In stürmischer Nacht (eBook)

Ein Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31502-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In stürmischer Nacht -  Roman Voosen,  Kerstin Signe Danielsson
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Südschweden 2005: Ein Orkan verwüstet ganze Landstriche, riegelt Dörfer und Höfe tagelang von der Außenwelt ab und fordert 17 Todesopfer Auch der Bauer des Johansson-Hofs kommt in der Sturmnacht durch einen tragischen Unfall ums Leben. Als zehn Jahre später das Gehöft bis auf die Grundfesten niederbrennt und in den rauchenden Trümmern ein aufgespießter, bis zur Unkenntlichkeit verkohlter Leichnam gefunden wird, nehmen die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss die Ermittlungen auf. Die rätselhafte Spurenlage führt die beiden ungleichen Frauen zu norwegischen Touristen, osteuropäischen Erntehelfern und einem Resozialisierungsprojekt für ehemalige Schwerverbrecher. Doch bald wird deutlich, dass der Mordfall noch eine ganz andere Dimension aufweist: Während Nyström und Forss der Fährte in die Vergangenheit folgen, befindet sich eine junge, verletzte Frau auf der Flucht vor einem gnadenlosen Täter. In den Tiefen des småländischen Walds beginnt eine Jagd auf Leben und Tod, die auch die Ermittlerinnen bis an ihre Grenzen treibt. »Voosen/Danielsson gehören zu den großen Talenten im deutschsprachigen Kriminalroman.« Die Welt

Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.

Roman Voosen, Jahrgang 1973, aufgewachsen in Papenburg, studierte und arbeitete in Bremen und Hamburg. Kerstin Danielsson, Jahrgang 1983, geboren und aufgewachsen in Växjö, studierte und arbeitete in Hamburg und ihrer schwedischen Heimatstadt.

6


Als sich alle im Besprechungszimmer des Präsidiums zusammensetzten, war der Nachmittag bereits weit fortgeschritten. Irgendjemand hatte aus der Kantine einen Teller trockener Zimtschnecken mitgebracht, doch bis auf Knutsson, der beherzt zugriff, blieben alle bei Kaffee.

»Mmmh, so gesund!«, ätzte Delgado, aber Knutsson ignorierte den Kommentar und kaute bedächtig weiter.

Anette Hultin hätte ihm Kontra gegeben, dachte Stina Forss, sie hätte wahrscheinlich gleich einen ganzen Vortrag über die wunderbare Backtradition der schwedischen Küche gehalten. Aber Hultin war nicht da, genauso wenig wie Göran Lindholm, den es zu seiner Freundin nach Umeå verschlagen hatte. Was man nicht alles für die Liebe zu tun bereit war. Växjö war in ihren Augen ja schon am Rand der Welt. Aber Umeå …? Schade, sie hatte den lustigen, jungen Kerl mit der Streberbrille immer gemocht. Sein Nachfolger Kent Vargen war etwa vierzig, hatte ein kluges, offenes Gesicht, eine tiefe Stimme und dunkles, struppiges Haar. Für einen Mann war er nicht besonders groß, aber immer noch größer als sie mit Pumps. Was allerdings auch nicht viel heißen mochte, denn sie selbst war gerade mal eins sechzig. Er wirkte freundlich, aber es hatte auch etwas Arrogantes, wie er da in seinem Anzug saß, das Jackett leger geöffnet, das Schulterholster auf amerikanische Art über dem weißen Hemd tragend, weit im Stuhl zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Allein schon die Tatsache, dass er als Polizist einen Anzug trug. Als wären wir hier in einem Kinofilm, dachte sie. Mein lieber Freund, du wirst schon schnell genug dahinterkommen, dass wir hier nicht in New York sind, sondern in Fucking Växjö City.

FVC statt NYPD.

Bo Örkenrud, der Chef der Spurensicherung, sprach als Erster. Er hatte Rußspuren im Gesicht.

»Wie ihr euch denken könnt, ist die Spurenlage am Tatort ein Albtraum. Dem wenigen, was nicht verbrannt ist, haben die Löschmittel der Feuerwehr den Rest gegeben. Das ist zumindest unser erster Eindruck, und ich bin nicht besonders optimistisch, dass sich das noch ändern wird.« Der ehemalige Eishockeyspieler rieb sich die Wange, was den Ruß noch weiter in seinem Gesicht verteilte. »Der einzige konkrete Hinweis auf die näheren Umstände des Verbrechens kommt deshalb auch gar nicht von uns, sondern von der Feuerwehr. Einsatzleiter Wiman ist sich sicher, dass der Brand mit Absicht gelegt worden ist.«

»Brandstiftung?«, fragte Nyström.

Örkenrud nickte.

»Es wurden mehrere ausgebrannte Metallkanister sichergestellt. Außerdem muss an den Wänden des Hauses eine große Menge Brennholz gestapelt gewesen sein. Dreißig Kubikmeter, hat Wiman geschätzt. Er habe so etwas vorher noch nie bei einem Hausbrand gesehen, hat er gesagt. Diese Menge an heller Asche erinnere ihn an den Brand des Holzlagers in der Nähe von Alvesta vor einigen Jahren.«

»Dreißig Kubikmeter?«, fragte Knutsson ungläubig. »Das reicht ja für Jahre zum Heizen.«

»Genau das hat Wiman auch gesagt. Die Hitzeentwicklung war so immens, dass sogar einige Heizkörper geschmolzen sind.«

»Wahnsinn«, sagte Knutsson leise.

»Warum macht man denn so etwas?« Delgado rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.

Vielleicht weil man seine Spuren verwischen will, dachte Forss.

»Weil man seine Spuren verwischen will«, sagte Vargen.

»Oder es war ein Scheiterhaufen oder so etwas in der Art!«, schlug Knutsson vor.

»Ja klar, Lasse. Die småländische Inquisition, oder was?«, feixte Delgado.

Vargen lachte, Knutsson wurde rot. Zum dritten Mal an diesem Tag. Delgado zwinkerte Vargen zu. Da haben sich ja zwei gefunden, dachte Forss.

»Können wir bitte sachlich bleiben?«, fragte Nyström genervt. Mit einer Handbewegung forderte sie Örkenrud auf, mit seinen Erläuterungen weiterzumachen.

»Wir konnten uns bis jetzt auch noch keinen Reim darauf machen, was die Besitzer mit so einer Riesenmenge Brennholz vorhatten, vor allem, wenn sie das Haus überwiegend im Sommer nutzen wollten. Auf jeden Fall schlägt Wiman vor, Fotos von dem abgebrannten Haus an Experten in den USA zu schicken. Er war vor Kurzem auf einer internationalen Tagung und meinte, dass die Amis uns bei der Brandforensik um Jahre voraus seien. Die hätten eine regelrechte Wissenschaft daraus gemacht. Aber vielleicht ist das Horten von Holzvorräten ja auch bloß eine norwegische Eigenart.«

Jetzt war es Knutsson, der dröhnend lachte.

»Ich kannte mal einen Norweger, der einen Lachs fangen wollte …«, begann er, aber Nyström fiel ihm ins Wort.

»Sag Wiman, er soll das mit den Fotos gern versuchen. Ich bin für alles dankbar, was uns weiterhelfen könnte. Weiß Ann-Vivika schon etwas über die Leiche?«

»Ich habe eben mit der Pathologie telefoniert. Sie arbeitet noch dran. Besonders zuversichtlich klang sie allerdings nicht. So wie der Körper verbrannt war … Wahrscheinlich müssen wir auf die DNA-Ergebnisse aus Linköping warten, um wenigstens das Geschlecht des Toten zu erfahren«, sagte Örkenrud.

»Was ist mit den Zähnen?«, fragte Knutsson, während er von der zweiten oder dritten Zimtschnecke abbiss. »Man kann jemanden doch anhand der Zähne identifizieren. Wie in dem Estonia-Fall im vergangenen Jahr.«

»Ann-Vivika sagt, dass wir damit wahrscheinlich kein Glück haben werden, weil …« Örkenrud zögerte.

»Warum?«, fragte Knutsson mit vollem Mund.

»Nun ja, ab einem bestimmten Hitzegrad gibt es bei Zähnen den sogenannten Popcorneffekt …«

»Danke«, sagte Nyström, »so genau wollten wir es gar nicht wissen.«

»Aber das ist alles wissenschaftlich belegt«, wehrte sich Örkenrud.

Knutsson war blass um die Nase geworden und legte sein angebissenes Gebäckstück zurück auf den Teller. Delgado und Vargen grinsten unisono.

»Was gibt es bis jetzt aus Norwegen?«, fragte Nyström.

»Ich habe mit der Polizei in Gjerdrum telefoniert«, sagte Delgado. »Ein kleiner Ort nicht weit von Oslo. Da sind die Askers gemeldet. Und jetzt passt auf: Vor drei Jahren war die Frau in eine polizeiliche Untersuchung verwickelt und wurde von der Staatsanwaltschaft wegen Versicherungsbetrug angeklagt. Sie ist dann vor Gericht mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.«

»Das ist doch schon mal ein Anfang«, meinte Nyström.

»Die norwegischen Kollegen sind so nett und wollen sich in der Nachbarschaft umhören und uns natürlich auch die Akten vom Gerichtsprozess zukommen lassen.«

»Danke.«

Nyström kratzte sich mit einer Stiftkappe gedankenverloren an der Stirn.Versicherungsbetrug? schrieb sie an das Whiteboard, das ansonsten so gut wie leer war. Brandstiftung stand da noch in Nyströms sauberer Mädchenschrift. Daneben: Leif und Kristina Asker.

»Was seht ihr denn für ein Szenario vor euch?«, fragte sie.

»Ich glaube nicht an einen Versicherungsbetrug. Eher ein Ehedrama«, antwortete Knutsson mit Bestimmtheit.

»Sicher keine Hexenverbrennung?«, frotzelte Delgado.

»Hugo, es reicht jetzt«, ermahnte Nyström ihn.

»Ich glaube ebenfalls, dass es sich bei dem Opfer um einen der Askers handelt«, sagte Vargen. »Eine Beziehungstat liegt auf der Hand. Obwohl das mit dem vielen Brennholz natürlich seltsam ist. Aber Menschen tun manchmal seltsame Dinge. Vor allem nach vielen Ehejahren.«

Delgado lächelte, dann wurde er wieder ernst.

»Wenn jemand ein ganzes Anwesen ansteckt, nur um eine Leiche zu verbrennen, drückt das schon etwas aus, finde ich. Eine Vernichtungsfantasie. Außer Familiendramen gibt es ja noch andere Arten von Hassverbrechen. Ich denke da zum Beispiel an brennende Asylantenheime. Vor einigen Jahren hat doch in …«

»Weiße Norweger mit Ferienhaus sind nicht gerade eine diskriminierte oder verfolgte Minderheit«, sagte Nyström.

»Wer sagt denn, dass sie weiß sind? Ich bin auch nicht weiß«, entgegnete Delgado, dessen Eltern in den Siebzigerjahren als politische Flüchtlinge aus Chile eingewandert waren.

»Du heißt aber auch Hugo Gonzales Delgado und nicht Leif Asker«, sagte Knutsson.

»Gonzales?«, fragte Vargen. »Im Ernst?«

»Mein Zweitname«, sagte Delgado zerknirscht. »Aber so nennt mich niemand.«

Knutsson grinste triumphierend.

»Wenn man sich die Ruine anschaut, könnte man wirklich an eine Hasstat denken«, sagte Örkenrud. »Das mit der Mistgabel im Bauch geht ja auch in diese Richtung.«

»Wir müssen erst einmal mehr über diese Askers erfahren«, stellte Nyström fest. »Was sind das für Leute? Warum hatten sie hier in Schweden ein so großes Haus? Was hatte es mit dieser Betrugssache auf sich? Sind sie in weitere kriminelle Machenschaften verwickelt? Gab es deswegen vielleicht sogar einen Beziehungskonflikt? Oder was denkst du, Stina?«

»Sicher«, antwortete Forss zögernd und zupfte sich an der Unterlippe. »Mehr zu wissen, schadet ja nie.«

»Aber?«, fragte Vargen und stützte sich mit den Ellbogen auf die Tischplatte. Eine herausfordernde Geste, wie Forss fand.

»Nichts. Kein Aber«, sagte sie und ließ ihre Lippe los. »Wir sollten uns ausführlich mit den Kollegen in Oslo unterhalten.«

»In Gjerdrum«, korrigierte Delgado.

»Okay«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2015
Reihe/Serie Die Kommissarinnen Nyström und Forss ermitteln
Die Kommissarinnen Nyström und Forss ermitteln
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 4. Fall • Aus eisiger Tiefe • Bauernhof • Der rote Raum • Der unerbittliche Gegner • Deutschland-Schweden • Die Taten der Toten • Ermittler-Duo • Ermittlerinnen • Ermittlerinnnen • Ermittlerpaar • Ermittlung • Erzengel • Feuer • Ingrid Nyström • Johanna Mo • Jo Nesbo • Jussi Adler-Olsen • Kerstin Signe Danielsson • Kiwi weiblich • Komissarrinnen • Kommissarin • Kommissarin Ingrid Nyström • Kommissarin Stina Forss • Krimi für den Urlaub • Kriminalfall • Krimireihe • Krimi-Reihe • Krimi Skandinavien Bestseller • Krimi-und-Thriller • Matthias Edvardsson • Mord • neue skandinavische Krimis • Nordische Spannung • Nyström und Forss 4 • Nyström und Forss Band 4 • Nyström und Forss Reihe • Nyström und Forss vierter Fall • Orkan • Regiokrimi • Regionalkrimi • Reihe • Roman Voosen • Rotwild • Schneewittchensarg • Schweden • Schweden-Krimi • Schwedenurlaub • Serie • Skandinavien-Krimi • Skandinavischer Krimi • Smaland-Krimi • sozialkritische Bücher • Später Frost • Stina Forss • Sturm • stürmische Nacht • Südschweden-Krimi • Thriller-Buch • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • Växjö • vierter Fall • Viveca Sten • Voosen Danielsson • Wald • weibliche Ermittler
ISBN-10 3-462-31502-1 / 3462315021
ISBN-13 978-3-462-31502-8 / 9783462315028
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