Das Ende der Ewigkeit (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
240 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16085-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Ende der Ewigkeit -  Isaac Asimov
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Bis ans Ende der Zeit
Die Ewigkeit ist eine Organisation, die mittels Zeitreisen dazu in der Lage ist, kleinste Veränderungen in der Vergangenheit vorzunehmen, um einer zukünftigen Menschheit größeres Leid zu ersparen. Ganz vorsichtig, um keine Paradoxa hervorzurufen, verändern sie Schritt für Schritt unser gesamtes Universum, doch einige Jahrhunderte sind den Ewigen unzugänglich. Andrew Harlan hat den Auftrag, durch sein spezielles Wissen dafür zu sorgen, dass es zur Gründung der Ewigkeit kommt. Er unternimmt eine Reise in die Zukunft - und verliebt sich in eine junge Frau namens Noÿs Lambent. Sollte Harlan seinen Auftrag ausführen, würde sie in der Zukunft aufhören zu existieren ...

Isaac Asimov zählt gemeinsam mit Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, die je gelebt haben. Er wurde 1920 in Petrowitsch, einem Vorort von Smolensk, in Sowjetrussland geboren. 1923 wanderten seine Eltern in die USA aus und ließen sich in New York nieder. Bereits während seines Chemiestudiums an der Columbia University begann er, Geschichten zu schreiben. Seine erste Kurzgeschichte erschien im Juli 1939, und in den folgenden Jahren veröffentlichte er in rascher Folge die Erzählungen und Romane, die ihn weltberühmt machten: die »Foundation«-Erzählungen und die Robotergeschichten, in denen er die drei Regeln der Robotik formulierte. Beide Serien verband er Jahrzehnte später zu einer großen »Geschichte der Zukunft«. Neben der Science-Fiction hat Asimov auch zahlreiche populärwissenschaftliche Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Er starb im April 1992.

1

Andrew Harlan betrat den runden Kessel, der genau in einen vertikalen Schacht aus schimmernden Stäben eingepasst war. Zwei Meter über seinem Kopf verschwammen sie in undurchsichtigem Dunst. Harlan stellte die Steuerung ein und betätigte den Starthebel.

Der Kessel bewegte sich nicht.

Harlan hatte es auch nicht erwartet. Eine Bewegung war nicht vorgesehen, weder nach oben noch nach unten, weder nach links noch nach rechts. Doch die Abstände zwischen den Stäben verschmolzen zu einer grauen Leere, die man fühlen konnte, obgleich sie stofflos war. Und da war auch diese eigenartige Unsicherheit im Magen, dieser leichte Anflug von Schwindel, der ihm sagte, dass der Kessel durch die Ewigkeit aufwärtsschoss.

Er war im 575. Jahrhundert eingestiegen, der Operationsbasis, die man ihm zwei Jahre zuvor zugewiesen hatte. Bisher war das 575. die weiteste Reise in die obere Zeit gewesen, die er je unternommen hatte. Nun bewegte er sich dem 2456. Jahrhundert entgegen.

Unter gewöhnlichen Verhältnissen wäre er sich angesichts dieser Veränderung ein wenig verloren vorgekommen. Sein angestammtes Jahrhundert lag weit in der unteren Zeit, es war das 95. Jahrhundert, um genau zu sein. Das 95. war ein Jahrhundert strenger Beschränkungen auf dem Gebiet der Atomenergie, mit einer Vorliebe für das Ländliche und für natürliches Holz als Bauelement. Es tat sich als Lieferant verschiedener destillierter Getränke an nahezu alle anderen Jahrhunderte hervor und importierte Saatgut in großem Umfang. Obwohl Harlan das 95. seit dem Beginn seiner Spezialausbildung mit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hatte, empfand er bei dem Gedanken daran noch immer ein Gefühl des Verlustes. Im 2456. Jahrhundert würde er annähernd 240 Jahrtausende von der Zeit seiner Geburt entfernt sein, und das ist selbst für einen abgehärteten Ewigen eine beträchtliche Distanz.

Unter normalen Umständen hätte Harlan während der Reise darüber nachgedacht. Aber heute war ihm nicht danach. Er konnte an nichts anderes denken als an die Dokumente in seiner Brusttasche und an seinen Plan, bei dem ihm alles andere als wohl war. Harlan war ein bisschen ängstlich, ein bisschen gespannt und auch verwirrt.

Seine Hände waren es, die wie aus eigenem Antrieb handelten und den Kessel im richtigen Jahrhundert zum Stillstand brachten.

Seltsam, dass ein Techniker über irgendetwas Nervosität empfinden sollte. Was hatte Ausbilder Yarrow einmal gesagt?

»Vor allem muss ein Techniker völlig leidenschaftslos sein. Die von ihm ausgelösten Realitätsveränderungen können das Leben von fünfzig Milliarden Menschen beeinflussen. Eine Million oder mehr von diesen Menschen werden dabei möglicherweise so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass man sie als neue Individuen betrachten kann. Unter diesen Umständen sind emotionelle Regungen eine ausgesprochene Belastung.«

Harlan entledigte sich mit einem ärgerlichen Kopfschütteln der Erinnerung an die trockene Stimme seines Lehrers. In jenen Tagen hätte er sich nie träumen lassen,dass ausgerechnet er ein besonderes Talent für diese Position besäße. Aber nun war er doch ein Opfer unwillkommener Gemütsregungen geworden. Nicht wegen fünfzig Milliarden Menschen. Was in aller Zeit kümmerten ihn fünfzig Milliarden Menschen? Es ging nur um einen Menschen, um eine Person.

Er wurde sich bewusst, dass der Kessel im Ruhezustand verharrte, sammelte seine Gedanken und versetzte sich in den kalten, unpersönlichen Gemütszustand eines Technikers, bevor er hinaustrat. Der Kessel, den er verließ, war natürlich nicht derselbe, den er zuvor betreten hatte; er bestand nicht aus denselben Atomen. Wie jeder andere Ewige hatte er längst aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Sich mit der Mystik des Zeitwanderns statt mit seiner bloßen Tatsache zu beschäftigen war typisch für Anfänger und Neuankömmlinge im Bereich der Ewigkeit.

Wieder zögerte er einen Moment vor dem unendlich dünnen Vorhang aus Nicht-Raum und Nicht-Zeit, der ihn von der Ewigkeit in der einen und der gewöhnlichen Zeit in der anderen Richtung trennte.

Eine völlig neue Sektion der Ewigkeit lag vor ihm. Er hatte sich selbstverständlich einige oberflächliche Kenntnisse darüber angeeignet, doch solch angelerntes Wissen war kein Ersatz für eigenen Augenschein, und er stählte sich für den anfänglichen Schock der Umgewöhnung. Er stellte die Schaltung ein, was nur weniger Handgriffe bedurfte, wenn er in die Ewigkeit übertreten wollte; was aber sehr kompliziert wurde, wenn es darum ging, Eingang in die Zeit zu finden, eine Form des Übertritts, die dann auch entsprechend weniger häufig war. Er ging durch den Vorhang und hob eine Hand vor die Augen. Ein grelles Licht blendete ihn.

Nur ein Mann stand ihm gegenüber, und zuerst sah Harlan ihn nur in verschwommenen Umrissen.

»Ich bin Soziologe Kantor Voy«, sagte der Mann. »Und Sie sind vermutlich Techniker Harlan.«

Harlan nickte. »Sagen Sie, kann man diese – diese Umgebung nicht anders einstellen?«

Voy blickte umher. »Sie meinen die molekularen Beläge?«, fragte er.

»Allerdings«, sagte Harlan. Er hatte im Handbuch darüber gelesen, aber dieses verrückte Durcheinander von Lichtreflexen war unerträglicher, als er gedacht hatte.

Harlan empfand sein Missfallen als gerechtfertigt. Das 2456. Jahrhundert war, wie die meisten anderen Jahrhunderte, dinglich orientiert, deswegen konnte Harlan davon ausgehen, sich hier zurechtzufinden. Es würde ihm nicht so sehr verwirren wie der Energie-Vortex des 300. Jahrhunderts oder die dynamischen Felder des 600. Im 2456. Jahrhundert bestand alles, Böden und Wände, aus Materie. Aber es gab Dinge und Dinge. Ein Mitglied eines energieorientierten Jahrhunderts mochte das nicht so ohne Weiteres begreifen; für ihn waren alle Dinge nichts weiter als Variationen über ein Thema, das ungefüge, schwer und barbarisch war. Doch für den dinglich orientierten Harlan gab es Holz, Metall, Plastik, Silikate, Beton, Leder und so weiter.

Aber eine materielle Umgebung, die nur aus Spiegeln bestand!

Das war sein erster Eindruck vom 2456. Jahrhundert. Jede Oberfläche glänzte und reflektierte Licht. Alles wirkte vollkommen glatt; ein Effekt des molekularen Überzugs. Und in der tausendfach wiederholten Spiegelung aller Personen und Gegenstände sah er nur Verwirrung, grelle, Übelkeit erregende Konfusion.

»Tut mir leid«, meinte Kantor Voy, »es ist die Mode des Jahrhunderts, und die ihm zugeteilte Sektion hält es für eine gute Übung, die Mode zu übernehmen, soweit sie praktisch ist. Nach einer Weile gewöhnen Sie sich daran.«

Voy schritt auf den Füßen eines anderen Kantor Voy, der mit dem Kopf nach unten jede seiner Bewegungen imitierte, durch den Raum und betätigte einen Wandschalter.

Die Reflexionen verblassten, und mit ihnen das fremdartige Licht. Harlan begann sich etwas wohler zu fühlen.

»Wenn Sie jetzt mit mir kommen würden …«, sagte Voy.

Harlan folgte ihm durch leere Korridore, die noch vor Minuten ein Tollhaus irrer Lichtbrechungen und -spiegelungen gewesen sein mussten, durch ein Vorzimmer und in ein Büro.

Auf diesem kurzen Weg hatte Harlan kein menschliches Wesen gesehen, aber er war so daran gewöhnt und betrachtete es als so selbstverständlich, dass es ihn erstaunt und fast erschreckt hätte, wäre sein Blick irgendwo auf eine hastig davoneilende menschliche Gestalt gefallen. Zweifellos hatte es sich bereits herumgesprochen, dass ein Techniker durchkommen würde. Sogar Voy war auf Abstand bedacht, und als Harlans Hand einmal aus Versehen seinen Ärmel streifte, wich Voy sichtlich erschrocken zurück.

Harlan wunderte sich flüchtig über die leise Bitterkeit, die er darüber empfand. Er hatte die Schale, unter der sich seine Seele verbarg, für dicker und weniger empfindlich gehalten. Wenn diese Schale im Laufe der letzten Zeit dünner geworden war, konnte es nur einen Grund dafür geben.

Noÿs!

Soziologe Kantor Voy neigte sich in einer Weise zu ihm herüber, die den Anschein freundlicher Verbindlichkeit wahrte, aber Harlan bemerkte automatisch, dass sie einander an einem sehr breiten Tisch gegenübersaßen.

Voy sagte: »Es freut und ehrt mich, dass ein Techniker von Ihrem Ruf sich für unsere kleinen Probleme hier interessiert.«

»Ja«, sagte Harlan mit der kalten Unpersönlichkeit, die man von ihm erwartete, »sie haben ihre interessanten Seiten.« War er unpersönlich genug? Sicher waren seine wahren Motive offenkundig, sicher sprachen die Schweißtropfen auf seiner Stirn von seiner Schuld.

Er zog das Material über die projektierte Realitätsveränderung aus der Brusttasche. Es waren dieselben Unterlagen, die erst vor einem Monat dem Ewigkeitsrat zugegangen waren. Dank seiner Beziehungen zum Seniorrechner Twissell war es Harlan nicht schwergefallen, das Material in die Hände zu bekommen.

Bevor er das Folienband über dem Tisch abspulte, wo es von einem kleinen paramagnetischen Feld gehalten würde, hielt er einen Moment inne. Die blanke Tischplatte spiegelte sein Gesicht und seinen Oberkörper, und seine eigenen Züge schienen nun düster zu ihm heraufzustarren. Er war zweiunddreißig, sah aber älter aus....

Erscheint lt. Verlag 9.3.2015
Reihe/Serie Roboter und Foundation – der Zyklus
Übersetzer Walter Brumm
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The End of Eternity
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Foundation • ISAAC ASIMOV • Isaac Asimov, Zeitreise, Foundation • Zeitreise
ISBN-10 3-641-16085-5 / 3641160855
ISBN-13 978-3-641-16085-2 / 9783641160852
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