Warrior Cats - Der Ursprung der Clans. Der Sonnenpfad -  Erin Hunter

Warrior Cats - Der Ursprung der Clans. Der Sonnenpfad (eBook)

V, Band 1

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
337 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-74562-0 (ISBN)
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Seit unzähligen Monden lebt ein Katzenstamm unter schwersten Bedingungen in den Bergen. Als die junge Katze Flatternder Vogel dem eisigen Winter zum Opfer fällt, stehen ihre Gefährten unter Schock. Der Kampf gegen Hunger und Kälte scheint verloren zu sein. Doch Halber Mond, die weise, alte Seherin des Stammes, hat eine Vision von einem Ort, wo es genug Nahrung für alle gibt. Eine Gruppe mutiger Katzen verlässt ihre Heimat und bricht zu einer abenteuerlichen und gefährlichen Reise in das unbekannte Land auf. Allen voran die beiden ungleichen Brüder Wolkenhimmel und Grauer Flug, deren Vertrauen zueinander durch ein tragisches Unglück bis ins Mark erschüttert wird ...

Hinter dem Namen Erin Hunter verbirgt sich ein ganzes Team von Autorinnen. Gemeinsam konzipieren und schreiben sie die erfolgreichen Tierfantasy-Reihen WARRIOR CATS, SEEKERS, SURVIVOR DOGS und BRAVELANDS.

1. KAPITEL


Grauer Flug schleppte sich den schneebedeckten Hang hinauf, zu einem Kamm, der wie eine brüchige Zahnreihe in den Himmel ragte. Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere, um nicht in der überfrorenen Oberfläche einzubrechen und darunter im zusammengewehten Pulverschnee zu versinken. Leichte Flocken fielen und tüpfelten seinen dunkelgrauen Pelz. Ihm war so kalt, dass er seine Pfoten nicht mehr spürte, und sein Magen knurrte vor Hunger.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal warm und satt war.
In der letzten Zeit der Sonne war er noch ein Junges gewesen, hatte mit Wolkenhimmel, seinem Wurfgefährten, am Rand des Teichs vor der Höhle gespielt. Ein ganzes Leben schien seither vergangen. Grauer Flug erinnerte sich nur noch schwach an raschelnde, grüne Blätter, an den knorrigen Gebirgsbäumen und sonnenüberflutete Felsen.
Er blieb stehen, witterte in der Luft nach Beute und ließ den Blick über das verschneite Gebirge schweifen, wo hinter jedem Gipfel, so weit sein Auge reichte, wieder neue aufragten. Der tiefgraue Himmel über ihm versprach noch mehr Schnee.
Die Luft trug ihm keinen Beutegeruch zu, also trottete Grauer Flug weiter. Hinter einer Ansammlung von Felsbrocken tauchte Wolkenhimmel auf, dessen hellgraues Fell im Schnee kaum zu erkennen war. Er trug nichts zwischen den Zähnen, und als er Grauer Flug entdeckte, schüttelte er den Kopf. »Nirgendwo auch nur ein Hauch von Beute!«, rief er. »Vielleicht sollten wir …«
Ein heiserer Schrei von oben schnitt ihm das Wort ab. Ein Schatten fiel auf Grauer Flug. Er blickte auf und sah einen Habicht mit spitzen, grausamen Klauen tief über den Hang gleiten. Als der Habicht über ihm schwebte, sprang Wolkenhimmel mit weit ausgestreckten Vorderpfoten hoch in die Luft, erwischte mit den Krallen das Gefieder des Habichts und zerrte ihn vom Himmel. Der Vogel stieß noch einen heiseren Schrei aus, bevor er wild mit den Flügeln um sich schlagend im Schnee landete.
Grauer Flug stürmte den Hang hinauf, sodass hinter seinen Pfoten eine feine Schneewolke aufwirbelte. Bei seinem Bruder angekommen, stemmte er sich mit beiden Vorderpfoten auf einen zuckenden Flügel. Der Habicht funkelte ihn mit hasserfüllten, gelben Augen an, und Grauer Flug duckte sich, um seinen grausamen Fängen auszuweichen.
Wolkenhimmel stieß den Kopf vor und schlug seine Zähne in das Genick des Habichts. Der zuckte einmal, dann erschlaffte sein Körper, und der Blick wurde leer, während aus der Wunde Blut floss und den Schnee befleckte.
Keuchend sah Grauer Flug seinen Bruder an. »Das war ein großartiger Fang!«, rief er und ein warmes Gefühl des Triumphes durchströmte seinen Körper.
Wolkenhimmel schüttelte den Kopf. »Schau doch nur, wie mager er ist. In diesen Bergen gibt es nichts, was eine Katze ernährt, und das wird auch so bleiben, bis es aufhört zu schneien.«
Er hockte sich neben seine Beute, um als Erster hineinzubeißen. Grauer Flug ließ sich neben ihm nieder, und bei dem Gedanken, die Zähne in den Habicht zu schlagen, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Aber dann erinnerte er sich an die hungernden Katzen in der Höhle, die sich um die letzten Reste zankten. »Wir sollten die Beute zu den anderen bringen«, miaute er. »Sie brauchen Nahrung, damit sie Kraft für die Jagd sammeln.«
»Wir brauchen auch Kraft«, knurrte Wolkenhimmel und riss ein Stück Fleisch aus dem Habicht.
»Wir kommen schon zurecht.« Grauer Flug stieß ihn in die Seite. »Wir sind die besten Jäger des Stammes. Wenn wir zusammen jagen, entkommt uns keine Beute. Wir erwischen mehr als alle anderen.«
Wolkenhimmel verdrehte die Augen und schluckte seinen Bissen hinunter. »Warum musst du bloß immer so selbstlos sein?«, brummte er. »Also gut, lass uns gehen.«
Gemeinsam schleppten die beiden Katzen den Habicht den Hang hinab und über die Felsbrocken am Boden einer engen Schlucht, bis sie den Teich mit dem tosenden Wasserfall erreichten. Der Vogel war zwar nicht schwer, ließ sich aber schlecht bewegen. Seine Flügel flappten über den Boden, und die Klauen blieben an jedem Felsbrocken oder Gestrüpp hängen, das aus dem Schnee ragte.
»Das wäre uns erspart geblieben, wenn wir ihn gefressen hätten«, schimpfte Wolkenhimmel, als sie den Habicht mühsam auf dem schmalen Pfad hinter den Wasserfall zerrten. »Hoffentlich wissen es die anderen auch zu schätzen.«
Wolkenhimmel beschwert sich zwar, dachte Grauer Flug, aber er weiß, dass wir das Richtige tun.
In der Höhle wurden die beiden Brüder jubelnd begrüßt. Mehrere Katzen rannten ihnen entgegen und versammelten sich mit großen Augen um die Beute.
»Der ist ja riesig!«, rief Schildkrötenschwanz und sprang mit leuchtenden grünen Augen zu Grauer Flug. »Ich kann’s kaum glauben, dass ihr ihn uns gebracht habt.«
Etwas beschämt über ihre Begeisterung, neigte Grauer Flug den Kopf. »Alle werden davon auch nicht satt«, miaute er.
Brechendes Eis, ein grau-weißer Kater, bahnte sich einen Weg durch die Menge. »Welche Katzen gehen auf die Jagd?«, fragte er. »Sie sollten als Erste essen.«
Gemurmel erhob sich aus der Katzenversammlung, dazwischen ein empörter Schrei: »Ich hab aber Hunger! Warum kriege ich nichts ab? Ich kann auch jagen gehen!«
Grauer Flug erkannte die Stimme seines kleinen Bruders Zackiger Berg. Ihre Mutter, Sanfter Regen, kam angelaufen und führte ihr Junges behutsam zurück zu den Schlafkuhlen. »Du bist zu jung zum Jagen«, miaute sie leise. »Und wenn die Scharfkrallen nicht essen, wird es für keine Katze Beute geben.«
»Das ist ungerecht!«, brummelte Zackiger Berg.
In der Zwischenzeit reihten sich die Jäger, darunter auch Brechendes Eis und Schildkrötenschwanz, neben dem toten Habicht auf. Jede Katze nahm einen Bissen und trat dann zurück, um für die nächste Platz zu machen. Bis sie fertig waren und die Höhle über den Pfad hinter dem Wasserfall verlassen hatten, war kaum noch Fleisch übrig.
Wolkenhimmel, der neben Grauer Flug zugesehen hatte, schnaubte verärgert. »Wenn wir ihn doch bloß selbst gegessen hätten.«
Insgeheim musste ihm Grauer Flug recht geben, wusste aber, dass Jammern sinnlos war. Es gibt nicht genug Nahrung. Jede Katze ist schwach und hungrig – wir müssen durchhalten, bis die Sonne wiederkommt.
Pfotengetrappel ertönte hinter ihm. Er drehte den Kopf und sah, dass Funkelnder Bach zu Wolkenhimmel lief. »Stimmt es, dass du diesen riesigen Habicht ganz allein gefangen hast?«
Wolkenhimmel zögerte und genoss die Bewunderung der hübschen, getigerten Kätzin. Grauer Flug schnurrte vielsagend.
»Nein«, gestand Wolkenhimmel. »Grauer Flug hat mir geholfen.«
Funkelnder Bach nickte Grauer Flug zu, aber ihr Blick kehrte sofort zu Wolkenhimmel zurück. Sein Bruder trat ein paar Schritte zurück und ließ sie allein.
»Die beiden sind ein hübsches Paar«, meldete sich eine Stimme neben ihm. Grauer Flug drehte den Kopf und sah die Älteste Silberner Frost neben sich stehen. »Im wärmsten Mond wird es Junge geben.«
Grauer Flug nickte. Wenn sein Bruder und Funkelnder Bach so beieinanderstanden und die Köpfe zusammensteckten, konnte jede Katze auf den ersten Blick sehen, wie verliebt sie waren.
»Und vielleicht ist das ja nicht der einzige Wurf«, setzte Silberner Frost hinzu, wobei sie Grauer Flug in die Seite stupste. »Schildkrötenschwanz ist eine ausgesprochen hübsche Katze.«
Grauer Flug wurde vom Kopf bis zur Schwanzspitze heiß vor Verlegenheit. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, und war dankbar, als er die Steinsagerin auf sie zukommen sah, die bei jeder Katze stehen blieb, um ein paar Worte zu wechseln. Wegen des hohen Alters waren ihre Schritte unsicher, aber Grauer Flug sah in ihren grünen Augen Weisheit und eine große Fürsorge, die sie für jede einzelne Katze ihres Stammes empfand.
»Es ist noch Habicht übrig«, miaute sie gerade Schneehase zu, die ausgestreckt in einer Schlafkuhle lag und sich den Bauch putzte. »Du solltest etwas essen.«
Schneehase unterbrach ihre Fellpflege. »Ich überlasse das Essen lieber den Jüngeren«, antwortete sie. »Sie brauchen Kraft für die Jagd.«
Die Steinsagerin beugte sich vor und berührte die Älteste mit der Nase am Ohr. »Du hast dir dein Essen schon mehr als einmal verdient.«
»Vielleicht haben uns die Berge lange genug ernährt«, sagte Brüllender Löwe, der wenige Schwanzlängen entfernt saß.
Die Steinsagerin warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Was hat das alles zu bedeuten?, fragte sich Grauer Flug.
Sanfter Regen setzte sich neben ihn und riss ihn aus seinen Gedanken. »Hast du etwas gegessen?«, fragt sie.
Wir reden nur noch über Essen. Oder darüber, dass es fehlt. Er wollte sich seine Verärgerung nicht anmerken lassen und antwortete: »Ich nehme mir was, bevor ich wieder rausgehe.«
Zu seiner Erleichterung bedrängte ihn seine Mutter nicht weiter. »Mit dem Habicht ist dir wirklich ein guter Fang gelungen«, miaute sie.
»Das war ich nicht allein«, antwortete Grauer Flug. »Wolkenhimmel hat ihn mit einem riesigen Satz aus der Luft geholt.«
»Ihr wart beide gut«, schnurrte Sanfter Regen. Sie drehte sich nach seinen jüngeren Geschwistern um, die ganz in der Nähe miteinander rauften. »Hoffentlich werden Zackiger Berg und Flatternder Vogel genauso geschickt, wenn sie zum Jagen erst alt genug sind.«
Zackiger Berg stieß seiner Schwester gerade die Pfoten unter dem Körper weg....

Erscheint lt. Verlag 14.7.2015
Übersetzer Friederike Levin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-74562-1 / 3407745621
ISBN-13 978-3-407-74562-0 / 9783407745620
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