1815 - Blutfrieden (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
1088 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42825-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

1815 - Blutfrieden -  Sabine Ebert
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Sabine Ebert begann aus Passion für sächsische und deutsche Geschichte historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Eigens für die Arbeit an ihrem Roman über die Völkerschlacht und die Fortsetzung zog sie nach Leipzig und wurde in der Messestadt schnell heimisch. In Sabine Eberts neuem Roman befinden wir uns in Deutschland nach der Völkerschlacht bei Leipzig: Napoleon ist geschlagen, aber noch lange nicht besiegt. Niemand ahnt, dass es mehr als anderthalb Jahre bis zu seiner endgültigen Niederlage 1815 bei Waterloo dauern wird. Statt des erhofften Friedens kommt immer größeres Elend über viele deutsche Städte. Die fliehende Grande Armée zieht eine Spur aus Blut, Hunger, Verwüstung und Krankheit durch das Land. Auch die junge Henriette, die nach Leipzig ging, um Verwundeten zu helfen, muss die Stadt verlassen und Hals über Kopf heiraten, um zu überleben. Als in Wien nach zynischem Schacher endlich Frieden geschlossen wird, ist Europa neu geordnet - aber unter blutigen Opfern. In bewegenden Szenen beleuchtet Sabine Ebert die kaum bekannte Zeit zwischen Völkerschlacht und Waterloo, die für viele deutsche Städte von unglaublicher Dramatik war. Dafür hat die Bestsellerautorin über Jahre hinweg Tausende Seiten Originalquellen studiert und eng mit Historikern und Militärs zusammengearbeitet. Entstanden ist etwas Großartiges und Seltenes: Geschichte, die unter die Haut geht!

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden.Ihr Debütroman 'Das Geheimnis der Hebamme' wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt.Mit dem Romanzyklus 'Schwert und Krone' kehrte sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. Alle fünf  Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten.Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden. Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin:  www.sabine-ebert.de

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Ihr Debütroman "Das Geheimnis der Hebamme" wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Mit dem Romanzyklus "Schwert und Krone" kehrte sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. Alle fünf  Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten. Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden. Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin:  www.sabine-ebert.de

Der Preis des Sieges


Leipzig, Thomaskirche, 19. Oktober 1813

Benommen blinzelte der junge preußische Premierleutnant Maximilian Trepte in das Innere der Thomaskirche. Es war, als würde er durch die schwere Holztür eine andere, düstere Welt betreten.

Draußen strahlte die Sonne; das schien wie ein Wunder nach den Stürmen und eisigen Regenschauern der letzten Tage. Als wollten auch die himmlischen Mächte der Siegesparade Glanz verleihen, die keine zweihundert Schritt von ihm entfernt stattfand.

Auf dem Marktplatz jubelten tausende Menschen, Wildfremde lagen sich in den Armen, weil sie noch lebten und ihre Stadt noch stand. Hübsche Mädchen warfen abgekämpften Männern in zerrissenen Uniformen Herbstblumen und Kränze aus Eichenlaub zu. Und für diesen Augenblick des Triumphes schienen auch die Soldaten alle Qualen und Schrecknisse des Krieges vergessen zu haben: den Hunger, die Strapazen der endlosen Märsche, den Tod ihrer Gefährten, die Furcht, als Nächster von einer Kugel verwundet oder getötet, von einem Säbel verstümmelt oder einem Bajonett durchstochen zu werden.

Sie hatten gesiegt in einer viertägigen Schlacht nie da gewesenen Ausmaßes, mit mehr als einer halben Million Kämpfern. Sie hatten den gefürchtetsten Feldherrn ihrer Zeit in die Flucht getrieben.

An der Tür konnte Maximilian Trepte noch die Hochrufe und die Musik vom Marktplatz hören. Doch im nächsten Atemzug wurden sie aufgesogen von dem Grauen in der Kirche, die Leipzigs Hauptlazarett geworden war.

Der beißende Gestank nach Fäulnis, Blut, Erbrochenem und Exkrementen war die erste, alle Sinne betäubende Wahrnehmung an diesem Ort. Dann kamen die Schmerzensschreie, Flüche und verzweifelten Rufe um Hilfe. Doch erst nachdem sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, bot sich ihm das ganze Ausmaß des Elends dar.

Auf dem nackten, eiskalten Boden lagen Sterbende dicht gedrängt nebeneinander, fast alles Franzosen, Polen oder Rheinbündler: mit blutigen Verbänden oder offenen Wunden, Verstümmelungen jeder Art, ausgezehrt, vor Kälte zitternd oder im Fieber glühend, vor Schmerz wimmernd oder laut stöhnend.

Maximilian Trepte kannte die katastrophalen Zustände in den Lazaretten dieses Menschen verschlingenden, nicht enden wollenden Krieges. Er war selbst im Frühjahr schwer verwundet worden und dem Tod nur knapp entronnen. Dieses hier gehörte zu den schlimmsten aller Lazarette, und der Anblick entsetzte ihn.

Vorsichtig half er dem verletzten Offizier zu Boden, den er hergebracht hatte, und rief laut durch das Kirchenschiff: »Wie viele Verwundete können Sie aufnehmen?«

Suchend schaute er sich nach einem Arzt um.

Da traf ihn wie ein Blitzschlag der Anblick eines vertrauten Gesichtes keine zehn Schritte entfernt. Eines, das er hier nie erwartet hätte.

Sie war es wirklich, direkt vor ihm: Henriette Gerlach, die er gut behütet bei ihren Verwandten in Freiberg wähnte!

Jene Henriette, die ihm im Mai das Leben gerettet hatte, die ihm auf seine Bitte eine Haarsträhne als Zeichen ihrer Zuneigung sandte. Deren Bild er seitdem immer wieder in Gedanken heraufbeschwor, damit es ihn in den dunkelsten Momenten des Krieges mit Licht erfüllte.

Dort kniete sie inmitten der Sterbenden, mit blutverschmierten Händen, noch zerbrechlicher als bei ihrer ersten Begegnung, tränenüberströmt. Und auf ihren Schoß gebettet der Kopf eines toten französischen Lieutenants.

Wieso ist sie hier? In der Stadt, um die bis eben noch die schrecklichste Schlacht seit Menschengedenken tobte?, fragte sich Maximilian entsetzt.

Und sein nächster, zorniger Gedanke: Wieso weint sie um diesen toten Franzosen? Um einen Feind!

 

Auch Henriette zuckte zusammen, als sie erkannte, wer vor ihr stand: Maximilian Trepte, der junge preußische Offizier, der ihr Herz berührt hatte, während sie ihn nach einer schweren Verwundung pflegte. Über dessen unerwartete Briefe aus dem Feld sie sich so freute, dass sie sie immer noch bei sich trug, obwohl sie fast ohne Habe nach Leipzig geflüchtet war. Der versprochen hatte, sie nach dem Krieg auf einen Ball zu führen.

Doch darauf durfte sie nicht mehr hoffen. Sie war verloren, ganz gleich was die Zukunft nach dem Sieg der Preußen, Russen, Österreicher, Schweden und Briten bringen mochte. Sie hatte ihre Unschuld verloren und galt damit nicht mehr als ehrbar. Gefallene Mädchen wurden aus dem Haus gejagt, wenn sich der Skandal nicht verheimlichen ließ. Sie würde eine Ausgestoßene sein, falls sich das herumsprach, und die gesellschaftliche Ächtung würde auch die Familie ihres Oheims treffen, die sie und ihren Bruder Franz nach dem Tod ihrer Eltern bei sich aufgenommen hatte. Um das zu verhindern, ging sie lieber freiwillig – mitten hinein in das größte Chaos des Krieges, wo niemand sich um ihr Schicksal scherte.

Und nun war auch noch Étienne tot, unter ihren Händen verblutet. Étienne de Trousteau, dessen ungeborenes Kind sie vor vier Tagen verloren und den sie sterbend unter den Verwundeten vor der Kirche gefunden hatte. Sie konnte nicht mehr tun, als ihm in seinen letzten Minuten etwas Trost zu spenden.

Behutsam ließ sie seinen Kopf zu Boden sinken und schlug den Mantel eines toten Marinegardisten über Étiennes blutigem Körper zusammen. Als wäre es ein Leichentuch. Dann wischte sie sich mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht und erhob sich mit klammen, hölzernen Bewegungen.

Der preußische Premierleutnant Trepte war nicht ihretwegen gekommen. Er hatte nach der Lage im Lazarett gefragt und brachte einen verwundeten Offizier.

Also nahm sie alle Kraft zusammen und ging ihm entgegen, vorsichtig zwischen den Verwundeten und Todgeweihten hindurchbalancierend, um auf niemanden zu treten.

 

Mager sieht sie aus, völlig erschöpft, dachte Maximilian bedrückt. Sein Zorn verflog und wich tiefem Mitgefühl. Bei ihrer Begegnung im Mai hatten ihn ihre klugen grünen Augen fasziniert. Jetzt war ihr Blick erloschen. Sie wirkte nicht mehr zerbrechlich, sondern zerbrochen.

Was trieb sie nur hierher?, fragte er sich voller Sorge. Wo und wie lebt sie? Ihr Kleid war zu dünn für diese Kälte, aus dem flüchtig zum Knoten hochgesteckten, hellbraunen Haar lösten sich Strähnen. Kein unverheiratetes Mädchen aus gutem Hause gehörte allein irgendwohin, schon gar nicht an den Austragungsort einer Schlacht. Hatte ihr Oheim und Vormund, ein Freiberger Buchdrucker, sie etwa nach Leipzig verheiratet?

Oder hing ihre unerwartete Anwesenheit an diesem düsteren Ort mit dem toten französischen Lieutenant zusammen?

Im Freiberger Lazarett, beim schnellen Rückzug der Alliierten Anfang Mai, hatte Maximilian Trepte erlebt, wie aufopfernd Henriette für ihn und seine verwundeten Kameraden sorgte. Schon dafür liebte er sie, denn der Anblick schlimmster Kriegsverletzungen war ganz sicher nichts, das man einem siebzehnjährigen Mädchen aus behütetem Haus zumuten sollte. Und noch mehr liebte er sie für den Mut, bei ihnen auszuharren, bis die letzten Verwundeten evakuiert waren, obwohl die Feinde schon durch eines der Tore in die Stadt eindrangen.

Doch die Verzweiflung und Innigkeit, mit der sie den toten Franzosen gehalten hatte, ließen ihn argwöhnen, dass sie mehr als nur Fürsorge mit jenem Lieutenant verband.

 

Henriette ging Maximilian entgegen, ohne durch die geringste Regung zu verraten, dass sie ihn erkannte. Vielleicht erinnert er sich nicht mehr an mich, hoffte sie.

Er sah noch genau so aus, wie sie sein Bild immer wieder in Gedanken heraufbeschworen hatte; groß, schlank, dunkelhaarig, entschlossen, in der Uniform eines Preußischen Garderegiments.

»Der Erste Wundarzt wird Ihnen sagen, wie viele Ihrer Männer wir aufnehmen können«, brachte sie mit spröder Stimme heraus, noch während sie zwischen den Sterbenden hindurchstieg. Sie wies hinter sich zu dem Tisch, an dem ein Mann im blutbefleckten Kittel jemanden operierte, einen polnischen Ulanen der Uniform nach.

»Einen Augenblick, Herr Leutnant!«, rief der Wundarzt, der nur kurz zu ihnen sah. »Ich komme, sobald ich die Kugel entfernt habe. Man hätte diesen Lancier gar nicht erst herbringen sollen, er wird nicht überleben!«, rügte er seine Helfer.

Hilflos zog Henriette die Schultern hoch.

»Es sterben fast alle, die hier sind«, erklärte sie Maximilian. »Wir haben kein Brot, kein Lagerstroh, keine Medikamente und vor allem nichts zum Verbinden.«

Sie kniete sich neben den verwundeten preußischen Offizier, den der Premierleutnant gegen eine Säule gelehnt hatte. Er mochte Mitte vierzig sein, mit schweißnassem braunem Haar und totenbleich. Sein Stiefelschaft war zerfetzt, Blut rann aus mehreren Wunden. Ein großes, unregelmäßig geformtes Metallstück hatte sich ihm tief in den Unterschenkel gebohrt, dicht unter seinem Knie saßen noch weitere Splitter. Henriette schnitt das Leder auf, um die Wunden zu begutachten.

»Unser Stabskapitän von Wilhelmsen. Es erwischte ihn, als wir in Probstheida unter Beschuss standen. Der Feldchirurg ist selbst verletzt, und die Helfer wollten amputieren«, erklärte Maximilian Trepte. »Aber wir brauchen diesen Mann. Deshalb erhielt ich Erlaubnis, in Leipzig einen Arzt …«

»Er verliert zu viel Blut!«, unterbrach ihn Henriette alarmiert. »Haben Sie Leinen? Rasch, sonst verblutet er!«

Ohne Zögern holte Maximilian sein zweites Hemd aus dem Tornister und riss es in Streifen.

Bis zu diesem Moment hatte Henriette durch nichts gezeigt, dass sie einander kannten, dass sie etwas miteinander verband. Doch beim Anblick des Hemdes flackerte etwas über ihr Gesicht.

Das bewies ihm: Sie erinnerte sich genau. Dieses Hemd hatte sie selbst geflickt, während...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1813-1815 • Berlin • Constantin Beyer • Dresden • Erfurt • Felix Zeidler • Friedrich August von Sachsen • Henriette Gerlach • historische Romane 19. Jahrhundert • Historische Romane Deutschland • historische Romane Napoleon • historische Romane Sabine Ebert • Kriegswirren • Leipzig • Maximilian Trepte • Napoleon Bonaparte • Neuordnung Europas • Paris • Roman • Starke Frau • Völkerschlacht • von Leipzig bis zum Wiener Kongress • Wiener Kongress
ISBN-10 3-426-42825-3 / 3426428253
ISBN-13 978-3-426-42825-2 / 9783426428252
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