Ein Teufel zuviel (eBook)

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2016 | 1. Auflage
256 Seiten
Emons Verlag
978-3-86358-347-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Teufel zuviel -  Ralf H Dorweiler
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Rainer Maria Schlaichers schlimmster Albtraum wird wahr: Sein Vater hat seinen Besuch angemeldet, und ausgerechnet jetzt geht alles schief. Während er ein äußerst kostbares Gemälde restaurieren lassen muss und eine Frau kennen lernt, von der er besser die Finger lassen sollte, stolpert er nachts mitten auf dem Schopfheimer Marktplatz über eine Leiche. Aber damit nicht genug: Wieder einmal gerät Schlaicher in Verdacht, ein Mörder zu sein. Kommissar Schlageter von der Kripo Lörrach konzentriert seine Ermittlungen mehr und mehr auf ihn, und Schlaicher bleibt nichts anderes übrig, als den Mörder auf eigene Faust zu finden. Was die Badische Revolution, eine skurrile Sekte oder die Kommune 1 mit dem Toten zu tun hatten, das kann er nur mit Hilfe seines Bassets Dr. Watson herausfinden.

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, bevor es ihn in die freie Wirtschaft und schließlich zum Schreiben zog. Über viele Jahre arbeitete er als Redakteur bei einer badischen Tageszeitung und verfasste parallel dazu zahlreiche Romane, in denen der Schwarzwald oft eine Rolle spielt. Mit seiner Ehefrau Daniela Gierok hat er mehr als 20 Jahre lang intensive Schwarzwald-Erfahrung gesammelt und zusammen mit seinen Basset-Hunden oder auf dem Pferderücken die Landschaft und ihre Menschen und Geschichten erkundet.

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, bevor es ihn in die freie Wirtschaft und schließlich zum Schreiben zog. Über viele Jahre arbeitete er als Redakteur bei einer badischen Tageszeitung und verfasste parallel dazu zahlreiche Romane, in denen der Schwarzwald oft eine Rolle spielt. Mit seiner Ehefrau Daniela Gierok hat er mehr als 20 Jahre lang intensive Schwarzwald-Erfahrung gesammelt und zusammen mit seinen Basset-Hunden oder auf dem Pferderücken die Landschaft und ihre Menschen und Geschichten erkundet.

ZWEI

Anke Grainer setzte sich neben ihn aufs Bett. Sie trug einen Badeanzug, und ihr von einem strahlenden Glänzen umrahmtes Gesicht näherte sich Schlaichers Kopf. Sie hauchte ein zartes »Rainer Maria« in sein Ohr. In ihren warmen Augen entdeckte Schlaicher eine Lust, die mehr als nur körperlicher Natur war. »Rainer Maria«, hauchte sie wieder, diesmal etwas lauter, während ihre zarten Hände seine Schultern fassten und daran rüttelten. Wieder ein »Rainer Maria, wach auf!«.

Schlaicher saß in der nächsten Sekunde aufrecht im Bett. Das Licht brannte. Vor ihm stand sein Vater in einem dunkelblauen Pyjama.

»Papa, was ist los?« Schlaicher kämpfte darum, einen klaren Kopf zu bekommen.

»Steh auf, ich brauche deine Hilfe«, sagte der alte Herr mit eindringlichem Tonfall.

»Geht es dir nicht gut?«

»Doch, doch, keine Sorge, jetzt steh erst mal auf.« Mit diesen Worten ließ sein Vater ihn allein. Schlaicher schaute auf seinen Wecker. 3 : 06 Uhr. Mitten in der Nacht.

Er zog sich seine Hose und ein T-Shirt an und ging beunruhigt in die Küche, wo sein Vater offensichtlich Kaffee kochte.

»Was ist los, Papa?«

»Du musst etwas für mich besorgen. Es ist dringend«, sagte sein Vater, ohne sich umzudrehen.

»Weißt du, wie spät es ist?«

»Vielleicht bald zu spät, wenn du mir diesen kleinen Gefallen nicht tun kannst«, schimpfte sein Vater. Er drehte sich zu Schlaicher um, noch immer die Kaffeedose in der Hand.

»So, jetzt trinkst du einen Kaffee und fährst dann los. Ich habe nämlich mein Asthmaspray vergessen.«

»Bitte? Das hat doch Zeit bis morgen!«, schimpfte diesmal Schlaicher.

»Wenn du willst, dass ich hier in deiner Wohnung sterbe, dann hat es Zeit bis morgen. Sonst nicht.«

Der Wasserkocher brodelte und ging dann von allein aus. Schlaicher setzte sich auf einen Küchenstuhl und rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. »Und wo soll ich um die Zeit ein Asthmaspray herbekommen?«, fragte er.

»Du wirst doch wohl schon einmal von einer Notfallapotheke gehört haben«, antwortete sein Vater.

Der Kaffee war dünn wie Tee gewesen. Schlaicher hatte nach nur einem Schluck den Rest stehen gelassen und sich stattdessen fertig angezogen. Je schneller er das Medikament besorgt haben würde, desto schneller konnte er sich wieder in sein Bett legen. Er wusste genau, dass es keinen Sinn hatte, sich mit seinem Vater zu streiten. Der hatte schon immer genau gewusst, wie er seinem Sohn die Pistole auf die Brust setzen konnte. Und tatsächlich fühlte Schlaicher Besorgnis in sich.

Er hatte in den Gelben Seiten nachgeschaut und die Nummer der Apotheke in Maulburg rausgesucht. Dort hatte man in einer langatmigen Bandansage, die zu leise und auf Alemannisch gesprochen war, an die Wiesenapotheke in Schopfheim verwiesen. Nun saß er in seinem stinkenden Frontera und fuhr vor sich hinfluchend durch die Nacht.

Auf dem Marktplatz stand nur ein einziger Wagen. Der dicken Frostschicht auf den Scheiben sah man an, dass der kleine Fiat schon die ganze Nacht hier parkte. Schlaicher hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Aber während er in Richtung der Hauptstraße weiterging, konnte er nicht ausmachen, was das sein mochte. Beunruhigt ging er weiter. Dabei war eigentlich klar, was hier nicht stimmte, dachte er sich: Es war kurz vor halb vier Uhr morgens, schweinekalt, und er war unterwegs auf der Suche nach einer Apotheke.

Als Schlaicher an der Hebelstraße vorbeikam, die in Richtung Bahnhof führte, trat eine Gestalt aus einem Hauseingang hervor. Das Gesicht des Mannes war fast vollständig von einem wirren Bart überwuchert, die Kapuze seines uralten Parkas hatte er weit heruntergezogen. Zwei Plastiktüten hielt er in jeder Hand und schaute sich noch einmal kurz nach Schlaicher um, als er vor ihm weghumpelte. Wahrscheinlich war der Penner der Grund seines eigenartigen Gefühls gewesen, dachte Schlaicher. Er war froh, es besser erklären zu können als einzig durch die Wut auf seinen Vater.

Ansonsten war die Stadt menschenleer. Schlaicher marschierte mit trotzigem Gesicht die Hauptstraße entlang und fand die Apotheke schnell. Licht brannte keines, aber nachdem er geklingelt hatte, flackerten die grellen Lampen an, und eine ältere Frau in weißem Kittel kam zur Tür. Sie betrachtete Schlaicher erst sehr kritisch, dann schloss sie ihm langsam auf. Wärme strömte Schlaicher angenehm entgegen. Erst jetzt merkte er, wie kalt es draußen wirklich war. Sicherlich hatte der Penner so gefroren, dass er nicht schlafen konnte. Schlaicher fröstelte allein bei dem Gedanken an eine Nacht im Freien.

»Morge«, sagte die Dame, die hinter den Tresen gegangen war.

Schlaicher stellte sich zu ihr und sagte: »Ich muss für meinen Vater ein Asthmaspray besorgen. Biomedal asthmatikum, zwei Milliliter.«

»Soso. Do hänn Sie aber Glück. Das isch do. Hänn Sie e Rezept?«

Natürlich hatte er keines. Während Schlaicher umständlich erklärte, wieso er oder besser sein Vater das Spray ausgerechnet jetzt brauchte, schaute die Apothekerin immer kritischer drein. Sie schüttelte leicht den Kopf. Dann beharrte sie in tiefem Alemannisch: »Das Schpree isch nur mit Rezept z’haa.«

»Ich bitte Sie«, Schlaicher wurde langsam ärgerlich, »ich bringe Ihnen das Rezept morgen vorbei. Versprochen! Aber geben Sie mir bitte dieses Medikament.«

»Wenn Ihr Vadder e Afall kriegt, dann mien Sie de Notarzt riefe«, war die Antwort der Frau. »Und jetzt göhn Sie bitte, suscht muess ich öbber riefe, und zwar d’Polizei.« Ihre Hand tastete nach etwas hinter der Theke.

»Die Polizei?«, fragte Schlaicher perplex, dann wurde er lauter: »Ich tue doch nichts Illegales!« Die angestaute Wut des vergangenen Tages stieg in ihm auf. Er fühlte seine Magensäure kochen und ballte die Hände zu Fäusten. »Ich will doch nur dieses blöde Spray. Das merkt doch keiner, wenn Sie mir das so geben und morgen das Rezept bekommen.« Als die Apothekerin wieder den Kopf schüttelte, hob Schlaicher in seiner Verzweiflung über den Starrsinn der Frau die Fäuste. »Verdammt noch mal! Ich komme doch nicht mitten in der Nacht in Ihre Apotheke, um dann mit leeren Händen wieder rauszugehen!«

Die Apothekerin machte einen Schritt zurück. Schlaicher sah, dass sie etwas in der Hand hielt. Eine kleine Spraydose. Also hatte sie doch ein Einsehen und wollte ihm helfen. Sie hob die Hand hoch und zielte mit dem Sprühkopf in Schlaichers Richtung. Dann kreischte sie: »Use jetzt, du Dschankie, do gitt’s nüt für dich usser Dränegas!«

»Junkie? Tränengas? Ich wollte doch nur …«

»Use. Oder i hol d’Polizei!«

Schlaicher öffnete seine Hände, hielt sie beschwichtigend vor sich und ging vorsichtig rückwärts. Obwohl es wahrscheinlich das Falscheste war, was man in einer solchen Situation machen konnte, fixierten seine Augen die Spraydose. »K.o.«, konnte er auf der metallenen Dose lesen. Er stieß bei seinem Rückzug gegen ein Regal mit Vitaminpräparaten. Die Apothekerin, die ihre Hand bei seinem beginnenden Weichen etwas gesenkt hatte, schrie: »Bass doch uff. Wirf nüt um!« Erst als Schlaicher die Tür öffnete, sagte sie: »So, adjé.«

Dann stand Schlaicher wieder draußen in der Kälte der Nacht. Er hörte hinter sich das Schloss klacken und drehte sich noch einmal um. Die Apothekerin ging zur Theke zurück und hatte ein Telefon in der Hand, das sie wie drohend zur Tür hielt. In der anderen Hand hielt sie weiterhin die kleine Spraydose. Dann verschwand sie in den hinteren Bereich, und die Lampen gingen wieder aus. Schlaicher stand benommen in der Kälte und fragte sich, wie das so dermaßen falsch hatte laufen können.

Als er schon wieder halb bei seinem Wagen war, fuhr ein Auto die Hauptstraße entlang. Kurz nach halb vier war es jetzt, wie ein Blick auf seine Uhr zeigte. Dann musste er eben nach Hause und einen Notarzt rufen. Und vielleicht sogar die Polizei. War das nicht unterlassene Hilfeleistung von der Apothekerin gewesen? Auf jeden Fall war seine Müdigkeit einem inneren Kochen gewichen. Sauer war er, richtig sauer. Und er wusste genau, wie sein Vater reagieren würde, wenn er ohne das Spray nach Hause kam: Er würde ihm alle möglichen Vorwürfe machen. In Schlaichers Kopf entstanden Bilder, wie er seinen Vater vor Wut schüttelte. Unter normalen Umständen hätte er so etwas nicht gedacht, aber was war schon normal heute Nacht? Die Anwesenheit seines Vaters machte die aktuellen Bedingungen in etwa so unnormal, wie die Lenk-Plastik im Moment aussah. Schlaicher konnte einfach nicht mit seinem alten Herrn und der nicht mit ihm. Und überhaupt, was sollte …

Schlaicher blieb schlagartig stehen. Einen Moment dachte er nach. Das konnte nicht sein. Er musste nachschauen. Hob den Kopf. Die hängende Figur, für die Fritz Teufel, der Begründer der Kommune eins, als Vorlage gedient hatte, war doch eigentlich weg. Gestern Abend war sie jedenfalls noch weg gewesen. Und das, was an der Stelle hing, an der sich normalerweise ein Bärtiger mit Mütze und Pistole festhielt, sah ganz anders aus als sonst. Die Figur hing durch. Und die Kleidung sah viel zu modern aus. Vor allem aber, und das machte Schlaicher am meisten Sorge, als er im knappen Licht der Laternen genau unter dem Denkmal stand, war die Figur nicht aus Zement. Obwohl farblich den anderen angepasst, war die Farbe nicht einheitlich, stellenweise drangen andere Töne durch. Und bewegten sich die Haare nicht leicht im kalten Wind? Es dauerte noch eine Sekunde, bis der Schrecken der Gewissheit durch Schlaichers müdes Hirn schoss: Die Figur auf der Lenk-Plastik war nicht die wieder aufgehängte fehlende von Fritz Teufel. Es war irgendein anderer armer Teufel. Es war ein Mensch!

Was...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2016
Reihe/Serie Der Badische Krimi
Kommissar Schlageter, Dr. Watson, Rainer Schlaicher
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Badischer Krimi • Basset Dr. Watson • Krimi • Pharmaindustrie • Rainer Maria Schlaicher • Sekte • Wiesental
ISBN-10 3-86358-347-7 / 3863583477
ISBN-13 978-3-86358-347-7 / 9783863583477
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