Handbuch der Evangelischen Ethik (eBook)

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2015 | 1. Auflage
736 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-66661-2 (ISBN)

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Handbuch der Evangelischen Ethik -
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Dieses Handbuch bietet eine von führenden Fachleuten verfasste Gesamtdarstellung der evangelischen Ethik. Sie umfasst deren Grundlagen und Teilgebiete auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion und im Gespräch mit Philosophie, Rechts, Sozial- und Naturwissenschaften. Die wissenschaftlich-technischen Entwicklungen mit ihren riskanten Folgen, die Globalisierung und die zunehmende Individualisierung der Lebensentwürfe stellen frühere Selbstverständlichkeiten in Frage und werfen neue ethische Fragen auf. Dabei wächst das Interesse an den Orientierungspotentialen der Religionen. Das Handbuch der Evangelischen Ethik bietet einer weiteren Öffentlichkeit in Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Medien und in den Kirchen kompakte Informationen zur Urteilsbildung in den wichtigsten Handlungsfeldern. Zugleich dient es als Lehrbuch für Studium und wissenschaftliche Forschung.

Wolfgang Huber ist Honorarprofessor für Theologie in Berlin, Heidelberg und Stellenbosch (Südafrika) und war 1994 - 2009 Bischof in Berlin sowie 2003 - 2009 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.<br><br>Torsten Meireis ist Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Universität Bern und Direktor des Instituts für Systematische Theologie. <br><br>Hans-Richard Reuter ist Seniorprofessor am Exzellenzcluster 'Religion und Politik' der Universität Münster und war dort 1999 - 2013 Professor für Theologische Ethik und Direktor des Instituts für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften.

Wolfgang Huber ist Honorarprofessor für Theologie in Berlin, Heidelberg und Stellenbosch (Südafrika) und war 1994 – 2009 Bischof in Berlin sowie 2003 – 2009 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bei C.H.Beck erschien von ihm u. a. Ethik. Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod (22014). Torsten Meireis ist Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Universität Bern und Direktor des Instituts für Systematische Theologie. Hans-Richard Reuter ist Seniorprofessor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster und war dort 1999 – 2013 Professor für Theologische Ethik und Direktor des Instituts für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften.

Cover 1
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 5
Vorwort 7
I. Grundlagen und Methoden der Ethik 9
1. Definitorische Bestimmung und Einleitender Überblick 11
1.1. Warum Ethik? 11
1.2. Was ist Ethik? 14
1.2.1. Ethik, Ethos, Moral 14
1.2.2. Deskriptive Ethik, normative Ethik, Metaethik 16
1.2.3. Fundamentalethik, konkrete Ethik und Bereichsethiken 18
1.3. Ethik im Rahmen evangelischer Theologie 20
1.3.1. Ethik als theologische und als philosophische Disziplin 20
1.3.2. Theologische Ethik und Dogmatik 22
2. Problemgeschichte und Theorieansätze 24
2.1. Grundformen ethischer Theorien 24
2.1.1. Der pflichtethische Typus 25
2.1.2. Der güterethische Typus 32
2.1.3. Der tugendethische Typus 39
2.2. Traditionen protestantischer Ethik 45
2.2.1. Der reformatorische Zugang zur Ethik: Martin Luther 45
2.2.2. Ethik im Kulturprotestantismus: Friedrich Schleiermacher 53
2.2.3. Christologische Fundierung der Ethik: Karl Barth 61
3. Systematische Perspektiven 69
3.1. Motive theologischer Ethik 69
3.1.1. Das ethische Subjekt als Basis einer integrativen Ethik 71
3.1.2. Das verantwortliche Selbst im Deutungshorizont des christlichen Ethos 75
3.2. Methoden konkreter Ethik 94
3.2.1. Drei Modelle 95
3.2.2. Regeln der Vorzugswahl 101
3.2.3. Arbeitsschritte ethischer Urteilsbildung 112
4. Literatur 116
II. Rechtsethik 125
1. Begriff und Thematik der Rechtsethik 127
1.1. Die Frage nach der Rechtsgeltung als Ausgangspunkt der Rechtsethik 127
1.2. Zwischen rechtsethischem Nihilismus und rechtsethischem Essentialismus 129
1.2.1. Rechtsethischer Nihilismus 129
1.2.2. Rechtsethischer Essentialismus 130
1.2.3. Rechtsethischer Reduktionismus 131
1.2.4. Rechtsethischer Normativismus 132
1.3. Philosophische und theologische Rechtsethik 134
1.3.1. Theologisch geprägte Rechtsethik 134
1.3.2. Die Entdeckung des weltlichen Rechts 135
1.3.3. Erneutes theologisches Interesse am Recht 137
1.4. Neue Fragestellungen 138
1.5. Rechtsethik als Bürgerethik, Professionsethik und Institutionsethik 139
2. Ansätze der Rechtsethik 142
2.1. Der Prozess der Ausdifferenzierung von Religion, Moral und Recht 142
2.2. Traditionen des Naturrechts 144
2.3. Reformation und Recht 147
2.4. Traditionen des Vernunftrechts 149
2.5. Gewaltmonopol und Rechtsstaat 151
2.6. Menschenwürde und Menschenrechte als Geltungsgrund des Rechts 154
2.6.1. Genealogie der Menschenrechte 154
2.6.2. Menschenwürde 156
2.6.3. Völkerrechtliche Kodifizierung der Menschenrechte 158
2.7. Gerechtigkeit und Recht 160
3. Exemplarische Problemfelder der Rechtsethik 164
3.1. Recht und Leben: Die Regelung bioethischer Konflikte durch das Recht 164
3.1.1. Der Grundsatz der Menschenwürde 165
3.1.2. Die Konkordanz von Grundrechten 167
3.1.3. Indikationen- und Stichtagsregelungen 168
3.2. Recht und Person: Ethik des Vertrags 171
3.3. Recht und Urteil: Ethik der Justiz 175
3.3.1. Rechtsprechung als Dritte Gewalt 175
3.3.2. Rechtssicherheit, Rechtsfrieden, Gerechtigkeit 176
3.3.3. Legitimität und Grenzen staatlichen Strafens 177
3.4. Recht und Rechtsgewalt: Ethik des staatlichen Gewaltmonopols 182
3.5. Die Religionen in der Rechtsordnung 185
3.6. Fazit und Ausblick 188
4. Literatur 189
III. Politische Ethik 195
1. Definitorische Bestimmung und Einleitender Überblick 197
2. Problemgeschichte, Theorieansätze und Systematische Leitlinien 199
2.1. Der Ausgangspunkt: Die theologische Legitimation des Staates als Zentrum und Erbe des politischen Denkens der Reformationszeit 199
2.2. Die Ambivalenz der Neuzeit: Verdiesseitigung und Re-Sakralisierung des Staates 205
2.3. Kontinuitätslinien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Skepsis gegenüberdem säkularen Staat und die erneute Betonung seiner metaphysischen Grundlagen 211
2.4. Neubesinnung im Schatten des Kirchenkampfes: Zwei-Reiche-Lehre, Königsherrschaft Christi und erste Bemühungen um einen konzeptionellen Neuansatz 215
2.5. Fortdauer und Überwindung des theologischen Legitimationsdiskurses: Auf dem Weg zur Akzeptanz der Demokratie 221
2.6. Die Transformation der protestantischen Staatslehre durch die Demokratiedenkschrift 226
2.7. Zusammenfassende Beobachtungen und aktuelle Herausforderungen 231
2.8. Leitlinien für eine evangelische Ethik des Politischen 238
2.8.1. Freiheit in der Gemeinschaft ermöglichen 238
2.8.2. Die Weltlichkeit der Welt respektieren 239
2.8.3. Die Zukunftsfähigkeit menschlichen Lebens gewährleisten 243
3. Ebenen und Themen Konkreter Verantwortung 245
3.1. Der Bürger als Wähler 246
3.2. Die Beteiligung in zivilgesellschaftlichen Organisationen und Parteien 249
3.3. Amts- und Funktionsträger der repräsentativen Demokratie 253
3.4. Staatsform und Staatsverwaltung 255
3.5. Ausblick: Zukünftige Fragestellungen 256
4. Literatur 259
IV. Ethik des Sozialen 265
1. Begriff und Gegenstandsfeld Einer Ethik des Sozialen 267
1.1. Ethik des Sozialen und Sozialethik 267
1.2. Die Ethik des Sozialen im Kontext der Bereichsethiken 270
1.3. Der Gegenstandsbereich der Ethik des Sozialen 273
2. Normative Prinzipien Einer Ethik des Sozialen 276
2.1. Freiheit 277
2.2. Gleichheit 283
2.3. Solidarität 287
2.4. Soziale Gerechtigkeit 293
2.4.1. Die liberale Theorie John Rawls' 294
2.4.2. Die Konzeption der Verwirklichungschancen Nussbaums und Sens 296
2.4.3. Sphären der Gerechtigkeit nach Michael Walzer 299
2.4.4. Zur protestantischen Konzeption der Gerechtigkeit 300
3. Anwendungsfelder der Ethik des Sozialen 305
3.1. Materielle Teilhabe: Arbeit, Armut und Reichtum 306
3.2. Teilnahme und Beteiligung: Bildung und Befähigung 314
3.3. Anerkennung: Wertschätzung und Diskriminierung 318
3.4. Ausblick 322
4. Literatur 323
V. Wirtschaftsethik 331
1. Aufgaben und Fragestellungen der Wirtschaftsethik 334
1.1. Hinweise zu Begriff und Aufgabe evangelischer Wirtschaftsethik 334
1.2. Zur Abgrenzung von deskriptiver und normativer Wirtschaftsethik 336
1.3. Möglichkeiten und Grenzen einer ethischen Beeinflussung der marktwirtschaftlich-kapitalistischen Wirtschaftsform 337
1.4. Klassifizierender Überblick über wirtschaftsethische Ansätze 340
2. Normative Grundlagen Evangelischer Wirtschaftsethik 343
2.1. Wirtschaftsethik als Verantwortungsethik 343
2.2. Die unterschiedlichen Ebenen wirtschaftsethischer Verantwortung 345
2.3. Die Bedeutung des Gebots der Nächstenliebe im Kontext wirtschaftlichen Handelns 347
2.4. Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit als Grundnormen wirtschaftlichen Handelns 352
2.4.1. Freiheit und der Schutz der Eigentumsrechte 352
2.4.2. Kriterien der Gerechtigkeit im Blick auf die Produktion und Verteilung gesellschaftlicher Güter 356
2.4.3. Nachhaltigkeit als Kriterium zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit wirtschaftlichen Handelns 361
3. Die Ebenen Wirtschaftsethischer Verantwortung: Die Ordnungspolitische Gestaltung der Rahmenordnung und Die Ethik der Akteure wirtschaftlichen Handelns 364
3.1. Die Ethik der Rahmenordnung wirtschaftlichen Handelns (Makroebene) 364
3.1.1. Die Option für die Soziale Marktwirtschaft 364
3.1.2. Die Globalisierung als Herausforderung des Modells der Sozialen Marktwirtschaft 370
3.1.3. Überlegungen zu einer verantwortlichen Neugestaltung der internationalen Finanzmärkte 375
3.1.4. Die Aufgabe der Sicherung der Zukunftsfähigkeit wirtschaftlichen Handelns 379
3.2. Die Ethik der Akteure wirtschaftlichen Handelns (Meso- und Mikroebene) 381
3.2.1. Die wirtschaftsethische Verantwortung der Sozialparteien im Sinn des Leitbildes der Sozialpartnerschaft 381
3.2.2. Das Konzept der «Corporate Social Responsibility» als europäisches Leitbild für eine ethisch verantwortliche Unternehmensführung 384
3.2.3. Arbeit als ‹Beruf› – Das protestantische Berufsethos als motivationale Basis wirtschaftlichen Handelns 387
3.2.4. Die wirtschaftsethische Verantwortung der Konsumenten 390
3.3. Ausblick: Wirtschaftsethik als dialogische Suche nach lebensdienlichen Formen des Wirtschaftens 393
4. Literatur 394
VI. Ethik der Kultur 401
1. Einleitende Überlegungen 403
1.1. Zwischen Allerweltswort und identitätspolitischer Chiffre – Tücken des Kulturbegriffs 403
1.2. Kultur in der globalisierten Weltgesellschaft 405
1.3. Kultur und Kult 411
2. Problemgeschichte 413
3. Konfliktfelder und Problembereiche 420
3.1. Der Mensch als homo ludens 421
3.2. Sport – Ethik am Leitfaden des Leibes 423
3.3. Künste als Schule der Wahrnehmung und der Kritik 427
3.4. Kulturelle Teilhabe zwischen Beteiligungs- und Befähigungsgerechtigkeit 430
3.5. Bildkonflikte als Religions- und Kulturkonflikte 432
3.6. Medien zwischen Aufklärung, Verschleierung und Skandalisierung 436
3.7. Der Algorithmus des Menschen und die digitalen Grundrechte 438
3.8. Reflexive Orientierung in der Welt – Ethik der Bildung 441
4. Literatur 445
VII. Ethik der Lebensformen 451
1. Definitorische Bestimmung und Einleitender Überblick 454
1.1. Sex und Gender – die Geschlechtlichkeit des Menschen und seine ethische Verantwortung 454
1.2. Ethik der Lebensformen – zum thematischen Aufriss des Kapitels 456
2. Problemgeschichte, Theorieansätze und Grundbegriffe 459
2.1. Sexualität – natürliche Anlage und kulturelle Gestaltung 459
2.1.1. Sexualität als Schöpfungsgut 459
2.1.2. Sexualität als Spiel und als Sprache 461
2.1.3. Keuschheit als Ganzheitlichkeit 462
2.1.4. Die sexuelle Freiheit des Christenmenschen 463
2.1.5. Sinn und Grenze der Verhandlungsmoral 464
2.1.6. Sexualität und Menschenwürde 465
2.2. Liebe und Freundschaft – Gemeinschaft in und neben den Institutionen 466
2.2.1. Eros – Begehren und Leidenschaft 467
2.2.2. Philia – die Liebe zum Freund 468
2.2.3. Agape – Liebe als Hingabe 469
2.3. Ehe und alternative Lebensformen – Ganzheitlichkeit und Verbindlichkeit 470
2.3.1. Biblische Grundlinien 470
2.3.2. Die Lehre der Ehezwecke 471
2.3.3. Reformatorische Ehelehre: die Ehe als « weltlich Ding » 473
2.3.4. Freiheit zur Ehe und in der Ehe 476
2.3.5. Treue als Verbindlichkeit 477
2.4. Familie – intergenerationelle Verantwortung 479
2.4.1. Biblische Grundlinien 479
2.4.2. Die reformatorische Familienethik 482
2.4.3. Moderne Entwicklungen 483
2.4.4. Theologisch- ethische Reflexionen 486
3. Problemfelder 489
3.1. Homosexualität und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft 489
3.1.1. Biblische und geschichtliche Grundlinien 489
3.1.2. Theologisch-ethische Reflexionen 491
3.2. Partnerlosigkeit – Zölibat und Single 495
3.2.1. Lebensform ‹Zölibat› 495
3.2.2. Lebensform ‹Single› 498
3.3. Am Lebensanfang – Schutz, Beteiligung und Förderung von Kindern 500
3.4. In der Lebensmitte I – verantwortliche Familienplanung 503
3.5. In der Lebensmitte II – das Scheitern von Lebensentwürfen am Beispiel der Ehescheidung 506
3.6. Am Lebensende – individuelle Lebensqualität im Alter 508
3.6.1. Aspekte des Alterns in der modernen Lebenswelt 508
3.6.2. Theologisch-ethische Reflexionen 511
4. Literatur 513
VIII. Bioethik des Menschen 517
1. Bioethik und Religion 519
1.1. Funktion bioethischer Debatten in der Gesellschaft 519
1.1.1. Herausforderungen angesichts der Entwicklung der Lebenswissenschaften 519
1.1.2. Kompensations-, Symbol- und Erprobungsfunktion bioethischer Debatten 520
1.2. Selbst- und Fremderwartungen an religiöse Beiträge zu bioethischen Debatten 522
2. Grundorientierungen Evangelisch-Theologischer Bioethik 524
2.1. Methodik theologischer Bioethik 524
2.1.1. Sinn und Grenzen des Modells des weiten Überlegungsgleichgewichts 524
2.1.2. Bereitschaft zur Mehrsprachigkeit 527
2.2. Inhaltliche Kriterien einer evangelisch-theologischen Bioethik 528
2.2.1. «Sakralität der Person» 528
2.2.2. Binnentheologischer Hintergrund: durch die Rechtfertigungsbotschaft vertieftes Verständnis der Gottebenbildlichkeit eines jeden Menschen 529
2.2.3. Außertheologische Plausibilisierung: leibliches Selbst 531
2.2.4. Weitere anthropologische Orientierungen evangelischer Ethik: kommunikative Freiheit und Gemeinschaftstreue 533
2.3. Fazit: begrenzter Pluralismus und Kompromissfähigkeit evangelischer Bioethik 535
3. Problem- und Konfliktfelder (Nicht Nur) an den Grenzen des Lebens 537
3.1. Lebensanfang 539
3.1.1. Schwangerschaftskonflikte 544
3.1.2. Reproduktions- und Pränatalmedizin 548
3.2. Lebensende 551
3.2.1. Suizid, assistierter Suizid und Tötung auf Verlangen 553
3.2.2. Vorsorgeinstrumentarien 556
3.2.3. Transplantationsmedizin 559
3.3. Gesundheit und Krankheit 564
3.3.1. Allgemein 564
3.3.2. Von der kurativen zur prädiktiven und personalisierten Medizin 566
3.4. Leibliches Perfektionierungsstreben 568
3.5. Humanexperimente 572
3.6. Ausblick 577
4. Literatur 578
IX. Bioethik nichtmenschlicher Lebensformen 585
1. Einführung: Grundfragen der Tier- und Pflanzenethik 587
1.1. Begriff und Gegenstand der Bioethik 587
1.2. Menschen, Tiere und Pflanzen 588
1.3. Lebenswissenschaft, Natur und Technik 591
1.4. Leben: bíos und zoë 592
1.5. Bioethik, Schöpfungsglaube und Theologie 594
2. Problemgeschichte, Theorieansätze und Grundbegriffe 596
2.1. Patho-, bio- und physiozentrische Konzepte der Tier- und Pflanzenethik 596
2.2. Das Problem der Anthropozentrik 601
2.3. Der Würdebegriff in der Tier- und Pflanzenethik 606
2.4. Bioethik nichtmenschlicher Lebewesen im Christentum 609
2.4.1. Tiere und Pflanzen in der biblischen Überlieferung 609
2.4.2 Tiere und Pflanzen in der christlichen Tradition und in der Theologie der Gegenwart 614
3. Problemfelder Heutiger Tier- und Pflanzenethik 617
3.1. Problemfelder heutiger Tierethik 617
3.2. Problemfelder heutiger Pflanzenethik 620
3.3. Biodiversität und Nachhaltigkeit 624
3.4. Ethische Probleme der Gentechnik in der Tier- und Pflanzenzucht 628
3.5. Biopatente 634
3.6. Converging Technologies und synthetische Biologie 637
4. Literatur 642
X. Umweltethik 649
1. Begriff und Theoretische Grundprobleme der Umwelt Ethik 651
1.1. Begriffliche Bestimmung und Voraussetzung der Umweltethik 651
1.2. Zum Verhältnis von Ethik und Natur 654
1.3. Die anthropologischen Grundlagen einer Umweltethik und die Frage ihrer Abkehr von der anthropozentrischen Ethik 657
1.3.1. Umweltethik als Abkehr von der anthropozentrischen Ethik? 657
1.3.2. Die anthropologischen Grundlagen der Ethik 661
2. Umweltethik als Ethik der Verantwortung im Licht von Schöpfung und Versöhnung 665
2.1. Zur Geschichte des Verhältnisses von Theologie und Natur und die Konsequenzen für eine Ethik der Umwelt 666
2.2. Die Verantwortung des Menschen im Horizont technologischer Entwicklungen und ihre begrifflichen Bestimmungen 669
2.2.1. Das Verhältnis von Technik und Ethik als Hintergrund der Bedeutung des Verantwortungsbegriffs in der Ethik 670
2.2.2. Der Verantwortungsbegriff im Lichte seiner zeittheoretischen Bedingungen 673
2.3. Die Verantwortung des Menschen in schöpfungs- und versöhnungstheologischer Perspektive 677
2.3.1. Verantwortung in schöpfungstheologischer Perspektive 677
2.3.2. Verantwortung in versöhnungstheologischer Perspektive 679
3. Aufgabenfelder Gegenwärtiger Umweltethik 681
3.1. Der Begriff des Klimas und die Gefahren des Klimawandels 683
3.2. Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung 686
3.2.1. Nachhaltigkeit – Begriff und Bedeutung 686
3.2.2. Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Aufgabenfeld 688
3.2.3. Zu den konkreten politischen, ökonomischen, technologischen und ethischen Aufgaben eines nachhaltigen und verantwortlichen Umgangs mit dem Klimawandel 689
3.3. Umweltethik im Zeichen globaler Gerechtigkeit 693
3.4. Umweltethik im Zeichen intergenerationeller Gerechtigkeit 697
3.5. Umweltethik im Horizont von Schöpfung und Moderne 701
4. Literatur 704
Personenregister 710
Sachregister 718
Verzeichnis der Bibelstellen 732
Autorinnen und Autoren 735
Zum Buch 737
Über die Herausgeber 737

3. SYSTEMATISCHE PERSPEKTIVEN


3.1. Motive theologischer Ethik

Ethik ist nicht nur eine Theorie des für alle richtigen und insofern gesollten Handelns. Sie tritt ebenso auf als Lehre vom Guten, des vom Handelnden gewollten Lebens. Und außerdem kann sie verstanden werden als Instanz der Reflexion auf das situationsangemessene Handelnkönnen. Vielleicht gehen diese drei Hauptformen ethischer Theorie auf eigenständige lebensweltliche Wurzeln zurück. Womöglich ist aber ihre Verselbständigung auf theoretischer Ebene auch erst das Resultat eines historischen Prozesses. Dann stellt die in der Moderne erfolgte Herauslösung der reinen Sollensmoral aus einer ethischen Reflexion, die zuvor vor allem auf das Können und Wollen des Guten gerichtet war, eine besonders einschneidende Zäsur dar, die insgesamt zu reduktionistischen Auffassungen von Ethik geführt hat:

Tugendethisch steht die Frage nach dem habituellen Können im Zentrum, also danach, welche Haltungen und Charaktereigenschaften zu einer guten Lebensführung befähigen. Als oberstes Regulativ gilt dabei, was ein tugendhafter Akteur unter gegebenen Umständen tun würde. Die Stärke dieses Ansatzes erweist sich in Fällen, in denen allgemeine Normen der besonderen Situation nicht gerecht zu werden vermögen. Wie das Problem der für verwerfliche Zwecke einsetzbaren Sekundärtugenden zeigt, lassen sich aber Charaktereigenschaften nicht zum einzigen Kriterium der ethischen Bewertung machen. So wie Tugenden ohne einen Begriff des erstrebten Guten ethisch blind bleiben, so verfehlen sie ohne einen komplementären Begriff des Sollens die Allgemeingültigkeit des moralisch Richtigen. Güterethiken beziehen sich auf das Wollen, die erstrebten Ziele oder wünschenswerten Folgen. Weil in teleologischen, erst recht aber in konsequentialistischen Konzeptionen das Gute de facto abhängig gemacht wird von etwas außer- oder vormoralisch Gutem, weil ferner die Menschen in dem, was sie als das Gute oder das Glück anstreben, nicht übereinstimmen, ging in der Moderne der deontologische Ansatz in Führung und bot ein Kriterium für die Suche nach dem allgemeingültigen kategorischen Sollen. Dabei blieb allerdings die hierfür entscheidende und richtungweisende deontologische Moralkonzeption Kants viel stärker von inhaltlich-anthropologischen Annahmen der älteren teleologischen Ethiken abhängig, als es sein Programm einer formalen Pflichtethik vorspiegelt. Den aus der Moralphilosophie ausgeklammerten elementaren Sachverhalt, dass es dem Menschen nicht nur (als Vernunftwesen) um moralische Rechtschaffenheit geht, sondern auch (als Sinnenwesen) um die Erfüllung erstrebter Glückseligkeit, hat Kant erst in seiner Religionsphilosophie wieder einzuholen versucht.

Als gegeneinander verselbständigte und miteinander konkurrierende Konzeptionen bleiben Pflicht-, Güter- und Tugendethiken offensichtlich defizitär. Für die in der christlichen Ära dominierende theologische Sicht war ohnedies klar, dass es sich um mehrdimensionale Perspektiven auf die menschliche Praxissituation handelt, die durch den Gottesgedanken zusammengehalten werden. Dass Gott als oberster Gesetzgeber der Urheber unbedingten Sollens (Thema der Pflichtethiken), als Schöpfer und Erhalter der Garant der Glückserfüllung (Thema der Strebensethiken) und als Erlöser mit der Befähigung zum sittlichen Können (Thema der Tugendethiken) befasst ist, bildete noch bei Kant den Hintergrund für die moralphilosophische Beerbung der christlichen Religion.

Unter nachmetaphysischen, pluralistischen Denkvoraussetzungen lässt sich eine nicht-reduktionistische Ethikkonzeption heute nicht mehr im Rückgriff auf die Erkennbarkeit eines objektiven höchsten Gutes oder auf eine von Natur aus vorgegebene kosmische Ordnungsstruktur begründen. Ebenso wenig zu Gebote stehen hierfür ein ‹starker›, überzeitlicher Vernunftbegriff oder der Rekurs auf eine religiöse Einheitskultur. Auch die theologische Ethik muss die relative Selbstständigkeit des Ethischen gegenüber dem Religiösen respektieren – dies gilt schon deshalb, weil sie nur so die ebenfalls zu beachtende Eigenständigkeit der Religion gegenüber der Ethik wahren kann. Dabei erscheint es aussichtsreich, das Projekt einer ‹integrativen Ethik› (vgl. Krämer 1995) auf die fundamentalanthropologische Grundlage einer Theorie des ethischen Subjekts zu stellen (ähnlich Frey 2014: 303ff.). Einen überzeugenden Vorschlag hierzu hat – in der phänomenologisch-hermeneutischen Theorietradition stehend – Paul Ricoeur in der nur im Umfang ‹kleinen› Ethik seines Werkes Das Selbst als ein Anderer vorgelegt (Ricoeur 1996: 7.–9. Abh.; vgl. dazu Mandry 2002). Im Anschluss an Ricoeur wird im Folgenden zunächst die Konzeption einer integrativen Ethik skizziert, die in ihrer formalen Gestalt unabhängig von religiösen Voraussetzungen Geltung beansprucht, jedoch in besonderer Weise mit Grundstrukturen biblischer Anthropologie konvergiert (3.1.1.). Dann ist nach der inhaltlichen Bedeutung eines christlich-religiösen Selbstverständnisses für das Ethos und insofern nach dem Spezifischen einer theologischen Ethik zu fragen (3.1.2.).

3.1.1. Das ethische Subjekt als Basis einer integrativen Ethik

Orientiert man sich im Grundriss an Ricoeurs Konzeption einer integrativen Ethik, so bieten die drei Typen ethischer Theorien unterschiedliche, aber in sich verschränkte Reflexionsperspektiven des Subjekts auf sein Handeln – und zwar in Bezug auf sich selbst, auf den Anderen und auf den konkreten Handlungskontext:

(1) Mit dem Streben nach dem Guten, der Wertschätzung von Zielen als Elementen eines erfüllten Lebens, beziehen wir uns nicht nur auf die Vervollkommnung des eigenen Selbst, also das für uns gute Leben, sondern zugleich auf das Leben mit Anderen und für sie – und dies nicht nur interpersonal, sondern auch in sozialen Strukturen, das heißt in gerechten Institutionen. Es geht um ein Streben nach Erfüllung, das sich in dialogischer Interaktion und im kollektiven Zusammenleben-Wollen verwirklicht. Ricoeur fasst die Fürsorge für andere beziehungsweise das Wohlwollen ihnen gegenüber als integralen Bestandteil des Strebens nach einem guten Leben auf, das zunächst abhängig ist von dem für mich oder uns Guten – genauer gesagt von dem, was nach meiner oder unserer Einsicht vom Guten ‹gut› ist. Es bleibt eingebunden in Gütestandards eingespielter sozialer Praktiken, in individuelle Lebenspläne und zuletzt in die Vorstellung eines gelingenden Lebens im Ganzen. Die Bedingung der Möglichkeit jedoch, solche Lebenspläne zu verfolgen und sich auf ein erfülltes Leben hin auszurichten, besteht darin, dass wir uns als Handelnde erfahren, uns Ereignisse als eigene Handlungen zurechnen können. Das ethische Selbst steht so auf dem evaluativen Boden einer Selbstschätzung, die auf der Gewissheit beruht, handlungsfähig zu sein. Woher rührt aber diese Gewissheit?

Ricoeur zeigt, dass eine Vergewisserung der Handlungsfähigkeit durch Selbstreflexion für ein in der Zeit existierendes Subjekt – wie es durch die Kategorie des ‹Selbst› angezeigt wird – in Aporien gerät. Denn das Selbst (die ‹Selbstheit›, ipséité), das seine Kontinuität in der Zeit durch eigene Akte stiften muss, ist ein Anderer als derjenige, der als derselbe (‹die Selbigkeit›, mêmeté) über die Zeit hinweg identifiziert werden kann. Die Vergewisserung von Handlungsfähigkeit kommt nicht durch reflexive Selbstidentifizierung, sondern durch dialogische Vermittlung zustande: Sie setzt den Anruf, die Aufforderung des Anderen voraus, dem das Selbst in Freiheit antwortet, indem es sich als handelndes und engagiertes bezeugt (vgl. Ricoeur 1996: 408f.). Die Selbstschätzung als Fundament ethischen Strebens ist von vornherein durch den Anderen konstituiert, weil die Erfahrung von Handlungsfähigkeit nur in der responsiven Wechselseitigkeit von Selbst und Anderem, Anspruch und Antwort zustande kommt. Die affektive Ausrichtung auf die Fürsorge für den Anderen, die «wohlwollende Spontaneität», kommt deshalb zur Selbstschätzung nicht von außen hinzu, sondern folgt aus der Empfänglichkeit des Selbst für den Anspruch des Anderen: Zur Fürsorge und zur «Güte» ist – wie Ricoeur schreibt – nur ein Wesen fähig, «das sich nicht so stark verabscheut, dass es die Aufforderung des Anderen nicht vernehmen könnte» (Ricoeur 1996: 230f.).

(2) Die Ethik des erstrebten Guten besitzt einen erkenntnistheoretischen Primat vor dem moralisch Richtigen, weil der strebensethischen Ausrichtung der Bezug auf den Anderen bereits eingeschrieben ist. Dennoch ist es erforderlich, das spontane, zunächst ‹naive› Wollen des Guten der distanzierten Kontrolle und Prüfung durch die moralische Verpflichtung zu unterwerfen. Moralische Normen rechnen mit der Fehlbarkeit des Wollens, mit der Möglichkeit des Konflikts zwischen konkreten Lebensentwürfen und setzen diese der Frage aus, ob sie mit den Strebungen des (oder der) Anderen zusammen bestehen können. «Weil es das Böse gibt, muß die Ausrichtung auf das ‹gute Leben› die Prüfung der moralischen...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2015
Mitarbeit Anpassung von: Wolfgang Huber, Torsten Meireis, Hans-Richard Reuter, Reiner Anselm, Petra Bahr, Peter Dabrock, Elisabeth Gräb-Schmidt, Traugott Jähnichen, Ulrich H.J. Körtner, Frank Surall
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Bioethik • Ethik • Evangelisch • Gesundheitswesen • Globalisierung • Justiz • Kirche • Kultur • Medien • Naturwissenschaft • Philosophie • Politik • Politische Ethik • Recht • Rechtsethik • Religion • Umweltethik • Wirtschaftsethik • Wissenschaft
ISBN-10 3-406-66661-2 / 3406666612
ISBN-13 978-3-406-66661-2 / 9783406666612
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