Sharpes Ehre (eBook)

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2015 | 1. Auflage
415 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1465-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sharpes Ehre -  Bernard Cornwell
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Spanien, 1813. Major Richard Sharpe wartet begierig darauf, dass Wellington die Franzosen zu einer entscheidenden Schlacht stellt. Ohne die Spanier wäre ein englischer Sieg allerdings unmöglich, weshalb die Allianz mit ihnen unter allen Umständen bewahrt werden muss. Das weiß auch der französische Spion Dierre Ducos, ein Todfeind Sharpes. Mit Hilfe der schönen Marquesa Hélène hat der Franzose einen teuflischen Plan ausgeklügelt, der die spanisch-englische Allianz zerbrechen und den verhassten Sharpe vernichten wird ...

PROLOG


Es gab ein Geheimnis, durch das der Krieg für Frankreich gewonnen werden konnte. Keine Geheimwaffe und ebenso wenig irgendeine überraschende Strategie, durch die alle Feinde Frankreichs besiegt werden würden, sondern eine politische Finte, die die Briten aus Spanien vertreiben würde, ohne dass eine Muskete abgefeuert werden musste. Es war ein Geheimnis, das bewahrt und für das bezahlt werden musste.

Deshalb ritten an einem eisigkalten Wintertag im Jahre 1813 zwei Männer in die nördlichen Hügel Spaniens. Immer wenn sich die Straße gabelte, wählten sie den schmaleren Pfad. Sie stiegen über gefrorene Wege immer höher zu einem Platz der Felsen, der Adler, des Windes und der Grausamkeit, bis sie schließlich unter der Februarsonne das ferne Meer glitzern sahen und in ein verstecktes Hochtal gelangten, in dem es nach Blut roch.

Am Zugang zum Tal gab es Wachtposten, in Lumpen und Felle gehüllte Männer, die mit Musketen bewaffnet waren. Die Posten stoppten die beiden Reiter, riefen sie an, und dann knieten sie sich vor einem der Reiter hin, der ihnen mit behandschuhter Hand den Segen erteilte. Die beiden Männer ritten weiter.

Der Kleinere der beiden, der Bewahrer dieses größten aller Geheimnisse, hatte ein schmales, bleiches Gesicht mit Pockennarben. Er zügelte sein Pferd oberhalb einer felsigen Arena, die entstanden war, als in diesem Tal in einem Bergwerk Erz gefördert worden war. Der kleine Mann blickte kalt auf die Szene, die sich unter ihm abspielte. »Ich dachte, ihr veranstaltet keine Stierkämpfe im Winter.«

Es war ein primitiver Stierkampf, kein prächtiges Schauspiel, wie es auf den mit Barrikaden abgesperrten Plazas der großen Städte im Süden geboten wurde. Vielleicht hundert Männer jubelten von den Seiten der Felsarena, während zwei Männer einen schwarzen, gereizten Stier quälten, aus dessen Nacken das Blut rann. Das Tier war ohnehin geschwächt, weil es im Lauf des Winters schlecht gefüttert worden war, seine Angriffe waren Mitleid erregend, und der Tod kam schnell. Der Stier wurde nicht mit dem traditionellen Degen getötet und auch nicht mit dem kleinen Messer zwischen den Nackenwirbeln, sondern mit dem Schlachtbeil.

Ein riesiger Mann in Lederbekleidung unter einem Wolfsfell schwang das Schlachtbeil, das in der schwachen Sonne glänzte. Der Stier versuchte dem Hieb auszuweichen, schaffte es jedoch nicht. Er sandte einen letzten, nutzlosen Schrei zum Himmel, dann schlug das Schlachtbeil durch Knochen, Sehnen und Muskeln, und die Zuschauer jubelten.

Der kleine Mann, dessen Miene bei dem Anblick Abscheu widerspiegelte, wies auf den Mann mit dem Schlachtbeil. »Ist er das?«

»Das ist er, Comandante.« Der große Priester musterte den kleinen bebrillten Mann, als genieße er dessen Reaktion. »Das ist El Matarife – der Schlächter.«

El Matarife bot einen Furcht erregenden Anblick. Er war groß und kraftstrotzend, doch es war vor allem sein Gesicht, das Furcht einflößte. Mit seinem dichten Bart wirkte er wie eine Mischung aus Mensch und Tier. Der Bart wucherte bis zu den Wangenknochen, sodass seine kleinen, verschlagen blickenden Augen wie Schlitze zwischen Bart und Haupthaar aussahen. Es war das Gesicht einer Bestie, das jetzt über dem toten Stier zu beiden Reitern aufblickte. El Matarife verneigte sich spöttisch. Der Priester hob grüßend eine Hand.

Die Männer in der Felsarena, Partisanen des Schlächters, riefen nach einem Gefangenen. Der Kadaver des Stiers wurde am Felshang hochgezogen zu den anderen drei toten Tieren, deren Blut das weiße, kalte Gestein gefärbt hatte.

Der kleine Mann runzelte die Stirn. »Ein Gefangener?«

»Sie erwarten doch wohl nicht, dass El Matarife auf einen Willkommensgruß für Sie verzichtet, Comandante? Schließlich kommt nicht jeden Tag ein Franzose her.« Der Priester freute sich über das Unbehagen des kleinen Franzosen. »Und es wäre klug, zuzuschauen, Comandante. Eine Weigerung würde als Beleidigung seiner Gastfreundschaft betrachtet werden.«

»Gott verdamme seine Gastfreundschaft«, sagte der kleine Mann, aber er blieb.

Dieser kleine Franzose mit der Brille bot keinen beeindruckenden Anblick, doch das Äußere war trügerisch. Pierre Ducos wurde Commandant genannt, obwohl Major nicht sein wahrer Rang war und er überhaupt keinen Rang in der französischen Armee hatte, was jedoch keiner wusste. Er sprach außer dem Kaiser niemanden mit »Sire« an. Er war teils Spion, teils Polizist und ganz Politiker. Es war Pierre Ducos, der seinem Kaiser das Geheimnis vorgeschlagen hatte, und Pierre Ducos musste es in die Tat umsetzen und so den Krieg für Frankreich gewinnen.

Ein blonder Mann, nur mit Hemd und Hose bekleidet, wurde an den Kadavern der Stiere vorbeigeschoben. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Er blinzelte, als wäre er von einer finsteren Stätte plötzlich ins Tageslicht gebracht worden.

»Wer ist das?«, fragte Ducos.

»Einer der Männer, die er in Salinas gefangen nahm.«

Ducos stieß einen Grunzlaut aus. El Matarife war ein Partisanenführer, einer der vielen, die das nördliche Hügelland heimsuchten, und er hatte vor Kurzem einen französischen Konvoi überrascht und ein Dutzend Gefangene gemacht. Ducos rückte seine Brille zurecht. »Er nahm zwei Frauen gefangen.«

»Stimmt«, sagte der Priester.

»Was geschah mit ihnen?«

»Interessiert Sie das sehr, Comandante?«

»Nein.« Ducos’ Tonfall klang mürrisch. »Sie waren Huren.«

»Französische Huren.«

»Trotzdem Huren.« Er sagte es angewidert. »Was geschah mit ihnen?«

»Sie gehen ihrem Gewerbe nach, Major, aber ihr Lohn ist das Leben statt Bargeld.«

Der blonde Gefangene war zum Fuß der Felsarena gebracht worden. Jetzt wurden seine Handfesseln durchgeschnitten. Er krümmte die Hände in der Eiseskälte und fragte sich offenbar, was ihm an dieser Stätte, die nach Blut stank, widerfahren würde. Bei den Zuschauern herrschte erwartungsvolle Vorfreude. Sie waren still, doch sie grinsten, weil sie wussten, was geschehen würde.

Eine Kette wurde in die Arena geworfen.

Die rostige Eisenkette fiel in das Blut des Stiers, das in der Kälte dampfte. Der Gefangene schauderte. Er wich einen Schritt zurück, als ein Mann ein Ende der Eisenkette anhob, doch dann ließ er sich stumm und ohne Widerstand die Kette um seinen linken Unterarm binden.

Der Schlächter, dessen gewaltiger Bart vom Blut des Stiers bespritzt war, nahm das andere Ende der Eisenkette. Er schlang es um seinen linken Arm und lachte den Gefangenen an. »Ich werde zählen, wie lange es dauert, bis du stirbst, Franzmann.«

Der französische Gefangene verstand die spanischen Worte nicht. Er erkannte jedoch, was auf ihn zukam, als man ihm ein Messer mit langer Klinge in die Hand drückte, das identisch mit dem Messer in El Matarifes Hand war. Die Kette, die beide Männer miteinander verband, war drei Yards lang.

Der Priester lächelte. »Haben Sie schon mal solch einen Kampf gesehen?«

»Nein.«

»Er verlangt Geschicklichkeit.«

»Zweifellos«, sagte Ducos trocken.

Alle Geschicklichkeit war auf Seiten des Schlächters. Er hatte Übung in diesem Messerkampf, und er fürchtete keinen Gegner. Der Franzose war tapfer, aber verzweifelt. Seine Angriffe waren heftig, jedoch unbeholfen. Er wurde durch die Eisenkette aus dem Gleichgewicht gerissen, wurde gequält, erhielt Schnitte, und bei jedem Schnitt, den El Matarife ihm zufügte, zählten die Partisanen laut mit. »Uno!« Ein Schnitt, der dem Franzosen die Stirn aufriss. »Dos!« Ein Schnitt in die linke Hand. Die Zahl wuchs.

Ducos schaute zu. »Wie lange dauert das?«

»Vielleicht bis fünfzig.« Der Priester zuckte mit den Schultern. »Vielleicht auch länger.«

Ducos schaute den Priester an. »Gefällt Ihnen das?«

»Mir gefallen alle männlichen Zeitvertreibe, Comandante.«

Ducos lächelte. »Außer einem.«

Padre Hacha blickte wieder in die Arena hinab. Der Priester war groß, ein Hüne wie El Matarife. Er zeigte kein Mitleid mit dem Gefangenen, dem El Matarife Schnitte und Stiche zufügte. Padre Hacha war in vielerlei Hinsicht ein idealer Partner für Pierre Ducos. Wie der Franzose war er teils Spion, teils Polizist und ganz Politiker, doch seine Politik war die der Kirche, und seine Fähigkeiten waren der spanischen Inquisition gewidmet. Padre Hacha war ein Inquisitor.

»Catorce!«, schrien die Partisanen, und Ducos, erschreckt von dem lauten Aufschrei, schaute wieder hinunter in den Felsenkessel.

El Matarife, der noch nicht vom Messer des Gefangenen getroffen worden war, hatte seinem Gegner mit großem Geschick das linke Auge ausgestochen. El Matarife wischte sorgfältig die Messerspitze an seinem Lederärmel ab. »Komm, Franzmann!«

Der Gefangene hatte seine linke Hand auf die Augenhöhle gepresst. Die Eisenkette spannte sich und klirrte leise, als El Matarife die Hand des Gefangenen von der blutigen Augenhöhle fortzog. Der Gefangene schüttelte den Kopf und schluchzte. Er wusste, dass er lange und schmerzhaft sterben würde. So sah stets der Tod für die Franzosen aus, die von Partisanen gefangen genommen wurden, und auf die gleiche grausame Weise starben die Partisanen, die von den Franzosen gefangen genommen wurden.

Der Franzose zerrte an der Kette und versuchte, El Matarifes Druck standzuhalten, doch er war machtlos gegen den riesigen Mann. Plötzlich riss El Matarife an der Eisenkette, der Franzose fiel und wurde wie ein auf Land geratener Fisch über den Boden geschleift. Als der Spanier innehielt, wollte sich der Franzose aufrappeln, doch ein Tritt traf seinen linken Unterarm, brach den Knochen, und er wurde weitergeschleift. Die Zuschauer lachten über seine...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2015
Reihe/Serie Sharpe-Serie
Übersetzer Joachim Honnef
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Sharpe's Honour
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1813 • 18. - 19. Jahrhundert • 19. Jahrhundert • 19. Jh • Abenteuer • Bernard Cornwell • burgos • England • Frankreich • Historical • Historienroman • historisch • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert Trilogie • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kreuzzüge • Major • Militär • Militärisch • Mittelalter • Napoleonische Kriege • Pierre Ducos • Rebecca Gable • Richard Sharpe • riflemen • Spanien • Spanien / Portugal • spanisch-englische Allianz • Spion • Warringham • Wellington
ISBN-10 3-7325-1465-X / 373251465X
ISBN-13 978-3-7325-1465-6 / 9783732514656
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