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Schattenboxer (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-21971-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Dein Gegner ist mächtig. Er zeigt sich nicht. Du kämpfst gegen Schatten. Erst gestern stand Vincent Che Veih von der Düsseldorfer Kripo vor diesem Grab: Pia, die 17-jährige Nichte eines Kollegen, hat sich das Leben genommen und wurde hier beigesetzt. Jetzt liegt eine zweite junge Frau inmitten der Blumen und Trauerkränze. Entstellt von zahllosen Verletzungen, Spuren eines tagelangen Martyriums. Abgelegt am Ende einer stürmischen Nacht. Warum ausgerechnet hier? Pia und die ermordete Alina kannten einander nicht, und doch glaubt Vincent an eine Verbindung. Er beginnt, einen alten Mordfall aufzurollen, und stößt auf ein Komplott, in dem seine eigene Mutter, eine bekannte RAF-Terroristin, eine Rolle spielt. Dann verschwindet eine weitere junge Frau ...

Horst Eckert, 1959 in Weiden/Oberpfalz geboren, lebt seit vielen Jahren in Düsseldorf. Er studierte Politische Wissenschaft und arbeitete fünfzehn Jahre als Fernsehjournalist. 1995 erschien sein Debüt «Annas Erbe». Seine Romane gelten als «im besten Sinne komplexe Polizeithriller, die man nicht nur als spannenden Kriminalstoff lesen kann, sondern auch als einen Kommentar zur Zeit» (Deutschlandfunk). Sie sind in mehrere Sprachen übersetzt sowie preisgekrönt (u.a. Friedrich-Glauser-Preis für «Die Zwillingsfalle», Krimi-Blitz für «Schwarzer Schwan»). Bei Wunderlich erschienen bisher seine Politthriller «Schwarzlicht», «Schattenboxer» und «Wolfsspinne» um den Düsseldorfer Ermittler Vincent Che Veih.

Horst Eckert, 1959 in Weiden/Oberpfalz geboren, lebt seit vielen Jahren in Düsseldorf. Er studierte Politische Wissenschaft und arbeitete fünfzehn Jahre als Fernsehjournalist. 1995 erschien sein Debüt «Annas Erbe». Seine Romane gelten als «im besten Sinne komplexe Polizeithriller, die man nicht nur als spannenden Kriminalstoff lesen kann, sondern auch als einen Kommentar zur Zeit» (Deutschlandfunk). Sie sind in mehrere Sprachen übersetzt sowie preisgekrönt (u.a. Friedrich-Glauser-Preis für «Die Zwillingsfalle», Krimi-Blitz für «Schwarzer Schwan»). Bei Wunderlich erschienen bisher seine Politthriller «Schwarzlicht», «Schattenboxer» und «Wolfsspinne» um den Düsseldorfer Ermittler Vincent Che Veih.

8


Susanne Hachmeister führte ihm auf ihrem Monitor Aufnahmen vermisster Frauen vor, die vom Alter her in Frage kamen. Sie hatte Zugriff auf sämtliche Fälle Nordrhein-Westfalens, aber wer konnte sicher sein, dass die Tote auf Pias Grab nicht vom anderen Ende der Republik oder aus dem Ausland stammte?

Einige Frauen stimmten in Alter, Größe und Figur in etwa überein. Vincent blickte in die jungen Gesichter, eines nach dem anderen, und war ratlos – ihm wurde klar, dass er sich die Züge des Mordopfers nicht gut eingeprägt hatte. Zu grässlich ihr Zustand, zu absurd die Umgebung, zu groß die Hektik der Kollegen.

Er rief Anna an. «Was gibt’s Neues?», fragte er.

«Fingerspuren am Poller, Reifenabdrücke auf der verschmutzten Fahrbahn vor dem Tor zum Rotthäuser Weg und zweierlei Schuhspuren. Dem Profil nach ist die eine von Torsten Heise, dem Friedhofsarbeiter. Dann könnte die andere von unserem Täter stammen.»

«Sehr gut. Ich sitze gerade bei Susi Hachmeister, und wir gehen die aktuellen Vermisstensachen durch. Kannst du mir ein Handyfoto vom Gesicht der Toten schicken? Am besten auch an die E-Mail-Adresse der Kollegin Hachmeister, wegen der besseren Darstellung auf ihrem Bildschirm.»

«Dauert ein paar Minuten, bin gerade nicht am Grab.»

Vincent beendete das Gespräch.

Susanne fuhr mit der Hand durch ihre schwarz gefärbte Dauerkrause. «Eigentlich muss ich los», sagte sie. «Ein elfjähriger Ausreißer ist aufgegriffen worden.»

«Gib mir noch fünf Minuten, bitte.»

Er wählte zum zweiten Mal die Nummer des rechtsmedizinischen Instituts der Heinrich-Heine-Universität und verlangte die Leiterin, Professorin Michels.

Dieses Mal hatte er Glück. Michels kam ans Telefon, und nach etwas gutem Zureden sagte sie die Obduktion für den Nachmittag zu.

Susanne klopfte mit den Fingern auf den Tisch. «Ich muss jetzt wirklich gehen, Vincent.»

«Hat der Ausreißer keine Eltern, die ihn abholen können?»

«Doch, mich. Es ist mein eigener missratener Sohn.»

«Elf? Ich war fünfzehn, als ich abgehauen bin.»

«Andere Zeiten, Vincent.»

Er hatte noch immer kein Foto auf seinem Handy. «Schau noch einmal in deine Mails, tu mir den Gefallen.»

Susanne öffnete das Programm und klickte auf Abholen. Die Aufnahme des Mordopfers war eingetroffen – Anna hatte sie zuerst an die Kollegin versandt.

«Puh!», rief Susanne beim Anblick des zerschundenen Gesichts. Sichtlich aufgewühlt holte sie eine dünne Akte aus einer Schublade. «Alina Linke.»

«Bist du dir sicher?»

Sie nickte und zog Fotos aus einer Plastikhülle. Ein lachendes Mädchen an einem Strand, mit einer Freundin, am Esstisch mit der Familie. Alina, die einen kleinen, struppigen Hund knuddelte. Die junge Frau trug eine Brille, das brünette Haar zum Pferdeschwanz zurückgebunden.

Ja, dieselbe, erkannte Vincent. Aber eigentlich eine völlig andere. Fröhlich, erwartungsvoll, das pure Leben.

«Neunzehn Jahre alt. Pflegepraktikantin in der Kinderklinik der Uni Düsseldorf. Wohnte noch bei ihren Eltern, Miriam und Robert Linke. Bittweg, das ist gleich beim Volksgarten.»

«Nette Gegend.»

Susi Hachmeister übergab ihm den Aktendeckel.

Vincent überflog den Inhalt. «Nicht gerade üppig.»

«Wir hatten keinen Anhaltspunkt für ein Verbrechen. Ehrlich gesagt, ich hab nichts anderes getan, als die Sache in die Datei aufzunehmen. Hey, das Mädel war volljährig!»

Er konnte den Blick nicht von der Aufnahme wenden, auf der Alina mit dem Hund spielte. Ein verdammt hübsches Ding.

«Sagt ihr den Eltern Bescheid?», fragte Susanne und nahm ihre Jacke vom Haken an der Tür.

«Klar. Und viel Erfolg mit deinem Ausreißer.»

 

Der zweite Espresso des Tages, Vincent trug ihn an seinen Schreibtisch und schlug die Akte auf. Jetzt hatte die Tote einen Namen.

Alina Linke, geboren 1995, Abitur im letzten Jahr. Das Praktikum an der Uniklinik hätte dazu dienen sollen, die Wartezeit auf ein Medizinstudium zu überbrücken. Bereits am Dienstag letzter Woche hatte ihre Mutter sie als vermisst gemeldet.

Die Polas-Datei gab unter anderem Auskunft, zu welcher Person eine Kriminalakte vorlag, weil sie einmal erkennungsdienstlich behandelt worden oder Gegenstand einer Ermittlung war. Vincent loggte sich ein und tippte Alinas Namen in die Suchmaske, dann die ihrer Eltern. Gegen keinen der drei lag etwas vor. Mutter und Vater arbeiteten laut Vermisstenanzeige beide am Geschwister-Scholl-Gymnasium, das in der Nähe ihrer Wohnung lag. Sie als Teilzeitkraft in Mensa und Schulbücherei, er als Lehrer.

Vincent rief Anna an und brachte sie auf den neuen Stand.

«Kommst du mit zu den Eltern?», fragte er.

«Nett, dass du fragst.»

«Wer fährt dann für dich zur Obduktion?»

«Das kann Dominik tun.»

Vincent gab sein Okay und legte auf.

Nora rief von nebenan herüber: «Unsere Praktikantin. Wo stecken wir sie hin?»

«Keine Ahnung!»

Das Handy vibrierte. Aus unerklärlichen Gründen war Annas SMS mit dem Bild der toten Alina erst jetzt eingetroffen.

Er las auch noch einmal die Nachricht seiner Freundin vom Morgen: Denkst du bitte daran, dass wir deine Mutter besuchen wollen?

Vincent klickte sich durch die Kontaktliste und fand Brigittes Nummer. Ein kurzes Zögern, dann drückte er das Wahlsymbol.

Nach dem dritten Klingeln wurde abgehoben. «Nina Holsten.»

Für einen Moment glaubte Vincent, er habe sich verwählt. Die Stimme seiner Ex hatte er nicht erwartet.

«Nina? Du wohnst immer noch bei Brigitte?» Er spürte ein Kribbeln. Jetzt bloß nicht sentimental werden, Alter. Vorbei ist vorbei.

«Vincent, bist du das?»

Er musste daran denken, wie sie sich kennengelernt hatten. Uni Köln, 1998: Gedränge vor dem Hörsaal, eine große Blonde mit Sommersprossen und hellen Wimpern schüttete ihm versehentlich den Inhalt eines Kaffeebechers über die Schulter. Sie hatten sich beide für Psychologie eingeschrieben. Er nahm damals eine Auszeit vom Polizeidienst, kehrte aber nach dem Vordiplom zurück und fing dann bei der Kripo an.

«Irgendwie hat es sich eingespielt», erklärte Nina. «Deine Mutter hat Platz, und als Künstlerin kann sie das Geld, das ich beisteuere, gut gebrauchen. Ich hab meine Ruhe, es ist ganz nett hier draußen, auch wenn du das vielleicht etwas anders in Erinnerung hast.»

«Arbeitest du nicht mehr im Evangelischen Krankenhaus?»

«Bin zurzeit krankgeschrieben. Hab mir beim Laufen den Fuß verknackst.»

«Seit wann läufst du?»

«Hast du mir doch empfohlen. Weißt du’s nicht mehr?»

Schon etwas her, dachte Vincent. Vor rund zehn Monaten hatten sie sich getrennt. Ein Seitensprung Ninas hatte etwas zerrissen, das sie nicht mehr kitten konnten, trotz aller Versuche, Tränen und Entschuldigungen. Aber ihre Stimme löste immer noch etwas in ihm aus, ob er wollte oder nicht.

«Ist Brigitte da?», fragte er rasch.

«Klar, einen Moment.»

Er hörte Schritte, ein Rascheln, der Hörer wurde abgedeckt, dann war die Stimme seiner Mutter in der Leitung. «Warum bist du gestern Abend nicht geblieben? Nina hat mir erzählt, dass sie dich gesehen hat.»

«Keine Zeit, viel Arbeit. Wie läuft dein Buch im Handel?»

«Erzähl mir nicht, dass du deshalb anrufst!»

Vincent holte tief Luft, dann eröffnete er seiner Mutter, worum Saskia ihn gebeten hatte. Ein Gespräch über den Anschlag auf den Treuhandpräsidenten Rolf-Werner Winneken. Recherche für ein Buch zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Mordtat. Hintergrundinformationen aus erster Hand.

Er machte sich auf eine harsche Abfuhr gefasst, denn er hatte noch gut im Ohr, wie Brigitte ihn einmal beschimpft hatte, als er sie aus reiner Neugier nach ihrer Vergangenheit befragt hatte: Hat dich der Staatsschutz geschickt, oder was?

Doch zu seiner Überraschung willigte sie in ein Treffen ein. Sie wolle für Saskia und ihn Lasagne backen, morgen Abend um acht. Dass seine Mutter kochen konnte, war ihm neu.

«Deine Freundin ist noch recht jung, stimmt’s?»

«Aber eine gute Journalistin», antwortete er.

«Das werden wir ja sehen.»

Er legte auf und vernahm ein Räuspern – Vincent wandte sich um. Im Türrahmen lehnte eine Frau. Mitte bis Ende zwanzig, schmale Nase, kleiner Mund und halblanges rötliches Haar, das sie offen trug. Der misstrauische Blick aus blassblauen Augen gefiel ihm.

Das Telefon.

«Moment», sagte Vincent und nahm den Hörer ab.

Es war sein Vorgesetzter. «Sie quatschen mich nicht noch einmal in einer Sitzung blöd an, haben Sie mich verstanden, Kollege Veih?»

«Okay, war’s das?»

«Ihr Memo von gestern. Viel zu dünn. Der Präsident wünscht eine ordentliche Evaluation der Arbeit im Mordfall Julian Pollesch.»

«Evaluation?»

«Richtig. Inklusive einer Einzelbewertung der daran beteiligten Mitarbeiter.»

«Das dauert. Wie Sie wissen, haben wir einen Mordfall.»

«Ordentliche Polizeiarbeit …»

«Der Begriff ist bekannt.» Vincent legte auf.

Er wandte sich der jungen Frau zu. «So, jetzt.»

Sie kam an seinen Tisch und begrüßte Vincent mit Handschlag. «Die Praktikantin.»

«Hab ich mir gedacht.»

«Ahrenfeld, Sofia Ahrenfeld.»

«Vincent Veih.»

«Ich weiß. Mittelname Che.»

Er bemühte sich um ein Lächeln. Die Frau trug Hose und Kostümjacke in Dunkelblau und kam Vincent älter vor als die üblichen Kommissarsanwärter, die während ihres Studiums an der Verwaltungsfachhochschule eine Reihe von Praktika zu absolvieren hatten. Vincent...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2015
Reihe/Serie Vincent Veih ermittelt
Vincent Veih ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Detlev Rohwedder • Düsseldorf • Geheimdienst • Nordrheinwestfalen • NRW • Politthriller • RAF • Rassismus • Schwarzlicht • Tatort • Terrorismus • Thriller • Untergrund
ISBN-10 3-644-21971-0 / 3644219710
ISBN-13 978-3-644-21971-7 / 9783644219717
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