Vergeltung - Folge 4 (eBook)

Das Medaillon
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2015 | 1. Auflage
95 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-0923-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vergeltung - Folge 4 - Katharina Peters
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Hannah steht unter großem Druck und ist froh, dass Mark Springer wieder zum Team stößt. Noch immer ist nicht klar, wer das Bekennerschreiben verfasst hat. Was hat Carnifex vor? Und was haben Muhlt und Bleichert gemeinsam? Hannah ahnt, dass es eine Verbindung geben muss. Henriette Muhlt hatte mehrfach mit dem Jugendamt zu tun. Auch sie stand unter dem Verdacht, ihre Kinder zu misshandeln.

Katharina Peters schloss ein Studium in Germanistik und Kunstgeschichte ab. Sie begeistert sich für japanische Kampfkunst und lebt mit ihren Hunden am Rande von Berlin. An die Ostsee fährt sie, um zu recherchieren, zu schreiben - und gelegentlich auch zu entspannen.

Aus der Rügen-Serie mit Romy Beccare sind »Hafenmord«, »Dünenmord«, »Klippenmord«, »Bernsteinmord«, »Leuchtturmmord«, »Deichmord«, »Strandmord«, »Fischermord«, »Schiffsmord«, »Ankermord« und »Ufermord« lieferbar.

Aus der Ostsee-Serie sind »Todesstrand«, »Todeshaff«, »Todeswoge«, »Todesklippe« sowie »Todeswall« lieferbar.

Mit der Kriminalpsychologin Hannah Jakob als Hauptfigur sind »Herztod«, »Wachkoma«, »Vergeltung«, »Abrechnung«, »Toteneis« und »Abgrund« lieferbar.

Zuletzt erschienen von ihr: »Bornholmer Schatten«, »Bornholmer Falle« und »Bornholmer Flucht«.

Mehr zur Autorin unter www.katharinapeters.com

1


Henriette Muhlt war Ende dreißig, verheiratet, Mutter von zehnjährigen Zwillingen. Sie arbeitete als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte in einer Apotheke und lebte mit ihrer Familie in Steglitz. Ihr Mann Ralf, Anfang vierzig, Verkäufer in einem Autohaus, hatte sie am Sonntagnachmittag als vermisst gemeldet, nachdem sie von einem Besuch bei einer Freundin, mit der sie sich am Samstagabend getroffen hatte, nicht zurückgekehrt war. Zudem hatte sich herausgestellt, dass Muhlt bereits am Samstagabend die Wohnung der Freundin verlassen hatte, wie eine Nachbarin bestätigte, um doch nicht, wie ursprünglich geplant, über Nacht zu bleiben. Ihr Handy war ausgestellt. Am Abend war der Polizei der Bekennerhinweis zugespielt worden – verwertbare Spuren konnten nicht gesichert werden. Beate Pohl, die Putzfrau der Bleicherts, hatte inzwischen bestätigt, dass das Schriftstück, das sie seinerzeit in den Händen gehalten hatte, ähnlich ausgesehen hatte. CARNIFEX war in Versalien geschrieben beziehungsweise gedruckt, beim Papier handelte es sich um Standardware.

Hannah überflog den Kurzbericht am Montagmorgen ein zweites Mal, nachdem Lone versichert hatte, dass mehrere Beamte unterwegs seien, die Nachbarn befragten und den Heimweg kontrollierten, den Muhlt normalerweise nahm, und die ersten routinemäßigen Überprüfungen aller unmittelbar Beteiligten angelaufen waren. Die Suchmeldung lief inzwischen über mehrere Sender. Ralf Muhlt und Linda Graff, Henriettes Freundin, hatten sich zur Befragung eingefunden und im Wartebereich Platz genommen.

Hannah war immer noch wie vor den Kopf geschlagen. Mit allem Möglichen hatte sie gerechnet, aber ein weiterer Vermisstenfall im Zusammenhang mit dem Stichwort Carnifex hatte nicht auf ihrer Liste gestanden, und sie hoffte, dass die Presse nicht allzu schnell Wind von den Einzelheiten des Falles bekam. Die reißerischen Schlagzeilen standen bereits vor ihrem inneren Auge. Hilt schien Ähnliches zu befürchten – sie hatte Hannah gebeten, die Lage so schnell und leise wie möglich zu sondieren. Lusche hatte versprochen, zwei Ermittler von der Windhoff-Sache an sie abzutreten, sobald es nötig wurde, und Jannick hatte seine Aufgaben im OGJ-Team delegieren können. Er war bereits unterwegs, um seine Fühler auf der Straße auszustrecken. Wo war die Verbindung zwischen Bleichert und Muhlt?

Lone stand immer noch schweigend in der Tür, wie sie plötzlich feststellte. Hannah tauchte aus ihren Gedanken auf und hob den Kopf. »Du machst einen guten, ja einen hervorragenden Job, habe ich das schon mal erwähnt?«

Lone zuckte mit den Achseln – ihr Gesichtsausdruck spiegelte widersprüchliche Gefühle, ein Schwanken zwischen Verlegenheit und Staunen. Sie wandte sich rasch ab. »Ralf Muhlt zuerst? Soll ich ihn reinholen?«

Hannah nickte lächelnd. »Ja, danke. Denkst du daran, Freunde und Bekannte, Kollegen und so weiter abzutelefonieren?«

»Längst dabei. Wir gucken uns gerade ihren PC an. Die Telefonverbindungen kommen im Laufe des Tages rein.«

»Klasse.«

Muhlt sah aus wie jemand, der seit mehreren Nächten schlecht oder gar nicht geschlafen hatte und von tiefer Sorge erfüllt war. Er war blass und unruhig, ein weinerlicher Zug lag um seinen Mund, und die Augen versanken in tiefen Schatten.

»Ich weiß überhaupt nicht, was los ist, Frau Kommissarin«, sagte er, kaum dass er sich gesetzt und seine Hände zwischen die Knie gepresst hatte. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, was geschehen ist. Ich …«

»Herr Muhlt, Ihre Frau hatte eigentlich vor, von Samstag auf Sonntag bei ihrer Freundin zu übernachten«, unterbrach Hannah ihn sanft.

Er nickte eifrig. »Ja, die beiden wollten sich einen netten Frauenabend machen – das tun sie seit Jahren in regelmäßigen Abständen. Linda meinte, sie hätten es sich dann doch anders überlegt.« Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung, warum.«

»Kam es häufiger vor, dass Ihre Frau ihre ursprüngliche Planung umwarf?«

Erneutes Achselzucken. »Ich weiß nicht … manchmal vielleicht. Die Regel ist es jedenfalls nicht.«

»Kann es sein, dass sie noch eine andere Verabredung hatte?«

»Was für eine andere Verabredung?« Misstrauen huschte plötzlich über sein Gesicht. »Wie meinen Sie das denn?«

Hannah lächelte beruhigend. »Ich meine gar nichts. Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen …«

»Sie ist entführt worden!«, fiel er ihr barsch ins Wort. »Es gab doch diesen merkwürdigen Hinweis – das hat mir ein Kollege von Ihnen bereits gesagt! Gehen Sie lieber dem nach.«

»Wir sind längst dabei«, erwiderte Hannah. »Doch die möglichst lückenlose Überprüfung der Wege Ihrer Frau gehört dazu, ebenso die Beleuchtung ihrer Entscheidung, den Abend anders zu verbringen als ursprünglich vorgesehen. Wir können eine Spur nur zurückverfolgen, wenn wir den Ausgangspunkt finden.« Falls die Frau entführt wurde, müssen die oder der Täter sie entweder beschattet haben, um wann auch immer eine günstige Gelegenheit zu ergreifen, oder sie müssen gewusst haben, was sie an dem Abend noch vorhatte, überlegte Hannah.

»Erzählen Sie doch einfach mal …«

»Das habe ich doch längst getan«, ereiferte sich Muhlt.

»Ich weiß, trotzdem.«

Muhlt atmete angestrengt aus. »Na schön. Henriette hat sich am Samstag so gegen siebzehn Uhr auf den Weg gemacht. Die beiden wollten noch zusammen kochen und sich dann vor die Kiste setzen. Ich war mit unseren Söhnen beim Fußball, wir haben uns auf dem Rückweg Döner besorgt und dann die Sportschau geguckt. Wir hatten einen schönen Abend.« Er lächelte kurz. »Meine Frau wollte so gegen zehn, elf am Sonntagvormittag zurück sein. Als sie um eins noch nicht zu Hause war, habe ich versucht, sie anzurufen, mehrfach – ohne Erfolg.« Seine Miene verdüsterte sich wieder. »Und auch Linda habe ich erst einige Zeit später erreicht, so gegen drei – sie war unterwegs, in einer Ausstellung oder so. Als sie mir dann erzählte, dass …« Er wischte eine Haarsträhne zur Seite. »Wir waren natürlich sofort in heller Aufregung, als uns klar wurde, dass Henriette seit den Abendstunden …« Er schüttelte den Kopf. »Wir fingen an, alle möglichen Leute anzurufen. Am späten Nachmittag bin ich dann zur Polizei gegangen.«

Hannah nickte. Die zeitliche Abfolge klang logisch und folgerichtig. »Gab es Ärger in letzter Zeit? War Ihre Frau angespannt?«

»Nein, nicht mehr als üblich – unser Alltag ist anstrengend: Job und Kinder, Haushalt und so weiter. Aber es war nichts Ungewöhnliches vorgefallen.«

»Herr Muhlt, sagt Ihnen der Name Robert Bleichert etwas?«

»Nein, wer soll das sein?«

»Ein Anwalt.«

Der Mann zog die Brauen zusammen. »Und wie kommen Sie auf den?«

»Noch nie gehört?«

»Nein.«

»Der Mann wird ebenfalls vermisst, und es gab den gleichen Bekennerhinweis.«

»Das ist ja merkwürdig«, meinte Muhlt perplex.

»Das ist es in der Tat. Und Sie können nichts mit dem Ausdruck Carnifex anfangen?«

»Nein. Ich weiß inzwischen, was er bedeutet, aber ich habe nicht den blassesten Schimmer, was das alles soll. Kann es sein, dass sich jemand einen saudummen Scherz erlaubt …« Er winkte ab. »Schon gut, ich ziehe die Frage zurück.«

Hannah nahm sich Zeit, die verschiedenen Lebensbereiche der Muhlts abzufragen, erkundigte sich nach biografisch einschneidenden Erlebnissen, Krankheiten, Problemen. Muhlt machte es ihr alles andere als leicht und neigte dazu, Fragen abzuwehren, deren Hintergrund ihm nicht geheuer oder zu persönlich schien. Darüber hinaus war er leicht zu verunsichern, was in dieser Situation allerdings nicht weiter verwundern durfte.

»Wie lief es in Ihrer Partnerschaft?«

»Was hat unsere Ehe mit ihrem Verschwinden zu tun?«

»Ich sondiere die Lage, Herr Muhlt, und zwar nach allen Seiten – das ist mein Job. Und natürlich ist Ihre Beziehung von Bedeutung.«

»Unsere Ehe war in Ordnung.«

»Gab es gehäuft Streit in letzter Zeit?«

»Ich habe doch gesagt …«

»Dass Ihre Ehe in Ordnung war, nun gut«, kürzte Hannah den Punkt ab. »Wie geht es Ihren Kindern?«

»Wie meinen Sie das?«

»Wie verkraften sie die Situation?« Was könnte ich sonst meinen?

»Ach so – na, ich versuche, beruhigend auf sie einzuwirken.«

»Ich möchte mit ihnen sprechen.«

»Bitte? Warum das denn?«

»Kinder nehmen Dinge anders wahr«, erklärte Hannah geduldig. »Vielleicht sind den Jungs Details aufgefallen, die Ihnen entgangen sind und eine Rolle spielen könnten.«

Muhlt nickte zögernd. »Ich werde sie danach fragen und Sie dann informieren.«

Hannah fixierte ihn. »Warum lassen Sie mich nicht mit Ihren Söhnen sprechen?«

»Ist das nicht leicht nachzuvollziehen? Die beiden haben gerade genug Aufregung und Kummer. Ich möchte ihnen weiteren Stress ersparen.«

Hannah deutete ein Schmunzeln an. »Danke für die Blumen – eine Unterhaltung mit mir wird allerdings gemeinhin nicht als Schockerlebnis beschrieben. Ich versichere Ihnen, dass ich sehr viel von meiner Arbeit verstehe, gerade was behutsame Befragungen angeht, und Ihre Söhne das Gespräch mit mir unbeschadet überstehen werden.«

Muhlt verzog keine Miene. »Trotzdem.«

Hannah legte die Hände auf den Tisch und suchte seinen Blick. Für Sekunden blieb es still im Raum. »Ihre Frau ist seit Samstagabend spurlos verschwunden,...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2015
Reihe/Serie Hannah Jakob ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anwalt • Assistenzhund • Berlin • Entführung • Ermittlung • Ermittlungen • Hannah Jakob • Hannah Jakob ermittelt • Hund • Katharina Peters • Katharina Peters Thriller • Kindesmissbrauch • Kindesmisshandlung • Kriminalpsychologie • kriminalpsychologin • Mord • Mörder • Polizei • Polizeihund • Roman • Rotlichtmilieu • Sonderermittlerin • Sonderermittlung • Spannung • Thriller • Verbrechen • Vernachlässigung • Verschwinden • weibliche Ermittlerin • weibliche Heldin
ISBN-10 3-8412-0923-8 / 3841209238
ISBN-13 978-3-8412-0923-8 / 9783841209238
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