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Die Zucht (eBook)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
528 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-21981-6 (ISBN)
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Nach «Blinder Instinkt», «Wassermanns Zorn» und «Deathbook» der neue packende Thriller von Bestsellerautor Andreas Winkelmann. Nur fünf Minuten hat Helga Schwabe ihren Sohn aus den Augen gelassen. Einen unaufmerksamen Moment lang. Und in diesem Moment ist er verschwunden. Als fielen Hauptkommissar Henry Conroy die Ermittlungen in diesem Fall mutmaßlicher Kindesentführung nicht schon schwer genug, muss er sich auch noch mit einer neuen Kollegin herumschlagen. Vorlaut, frech, selbstbestimmt - das ist Manuela Sperling. Aber sie hat einen guten Riecher. Und bald stoßen die beiden auf eine Spur, die zu einem alten Gehöft im Niemandsland an der Grenze zu Tschechien führt, auf dem illegal Hunde gezüchtet werden. Hunde, die Fleisch brauchen, viel Fleisch. Und ihr Züchter besorgt es ihnen, koste es, was es wolle ...

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

3


Henry Conroy stand unter der mächtigen Kastanie, die Einfahrt und Vorgarten des alten Resthofes beschattete. Rund um den Stamm hatten die Wurzeln das graue Pflaster aufgeworfen. Es sah aus, als würde sich etwas Gewaltiges aus dem Erdreich emporarbeiten. Nur noch eine hauchdünne Schicht hielt es zurück. Aber nicht mehr lange, der Ausbruch stand kurz bevor.

Henry legte den Kopf in den Nacken und sah in die Krone hinauf. Vereinzelt drang Sonnenlicht durch das dichte Laub. Die Blätter waren allesamt braun gefleckt, der Baum wirkte krank. Das alte, backsteinerne Haus wirkte krank. Alles hier wirkte krank, trotz der ländlichen Idylle und des guten Wetters. Hinter der pockennarbigen Fassade bürgerlichen Alltags lauerte dasselbe Virus, das den Rest der Welt befallen hatte.

Was vor kurzem hier geschehen war, bestätigte Henry Conroy nur in seiner Überzeugung, in einer kranken, nicht therapierbaren Welt zu leben. Was er tun konnte, war, hie und da ein Pflaster aufzukleben, mehr nicht. Aber sofort brachen an anderer Stelle neue Wunden auf. Ein Hoch auf die Arschlöcher dieser Welt, die seinen Arbeitsplatz sicherten.

Henry sah zu der schmalen Teerstraße hinüber, die aus der kleinen Ortschaft Hohberg hierherführte und neben dem Haus der Schwabes in einen Feldweg überging. In der Mitte des Feldweges stand eine hohe Grasnarbe. Die Fahrspuren rechts und links davon waren tief, der trockene Sand darin weich und von breiten Traktorreifen zermahlen. Der letzte Regen lag länger als eine Woche zurück. Die Sonne hatte den Boden ausgetrocknet, auf Reifenspuren brauchten sie also nicht zu hoffen.

Die Spurentechniker arbeiteten in zwei Gruppen. Eine kroch auf Knien durch den Garten der Schwabes, die andere suchte unten am Waldrand. Dort, so hatte ihm sein Kollege Jens Jagoda telefonisch berichtet, hatte der Vater Blutspuren gefunden, eventuell sogar Gewebestücke. Und natürlich war er drauf herumgetrampelt, bevor er die Polizei informiert hatte. Auch Henry würde dieser Anblick nicht erspart bleiben, aber vorher wollte er einen Blick auf das Grundstück werfen. Sollten die Jungs von der Spurensicherung die Leiche des Jungen im Wald finden, würde er es früh genug erfahren, seine Anwesenheit dort unten spielte keine entscheidende Rolle. Wichtiger war die Fahndung, die er sofort eingeleitet hatte. Jeder Polizist in diesem Bundesland – und auch im angrenzenden – musste darüber informiert werden, dass ein sechsjähriger Junge vermisste wurde. Sie würden jeden Pkw anhalten, in dem eine einzelne männliche Person saß. Vielleicht hatten sie Glück und fanden jemanden, an dessen Händen oder der Kleidung Blut klebte. Laien meinten immer, der Abschaum der Gesellschaft sei besonders intelligent, aber das stimmte nicht. Die meisten Straftäter waren saublöd.

Den Blutspuren nach zu urteilen, konnten sie dem Jungen nicht mehr helfen. Aber die Jagd nach dem Täter, die konnten sie noch gewinnen. Leider hatten die Schwabes eine halbe Stunde verstreichen lassen, ehe sie die Polizei gerufen hatten. Verständlich, jeder suchte erst einmal selbst nach seinem Kind. Für die Fahndung war es allerdings schlecht. In einer halben Stunde konnte man weit kommen. In etwas mehr als der doppelten Zeit ließ sich problemlos die Grenze nach Tschechien erreichen.

Henrys Magen grummelte und kniff. Er hatte wenig gegessen, aber daran lag es nicht allein. Es war dieser Fall. Er wollte ihn nicht, und sein Körper sträubte sich dagegen. Da er aber bereits seit drei Tagen nichts weiter getan hatte, als die Ablage zu bearbeiten, hatte der stellvertretende Polizeichef Nikolaus Sackstedt ihn eingeteilt. Natürlich. Henry dachte darüber nach, sich morgen krankzumelden und Jens Jagoda den Kram aufzubürden. Nur um Sackstedt eins auszuwischen.

Morgen. Vielleicht. Aber jetzt musste er ran. Und er durfte keine Fehler machen.

Henry folgte dem Feldweg bis zur Rückseite des Hauses und blieb vor einer Pforte im Maschendrahtzaun stehen. Ein Techniker in weißem Spezialanzug war damit beschäftigt, von dem metallenen Gestänge der Pforte Spuren zu extrahieren.

«Ist er hier durch?», fragte Henry ihn.

Der Mann nickte, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.

«Wahrscheinlich. Das Tor stand offen, und die Mutter sagt, es hätte nicht offen stehen dürfen, schon allein wegen des Hundes nicht. Aber sie haben alle dran herumgegrabbelt. Die Mutter, der Vater …»

Henry besah sich den Garten. Von der Pforte bis zum Sandkasten, wo der kleine Oleg zuletzt gesehen worden war, waren es etwa fünf Meter. Das Maisfeld drängte sich bis auf drei Meter an das Grundstück heran. Aus der Sicht eines Entführers waren das geradezu ideale Bedingungen. Natürlich musste man dazu erst einmal wissen, dass hier ein Junge lebte. Der Hof lag einsam am Ende der Teerstraße. Selbst das Navigationssystem hatte Henry nicht wie gewohnt bis vor die Haustür geführt, sondern schon an der einzigen Kreuzung im Ort kapituliert – und von dort aus waren es noch einmal zweihundert Meter die Straße hinunter. Durchgangsverkehr gab es nicht. Hier fuhren nur Landwirte, Förster und Jäger, und die stammten vermutlich alle aus Hohberg oder der näheren Umgebung.

Henry zog das Diktiergerät aus seiner Hosentasche. Es war klein und verschwand fast in seiner Handfläche. Zugegebenermaßen hatte er große Handflächen. Pranken, wie Serena immer gesagt hatte.

«Täter kann das Haus der Schwabes nicht zufällig gefunden haben», sprach er ins Mikrophon. «Familienbeziehungen prüfen. Landwirte und Jäger aus Hohberg überprüfen.»

Er wandte sich an den Spurentechniker.

«Hat sich schon jemand im Maisfeld umgesehen?», fragte er.

«Nicht dass ich wüsste.»

«Der Täter wird den kürzesten Weg zwischen Pforte und Maisfeld gewählt haben. Außerdem wird er das Grundstück von dort aus beobachtet haben. Maispflanzen haben scharfe Blätter. Eventuell hat er Faserspuren oder sogar genetische Spuren hinterlassen. Kümmern Sie sich bitte darum.»

«Wird gemacht», sagte der Techniker und ließ Henry das Tor passieren.

Vor dem rechteckigen Sandkasten aus billigem Nadelholz blieb Henry stehen und betrachtete die Figuren darin. In nahezu exakten Abständen waren Dutzende vierblättrige Kleeblätter aufgereiht.

Sollen die nicht Glück bringen?, dachte er.

Dass dem nicht so war, davon zeugte der große Fußabdruck, der einige der Kleeblattsandkuchen zerstört hatte. Er war mit einem roten Fähnchen markiert und von einem Stützrand aus Kunststoff umgeben. Daneben lag ein Maßstab. Ein weiterer Spurentechniker hockte im Gras und bereitete eine Gipsmischung zu, mit der er den Eindruck ausgießen würde.

«Warum ist der Sand so feucht?», fragte Henry.

Der Techniker drehte sich zu ihm um, und Henry erkannte, dass in dem weißen Anzug eine junge Frau steckte.

«Der Vater sprüht ihn jeden Abend mit dem Wasserschlauch ein, damit er sich formen lässt», antwortete sie. «Wir können von Glück reden … das ist eine der besten Eindruckspuren, die ich je gesehen habe.»

«Glück ist für Menschen ohne Talent und Verstand», sagte Henry. «Zählen Sie sich dazu?»

«Zumindest zähle ich mich nicht zu den Menschen ohne Humor», erwiderte sie und schenkte ihm ein Lächeln.

Henrys Miene blieb unbewegt. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er Schlagfertigkeit respektiert. Heute nervte sie ihn nur noch. Die Leute sollten ihre Arbeit vernünftig machen, dann musste er auch nicht den Kotzbrocken spielen.

Serena war äußerst schlagfertig gewesen, und wenn sie gut drauf und hellwach gewesen war, hatte er von ihr sogar noch etwas lernen können. Er hatte ihre kleinen verbalen Spielchen geliebt, die für Außenstehende wie Streit gewirkt haben mochten. Sie auch. Es war schon komisch, dass er ausgerechnet jetzt an sie denken musste. Andererseits auch wieder nicht. Er dachte meistens in den abwegigsten Momenten an sie.

Die Spurentechnikerin hatte aber recht. Der Schuhabdruck konnte von großer Bedeutung sein. Vor Gericht zählten nur die Fakten, und dies hier war einer. Sie würden den Täter durch diesen Abdruck nicht finden, aber sie könnten später die Schuhe eines Tatverdächtigen damit vergleichen. Jeder Mensch nutzte die Sohlen seiner Schuhe auf eine ganz bestimmte Art und Weise ab.

«Welche Größe?», fragte er.

«Sechsundvierzig.»

«Irgendeine Besonderheit?»

Die Frau nickte, ließ von ihrem Gipsbrei ab, beugte sich über die Sandkiste und deutete auf den vorderen Bereich des Abdrucks, an dessen Ränder sich die Reste der sandigen Kleeblätter schmiegten.

«Sehen Sie hier … ein tiefer Riss. Die Sohle ist wohl ziemlich alt.»

Henry erkannte, was sie meinte.

«Alt bedeutet, der Täter könnte diese Schuhe mit der Absicht angezogen haben, sie später zu entsorgen.»

Die Frau schüttelte den Kopf und strich eine Haarsträhne unter die weiße Haube zurück.

«Glaube ich nicht. Vielleicht trägt er diese Schuhe einfach gern. Sie wissen doch, wie ungern sich Menschen von eingelaufenen Schuhen trennen.»

Wieder hatte sie recht. Menschen waren Gewohnheitstiere und als solche berechenbar. Selbst die, die sich für unberechenbar hielten. Aber Glück und Glaube hatten in der Ermittlungsarbeit nichts zu suchen, und Henry ärgerte sich über das Gebrauchsvokabular der jungen Frau.

Er ließ sie ihre Arbeit machen und entfernte sich von dem Sandkasten. Dabei sprach er abermals in sein Diktiergerät.

«Altkleidercontainer an den möglichen Fluchtrouten kontrollieren. Schuhe. Größe 46.»

Schließlich blieb er vor der Wäscheleine stehen. Daran hingen drei weiße, bereits getrocknete Bettlaken, die im Abendwind sanft hin und her...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2015
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abgeschnitten • Augensammler • Blinder Instinkt • Deathbook • Der Seelenbrecher • Die Therapie • Fleisch • illegale Hundezucht • Karen Rose • Karen Rose • Manuela Sperling • Menschenhandel • Mimik • Nachtwandler • Noah • Sebastian Fitzek • spannende Thriller • Spannung • taschenbücher thriller • Therapie • Thriller • Thriller und Krimis deutsch • Tierquälerei • Wassermanns Zorn
ISBN-10 3-644-21981-8 / 3644219818
ISBN-13 978-3-644-21981-6 / 9783644219816
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