Die Runen der Macht - Geisterzeichen (eBook)

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2015 | 1. Auflage
420 Seiten
Lyx (Verlag)
978-3-8025-9645-2 (ISBN)

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Die Runen der Macht - Geisterzeichen -  Philippa Ballantine
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Die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Reich der Toten wird immer durchlässiger, und die Magierin Sorcha Faris ist eine der Wenigen, die noch verhindern können, dass es zur Katastrophe kommt. Verfolgt von den Schatten ihrer Vergangenheit, soll sie den Angriff gegen die finsteren Horden anführen, die die Menschheit zu überrennen drohen. Doch dazu muss sich Sorcha eine Macht zunutze machen, die ihren eigenen Untergang bedeuten könnte.



<p>Philippa Ballantine wurde in Neuseeland geboren. Sie hat Englisch und Bibliothekswissenschaft studiert und als Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Für ihre Romane wurde sie mit dem Sir Julius Vogel Award ausgezeichnet.</p>

Philippa Ballantine wurde in Neuseeland geboren. Sie hat Englisch und Bibliothekswissenschaft studiert und als Bibliothekarin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Für ihre Romane wurde sie mit dem Sir Julius Vogel Award ausgezeichnet.

Kapitel 1


Rückkehr des Wanderers


Dampf stieg auf von den einst bewunderten Kanälen der Hauptstadt des Reichs Arkaym. Mehrmals musste der Geistherr, der Kojotengestalt trug, wieder umkehren, da er überall auf zerstörte Brücken und eingestürzte Häuser traf. Der Fensena beschnupperte die Leichen, die in den Gassen von Vermillion verwesten, aber anders als ein echter Kojote hielt er nicht inne, um sich an ihnen zu laben.

Dass ein fast mannshoher Kojote am helllichten Tage durch das Herz des Reichs streifte, wäre noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen. Doch er bewegte sich frei in der Stadt, und kein Diakon des Ordens, kein Soldat der Kaisergarde hielt ihn auf. Dem Kaiser von Arkaym war seine Hauptstadt gleichgültig. Er verfolgte vielmehr die Prinzen, die sich gegen ihn erhoben hatten, und es stellte sich heraus, dass diese Prinzen recht zahlreich waren.

Papiere raschelten im scharfen Wind und wirbelten an dem Kojoten vorbei. Er fing eines im Flug auf und drückte es blitzschnell mit der Pfote auf den Boden. Durch glänzende goldene Augen las der Geistherr – eine Fähigkeit, auf die er stolz war. Man hatte ein Kopfgeld ausgesetzt, und zwar auf Sorcha Faris. Sie wurde des Aufruhrs beschuldigt, des Hochverrats und des Mords. Noch verräterischer war der Titel, den sie ihr gaben. »Erzäbtissin des geächteten Ordens« stand unter ihrem schlecht gezeichneten Bild. Der Fensena mochte die Diakone nicht, aber er wusste, was ihn in der Anderwelt erwartete, und er verspürte nicht den geringsten Wunsch, die menschliche Welt brennen zu sehen.

Während diese finsteren Gedanken ihn mit Grauen erfüllten, trottete er durch die Stadt und erreichte schließlich die Vergoldete Brücke. Der Kanal darunter war mit allen möglichen toten und verwesenden Dingen verstopft, die seine Nase zucken ließen. Jemand hatte Opfergaben für einen der kleinen Götter am Geländer befestigt: Früchte, tote Vögel und etwas Blutiges, das nicht zu identifizieren war.

Doch die Brücke war unversehrt, und so lief er zur Kaiserlichen Insel hinüber. Die Ohren des Kojoten schnellten vor, als er vor sich zwischen den Läden, die die Brücke säumten, eilige Schritte vernahm. Obwohl die meisten Händler ihre Geschäfte längst aufgegeben hatten, da sie sich irrtümlicherweise anderswo sicherer wähnten, hielten einige wenige Unentwegte durch und kauerten in ihren kleinen Läden. Der Kojote konnte sie riechen, und er hörte sie flüstern.

Eine junge Frau kam über die Brücke auf ihn zugerannt und hielt etwas an der Brust. Der Fensena mit seinen scharfen Sinnen empfand ihren Angstgeruch als penetrant.

Es war ein Baby. Sie hielt ein Baby in den Armen. Im Licht des Sonnenuntergangs waren ihre Augen groß vor Panik. Schließlich sah sie den großen Kojoten mitten auf der Brücke und kam schlitternd zum Stehen.

Der Wind zerzauste das gestromte Fell des Kojoten, das für tiefere Winter und ein nördlicheres Klima geschaffen war. Er verspürte einen Stich des Mitgefühls für die Frau und ihr Kind. Der Rossin, der große Geistherr, der viele schreckliche Gestalten besaß, hätte sie im Nu zerfleischt. Der Fensena selbst hätte sie zumindest beißen und in ihren Körper springen können, um sich mit ihrer Energie noch für einige Tage in diesem Reich halten zu können.

Die Frau sah sich um, und nun spürte der Fensena das wirbelnde Nahen eines Artgenossen. Ein Geist auf der Suche nach einem Wirt stieß von der Insel herab. Dem Fensena kam er wie eine zerstörte Seele vor, die im Leben vielleicht sogar die Robe eines Diakons getragen hatte. Gewiss etwas, das von der Anderwelt verdorben und zu einer schrecklichen Form zerkaut worden war.

Der Fensena neigte den Kopf nachdenklich zur Seite und stellte eine Pfote vor die andere, um vor der Frau eine schwache Verbeugung zu machen.

»Lauft, solange Ihr noch könnt«, flüsterte er durch Kiefer, die dazu gemacht waren, Knochen zu zerbrechen und Fleisch zu zerreißen.

Dass Tiere das Maul öffneten und in der Sprache der Menschen redeten, war anfangs gar nicht so seltsam gewesen, vor vielen Generationen, als die Geister in die Welt kamen – aber Menschen hatten ein so überaus kurzes Gedächtnis und lasen nicht viel über ihre Geschichte.

Die Frau presste die Lippen aufeinander und nutzte ihre Chance. Sie schoss vorwärts und an ihm vorbei, so nah, dass ihre Röcke sein Fell streiften und der Duft ihrer Haut seine Nase erreichte. Der Kojote sah ihr nicht nach, doch sein Gehör folgte ihren Schritten.

Der Geist war ihr auf den Fersen, und es war wirklich so, wie der Kojote vermutet hatte. Die abgerissene und entweihte Gestalt eines Diakons vom Orden des Auges und der Faust schwebte die Brücke entlang. Früher hätte Wasser es dem Geist unmöglich gemacht, sie zu überqueren, aber die Anderwelt war diesem Reich jetzt sehr nah.

Der Geist nahm die Existenz des Fensena nicht zur Kenntnis. Er schwebte weiter und ließ sogar das Unkraut in den Pflasterritzen welken. Der Kojote wusste, was der Geist mit der Frau machen würde, wenn er sie einholte – und das würde er irgendwann.

Es war nicht seine Sorge, und er durfte deswegen seine Verabredung nicht versäumen. Der Kojote lief weiter, ließ die Brücke hinter sich und trabte den Hügel hinauf auf den Regierungssitz zu. Er war nicht gern in dieser Stadt. Doch wie bei seinem letzten Besuch war er für den Rossin unterwegs, den großen und mächtigen Geistherrn, an den er gebunden war – ob es ihm gefiel oder nicht.

Der Kojote hob den Kopf und schnupperte, als er sich der ausgebrannten Ruine der Mutterabtei näherte. Der Gestank von verwesendem Menschenfleisch war hier nicht zu verkennen. Nach dem Einsturz des Dachs hatte es niemanden gegeben, um die Leichen unter den Trümmern hervorzuziehen, und nun waren die Ruinen ein Friedhof. Dieser Ort hatte einst schöne Gärten, Dormitorien voller Diakone und eine große Bibliothek besessen.

Doch das, wonach er suchte, war nicht hier. Nichts war hier.

Mit zuckender Nase ging der Fensena weiter. Vor ihm lag der Kaiserpalast. Hier war jedoch ein wenig Vorsicht angebracht. Wie die Gestalt, die er trug, wusste der Fensena, dass er auf der Hut sein musste; er hatte einen Körper, er konnte getötet werden und seinen Zugriff auf dieses Reich vollends verlieren. Im Gegensatz zum Rossin war er nicht dauerhaft mit seinem Wirt verbunden. Also senkte er den Kopf und hielt sich im Schatten der Gebäude, die auf den Kaiserplatz hinausgingen. Seine Nase sagte ihm, dass sich darin anders als in der Mutterabtei lebendige Menschen befanden – Menschen, denen es wahrscheinlich nicht gefallen würde, wenn dort ein großer Kojote frei herumlief.

Er schnüffelte sich um den großen Platz vor dem Palast und schaute immer wieder kurz zu der hellen Steinmauer hinüber. Die anderen Geister hatten den Palast nicht in Ruhe gelassen, trotz der Zauber und Schutzzauber, die die Diakone im Laufe der Jahrhunderte angebracht hatten.

Der Kojote blieb stehen und stieß ein schwaches Jaulen aus, als ihm ein Gedanke kam; diese Diakone waren während eines großen Teils der Geschichte Arkayms der Sternenkreis gewesen. Der neuere Orden, dem Sorcha Faris gedient hatte, mochte zwar seine Zauber darüber angebracht haben, aber sollte das frühere Fundament fortgerissen worden sein, war alles umsonst gewesen. Genau das musste unmittelbar nach der Zerstörung der Mutterabtei geschehen sein.

Schließlich fand der Fensena im hinteren Teil des Palasts, wonach er suchte; ein Teil der Mauer und ihrer Schutzzauber waren dort gefallen. Der Haufen roter Steine war ein willkommener Anblick. Der Fensena musste hineingelangen, und zwar bald, da sein Herr nicht gerade das versöhnlichste Geschöpf war.

Er betrat den Lustgarten des Palasts und begriff, dass hier wohl kaum je wieder Lust zu finden sein dürfte. Es sah aus, als wäre ein kleiner Wirbelwind durch die ordentlichen Pflanzenreihen und kunstvoll geschnittenen Hecken gefahren. Alles war aus dem Boden gerissen und herumgeworfen worden, und er vermutete, dass Nebelhexen einmal mehr die alten Pfade genommen hatten, die der Bau des Palasts verlagert hatte. Obwohl die Insel kein Sumpf mehr war, würden die Hexen ihre alten Pfade benutzen, und da der Schleier zwischen dieser und der anderen Welt so dünn war, würden ihre Kräfte größer sein.

Der Fensena mochte die niederen Geister und ihre chaotische Natur nicht. Er bevorzugte Logik, da sie im Allgemeinen eine größere Überlebenschance bedeutete. Ein leises Grollen erklang in seiner Brust, und er zog instinktiv den gestromten Schwanz ein.

Die Nebelhexen waren noch da.

Jeder Chance beraubt, Reisende in die Irre zu führen, sie im Sumpf zu ertränken und sich ihr Wesen zu eigen zu machen, würden sie stattdessen mit Freuden einen Menschen in Stücke reißen. Oder sogar einen anderen Geist oder Geistherrn. Energie war schließlich Energie.

Der Fensena knurrte, aber eine Nebelhexe war ein vernunftloses Ding, nur dazu geschaffen, zu zerfleischen und sich zu nähren. Sie war kein Geistherr, der des logischen Denkens und Ränkeschmiedens mächtig war. Sie wurde von jedem Lebewesen in der Nähe angezogen. Bevor der Sternenkreis, der jüngst zurückgekehrte einheimische Orden, alles Notwendige getan hatte, um die Grenze zwischen der Anderwelt und hier niederzureißen, hatte die Nebelhexe nur Menschen in den Tod gelockt oder nach ihrem Verstand gegriffen. Doch jetzt war sie viel stärker.

Wie ein Diakon sah der Fensena ihre ganze Gestalt: die wirbelnden Muster, die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Runen hatten und dieses Spinnennetz aus Hunger zusammenhielten. Als sie heulend auf ihn zukam und ihre eisigen Finger nach dem...

Erscheint lt. Verlag 5.2.2015
Reihe/Serie Runen-der-Macht-Reihe
Runen-der-Macht-Reihe
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Harbinger
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Fantasy Bücher • Geister • High Fantasy • Magie • Robin Hobb • Tad Williams
ISBN-10 3-8025-9645-5 / 3802596455
ISBN-13 978-3-8025-9645-2 / 9783802596452
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