es ist ausgeschaltet!»

Ein kurzer Applaus der anderen Passagiere. Die Stewardess ging zurück zu ihrem Extrasitz. Während die Maschine in Richtung Startbahn rollte, schaltete der Kapitän die Eröffnungsrede der beiden Landeschefs auf die Bordlautsprecher: «Doch was lange währt, wird endlich gut. Wir bedanken uns bei den insgesamt siebzehn Flughafenchefs, den zwölf Technischen Leitern und neun Vorstandschefs der Flughafengesellschaft – jeder von ihnen hat auf seine Art einen unverzichtbaren Beitrag zu diesem Projekt geleistet. Genauso gedenken wir der siebenundvierzig Mitarbeiter, die während der Bauzeit verstorben sind, grüßen die dreiundneunzig mittlerweile verrenteten Mitstreiter und freuen uns über 1184 Flughafenkinder, die während der Errichtung dieses internationalen Knotenpunktes geboren wurden …»

Die Maschine hatte nun die Startbahn erreicht und begann, langsam zu beschleunigen.

«… auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird, bis endgültig alles komplett funktionsfähig ist, sodass dieser Flughafen dann mit etwas Glück vielleicht doch zum geplanten Luftdrehkreuz werden kann …»

Erneut quietschte es aus den Lautsprechern, dann hörte man die Stimme des Kapitäns, nun eindeutig nicht mehr sonor, sondern schrill und aufgeregt: «Wer immer hier noch sein Handy auf Empfang hat, macht das bitte jetzt sofort aus! Irgendwas stört die Technik. Das muss aufhören. Vermeiden Sie Panik!!!»

Natürlich gingen wieder alle Blicke zu Goiko. Der jedoch hielt zum Beweis seiner Unschuld das ausgeschaltete Handy in die Höhe und schwenkte es kurz hin und her. Parallel zu dieser Bewegung schlackerte das Flugzeug nach links und dann wieder nach rechts.

«Schalten Sie sofort Ihr Telefon aus!», brüllte es über die Lautsprecher. Goiko sah, wie ihn die anderen Passagiere anspringen wollten, aber niemand traute sich, den Sicherheitsgurt zu lösen. Der Gang-Mann schlug planlos auf Goiko ein, während Kira stumm und verzweifelt mit der Stirn an den Sitz des Vordermanns dotzte. Goiko rief: «Ich versichere Ihnen, mein Handy ist aus! Aus! Aus! Aus!» Dabei hielt er es hoch und schwenkte es beim letzten «Aus!» erneut hin und her, woraufhin das Flugzeug wieder schlackerte.

«Ich kann die Maschinen nicht stoppen! Ich habe keine Kontrolle mehr!!!» Der Kapitän verzichtete längst...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2016
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aliens • Außerirdische • BER • Berlin • Humor • Komische Literatur • Raumschiff • Science-fiction • Science Fiction • Zukunft
ISBN-10 3-644-12101-X / 364412101X
ISBN-13 978-3-644-12101-0 / 9783644121010
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