Die Töchter der Elfe. Schicksalstanz -  Nicole Boyle Rodtnes

Die Töchter der Elfe. Schicksalstanz (eBook)

Band 1
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2015 | 1. Auflage
282 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74604-7 (ISBN)
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Das Schicksal ist unerbittlich und unaufhaltsam ... Mit ihren magischen Tänzen ziehen die Schwestern Rose, Azalea und Birke alle in den Bann. Die Mädchen wirken wie normale Teenager, aber in Wahrheit sind sie Elfen wie ihre verstorbene Mutter und brauchen die Energie der Menschen, um überleben zu können. Ein Geheimnis, das ihr Vater um jeden Preis zu schützen versucht. Als der attraktive Malte neu in die Schule kommt, gerät das abgeschottete Leben der Mädchen durcheinander. Birke verliebt sich haltlos in ihn, aber eine Beziehung zwischen ihnen beiden darf nicht sein. Während Malte beginnt, verbotene Fragen zu stellen, weil Birke ihn abweist, wird eine tote Elfe im Wald gefunden - und das Unheil nimmt seinen Lauf ...

Nicole Boyle Rødtnes, geb. 1985, gründete 2002 den Verein »Hoffnungsvolle junge Schriftsteller«, der zahlreiche erfolgreiche dänische Schrift steller hervorgebracht hat. 2010 debütierte sie mit dem Roman »Dødsbørn«, dem ersten Band einer Serie, der bei einem kleinen Verlag herauskam und schnell sehr erfolgreich wurde. Bei Beltz & Gelberg erschien von ihr bereits die Trilogie 'Die Töchter der Elfe' und der Roman 'Wie das Licht von einem erloschenen Stern'.

Die Tanzshow


»Hey Birke. Was meinst du, kann ich das nachher bei der Show anziehen?« Rose rauscht in mein Zimmer.

Sie trägt ein dünnes, goldenes Kleid mit langen Fransen, das ihr bis kurz über die Knie reicht. Es schmiegt sich eng an den Körper und betont ihre schlanke, zarte Figur. Vorn ist es tief ausgeschnitten. Sie dreht sich um, und ich sehe, was das Problem ist. Es ist auch am Rücken ausgeschnitten. So tief, dass man fast die Spitzen ihrer Schulterblätter erkennen kann.

»Ich glaube nicht, dass man es sehen kann. Oder?«, fährt sie fort und schiebt ihr rotes, welliges Haar zur Seite.

Vorsichtig ziehe ich das Kleid ein wenig runter. Der kleine Hautstreifen zwischen den Schulterblättern hört auf und ich kann durch sie hindurch auf die braunen Furnierbretter der Wand blicken.

»Wenn es nur einen Zentimeter runterruscht, ist es sichtbar.« Ich habe Gänsehaut auf den Armen. Die bekomme ich immer, wenn ich das Loch sehe. Obwohl das schon hundertmal passiert ist. Obwohl wir alle drei so ein Loch haben.

»Man kann aber auch nie etwas wirklich Schickes anziehen!«, seufzt Rose. »Mach mir mal den Reißverschluss auf, ich werde mir ein anderes aussuchen.«

Ich öffne den Reißverschluss und sie zieht das Kleid aus. Jetzt ist das ganze Loch zu erkennen. Es erstreckt sich vom Anfang der Schulterblätter hinunter bis zum unteren Rückenbereich. Lang, ellipsenförmig. Es wird nur durch den beigefarbenen BH unterbrochen.

Es heißt, Elfen hätten ein Loch im Rücken, weil sie keine Seele haben. Daran können sie die Helden in den Märchen erkennen.

Diese Worte meines Dänischlehrers habe ich nie vergessen.

Rose huscht zurück in ihr Zimmer.

Ich starre in den Spiegel. Spüre, wie die Unruhe mich langsam überfällt. Das tut sie immer, wenn wir auftreten sollen. Obwohl ich es nicht will, wandern meine Gedanken in die Vergangenheit zurück … und ich muss immer wieder mit anschauen, wie Vater vom Stuhl fällt.

Schnell fahre ich mir mit der Bürste durch mein langes Haar. Mit der Unruhe kommt auch die Vorfreude. Obwohl ich mir wünschen würde, dass ich nicht tanzen müsste, es einfach bleiben lassen könnte, so freue ich mich gleichzeitig darauf.

Kurze Zeit später kommt Rose zurück. Jetzt trägt sie ein blaues Kleid.

»Und wie ist es mit dem hier?« Sie dreht sich um die eigene Achse, der Stoff wiegt sich sanft.

»Das ist in Ordnung«, murmle ich und streiche mit den Händen über mein eigenes Kleid.

»Aber langweilig«, seufzt sie. »Das fällt doch niemandem auf.«

»Ganz egal, was du anhast, du wirst allen auffallen, du bist einfach fantastisch.«

»Ja, schon, aber ich möchte für Benjamin besonders gut aussehen.« Sie fährt sich mit der Hand durch ihre Locken.

»Bist du wieder verliebt?«

»Mmm …«, sie nickt. »Ach, verliebt zu sein ist das Schönste auf der Welt! Du solltest es auch mal versuchen.«

»Vater sagt …«, setze ich an, während ich die Haare aus der Bürste zupfe. Mein Haar ist hell, fast weiß, als wäre jede Farbe aus ihm herausgespült worden.

»Vater malt immer den Teufel an die Wand. Ich bin doch nicht dumm! Und seit wann redest du denn wie Azalea?«

»Ich rede nicht wie Azalea!«

Azalea ist die Älteste von uns dreien. Das heißt, sie ist viereinhalb Minuten älter als ich und acht Minuten älter als Rose. So ist das bei Elfen; wir werden zusammen in einem Wurf geboren.

»Woher kennst du diesen Benjamin denn?«, frage ich.

»Wir sind uns in der Stadt begegnet.« Sie dreht eine Locke um den Finger. »Benjamin Skjoldbæk, ist das nicht ein fantastischer Name?«

Wir sind alle vier auf dem Weg zur Tanzhalle. Vater, Azalea, Rose und ich. Der Schnee knirscht unter unseren Füßen, während wir den kurzen Weg durch den Wald nehmen und auf den Ort Tørveby zugehen. Die Bäume sind kahl, die Büsche nur noch Geäst. Ein Hase läuft an uns vorbei und hinterlässt kleine Pfotenabdrücke im Schnee.

Am Eingang der Tanzhalle hängen große Plakate, sie versprechen eine atemberaubende Show. Ich starre das Foto von uns dreien an, von einem unserer letzten Auftritte. Ich spüre wieder die Unruhe von vorhin.

»Seid ihr bereit, Mädchen?«, fragt Vater und haucht Wärme auf seine Hände.

Azalea und ich nicken, während Rose zum Umkleideraum eilt. Sicher will sie wieder ihre Frisur richten, sie könnte ja auf dem kurzen Weg zerzaust worden sein.

»Ich zähle die Vorbestellungen«, sagt Vater zu uns und verschwindet im Büro. Er zählt die reservierten Eintrittskarten immer zweimal. Es müssen mindestens hundert Zuschauer sein, sonst ist es nicht sicher. In der Regel ist er erst zufrieden bei 120, falls einige nicht erscheinen.

»Du wirkst so nervös.« Azaleas grüne Augen bohren sich in meine, als wir die Tür zum Umkleideraum öffnen. Sie merkt so etwas immer sofort.

»Es ist nichts«, sage ich schnell.

Das Licht flackert auf, und die leeren Bänke und Hakenleisten kommen zum Vorschein. Hier ist Platz für eine ganze Schulklasse. Aber nur wir drei benutzen diesen Raum und das nur einmal im Monat.

Rose macht Dehnübungen an den Bänken. Nicht dass sie das braucht. Wir üben nicht einmal unseren Tanz. Sprechen nichts vorher ab. Wir tanzen einfach, sobald die Musik einsetzt, und auch wenn nichts geplant ist, passen unsere Tanzschritte wie selbstverständlich zusammen. Selbst mit geschlossenen Augen gleiten wir unbeschwert aneinander vorbei.

»Ich laufe nur schnell hoch und schaue, ob Benjamin schon gekommen ist.« Rose ist bereits die Treppe hoch. Sie ist in allem besonders eifrig. Besonders energiegeladen und rastlos vor unserem Auftritt. Aber damit ist sie nicht allein: Wir alle können es spüren. Die letzten vier Nächte habe ich davon geträumt. Jede Nacht hat mein Körper vibriert. Die Lust … nein, der Drang zu tanzen.

»Bist du dir sicher, dass du okay bist?« Azaleas Blick haftet an mir.

Ach, ich wünschte, ich könnte meine Gefühle besser verbergen.

»Ja, es ist nur schon so lange her«, erwidere ich.

Was nicht stimmt.

Es ist nicht länger her als letztes Mal. Oder das Mal davor. Es liegt immer ein Monat dazwischen; so lange können wir warten. So ist das schon seit vielen Jahren. Seit Vater einsehen musste, dass es zu gefährlich ist, wenn wir nur für ihn tanzen.

»Oje, er ist da!« Rose kommt uns aufgeregt entgegen. Azalea und ich gehen nun auch die Treppe hoch. Jetzt dauert es nicht mehr lange.

Ich kann das Rascheln des Bühnenvorhangs hören, der zur Seite gezogen wird, und Vater kommt zu uns.

»Seid ihr bereit?«

»Allzeit bereit«, sagt Rose und gibt ihm einen Kuss auf die Wange.

Azalea und ich nicken, während wir unsere Haare mit einem Haargummi zusammenbinden.

Es rumort im Bauch. Das unsichere Gefühl von vorhin ist nun vollkommen verschwunden. Es ist nur noch reine Freude zu spüren.

Wir betreten die Bühne und ein Begrüßungsapplaus empfängt uns. Mein Blick huscht schnell über die Zuschauer. Es gibt eine große zusammengehörige Gruppe, sie muss aus Næstbæk stammen, oder aus einem anderen Ort. Sie sind daran zu erkennen, dass sie ein Programm in der Hand halten. Der Rest ist hier aus der Stadt. Obwohl sie uns schon hundertmal gesehen haben, kommen sie jedes Mal wieder.

Die Scheinwerfer werden eingeschaltet, das Publikum verschwindet hinter dem grellen Licht. Verwandelt sich in eine dunkle Masse.

Vater sitzt am Klavier, das zwischen den Zuschauerstühlen steht, deshalb ist er nach unten gegangen.

Seine langen Finger huschen über die Tasten. Langsam entsteht die Musik. Sie bringt mein Blut zum Kochen. Lässt die Haut erzittern. Setzt den Körper in Bewegung. Ich schließe die Augen, alles außer der Musik verschwindet. Ich gleite über die glänzende Bühne, während ich mir vorstelle, es wäre der Waldboden an einem heißen Sommertag. Fast kann ich die winzigen Grashalme zwischen den Zehen spüren. Die Feuchtigkeit der Erde und den Duft des Mooses. Wie sehr ich mich doch aufs Frühjahr freue.

Auch wenn ich Rose und Azalea nicht bewusst sehe, fühle ich sie. Immer dicht bei mir. Sie funkeln in der gleichen Art und Weise wie ich, während die Energie aus dem Publikum uns entgegenströmt.

Ich öffne die Augen und sehe sie. Mustere die vielen Menschen, die uns wie verhext zuschauen. Ihr Lächeln und ihre Begeisterung, ja Verzückung.

Ich sauge ihre Energie in mir auf. Lasse sie in meine Adern fließen, im Blut durch den Körper strömen. Mein Herz schlägt immer schneller. Es...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2015
Übersetzer Christel Hildebrandt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74604-0 / 3407746040
ISBN-13 978-3-407-74604-7 / 9783407746047
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