Die Mission (eBook)

Roman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
480 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-17114-8 (ISBN)

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Die Mission -  Ann Leckie
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Das erfolgreichste Science-Fiction-Epos der Gegenwart
Über Tausende von Sternsystemen erstreckt sich das mächtige Imperium der Radchaai - doch es ist in sich gespalten und steht kurz vor einem Bürgerkrieg. Breq, die Maschinenintelligenz des interstellaren Kriegsschiffs Gerechtigkeit der Torren, ist die Einzige, die den Zerfall noch aufhalten kann. Das Schiff wurde vor Jahrhunderten vollständig zerstört, und nur Breq, die Maschinenintelligenz im Körper einer Frau, hat überlebt. Nun wird sie von Anaander Mianaai, der totalitären Herrscherin der Radch, formell adoptiert, zur Flottenkapitänin ernannt und ins Athoek-System beordert. Dort haben die Gegner der Herrscherin zwei Tore für den interstellaren Schiffsverkehr zerstört und das System von seiner Versorgung abgeschnitten. Über Jahrtausende hinweg haben die Radch riesige Bereiche der Galaxis annektiert und sich viele Feinde gemacht. Vor allem aber wird das Reich der Radch aus seinem Inneren bedroht, denn seine Herrscherin Anaander Mianaai ist in Tausende von geklonten Körpern gespalten. Jetzt ist ein heimtückischer Kampf zwischen zwei Fraktionen ihrer multiplen Existenz ausgebrochen, der das ganze Imperium bedroht - und es gibt nur eine Person, die Anaander Mianaai mehr fürchtet als sich selbst: Breq ...

Ann Leckie hat bereits mehrere Kurzgeschichten in amerikanischen Fantasy- und Science-Fiction-Magazinen veröffentlicht, bevor sie sich mit Die Maschinen an ihren ersten Roman wagte. Sie wurde für Die Maschinen mit dem Hugo Award ausgezeichnet und von Kritikern und Lesern weltweit gleichermaßen gefeiert. Ann Leckie lebt mit ihrer Familie in St.Louis, Missouri.

2

DIE TYRANNIN HATTE GESAGT, WIR HÄTTEN EINEN ähnlichen Hintergrund, und in gewisser Hinsicht stimmte das auch. Sie hatte – genauso wie ich seinerzeit – aus Hunderten von Körpern mit einer gemeinsamen Identität bestanden. In diesem Punkt waren wir uns ungefähr gleich. Was einige Bürgerinnen bemerkt hatten (wenn auch erst vor relativ kurzer Zeit, in den letzten hundert Jahren oder so), als über die militärische Verwendung von Hilfseinheiten diskutiert worden war.

Die Vorstellung erschien schrecklich, wenn man daran dachte, dass man selbst, eine Freundin oder eine Verwandte davon betroffen sein könnte. Doch die Herrin der Radch hatte das Gleiche durchgemacht, war in gewisser Hinsicht die gleiche Art von Entität wie die Schiffe, die ihr dienten. Konnte es also so schlimm sein, wie die Kritiker behaupteten? Eine lächerliche Idee, dass es die ganze Zeit in der Radch nicht absolut gerecht zugegangen sein könnte.

Ein Wort, das Teil einer Triade war. Gerechtigkeit, Gebührlichkeit und Nützlichkeit. Keine gerechte Tat konnte ungebührlich sein, keine gebührliche Tat ungerecht. Gerechtigkeit und Gebührlichkeit waren innig miteinander verflochten und führten zwangsläufig zur Nützlichkeit. Die Frage, für wen oder was es nützlich war, konnte zum Thema nächtlicher Diskussionen über halb geleerten Flaschen Arrack werden, aber für gewöhnlich stellte keine Radchaai infrage, dass Gerechtigkeit und Gebührlichkeit letztlich auf irgendeine von den Göttinnen gebilligte Weise nützlich waren. Sie stellten niemals, außer in den ungewöhnlichsten Situationen, infrage, dass die Radch in jeder Hinsicht gerecht, gebührlich und nützlich war.

Natürlich war die Herrin der Radch im Gegensatz zu ihren Schiffen eine Bürgerin – und nicht nur eine Bürgerin, sondern die absolute Herrscherin über die gesamte Radch. Ich war eine Waffe, die sie benutzt hatte, um ihre Herrschaft zu festigen. Ihre Dienerin. In vielerlei Hinsicht ihre Sklavin. Und der Unterschied ging noch weiter. Jeder einzelne von Anaander Mianaais Körpern war identisch, sie waren Klone, die für den ausschließlichen Zweck entworfen und gezüchtet worden waren, Teile von ihr zu werden. Jedes ihrer mehreren Tausend Gehirne war rund um die Implantate gewachsen, die sie mit sich selbst verbanden. Seit dreitausend Jahren hatte sie niemals erlebt, eine andere Person als Anaander Mianaai zu sein. Sie war niemals eine Person mit nur einem Körper gewesen – vorzugsweise in der späten Jugend oder im frühen Erwachsenenalter, aber auch etwas älter war in Ordnung –, um gefangen genommen und in einer Suspensionskapsel eingelagert zu werden, jahrzehntelang oder sogar jahrhundertelang, bis sie gebraucht wurde. Kurzerhand aufgetaut, mit einem Hirnimplantat ausgestattet, Verbindungen getrennt und durch neue ersetzt, die Zerstörung der Identität, mit der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte, um von der KI eines Schiffs übernommen zu werden.

Ich glaubte nicht, dass man es sich wirklich vorstellen konnte, wenn man es nicht durchgemacht hatte. Der Schrecken und die Übelkeit, der Horror, selbst nachdem es vorbei war und der Körper wusste, dass er das Raumschiff war, dass die Person, die er vorher gewesen war, nicht mehr existierte, dass es sie auch nicht mehr interessierte, dass sie gestorben war. Es konnte eine Woche dauern, manchmal auch länger, bis sich der Körper und das Gehirn an die neue Situation gewöhnt hatten. Eine Nebenwirkung des Verfahrens, eine, die möglicherweise hätte eliminiert werden können, sodass alles erheblich angenehmer ablaufen würde. Aber was bedeutete das vorübergehende Unbehagen eines einzigen Körpers? Ein Körper von Dutzenden oder gar Hunderten war nichts, seine Qualen lediglich eine zeitweilige Unannehmlichkeit. Wenn es zu intensiv war oder innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens nicht nachließ, wurde der betreffende Körper einfach entfernt und vernichtet, um durch einen neuen ersetzt zu werden. Es waren schließlich genug auf Lager.

Aber nachdem Anaander Mianaai nun erklärt hatte, dass es keine neuen Hilfseinheiten mehr geben sollte – abgesehen von den Gefangenen, die immer noch in den Lagerräumen der riesigen Truppentransporter in Suspension lagen, Tausende eingefrorene Körper, wartend – musste sich niemand mehr Gedanken über dieses Thema machen.

Als Kapitänin der Gnade der Kalr hatte ich ein Quartier ganz für mich allein, drei mal vier Meter, rundum von Bänken gesäumt, die gleichzeitig als Stauraum dienten. Eine dieser Bänke war auch mein Bett, und darin, unter den Kisten und Truhen, die meinen Besitz enthielten, befand sich ein Kasten, den das Schiff nicht sehen oder spüren konnte. Für menschliche Augen war er sichtbar, selbst wenn diese Augen zum Körper einer Hilfseinheit gehörten. Aber kein Scanner, kein mechanischer Sensor konnte diesen Kasten sehen. Oder die Waffe, die sich darin befand. Oder die Munition – Projektile, die sich durch alles brannten, was es im Universum gab. Wie das bewerkstelligt wurde, war ein Geheimnis – nicht nur die unerklärlichen Projektile, sondern auch, wie das Licht, das vom Kasten oder der Waffe kam, für menschliche Augen sichtbar war, aber nicht für Kameras und Sensoren, die letztlich nach den gleichen Prinzipien funktionierten. Und das Schiff beispielsweise sah keinen leeren Raum, dort, wo der Kasten war, wo sich irgendetwas befinden sollte, sondern es sah das, was es an dieser Stelle zu sehen erwartete. Es ergab keinen Sinn. Dennoch war es so. Der Kasten, die Waffe und die Munition waren vom Alien-Volk der Presger hergestellt worden, deren Ziele unklar waren. Die sogar Anaander Mianaai fürchtete, obwohl sie die Herrin der unermesslichen Weiten der Radch war, die Herrscherin über ihre scheinbar endlosen Armeen.

Die Gnade der Kalr wusste von diesem Kasten, von der Waffe, weil ich ihr davon erzählt hatte. Für die Kalrs, die mir dienten, war es nur ein Kasten unter mehreren, von denen sie keinen geöffnet hatten. Wären sie wirklich die Hilfseinheiten, die sie gelegentlich zu sein vorgaben, wäre es das Ende gewesen. Aber sie waren keine Hilfseinheiten. Sie waren menschlich und extrem neugierig. Sie spekulierten immer noch, blickten verstohlen, wenn sie die Decken und die Pritsche verstauten, auf der ich schlief. Wäre ich nicht die Kapitänin gewesen – und erst recht die Flottenkapitänin –, hätten sie längst jeden Millimeter meines Gepäcks durchsucht, zweimal und dreimal, und alles gründlich untereinander ausdiskutiert. Aber ich war die Kapitänin, ich hatte die Macht über Leben und Tod meiner gesamten Besatzung, weshalb man mir diese kleine Privatsphäre gewährte.

Dieses Zimmer war das von Kapitänin Vel gewesen, bevor sie sich im Kampf der Herrin der Radch gegen sich selbst für die falsche Seite entschieden hatte. Der Bodenbelag und die Decken und Kissen auf den Bänken waren verschwunden, im Omaugh-Palast zurückgelassen. Sie hatte die Wände mit komplizierten Schnörkeln in Purpur- und Grüntönen bemalen lassen, in einem Stil und einer Farbkombination, die sie aus einer vergangenen Ära übernommen hatte, einer angeblich edleren und zivilisierteren als der jetzigen. Im Gegensatz zu Kapitänin Vel hatte ich sie durchlebt und bereute es nicht, dass sie Geschichte war. Normalerweise hätte ich sie entfernen lassen, aber es gab andere, dringlichere Probleme, und die Farbe erstreckte sich zumindest nicht weiter, als das Quartier reichte.

Ihre Göttinnen, die neben den Schiffsgöttinnen in einer Nische gestanden hatten – natürlich Amaat, die höchste der Radchaai-Göttinnen, und Kalr, der dieses Schiff den Namen verdankte –, hatte ich ersetzt durch Sie, die der Lilie entsprang, eine EskVar (die Emanation des Anfangs und des Endes) und eine kleine, billige Ikone von Torren. Ich hatte Glück gehabt, eine zu finden. Torren war eine alte Göttin, nicht sehr populär, fast vergessen, außer von den Besatzungen der Schiffe, die ihren Namen trugen, keins davon in der Nähe stationiert, eins davon – ich selbst – zerstört.

Es gab Platz für mehr Göttinnen, wie immer. Aber ich glaubte an keine von ihnen. Die Besatzung hätte sich gewundert, wenn ich neben der Schiffsgöttin keine anderen gehabt hätte, aber diese genügten. Sie waren keine Göttinnen für mich, sondern Erinnerungen an etwas anderes. Die Besatzung konnte es nicht wissen und würde es auch nicht verstehen, also verbrannte ich täglich Weihrauch für sie, auch für Amaat und Kalr, und genauso wie diese Göttinnen bekamen sie Opfergaben – Lebensmittel und emaillierte Messingblumen, die Fünf zu einem Stirnrunzeln veranlasst hatten, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatte, weil sie billig und gewöhnlich waren und, wie sie dachte, nicht das, was eine Mianaai und eine Flottenkapitänin ihren Göttinnen opfern sollte. Das hatte sie auch zu Kalr Siebzehn gesagt, indirekt, ohne meinen Namen oder Titel zu erwähnen. Sie wusste nicht, dass ich eine Hilfseinheit war, wusste nicht, wie einfach es deshalb für das Schiff war, mir zu zeigen, was sie empfand, was sie sagte, wo auch immer sie es sagte, wann immer ich es wünschte. Sie war davon überzeugt, dass das Schiff ihren Tratsch geheim halten würde.

Zwei Tage nachdem wir durch das Tor gegangen waren, auf dem Weg nach Athoek in unserem eigenen winzigen, isolierten Fragment des Universums, saß ich auf der Kante meines Betts und trank Tee aus einer feinen Glastasse in Tiefrosa, während Kalr Fünf die Omen und das Tuch vom morgendlichen Wurf wegräumte. Die Omen hatten auf anhaltendes Glück hingedeutet, natürlich, denn nur die dümmste Kapitänin hätte irgendein anderes Muster in der Verteilung der Metallscheiben auf dem Tuch gesehen.

Ich schloss die Augen. Spürte die Korridore und Räume der Gnade der...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2016
Reihe/Serie Die Maschinen - Universum
Übersetzer Bernhard Kempen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Ancillary Sword (2)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Ann Leckie • eBooks • Fremde Welten • Hugo-Award-Gewinnerin • Künstliche Intelligenz • Raumschiffe • Science-fiction
ISBN-10 3-641-17114-8 / 3641171148
ISBN-13 978-3-641-17114-8 / 9783641171148
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