Die große Bärenschule (eBook)

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2015 | 2. Auflage
160 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42746-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die große Bärenschule -  John Yeoman
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Ein Bär, der von einem Einsiedler unterrichtet wird - und eine ungewöhnliche Freundschaft. Der einsame Einsiedler hat schon lange auf einen gelehrigen Schüler gewartet, den er in Geschichte und anderen Fächern unterrichten kann. Dass aber ausgerechnet der an seiner Höhle vorbeitrottende Bär sein Schüler würde, daran hat er nicht geglaubt. Jetzt ist Praxis gefragt, und die Theorie wird über Bord geworfen. Bald wird gemeinsam Boot gefahren, Essen gekocht und werden Fische gefangen. Der Bär ist in seinem Element, stellt sich allerdings nicht selten ein wenig trottelig an. Wie gut, dass der Einsiedler viel Geduld und das Herz am rechten Fleck hat. So macht Schule Spaß. Und gemeinsam ist das Leben gleich doppelt schön!

John Yeoman, geboren 1934 in London, studierte Englisch am Downing College in Cambridge und Pädagogik an der London University. Bereits sein erstes Kinderbuch war illustriert von Quentin Blake. Zahlreiche gemeinsame Projekte mit dem Illustrator folgten.

John Yeoman, geboren 1934 in London, studierte Englisch am Downing College in Cambridge und Pädagogik an der London University. Bereits sein erstes Kinderbuch war illustriert von Quentin Blake. Zahlreiche gemeinsame Projekte mit dem Illustrator folgten.

DER NEUE SCHÜLER


Es war spät am Nachmittag, und die Sonne schien noch warm. Der Bär saß auf seinem Lieblingsplatz zwischen den Brombeeren und fragte sich, ob heute wohl jemand bei ihm vorbeischauen würde. Aber er machte sich keine großen Hoffnungen. In letzter Zeit schauten nicht viele seiner alten Freunde bei ihm vorbei.

Nach einer Weile stand er auf und streckte sich. »Hat nicht viel Sinn, hier herumzusitzen und einen schönen Abend zu vergeuden«, murmelte er. »Ich glaube, ich geh jemanden besuchen.« Und da kam ihm eine gute Idee. »Vielleicht kann ich mich irgendwo nützlich machen«, dachte er.

Und so stapfte er durch den Wald, bis er zwei Eichhörnchen traf, die Zweige für ihre Nester sammelten.

»Guten Abend«, sagte der Bär. »Ich habe heute Abend nichts vor. Kann ich euch vielleicht helfen?«

Die Eichhörnchen sahen sich an und lachten. »Nein danke, Bär«, sagte das eine. »Sehr nett von dir, aber wir kommen ganz gut allein zurecht.«

»Jedenfalls, wenn du uns wieder so helfen willst, wie du uns letzten Montag geholfen hast«, kicherte das andere. Und sie hüpften mit ihren Zweigen auf einen Baum hinauf.

Der Bär trottete nachdenklich weiter. Was war denn letzten Montag passiert? Ach ja, das musste der Tag gewesen sein, an dem er die Eichhörnchen beim Picknick angetroffen hatte. Er hatte sich auf ein kleines Schwätzchen zu ihnen gesetzt und bemerkt, dass ihr Picknickplatz ein bisschen uneben war. Und da hatte er sich darangemacht, die Unebenheiten für sie zu glätten. Konnte er denn ahnen, dass es sich dabei um Ameisenhaufen handelte? Er hatte noch deutlich vor Augen, wie die wütenden Ameisen ausschwärmten und die Eichhörnchen hoch in die Bäume flüchteten. Ihn juckte es jetzt noch ein wenig, wo er nur daran dachte.

Ja, wahrscheinlich hatte er das Picknick so ziemlich verdorben.

Der Bär zockelte weiter, bis er aus dem Wald herauskam und an die Wiese gelangte, wo die Kaninchen lebten. Ein paar Kaninchen saßen dort im Abendsonnenschein und mümmelten Gras.

»Guten Abend«, sagte der Bär. »Ich habe gerade nichts vor. Habt ihr nicht irgendwas für mich zu tun?«

Das älteste Kaninchen sah von seinem Gras auf und sagte böse: »Ich möchte bloß mal wissen, wo du die Frechheit hernimmst, dich hier noch blicken zu lassen – nach dem, was du letzten Mittwoch getan hast.«

Der Bär versuchte sich zu erinnern. Was hatte er denn letzten Mittwoch getan? Langsam begann es ihm zu dämmern. »War das der Tag, als ihr nicht da wart und ich auf eurer Wiese Ordnung gemacht habe?«

»Ordnung gemacht? Ordnung gemacht?!«, schrie das Kaninchen.

»Ja, überall auf der Wiese waren große Löcher, und ich habe den ganzen Nachmittag dafür gebraucht, sie mit Steinen vollzustopfen und Erde darüberzudecken, damit alles ein bisschen ordentlicher aussieht.« Noch während er das sagte, beschlich den Bären das Gefühl, dass er da vielleicht etwas falsch gemacht hatte.

»Damit du’s weißt: Die unordentlichen Löcher waren unsere Eingangstüren! Du hast sie zugemauert, während wir unten ein Nickerchen hielten, und wir haben Stunden gebraucht, bis wir sie wieder frei hatten. Und jetzt kommst du daher und wagst es, uns deine Hilfe anzubieten! Mach, dass du wegkommst – und lass dich hier nicht wieder blicken!« Und damit hoppelten die Kaninchen davon.

Der Bär war sehr niedergeschlagen. Kein Wunder, dass die anderen Tiere ihn mieden, wenn er ihnen ständig Scherereien machte. »Ich gebe mir doch solche Mühe«, sagte er laut, »aber scheinbar bin ich vom Pech verfolgt.«

Ein Fuchs, der gerade vorbeikam, hörte die letzten Worte des Bären. Er lächelte und sagte: »Als ich vorgestern im Wald unterwegs war, konnte ich beobachten, wie du gerade außerordentlich vom Pech verfolgt wurdest. Du hattest offensichtlich Probleme mit einem Baum.«

Diesmal brauchte der Bär nicht lange, um sich zu erinnern. »Ach ja«, sagte er. »Ich bin mit dem Kopf darin stecken geblieben. Ich kam an einem Baum vorbei, und in dem Baum war ein Loch. Also steckte ich meinen Kopf hinein, um für alle Fälle mal ›Guten Tag‹ zu sagen. Es hätte ja sein können, dass da eine Eule drin saß. Aber das Loch war leer, und als ich meinen Kopf wieder herausziehen wollte, steckte er fest. Stimmt, das war wirklich Pech. Die letzte Woche war überhaupt wie verhext.«

Der Fuchs setzte sich hin und schüttelte den Kopf. »Zum einen«, sagte er, »hättest du vielleicht daran denken können, dass jede Eule einen Wahnsinnsschrecken bekäme, wenn sie von deinem Gesicht im Schlafzimmer geweckt würde. Zum anderen hätte es dir vielleicht einfallen können, dass du deinen Kopf seitwärts drehen musst, um ihn aus dem Loch herauszubekommen, wenn du ihn seitwärts drehen musstest, um ihn hineinzubekommen.«

»Das habe ich am Ende auch herausgefunden«, sagte der Bär, der sich langsam, aber sicher unbehaglich fühlte.

»Wie du dich vielleicht erinnerst«, sagte der Fuchs, »hat das eine Weile gedauert. Jedenfalls wusste bis dahin schon der ganze Wald davon.«

Der Bär erinnerte sich nur zu deutlich an das schallende Gelächter, das ihn empfing, als es ihm endlich gelungen war, seinen Kopf aus dem Loch zu befreien. Es war alles sehr peinlich gewesen.

Der Fuchs hatte sich jetzt erhoben und wollte weiter.

»Warum siehst du nicht der Wahrheit ins Gesicht, Bär?«, sagte er. »Du hast kein Pech. Du bist einfach unglaublich dumm und ungeschickt.« Mit diesen Worten verschwand er und ließ einen sehr betrübten Bären zurück.

Etwa zur gleichen Zeit spazierte der Einsiedler einen der Pfade hinunter, die von seiner Höhle aus durch den Wald führten. Er hatte ein Olkännchen in der einen Hand und einen Staubwedel in der anderen, denn er wollte sein Tor ölen und seine Schilder abstauben.

Er öffnete und schloss das Tor ein paarmal und überzeugte sich davon, dass die Angeln in der Tat einen Tropfen Öl gebrauchen konnten. Sie quietschten so erbärmlich, dass es ihm durch Mark und Bein ging.

Die Sache war nämlich die, dass der Einsiedler nur selten Besuch bekam und das Tor sowieso nicht sehr oft benutzt wurde. Da sich weder rechts noch links vom Tor eine Mauer befand, hatten es sich die wenigen Besucher angewöhnt, einfach um das Tor herumzugehen.

Nach ein paar Tropfen Öl aus dem Kännchen gab das Tor Töne von sich, die dem Einsiedler besser gefielen, und er wandte sich dem Staub auf seinen Schildern zu.

Es waren zwei Schilder. Auf dem kleinen Schild, das neben einer Handglocke am Torpfosten hing, stand: Bitte läuten! Und auf dem größeren, das an einen Baum genagelt war, stand:

Privatunterricht durch hoch qualifizierten Lehrer.
Einsiedler nimmt einen Schüler auf. Vollpension.
Angemessene Bedingungen. Kursbeginn demnächst.
Nähere Auskünfte in der Höhle.

Beide Schilder waren staubig und nur schwer zu lesen. Genau genommen waren sie auch, nachdem der Einsiedler sie mit seinem Staubwedel bearbeitet hatte, noch schwer zu lesen, denn sie hingen schon fünfzehn Jahre dort, und die Farbe war mit der Zeit verblasst.

In seinem langen Leben hatte der Einsiedler sich eine Menge Gedanken gemacht und eine Menge Dinge gelernt. Und so hatte er vor fünfzehn Jahren beschlossen, dass es an der Zeit sei, einen Teil seines Wissens an einen eifrigen und intelligenten Schüler weiterzugeben. Er hatte nur einen Schüler aufnehmen wollen, weil er keine besonders starken Nerven hatte und sich nicht sicher war, ob er mit zwei temperamentvollen Schülern gleichzeitig zurechtkommen würde. Außerdem besaß er nur zwei Eierbecher.

Doch in all den Jahren hatte nie jemand in der Höhle um nähere Auskünfte gebeten, weil wahrscheinlich nie jemand an den Schildern vorbeikam. Und inzwischen waren die Buchstaben nur noch Schatten ihrer selbst.

»Wenn ich nächstes Jahr wieder herkomme, um die Angeln zu ölen, darf ich nicht vergessen, einen Topf Farbe mitzunehmen«, sagte der Einsiedler laut.

In diesem Augenblick kam, ganz in Schwermut versunken, der Bär vorbei. Und als der die Stimme hörte, dachte er, der Einsiedler spreche mit ihm.

»Wie bitte?«, sagte er.

Der Einsiedler drehte sich um und sah den Bären. Es war seit Ewigkeiten das erste fremde Gesicht, das er in diesem Teil des Waldes zu sehen bekam. Und sofort schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn der Bär gekommen wäre, weil er Privatunterricht haben wollte? Das wäre doch wundervoll. Das würde ihn nicht nur auf andere Gedanken bringen, das würde auch bedeuten, dass er die Schilder im nächsten Jahr nicht neu zu streichen brauchte.

»Ich habe eigentlich mit mir selbst gesprochen«, sagte der Einsiedler. »Ich habe mir gerade Gedanken darüber gemacht, dass die Schrift auf meinen Schildern so verblasst ist. Du wirst sie sicher nur schwer lesen können.«

»Ich kann sie überhaupt nicht lesen«, sagte der Bär, der nie lesen gelernt hatte.

»Das dachte ich mir«, sagte der Einsiedler. Dann fügte er, munter, als wäre ihm das jetzt erst eingefallen, hinzu: »Soll ich sie dir vorlesen?«

Die Stimmung des Bären hellte sich schlagartig auf. Schon lange war niemand mehr so freundlich zu ihm gewesen. »Ja, bitte«, sagte er und wippte entzückt von einem Fuß auf den anderen.

»Also«, begann der Einsiedler, »auf dem kleinen hier steht, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast: Bitte läuten!«

Der...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2015
Illustrationen Quentin Blake
Übersetzer Hanni Ehlers, Regine Kämper
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Antolin • Antolin Buch 4 Klasse • Antolin Bücher 4 Klasse • Bär • Bücher für Leseanfänger • Deutschunterricht • eBook • Einsamkeit • Einsiedler • Erstlesebücher • Erstleser • Freundschaft • Freundschaftsgeschichte • Für die ganze Familie • Gemeinschaft • Kinderbuch • Klassenlektüre • Leseförderung • Lesen lernen • Literaturunterricht • lustiges Kinderbuch • Reihe Hanser • Respektvoller Umgang • Roman für Schüler • Schule • Schullektüre • Schullektüre 4. Klasse • Schullektüre 5. Klasse • Schullektüre Deutsch Klasse 4 bis 5 • Schullektüre für die Grundschule • Schullektüre mit Unterrichtsmaterial • Selbstwertgefühl • Selbstwirksamkeit • skurriles Buch • Tiergeschichte • Unterricht • Unterrichtslektüre • Unterrichtsmaterial • Unterrichtsmodelle • Vorlesebuch • Zum Vorlesen
ISBN-10 3-423-42746-9 / 3423427469
ISBN-13 978-3-423-42746-3 / 9783423427463
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