Die schöne Tote von Barfleur (eBook)

Ein Kriminalroman aus der Normandie

(Autor)

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2015 | 2. Auflage
320 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-0909-2 (ISBN)

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Die schöne Tote von Barfleur -  Maria Dries
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So mörderisch, die Normandie.

Ein Mann stürzt in die Gendarmerie von Barfleur, um seine Frau Maryline als vermisst zu melden. Am selben Tag macht eine Pilzsammlerin eine grauenvolle Entdeckung. Ein weiblicher Fuß ragt aus dem Unterholz. Rasch ist klar, dass Maryline ermordet wurde. Die Polizei steht vor einem Rätsel - und man bittet Commissaire Philippe Lagarde um Hilfe, obschon der eigentlich seinen Ruhestand genießen wollte. Denn der Ehemann der Toten, der sofort in Verdacht gerät, ist ein Freund des einzigen Polizisten von Barfleur ...

Der zweite Roman mit Commissaire Lagarde - Spannung mit echt französischem Flair.



Maria Dries wurde in Erlangen geboren. Seit sie mit siebzehn Jahren das erste Mal an der Côte d'Azur war, damals noch mit einem alten Käfer Cabrio, kehrt sie immer wieder nach Frankreich zurück. Jedes Jahr verbringt sie dort längere Zeit, um für ihre Kriminalromane zu recherchieren, die französische Küche auszukosten und das unvergleichliche Lebensgefühl zu genießen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Fränkischen Schweiz.

Im Aufbau Taschenbuch liegen von ihr vor: »Der Kommissar von Barfleur«, »Die schöne Tote von Barfleur«, »Der Kommissar und der Orden von Mont-Saint-Michel«, »Der Kommissar und der Mörder vom Cap de la Hague«, »Der Kommissar und der Tote von Gonneville«, »Der Kommissar und die Morde von Verdon«,»Der Kommissar und die verschwundenen Frauen von Barneville«, »Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse«, »Der Kommissar und das Biest von Marcouf«, »Der Kommissar und die Toten von der Loire«, »Der Kommissar und die Tote von Saint-Georges«, »Das Grab im Médoc«, »Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc«, »Der Fluch von Blaye«, »Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur«, »Schatten in der Gironde«.

La Basilique de Trinité
Die Basilika der Dreifaltigkeit
Zweiter Tag


Um Punkt sechs Uhr klingelte der Wecker von Roselin Dumas. Das schrille Geräusch riss ihn aus wirren Träumen. Am Vorabend hatte er lange Zeit nicht einschlafen können und sich unruhig im Bett umhergewälzt. Die beängstigenden Geschehnisse, die sich gestern zugetragen hatten, verfolgten ihn. Unausgeschlafen verließ er sein Bett und blickte aus dem Fenster. Grauschwarze Wolken jagten über den Himmel, der Wind rüttelte an den Fensterläden, und Regentropfen prasselten gegen die Glasscheibe. Blätter der Trauerweide wirbelten durch den Garten. Im Teich war kein einziger Goldfisch mehr zu sehen. Sie hatten unter Seerosenblättern Schutz gesucht. Von seinem Haus aus konnte man das Meer nicht sehen, aber er wusste, dass wilde ungestüme Wellen, getrieben von der herannahenden Flut, gegen die Hafenmole schlugen.

Der Gendarm fuhr sich durch seinen ergrauten Haarkranz und gähnte ausgiebig. Er fand, dass das Wetter gut zu seiner Stimmung passte. Seit dem Fund der Frauenleiche war er niedergeschlagen und verstört. Eine Bestie war in die idyllische heile Welt der Halbinsel Cotentin eingedrungen. Die Bewohner würden verunsichert und verängstigt sein und eine rasche Aufklärung fordern. Provinzpolitiker und Tourismusmanager würden um den guten Ruf des Urlaubsparadieses fürchten. Roselin versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass die Kripo von Cherbourg hervorragende Arbeit leistete. Sie würde den Mörder bald überführen.

Er lauschte. Aus der Küche drangen Geräusche. War Brigitte schon aufgestanden? Er folgte dem Kaffeeduft.

Seine Tochter lief geschäftig hin und her und war mit den Frühstücksvorbereitungen beschäftigt. Sie trug ihre blaue Arbeitshose, das war ein gutes Zeichen. Ihre langen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, die Wangen glühten vor Eifer. Sie sah aus wie ein Kind. Der Gendarm liebte sein Nesthäkchen über alles.

»Bonjour, mein Liebes, hast du gut geschlafen?«

Sie fiel ihm um den Hals und gab ihm einen dicken Kuss.

»Ja, sehr gut. Bonjour, Papa. Ich habe Frühstück für dich gemacht. Spiegeleier mit Speck, die magst du doch so gerne.«

Sie griff nach der Pfanne auf dem Herd und ließ das köstlich duftende Gericht auf einen Teller gleiten. Monsieur Maurice, der auf der Fensterbank saß, stellte das Putzen seines Felles ein und heftete den Blick begehrlich auf die Speckscheiben.

»Wunderbar. Ich danke dir. So fängt ein Tag gut an«, lobte er sie. »Und was ist mit dir? Frühstückst du nicht mit?«

Es war nur für eine Person gedeckt.

»Keine Zeit, Papa. Ich muss um sieben Uhr auf dem Reiterhof sein«, erklärte sie mit der größten Selbstverständlichkeit.

»Ich fahre dich hin. Es schüttet wie aus Kübeln.«

»Nicht nötig. Iss du deine Eier. Ich habe schon alles geregelt. Tommi, einer der Stallarbeiter, nimmt mich mit. Er ist ein netter Kollege und hat denselben Weg.«

Im Flur schlüpfte sie in ihre Regenjacke.

»Ich muss los, Papa. Bis heute Abend.«

Er bekam noch einen Kuss, dann war sie weg.

Nach dem Frühstück fuhr Roselin Dumas zur Polizeistation. Die Scheibenwischer seines Wagens konnten die vom Himmel stürzenden Wassermassen kaum bewältigen. Er kannte die Strecke im Schlaf. Seine Gedanken wanderten zu seiner Tochter. Er war so erleichtert, dass sie wieder fröhlich und voller Tatendrang war und sich auf die Arbeit auf dem Reiterhof freute. Hoffentlich war die Krise vorbei, was auch immer dahintergesteckt hatte.

Auf der Hafenpromenade waren nur wenige Menschen unterwegs. Windböen zerrten an ihren Schirmen. Die Markisen vor den Restaurants waren eingerollt, die Stühle gekippt und an die Tische gelehnt. Das Bistro »Im Wind der Inseln« war hell erleuchtet. Einige Männer tranken noch schnell einen kleinen Kaffee, bevor sie sich auf den Weg zur Arbeit machten. Im Hafenbecken tanzten Boote auf der bewegten Wasseroberfläche. Der Leuchtturm von Gatteville hatte sich in Dunst gehüllt und war verschwunden.

Roselin rannte die wenigen Meter vom Parkplatz zur Eingangspforte der Gendarmerie. Alain und Pierre saßen schon an ihren Schreibtischen, Valérie lehnte an einem Aktenschrank. Sie unterhielten sich mit ernsten leisen Stimmen und tranken Kaffee. Die Polizistin bemerkte ihren Chef zuerst.

»Guten Morgen, Roselin. Was für ein Wetter! Gib mir deine Uniformjacke! Ich hänge sie zum Trocknen auf einen Bügel.«

»Guten Morgen. Danke, Valérie.«

»Möchtest du einen Kaffee?«

»Sehr gerne.«

Er setzte sich zu den Polizisten. Sie hatten natürlich über den Mord gesprochen.

»Das war gestern ein schlimmer Tag für uns alle«, begann er. Es war ihm klar, dass sie eine Rückmeldung von ihm erwarteten. Er konnte sich jetzt nicht einfach in sein Büro zurückziehen. »Ich möchte euch für euren besonnenen und kompetenten Einsatz danken.«

»Ich habe mich blamiert, Chef«, platzte Alain heraus. »Es tut mir leid, dass ich wie ein Anfänger auf den Anblick der Leiche reagiert habe.« Es wirkte wie das personifizierte schlechte Gewissen.

»Rede keinen Unsinn, Alain«, antwortete Roselin. »Das hätte jedem von uns passieren können. Du hast dich tapfer geschlagen. Der Anblick der toten Frau war sehr aufwühlend. Niemand hat sie beschützen können, und jetzt ist ein Leben ausgelöscht.« Er musste sich räuspern. Die aufgerissenen, glanzlosen, smaragdgrünen Augen ließen ihn nicht los. »Auf bestialische Weise«, fügte er mit leiser Stimme hinzu.

»Danke, Chef.«

»Es ist in Ordnung, Alain. Ihr seid ein tolles Team. Auf euch kann ich mich verlassen. Ich bin stolz auf euch. Nun hoffen wir, dass die Kollegen von der Kripo Cherbourg den Mörder so schnell wie möglich finden.«

»Sie haben ihn schon«, berichtete Valérie. Sie war aufgrund ihres guten Netzwerkes immer auf dem neuesten Stand. Der Leiter des Drogendezernates im Polizeipräsidium von Cherbourg war ein glühender Verehrer von ihr. Beide waren besessene Pferdenarren, und wann immer ihr Dienstplan es erlaubte, ritten sie gemeinsam aus. Am liebsten jagten sie über die endlos langen Strände des Cotentin, oder sie trabten durch dunkle verwunschene Wälder im Herzen der Halbinsel. Wenn sie um die Wette ritten, musste der Drogenpolizist häufig eine Niederlage hinnehmen. Das war ihm jedoch völlig gleichgültig, solange die bezaubernde junge Frau ihn als ihren Begleiter akzeptierte und sich nicht mit ihm langweilte.

»Sie haben ihn schon«, wiederholte Roselin verblüfft. »Wie ist denn das möglich? Können die Kollegen zaubern?« Neugierig beugte er sich vor. »Wer ist es?«

»Jean-Yves Leblanc, der Ehemann der toten Frau, wurde gestern Abend verhaftet. In seiner Werkstatt fand man einen Hammer. An der Schlagfläche klebten Blut und lange blonde Haare. Außerdem verwickelte er sich bei seinen Aussagen in Widersprüche.«

Dem Gendarm verschlug es die Sprache. Dann fiel ihm ein, wer Jean-Yves Leblanc war.

Alleine in seinem Büro ignorierte Roselin die Aktenstapel und unternahm gedanklich eine Reise in die Vergangenheit. Jean-Yves, damals Yvi genannt, war im Kindergarten sein bester Freund gewesen. Sie waren unzertrennlich und hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Roselin Dumas war schon als Kind ein wenig rundlich gewesen, Yvi hingegen war schmächtig und klein für sein Alter. Der katholische Kindergarten von Barfleur war damals in einer stattlichen weißen Villa untergebracht und wurde von Ordensschwestern geleitet. Sie trugen immer eine makellose graue Tracht und praktische schwarze Schuhe, die sie auch brauchten, damit sie ihre lebhaften Schützlinge einfangen konnten. Ein herrlicher verwilderter Garten umgab die Villa, und die Nonnen hielten sich mit den Kindern, sooft es möglich war, im Freien auf. Sie spielten mit ihnen Verstecken, ließen sie auf Bäume klettern und die Ziegen streicheln. Voller Warmherzigkeit betreuten die Ordensfrauen die ihnen anvertrauten Kinder. Nur einmal war Gertrude, die Schwester Oberin, richtig wütend geworden.

Wenn Roselin und Yvi sich unbeobachtet fühlten, spielten sie »Cowboy und Indianer« und ritten auf den gutmütigen Tieren mit den spiralförmigen Hörnern. Und sie heckten gerne Streiche aus.

Eines Tages sammelten sie an einem Tümpel Laubfrösche und setzten sie in einen Eimer. In der Kindergartenküche kippten sie ihre Beute in einen Topf, den sie mit einem Deckel verschlossen und zu den anderen Behältnissen auf den Herd stellten, in denen ihr Mittagessen köchelte. Dann versteckten sie sich im Putzschrank, den sie einen Spalt offen ließen.

Schon betrat Schwester Gertrude die Küche. Die Jungen wussten, dass sie Laubfrösche verabscheute, obwohl sie Geschöpfe Gottes waren. Irritiert blickte sie auf die Anzahl der Töpfe. Einer zu viel stand auf dem Herd. Sie hob den Deckel, und achtundzwanzig grüne glitschige Frösche sprangen dem Licht entgegen in die Freiheit. Sie schlitterten über den Fliesenboden, hüpften panisch in alle Richtungen, und eine vom Pech verfolgte, besonders fette, neongrüne Amphibie stürzte in die Küchenschürzentasche von Gertrude. Die Nonne zerrte sich schreiend den Kittel vom Leib, schleuderte ihn voller Abscheu auf den Boden und flüchtete.

Die Jungs im Schrank freuten sich, dass ihnen ein solch kolossaler Streich gelungen war. Roselin wälzte sich kichernd hin und her und kugelte aus dem Versteck. So war damals ihre Deckung aufgeflogen.

Als Strafe mussten sie eine Woche lang das Puppengeschirr abspülen und die Gemüsebeete harken und gießen.

Im Sommer vor der Einschulung zog Yvi mit seiner Familie weg von Barfleur, und die beiden Freunde verloren sich aus den Augen. Jahre später trafen sie...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2015
Reihe/Serie Kommissar Philippe Lagarde
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ermittlungen • Frankreich • Krimi • Kriminalroman • Lagarde • Mord • Normandie • Polizei • Polizist • Rätsel • Regionalkrimi • Roman • Verbrechen • Verdacht
ISBN-10 3-8412-0909-2 / 3841209092
ISBN-13 978-3-8412-0909-2 / 9783841209092
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